Charles Stross - Accelerando

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.475 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sgerdom.

  • Nabend allerseits,


    da mich die Lektüre von Accelerando doch ziemlich verstört zurückgelassen hat, würde ich nun gerne eure Meinung zu diesem Wahnsinnstrip hören.
    Hier die Beschreibung von Amazon:


    "Manfred Macx ist Unternehmensberater. Seine Genialität äußert sich darin, dass er normalerweise schon vor dem Frühstück Patente auf ein halbes Dutzend Erfindungen anmeldet. Doch Macx ist keineswegs der übliche großkapitalistische Geldscheffler. Er hat eine Vision und die besteht darin, möglichst viele Informationen frei zugänglich zu machen. Daher gibt er sein Wissen und seine Geschäftsideen auch kostenlos an Unternehmen weiter, die es ihm im Gegenzug ermöglichen, vollkommen ohne Geld zu leben.


    Macx ist der Überzeugung, dass die menschliche Gesellschaft kurz vor dem Übergang in einen neuen Zustand steht: die Singularität, deren Ausgang noch niemand vorhersagen kann. Schon jetzt sind Menschen via Hirnimplantaten mit dem Internet vernetzt, kann eine elektronische Spielzeugkatze sich zu einer künstlichen Intelligenz entwickeln oder gar ein menschlicher Geist in Netzwerken hochgeladen werden. Hinzu kommt ein geheimnisvolles Signal, das die Menschheit vor einiger Zeit aus dem Weltall empfangen hat, und das auf die Existenz außerirdischer Lebensformen hinweist.


    Wie der Titel Accelerando schon verheißt, beschreibt Stross die sich stetig beschleunigende Entwicklung einer technokratischen Gesellschaft, in der der Mensch vielleicht nur die Vorstufe zu einer völlig neuartigen Wesens- und Seinsform darstellt. Ebenso rasant und verdichtet ist auch die Sprache des Romans, die ein Konglomerat aus technologischen Extrapolationen, witzigen Genre-Anspielungen und bizarrer Poesie bildet. Die Konflikte von drei Generationen der Macx-Familie bilden den Rahmen der Geschichte und verleihen dem Vorstoß in die Posthumanität eine menschliche Dimension. Accelerando ist ohne Frage ein Quantensprung der Science Fiction -- ein Roman, der nicht nur ein Licht auf die Zukunft des Genres sondern möglicherweise auch unserer Gesellschaft wirft."


    Ja, da gibt's eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Habe selten eine so beklemmende Vision der Menschheit von morgen gelesen. Ähnlich hat eigentlich nur seinerzeit die legendäre Neuromancer-Trilogie auf mich gewirkt.


    Was denkt ihr über die heraufgeladenen Hummer, über die Frage der Bürgerrechte für KI's und über die relativistischen Zwillinge der Hauptcharaktere???



    Viele Grüße
    Case

  • Für mich eins der genialsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe - sprachlich, inhaltlich, vom Witz und der Gescheitheit her - und ich habe selten so gelacht wie bei diesem Buch. (Terry Pratchetts frühe Werke mal ausgenommen ...)


    Weil ich eine faule Socke bin, kopiere ich mal meine Leseeindrücke von meiner HP hierher:


    "Sicher keine supereinfache Lektüre, aber sehr, sehr interessant und mit witzigen Einfällen. (Bin auf den ersten fünfzig Seiten, mehr kann ich dazu noch nicht sagen ...)


    Erstes Zwischenergebnis: das Buch ist ganz sicher eins der Lesehighlights dieses Jahres!


    Fazit: Ja, das ist es. Humorvoll, witzig, bilderreich - ich habe noch nie vorher bei einem vorgeblich kopflastigen und trockenen SF-Roman so oft und so laut gelacht! Und jetzt schau ich mir noch mal voller Verwunderung die Amazon-Kritiken dazu an - die Jungs haben alle ein anderes Buch gelesen als ich ...?


    Zurück von Amazon ... Ja. Nun. Man muss Familiengeschichten mögen, wenn man Accelerando liest. (Kein Witz!) Und man muss Spaß daran haben, wie jemand mit Sprache spielt - das fängt an beim verwendeten Präsens (das las sich nach einer kleinen Eingewöhnung sehr angenehm!) und hört auf bei dem vielbeschimpften "Technobabble". Also, wenn man ein bisschen Computer- und Internet-Sprech drauf hat und vielleicht auch mal in einen populärwissenschaftlichen Artikel zur moderneren Physik hineingelesen hat, ist das alles nicht schwer zu entschlüsseln. Und für den Rest gibt es ein ganz nettes Glossar. Die Hauptsache an dem Roman ist aber die wirklich witzige Art und Weise, wie eine Zukunft extrapoliert wird, in der das Sonnensystem abgewickelt und zu einem "Matroschka-Gehirn" umkonstruiert wird, damit der "missratene Nachwuchs" genügend intelligente Materie zum Wohlfühlen hat - während die Menschen, die das nicht mitmachen wollen, als die Neandertaler des neuen Zeitalters in ferne Habitate umgesiedelt werden. Und diese "altmodischen" Menschen sind von uns hier und heute so weit entfernt, dass *wir* dagegen die echten Neandertaler sind ... unsereins hat hier und jetzt einfach keinen "Reset"-Knopf, mit dem man sein Leben einfach noch mal von vorne beginnen kann, bis die Variante einem gefällt - oder dass man mal eben nach einer erholsamen Ruhepause im Tod per Backup wieder ins Leben zurückkehrt und schaut, ob das Kind 2.0 mit der Wirtschaft 2.0 gut zurechtkommt ... ach, ich versuch es gar nicht erst. Das Buch steckt voller köstlicher Einfälle und Schnurren (eine meiner Lieblingsstellen behandelt eine Gebrauchsanweisung für frisch Auferstandene für eine Stadtgesellschaft, die von einer "schwach gottähnlichen" Wesenheit namens "Hello Kitty" geführt wird ...) Meine Empfehlung: unbedingt lesen!"


    LG


    Susanne