Hadmar von Wieser - Himmlisches Feuer (Magus Magellans Gezeitenwelt 2)

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.614 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt


    Als am Himmel über dem fernen Serkan Katau ein neuer Stern aufgeht, deuten ihn die Mächtigen des Reiches voreilig als ein Zeichen, die von Legenden umrankten Blauen Götter anzugreifen. Einzig die Hohepriesterin Lü hegt Zweifel, doch sie hütet sich, diese offen kundzutun. Während die Schlacht ihren unheilvollen Lauf nimmt, geht Himmlisches Feuer nieder. Der Kaiser flieht und läßt ein sterbendes Heer zurück. Zur selben Zeit nähert sich der entflohene Sklave Strolch dem Schlachtfeld. Noch ahnt er nicht, daß das Schicksal ihn an die Seite eines Blauen Gottes zwingt und einer Frau zuführt, die ebenso leidenschaftlich liebt wie er…



    Meine Meinung


    Der Einstieg in den 2. Teil der Gezeitenwelt-Saga ist mir extrem schwer gefallen. Nicht nur dass ich mich in dieser asiatisch anmutenden Welt zurechtfinden musste mit ihren katauekischen Maßen, Rängen, Namen, Kasten und der dazu passenden Höflichkeit - die Geschichte hat mich auch überhaupt nicht gepackt. Das ging mir noch ungefähr bis zur Hälfte des Buches so, und wäre es nicht ein Teil einer interessanten Reihe hätte ich es sicher abgebrochen.


    Es gibt drei Erzählstränge: Hohepriesterin Lü, Hauptmann Kang und der entflohene Sklave Strolch. Die drei sind mir nicht unsympathisch, aber ich habe keinen richtigen Zugang und keine Bindung zu ihnen gefunden. Das mag daran liegen, dass man relativ wenig über die Figuren erfährt und sie fast nie Emotionen zeigen.
    Der blaue Gott besitzt eine sehr "eigene" Sprache, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Aber im Verlauf der Geschichte tauchen dann auch nettere Ausdrücke wie Grübelhamster und rotgesichtige Wedelpriesterin auf, die mich amüsiert haben. Zudem nimmt er alles sehr wörtlich, was zu einigen komischen Szenen führt.


    Die beschriebenen Landschaften konnte ich mir unterschiedlich gut vorstellen. Manches war in meiner Phantasie eher "schwammig", aber einiges sah ich auch klar - z.B. das Orakel von Thalliope, das strahlte richtig. Das Buch hatte einige Längen, ich hoffe nur dass diese Stellen später noch von Bedeutung sind und ich mich nicht umsonst durchgekämpft habe. Den Humor empfand ich als angenehm, er war nicht überspitzt und hat zu der jeweiligen Situation gepasst.
    Einige Ereignisse, speziell zum Ende hin, konnte ich nicht so richtig nachvollziehen. Mir fehlte teilweise das warum und wieso, und es blieben auch viele Fragen offen. An das habe ich mich durch die Bücher von Bernhard Hennen ja schon etwas gewöhnt, allerdings finde ich es sehr nervig wenn man im Verlauf der Geschichte mehrmals durch Andeutungen auf etwas aufmerksam gemacht wird, und es dann am Ende nicht aufgelöst wird.


    Das Buch reicht lange nicht an Teil 1 heran, aber ich habe es geschafft und kann nur hoffen dass die nächsten Teile wieder besser werden...

  • Meine Meinung: Dieser zweite Band der Gezeitenwelt spielt über weite Strecken parallel zum Wahrträumer, berichtet aber von den Ereignissen auf dem dritten Kontinent Serkan Katau. Das Reich der Tugend ist, wie nach dem Cover und den Andeutungen aus dem Wahrträumer zu erwarten war, chinesisch inspiriert. Da ich mich (gezwungenermaßen) etwas mit chinesischer Geschichte beschäftigt habe, muß ich feststellen, daß Hadmar von Wieser das Kastensystem mit seinen Rahmenbedingungen wie den Anredestufen und Verbeugungswinkeln sehr gut eingefangen hat. Ich habe mich zwar anfänglich auch schwer damit getan, die Namen mit den vielen "ü" und "ä" auseinanderzuhalten, aber nach den ersten hundert Seiten war das dann auch kein Problem mehr.


    Von den drei Erzählsträngen hat mir auch der um Strolch am besten gefallen, allerdings wegen des blauen Gottes. Fünfarm ist einfach köstlich! Gerade weil er alles so wörtlich nimmt, was ihn eben neben seiner Rüpelhaftigkeit auch unglaublich naiv auftreten läßt, hat er auch das größte Entwicklungspotential. Immerhin stellt er die entscheidende Fragen, die die Philosophen bis heute nicht beantwortet haben, die aber zu allen Zeiten Menschen umgetrieben hat: Was bin ich? Woher komme ich? Was bedeuten Leben und Sterben? Dazu paßt natürlich auch das griechisch inspirierte Orakel von Thalliopê in Eulykien.


    Die Verknüpfungen zum Wahrträumer über Francisco und das Theatro Phantasmogorico, das ja eine wunderbare Hommage an die Commedia dell'arte ist, fand ich sehr schön gemacht. Mich hat auch die ausführliche Beschreibung des Stückes nicht gestört, da es genügend Kleinigkeiten rund um die Schauspielertruppe gab, die diesen ganzen Abschnitt interessant machten. Letztlich zeigen gerade die Schauspieler in ihrer Hilfe für den blauen Gott, der nicht der Ihre ist, auch eine Menge Zivilcourage, was ihnen meinen Respekt sichert.


    Insgesamt gefällt mir an der Gezeitenwelt bisher, daß es zwar eine phantastische Welt ist, sie aber andererseits genügend Bezüge zu unserer Welt enthält, um in sich stimmig und nachvollziehbar zu sein. Stilistisch fand ich Hadmar von Wieser etwas schwächer als Bernhard Hennen, aber insgesamt doch durchaus solide. Wenn ich die Kommentare in der hier stattgefundenen Leserunde sehe, dann werden einige vermutlich widersprechen :breitgrins:, aber mir hat's wirklich gut gefallen und deshalb vergebe ich


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen