Simone de Beauvoir - In den besten Jahren

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    Jetzt versuche ich also auch einmal eine Rezension, auch wenn ich weiß, dass ich vielleicht nicht das richtige Buch für ein breites Interesse gewählt habe.


    „In den besten Jahren“ von Simone de Beauvoir knüpft an die „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“ an, in denen sie die Loslösung aus dem Elternhaus, ihrem Milieu und der religiösen Vorstellung beschreibt.
    Der erste Teil dieses Buches beschreibt die Zeit bis zum Angriffs Deutschland auf Frankreich. Sehr selbstkritisch beobachtet de Beauvoir ihr früheres Ich: ihre schriftstellerischen Versuche, ihre Weltanschauung, ihre Beziehung zu ihren Freunden und natürlich zu Jean- Paul Sartre. Dies tut sie in einem selbstbewussten, lebendigen Schreibstil, der das Lesen zum Genuss macht, was besonders in den Beschreibungen ihrer Reisen, die auf Grund ihrer Mittel abenteuerlich anmuten, zum Vorschein kommt.
    Allerdings musste ich manchmal eine Seite zurückblättern und etwas noch einmal lesen, wenn ich mich zu gedankenlos von diesem Schreibfluss habe tragen lassen. Es ist ein Buch, in dem man immer wieder schmökern kann, das einem immer wieder neues bietet, ohne den Gesamtkontext zu verlieren.
    Im zweiten Teil nun ist der Bericht immer wieder von Tagebucheinträgen de Beauvoirs durchbrochen, was noch besser die Kriegsjahre nachempfinden lässt, als es wahrscheinlich jeder nur im Nachhinein verfasste Bericht könnte. Auch wird genau spürbar, wie sehr die Zeit sie beeinflusst und einen inneren Wandel herbeigeführt hat (oder ihren inneren Wandel Auftrieb gegeben hat). Es geht allerdings wieder nicht nur um de Beauvoir sondern auch um ihr Erleben der Résistance, an der sie Teil hatte.
    Das Hauptthema dieser Memoiren ist die Beschreibung der Veränderung im Denken von Simone de Beauvoir (und dem Einfluss auf ihre Romane), und inwiefern diese ausgelöst wurden. So konnte dieses Buch nicht anders als kritisch und wahrheitsliebend ausfallen. Wobei die Wahrheit allerdings nicht so ausgelegt wird, dass de Beauvoir alles ins kleinste Detail beschreiben und ihr Intimleben vollkommen prostituieren würde. Wie sie selbst anmerkt, unterscheidet sich dieses Buch zu seinem Vorgänger unter anderem darin, dass sie hier nicht alles sagt und doch immer noch alles nötige, in dem sie ehrlich gegen sich selbst ist, ohne schamlos zu sein.


    Für eine annähernd vollständige Rezension darf ich nicht unterschlagen, dass ich mir doch an einer Stelle dachte, warum ist dieses Buch nicht endlich zu Ende? Daraufhin habe ich es kurz weggelegt, um mich dann wieder fangen zu lassen.
    Ich gebe diesem Buch also nicht die ganze Punktzahl, aber bloß aus Gründen, die man der Autorin nicht zum Vorwurf machen kann. Man muss diese Sprache lieben und ein gewisse Portion an Interesse im Vorfeld mitbringen, um diese dann später zu steigern, auch wenn der Einstieg in das Buch leicht ist. Zudem darf man als „normaler“ Leser nicht erwarten, alles zu verstehen, denn, und es kommt sehr, sehr selten vor, aber es kommt vor, dass die Autorin einmal in einem Satz ein Thema anschneidet bzw. einen philosophischen Begriff benutzt, der nicht unbedingt geläufig ist, so dass man nicht vollkommen folgen kann. Hätte sie dies aber nicht getan, so wäre es unvollständig und ebenfalls nicht richtig, weswegen man es ihr nicht verübeln kann.
    4ratten





    nachttraum

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Hallo Nachttraum,


    vielen Dank für Deine Eindrücke! Ich habe dieses Buch (wie noch einige andere von der Autorin) auf meinem SUB. Aber momentan ist mir so gar nicht danach.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.