Kapitel 66
Da lockerte sich sein Griff. Luise sah ihn verwirrt an. "Mein Schatz, ich bin nicht so einer, wie Du es Dir vielleicht vorstellst. Ich will nicht gleich mit jeder Frau ins Heu. Falls Du das erwartet hast, muß ich Dich leider enttäuschen." Luise war nun total irritiert. Hatte sie sich so geirrt? "Aber...", stammelte sie. "Nichts aber. Es ist nett, daß Du mir was zu trinken geben wolltest. Und noch netter, daß Du auch gleich den Lunch mitgebracht hat." Lunch? Luise hatte doch gar nichts weiter dabei. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, fühlte sie, wie er ihr in den Nacken biß. Das Blut schoß ihr aus der Wunde am Hals, und sie merkte, wie er kleine Fetzen aus ihrem Nacken herausbiß. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Kriemhild schüttelte sich. Das hatte sie nun überhaupt nicht erwartet. Aber das war es auch nicht, was sie jetzt lesen wollte. Also legte sie das Buch beiseite und trat ans Fenster. Der Sonnenuntergang färbte den Horizont rot. Das brachte sie auf eine Idee.
"Zofe", rief sie, "laß meine Kutsche anspannen. Ich möchte dem neuen Nachbarn meine Aufwartung machen."