Carla Berling - Glück für Wiedereinsteiger

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    Wenn Pläne nicht aufgehen


    Ronny und Thea Schmidt wollen ihren 40. Hochzeitstag und ihren 60. Geburtstag an Silvester ganz groß feiern. Und sie wollen ihren Töchtern mit Familie und ihren Freunden mitteilen, dass sich sich freundschaftlich trennen werden um sich getrennt ihren jeweiligen Traum zu erfüllen. Ronny träumt schon seit ewigen Zeiten davon in Paris zu leben und Thea möchte die ursprüngliche Natur und Freiheit in Neuseeland, Australien und den Fidschis genießen. Sie haben allerdings nicht erwartet, wie diese Nachricht von ihren Liebsten aufgenommen wird.

    Doch dann kommt alles ganz anders. Thea landet nicht in Frankfurt am Flughafen sondern bei „Alien“ Heppi in Neu-Isenburg. Und Ronny steht mit weiteren 200 Mietern in Paris vor „seinem“ Appartement.


    Wie ihr Leben dann weitergeht, was sie alles erleben und wen sie alles kennenlernen,das lest ihr in dem spritzigen Roman von Carla Berling „Glück für Wiedereinsteiger“ aus dem #heyneverlag.

    Mir hat schon die Einladungsreise der Beiden sehr gut gefallen. Da lerne ich Angie und Olli Holländer kennen, die seit einem Lottogewinn leicht übergeschnappt sind; Ronnys ehemaligen Billardfreund Ralf Emmerich, der jetzt in der Seniorenresidenz Schloss Rheinblick lebt; Ellen und Steffen Lang, die demnächst in ein Tiny-House ziehen; Bea und ihren neuen Freund und natürlich Theas Freundin Marita. Dazu kurze Geschichten zu den drei Töchtern mit ihren Familien, die alle von den Plänen von Mama und Papa gar nicht begeistert sind. Einzig Opa Günni, der sich mit seiner neuen Hausperle richtig gut versteht, hat nichts dagegen, dass Ronny und Thea ab jetzt ihre eigenen, getrennten Wege gehen wollen.

    Die Menschen, die Autorin Carla Berling mir hier vorstellt, sind trotz ihrer Überzeichnung alle so liebenswert und nahbar. Mein Kopfkino hat sie ganz schnell in sich vereinnahmt und einen Film ablaufen lassen, den ich mir auch im Kino sehr gut vorstellen kann. Ab der ersten Seite habe ich mit Thea und Ronny mitgefiebert, ob sich ihre Träume erfüllen bzw. wie sie mit dem, was sie dann alles erleben, umgehen.


    Eine leichte, humorvolle, überaus charmante Geschichte über eine Lebensplanung, die dann so ganz anders verläuft, die mich hier und da ein bisserl nachdenklich hat werden lassen und die mich sehr gut unterhalten hat. Nicht nur für die Generation Ü60 empfehlenswert.


    5ratten

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    Carla Berling: Glück für Wiedereinsteiger. Roman, München 2024, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN: 978-3-453-42905-5, Softcover, 288 Seiten, Format: 11,7 x 2,8 x 18,6 cm, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99.


    Er war nachdenklich. […]
    „Unsere Freunde … […] … Es fühlt sich für mich an, als wären sie alle irgendwie gefangen. Als würden sie feststecken in ihren Gewohnheiten und Abläufen.“
    „Ja, stimmt. Außer Bea und Marita wirken sie, als würden sie nach einem Drehbuch leben, das sie nicht selbst umschreiben können.“
    (Seite 103)


    40. Hochzeitstag: Grund zum Feiern


    Die Bankangestellten Ronny und Thea Schmidt, beide 59 und am 1. Januar geboren, waren schon zu Schulzeiten ein Paar. Sie haben jung geheiratet und drei Töchter bekommen. Jetzt steht ihr gemeinsamer 60. Geburtstag an und gleichzeitig ihr 40. Hochzeitstag. Grund für eine ganz große Feier mit Familie, Freunden und alten Weggefährten, die sie zum Teil schon ewig nicht mehr gesehen haben.


    Das Paar beschließt, im Urlaub eine Tour durch Deutschland zu machen und den Freunden, die sie ein wenig aus den Augen verloren haben, die Einladung persönlich zu überbringen. Mit Voranmeldung, natürlich. Spätestens hier wird die Geschichte saukomisch und tragisch zugleich.


    Wiedersehen mit alten Freunden


    Schmidts sind teilweise regelrecht entsetzt, wie sich manche Freunde im Lauf der Zeit entwickelt haben.


    Thea und Ronny kommen ins Grübeln


    Das bringt die Schmidts ins Grübeln. Ist das bei ihnen am Ende auch so? Alles nur Gewohnheit? Wollen sie wirklich die nächsten 30 (?) Jahre genau so weitermachen wie bisher? Ein inzwischen viel zu großes Haus nebst Garten in Schuss halten und der Familie den Allerwertesten hinterhertragen? Nicht umsonst ist Theas Spitzname „das Kümmermonster“. Dazu passt auch ihr stark ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Ja, auch um die Erde muss sie sich ständig kümmern, selbst wenn das manchmal unbequem ist.


    Wollen Schmidts das tatsächlich so haben? Oder sind sie aus diesem Leben inzwischen unbemerkt herausgewachsen? Sie stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist, wieder zu spüren, was man selbst will, wenn man seit Jahrzehnten nur getan hat, was man tun musste.


    In einem ernsten Gespräch wird ihnen klar, dass ihnen ihre Verpflichtungen längst zu viel sind. Das meiste davon kann weg. Doch was kommt dann? Hier liegen ihre Wünsche weit auseinander. Der kultivierte und frankophile Ronny würde am liebsten nach Paris ziehen, die bodenständige und naturverbundene Thea zieht es dagegen nach Neuseeland, das sie zunächst einmal als Rucksacktouristin erkunden will. Das ist völlig unvereinbar. Thea hasst große Städte und Ronny hat’s nicht mit der Natur. Ja – und jetzt?


    Ein neues Leben – aber getrennt!


    Bei der großen Familienfeier lassen sie die Bombe platzen: Sie gehen ab sofort getrennte Wege. Jeder wagt einen Neustart in dem Land seiner Wahl. Wenn die zwei auf Beifall für ihre mutige Entscheidung gehofft hatten, haben sie sich getäuscht. Die Gäste sind schockiert,


    Da hilft kein Jammern und kein Schmollen: Das Projekt „Neustart“ ist längst eingetütet. Ronny hat eine Wohnung in Paris gemietet, Thea ihre Neuseeland-Reise gebucht. Es geht also los.


    Jetzt hatte ich erwartet, dass wir Zeuge werden, wie Ronny sich in Paris einlebt und Thea durch Neuseeland tourt. Und dass die beiden vielleicht doch merken, dass ihnen die Familie fehlt. Aber so leicht macht es die Autorin ihren Hauptfiguren und uns Leser:innen nicht!


    Das Leben pfeift auf jeden Plan


    Leben ist bekanntlich das, was sich abspielt, während man andere Pläne schmiedet. Nichts kommt so, wie es geplant war. Bei Ronny in Paris läuft es ziemlich unrund und bei Thea auch. Sie landet zunächst im Krankenhaus und dann … also jedenfalls nicht am Ziel ihrer Wahl. Aber vielleicht doch am Ziel ihrer Träume? Das wird die Zeit zeigen. Manchmal nimmt das Schicksal ja seltsame Umwege.


    Eines merkt Thea recht schnell: Sie braucht keinen Ehemann zum Überleben. Sie kommt sehr gut alleine klar. Ihre Familie fehlt ihr nicht, höchstens ihre Enkelin. Im Moment erlebt sie aber auch so viel Neues, dass sie gar keine Zeit hat, Mann und Kinder zu vermissen. Sie kommt ja kaum zum Nachdenken! Doch dass sie an den Entwicklungen in ihrem Leben nicht ganz unschuldig war, das dämmert ihr inzwischen.


    Wie gut, dass sie mit der Familiengründung so früh angefangen haben und entsprechend früh damit durch waren! Jetzt sind sie noch jung und fit genug für einen Neustart. Wie auch immer der sich gestalten mag. Denn was Schmidts planen, scheint ziemlich Wurscht zu sein. Es kommt sowieso immer anders …


    Manchmal muss man laut lachen


    WARNUNG: Dieses Buch möglichst nicht in der Öffentlichkeit lesen! Auch nicht auf dem Balkon. Lautloslach-Gefahr! Für euch getestet. :D Wenn die Nachbarn mich bis jetzt noch nicht für meschugge gehalten haben – jetzt tun sie es bestimmt. Schmidts Besuchstour bei ihren alten Freunden ist der Brüller. Bei der ein oder anderen Gestalt dachte ich: „Mensch, den/die kenne ich doch! Das ist doch …“ - Wenn man im entsprechenden Alter ist, ist die Chance eben groß, Leuten mit ähnlichem Habitus begegnet zu sein. Und wenn Theas Freundinnen Marita und „Heppi“ ganz unverblümt ihre Stories erzählt haben, war ich nur noch am Wiehern.


    Kein Klamauk! Die Frage nach dem Leben und allem


    Doch wie alle Carla-Berling-Komödien ist dies hier kein Klamauk. Die bekichernswerten Szenen sind Leckerlis für die Leser:innen. Im Grunde geht’s darum, wie man lebt – und wie man leben möchte. Die Frage, ob das, was man bisher gemacht hat, noch zu einem passt oder ob man nur aus Gewohnheit und Bequemlichkeit daran festhält, muss erlaubt sein. Genau wie die Konsequenzen, die man unter Umständen daraus zieht, selbst wenn die dem persönlichen Umfeld nicht in den Kram passen.


    Beim Lesen habe ich mich allerdings gefragt, ob Thea in ihrem neuen Leben nicht genau das gleiche macht wie in ihrem alten: sich um alles und jeden kümmern. Aber gut: Das liegt ihr, das kann sie. Jetzt macht sie’s freiwillig und nicht, weil es von ihr erwartet und verlangt wird. Alle wissen, dass sie jederzeit damit aufhören und zu einem neuen Ziel aufbrechen kann. Und das Schöne ist: Thea weiß es auch.


    Die Autorin


    Carla Berling, Ostwestfälin mit rheinländischem Temperament, lebt in Köln, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit der Krimi-Reihe um Ira Wittekind landete sie auf Anhieb einen Erfolg als Selfpublisherin. Mit »Der Alte muss weg« wechselte sie sehr erfolgreich in die humorvolle Unterhaltung. Unter dem Pseudonym Felicitas Fuchs schreibt sie darüber hinaus historische Familiengeschichten. Bevor sie Bücher schrieb, arbeitete Carla Berling jahrelang als Lokalreporterin und Pressefotografin. Sie tourt außerdem regelmäßig mit ihren Romanen durch große und kleine Städte.