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António Lobo Antunes kam 1942 in Lissabon auf die Welt, er studierte Medizin und war Psychiater und Militärarzt in Angola. "Der Tod des Carlos Gardel" ist sein 10. Buch und zugleich der Abschlussroman der "Benfica Trilogie" (Leidenschaften der Seele, Die natürliche Ordnung der Dinge, Der Tod des Carlos Gardel). Der Roman ist laut Lobo Antunes "[...] eine Liebeserklärung an Benfica, wo ich geboren wurde und aufwuchs. [...] Der Roman ist eine Erinnerung an einen Ort wo ich glücklich war."
Carlos Gardel war ein berühmter argentinischer Tangostar, der 1935 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Zum Buch:
Im Mittelpunkt des Buch steht der Tod: Tod von Nuno und das Scheitern einer Familie.
Ein sterbender heroinsüchtiger Junge Namens Nuno; an seinem Bett sein Vater Álvaro, Mutter Claudia, Tante Graca, Stiefmutter Raquel. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt Antunes langsam die Geschichte einer gescheiterten Familie. Nunos Tod und das Leben aller anderen Personen werden aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, die alle nach berühmten Liedern von Carlos Gardel benannt sind. Diese Kapitel sind gleichzeitig Monologe der oben genannten Personen. Durch diese Vielzahl an Erzählsträngen vermischen sich die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Dies erfordert ein konzentriertes Lesen, bietet aber immer bessere Einsichten in das Innenleben und die Tragödie der Familie. Der Leser lernt zu verstehen, wie und warum es zur Tragödie kommen konnte bzw. musste.
Nuno zerbricht nämlich an der Gefühlskälte seiner Eltern, der Abwesenheit seines Vaters, der vor der Realität flüchtet und dem Geist von Carlos Gardel verfallen ist, "[...] und jahrelang war mein Vater für mich nicht mein Vater, er war eine Stimme, die aus den Lautsprechern kam und alles aufhob, alles ausläschte, alles zerstörte, eine Stimme, die verstummte und wieder begann und wieder verstummte... Ihm war es egal, genauso wie es meiner Mutter egal war, dass ich allein blieb, im leeren Kühlschrank, in den leeren Schubladen, in der Keksdose nach Essen suchte - Ihr liebt mich nicht." Doch Nunos Anklage kommt zu spät. Und Álvaro flüchtet weiter...
Es ist ein trauriges Buch, geschrieben in einer sehr komplexen und dichten Sprache. Am Anfang muss man sich an die Sprache gewöhnen, an diese Vielzahl an Stimmen. Hat man das geschafft, wird man mit einer sehr einfühlsamen Geschichte belohnt, die lange auf den Leser nachwirkt.
Lg
nikki