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Ich habe dieses Buch gelesen, weil ich von dem Film so begeistert war, dass ich ihn sogar mehrere Male gesehen habe!!! Ich denke, vielen geht es so und einige von denen lassen sich vielleicht, wie ich, zu dem Buch "hinreißen".
Ohne die Schönheit, Romantik, Tiefe des Films schmälern zu wollen, muss ich (wieder einmal) sagen: das Buch wird bei weitem nicht erreicht!!
Pasternak erläutert uns, indem er uns an die Hand nimmt und uns das Leben Jurij Schiwagos zeigt, ca. 25 bis 30 Jahre russischer Geschichte, angefangen von dem Ende des Zarentums bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Liebesgeschichte zwischen Lara und Jurij spielt wie auch in dem Film eine große Rolle, aber sie ist längst nicht so zentral wie uns der Film glauben macht.
Politisch gesehen werden das Zarentum kurz angerissen, dann die Revolution und die abwechselnde (zeitlich und örtlich) Herrschaft der "Roten" und der "Weißen" sowie der Einfluss von Randgruppen und die Gründung des Sowjets. Keine dieser Formen wird negativ kritisiert, sondern es kommt mehr darauf an, die Folgen für das alltägliche Leben darzustellen, was sehr gut gelingt.
Der Trick ist der, dass Jurij Andrejitsch Schiwago ein vollkommen unpolitischer Mensch ist. Er sieht die Notwendigkeit der Revolution zwar ein, "arbeitet" aber nur gezwungenermaßen, durch Zufall, eine Zeitlang für sie. Keine der Regierungsformen wird (negativ) kritisiert und trotzdem ihre Schwächen deutlich gemacht. All dies immer im Hinblick auf die "große Sache" und gleichzeitig aus der Sicht des "einfachen Volkes".
Eine Meisterleistung.
Es gibt viele kleine Geschichten, Dramen, Episoden, die Abwechslung in das Buch bringen, so wird z. B. von einem tauben Mann berichtet, der anhand einer speziellen Methode das Sprechen erlernt; abgesehen davon, dass dies für medizinisch Interessierte interessant sein kann, hat diese Episode keine große Bedeutung für das Buch, findet aber trotzdem den ihr zustehenden Platz.
Andere Charaktere werden sehr genau beschrieben und sie begleiten uns und wir sie durch das gesamte Buch, in mehr oder weniger langen Abschnitten, je nach ihrer Bedeutung für die Geschichte ... da gibt es zuallererst natürlich Dr. Schiwago, den Helden, dann Lara ..... auch Tonja (Frau Schiwago) und ihr Vater nehmen einen wichtigen Platz ein, ebenso Strelnikov, ein grausamer Feldherr, dem trotz all seiner Grausamkeit viele gute Eigenschaften zugeschrieben werden wie z.B. Geradlinigkeit, Aufrichtigkeit ... all das ohne seine Taten oder gar den Krieg zu verherrlichen.
Ich könnte mir denken, dass viele potentielle Leser bei der Lektüre der ersten fünfzig Seiten von den vielen Namen, die nach russischer Art auch noch wechseln (Vorname, Vatername, Familienname) abgeschreckt werden, kann aber nur Mut machen .. Durchhalten lohnt!!!
In meiner Ausgabe des Buches werden anfangs die zehn oder fünfzehn wichtigsten Charaktere kurz beschrieben; auf dieses Detail könnte man ja bei einer Neuanschaffung achten:)
Ein sehr gelungenes Buch für eine breite Leserschaft ... möglichst im Winter zu lesen, es ist fast die ganze Zeit bitterkalt
Da ich alle fünf Ratten nur meinen drei absoluten Spitzenreitern in der Literatur zugestehen würde, kann ich, um den Abstand zu wahren, leider nur vier Tierchen vergeben. Vielleicht bekommen sie ja noch ein Baby:)
Daniela