Beiträge von Karthause

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    Sie nannten mich „Es“




    Dave Pelzer




    Taschenbuch: 158 Seiten
    Verlag: Goldmann
    ISBN-13: 978-3442150557


    Ein dünnes Büchlein mit nur 158 lag vor mir auf dem Tisch, von dem ich erwartet hätte, dass ich es locker an einem Abend lesen würde. Aber weit gefehlt. Dieses Buch konnte ich nicht in einem Stück lesen, die Grausamkeiten waren zu heftig. Aber der Reihe nach.


    Das Buch, eine wahre Begebenheit, beginnt mit der Rettung des Dave Pelzer vor häuslicher Gewalt. Schon in diesem ersten Kapitel wird deutlich, der Junge muss schreckliches durchlitten haben. Aber zu diesem Zeitpunkt hat es mich ein wenig gestört, das Ende der Geschichte bereits zu kennen. Danach erzählt Dave Pelzer sein Leben. Dazu bedient er sich der einfachen Sprache des Kindes, das gelingt ihm auch fast durchgängig sehr gut. Seine Erzählung beginnt in glücklicheren Zeiten. Der Familie ging es gut, er und seine Geschwister wurden gut von der Mutter umsorgt, aber ganz langsam, Dave war 4 Jahre alt, da änderte sich die Situation, der Alkohol hielt Einzug in das Leben der Eltern. Allen Frust, die ganze Wut und den Ärger ließ die Mutter ausschließlich an Dave aus. Die Brüder waren von den Misshandlungen nicht betroffen. Es begann mit Schlägen, setzte sich über massiven Essensentzug fort und fand den Höhepunkt in den Gaskammerspielchen der Mutter. Auf Einzelheiten verzichte ich an dieser Stelle. Der Vater schaute tatenlos zu und ließ den Jungen im Stich. Erst Jahre später verließ er die Familie – ohne zu helfen. Dave hatte keinen Menschen, den er um Hilfe bitten konnte. Er war einsam, auch in der Schule war er der Außenseiter, der anderen Kindern das Essen stahl und erbärmlich roch. Er lebte über Jahre hinweg in der Hölle. Sein Martyrium endete als er 11 Jahre alt war. Ein beherzter Schulleiter informierte die Polizei, die brutalen Misshandlungen und die Unterernährung des Dave Pelzer waren für ihn nicht mehr zu ignorieren. Dave kam in ein Heim.


    Nach Beendigung des Buches war ich froh, den Ausgang zu so einem frühen Zeitpunkt erfahren zu haben. Dieses relativ positive Ende von Daves Geschichte ließ mich das Geschehen etwas leichter ertragen. Während des Lesens überkamen mich immer wieder Wellen der Wut und der Fassungslosigkeit – nein nicht nur im Hinblick auf die Mutter. Der Vater hat in dieser Familie eine ganz üble Rolle gespielt. Er hätte eingreifen können. Aber er hat die Augen zu gemacht, er hat ignoriert und verdrängt, nur um seine Ruhe zu haben. Am Ende blieben für mich offene Fragen zurück, als allererstes die Frage nach dem WARUM. Warum hat sich in der so „normalen“ Familie das Leben so sehr verändert? Aber diese werden sicher in den Folgebänden „Der verlorene Sohn“ und „Ein Mann namens Dave“ noch geklärt werden.


    Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und bis ins Innerste aufgewühlt. Es ist wohl mit das Schlimmste, was ich bisher gelesen habe. Das Buch habe ich beendet und zur Seite gelegt, die Geschichte des Dave Pelzer wird aber für immer in meinem Gedächtnis bleiben.


    Über den Autor


    Dave J. Pelzer, geboren 1960, hat sich die Bekämpfung von Kindesmisshandlung unter dem Motto »Hilfe zur Selbsthilfe« zur Lebensaufgabe gemacht. Nach Beendigung seines Dienstes bei der U.S. Air Force unterstützt er die Arbeit verschiedener Kinderschutzorganisationen. Nicht zuletzt durch das detaillierte Offenlegen der eigenen Erfahrungen leistet er einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für dieses Thema in der ganzen Welt.


    5ratten


    [size=7pt]Über die Suchfunktion hatte ich keinen Thread zu diesen Buch gefunden. Kann das sein?[/size]

    Im September 2007 war Isabel Allende beim Berliner Literaturfestival und las aus diesem Buch. Es war eine ganz fantastische Veranstaltung. Die autorin erzählte auch ein wenig über sich selbst, sie zog mich gleich in ihren Bann. Die stellen, die aus "Inés meines Herzens" gelesen wurden, die deutsche Übersetzung las Hannelore Hoger, haben mir sehr gut gefallen. Ich werde dieses Buch auch noch lesen, in Anbetracht der SuB-Höhe kann ich nur noch nicht sagen wann.


    Flor
    Vielen Dank für deine schöne Rezi. Sie hat den Lesewunsch bei mir dringlicher gemacht. Du bestätigst mir aber genau die Erwartungen, die ich an dieses Buch habe.

    Seit Donnerstag bin ich auch durch, nun wird es Zeit für meine letzten Eindrücke.


    Im 4. Teil ging es ja um die Beziehung von Henny und Shanti. Immer wieder klang an, dass Shanti Henny über alle Maßen liebte. An einer Stelle steht, er liebte sie mehr als sein Leben. Henny war immer als die gefühlsmäßig zurückhaltendere dargestellt. Sie konnte ihre Gefühle, auch die Shanti gegenüber, nicht so zeigen. Ich binjedoch überzeugt, dass sie ihn auch ganz aufrichtig und von Herzen geliebt hat.


    Der 5. Teil wurde dann hauptsächlich durch die Testamentsquerelen bestimmt. Auch mir war das viel zu ausführlich. Ok, Shanti hat sein Testament geändert. Vikram, der sich wie ein Sohn von Shanti fühlte, wurde dabei nicht bedacht, auch seine Mutter nicht. Vikram Seth schreibt auf Seite 518/519 er wäre nicht verbittert über das geänderte Testament. M. E. empfand er es aber zumindest als persönliche Zurückweisung.


    Bis zu diesem Zeitpunkt hat mir die Perspektive, die Seth für sein Buch wählte, sehr gut gefallen. Er war um eine neutrale Erzählweise bemüht.Diese Neutralität gibt er in diesem Abschnitt zu Gunsten größerer Persönlichkeit auf. Mir hat dies nicht so gut gefallen.


    Bis auf diesen einen kleinen Kritikpunkt hat mir diese Biografie ausgesprochen gut gefallen. Ich lernte nicht nur Shanti und Henny, deren Familie und Freunde, sondern auch die Lebensumstände in Indien, Deutschland und England im Lauf der Zeit kennen. Vikram Seth hat sich mir als herausragender Erzähler präsentiert, dieses Buch mach Lust auf mehr. "Eine gute Partie" wird das nächste Buch sein, das ich von ihm lese.

    Ich muss noch einen Nachtrag zum 3. Teil machen.


    Dieser Einschub, den Vikram Seth über die Rolle Deutschlands in der Geschichte machte, warum Deutschland den Krieg verlor und die Rolle, die Deutschlang in der gegenwärtigen Welt spielt fand ich grandios. Einerseits hätte ich solch einen Exkurs in einer Biografie nicht erwartet, andererseits zeigte mir das, welch umfangreichen Gedanken der Autor sich bei seiner Recherche gemacht hatte. Ich hatte dieses Kapitel meinem Mann vorgelesen. Er zeigte sich auch sehr beeindruckt davon. Am meisten hat mich aber der Gedankengang festgehalten, als er über den Kriegsausgang spekulierte, wäre die Judenfrage von den Nazis anders geregelt worden. Darüber haben wir noch lange diskutiert. Jetzt will mein Mann dieses Buch auch ganz schnell lesen.

    Hallo Saltanah und finsbury,


    wie gesagt ich hänge etwas hinterher, es liegt aber keineswegs am Buch. Von dem bin ich ebenso begeistert wie ihr. Gestern habe ich den 3. Teil beendet.


    Dieser Teil hat ja Henny im Focus. Ich finde es schon beeindruckend wie Vikram Seth die verschiedenen Lebenssituationen beschreibt. Akribisch hat er viele Details gesammelt, mit denen er dem Leser ein sehr umfassendes Zeitbild schafft. Der Briefwechsel zwischen Henny und Fröschlein hat mich sehr berührt. Über die zeit der Judenverfolgung habe ich zwar schon sehr viel gelesen, aber in dieser Biografie wird das ganze Grauen sehr persönlich dargestellt, es erhält sozusagen ein Gesicht. Das ging mir stellenweise schon unter die Haut.



    Zitat von "Saltanah"

    Ist bei euch angegeben, ob Seth dem Übersetzer die Originalschriftstücke zu Verfügung gestellt hat? Ich hoffe zumindest, dass seine Übersetzungen nicht noch einmal zurückübersetzt wurden.


    Wie finsbury gehe ich auch davon aus, dass die deutschen Originale Verwendung fanden. Seth hat in seine Recherche so viel Mühe investiert, ihm ist doch sicher bewusst, dass eine Übersetzung und deren Re-Übersetzung zu deutlichen sprachlichen Verlusten führen würde.


    Ich werde mich nun dem 4. Teil widmen. Dieses Buch mag ich sehr gern. Es ist noch ein richtiges Highlight in diesem Jahr. Es tut mir Leid, dass ich nicht wirklich mit eurem Lesetempo mithalten konnte. Aber es geht momentan nicht anders.

    ja, da haben wir wirklich ein ungewöhnlich interessantes Buch zwischen die Finger bekommen! Ich bin jetzt mit Kapitel 3.1 fertig und das Ganze liest sich wirklich flüssig und spannend.


    Ich kann mich da nur anschließen. Dieses Buch ist wirklich ungewöhnlich interessant. Ich habe inzwischen den 2. Teil beendet. Sicher hinke ich hinterher. Aber das Wochenende werde ich mit Lesen verbringen.


    Mir gefällt der ganze Aufbau des Buches. Erzählte Abschnitte wechseln sich mit erhaltenen Dokumenten ab, die zum Teil auch noch im Original abgedruckt sind. Besonders beeindruckt hat mich der erste Brief von Shanti an Henny nachdem er seinen Arm verlor. Er war (verständlicherweise) so ohne Hoffnung und schließlich schafft er es unter vielen Mühen seinen inzwischen von ihm geliebten Zahnarztbesuch wieder auszuüben. Ich ziehe tief den Hut vor ihm. Er ist ein starker Charakter, schon seine Zeit in Berlin war nicht leicht, aber er kann Schwierigkeiten meistern, an denen andere verzweifeln würden. Aber immer wieder gibt es eine helfende Hand, die sich ihm entgegen streckt, sei es aus der Familie oder aus dem Freundeskreis. Er ist geachtet und beliebt. Dabei überzeugt er auch mich immer wieder durch seine Herzlichkeit.


    Die Schilderungen der historischen Begebenheiten, sei es die politische Entwicklung in Berlin, sein Einsatz in Afrika und schließlich die Schlacht um Monte Casino, sind zwar bekannt, fügen sich aber sehr gut in das Buch ein.


    Ich schrieb bereits, es ist mein erster Seth, bin mir aber jetzt schon sicher, es ist nicht mein letzter.

    Hallo,
    nun melde ich mich hier in diesem Thread auch zu Wort. Saltanah, du liest das Buch auf englisch, so etwas finde ich immer richtig gut. Wenn ich mich an Seths Buch halte, sollte ich vielleicht auch mal damit beginnen. Ich habe ja gelesen, dass Vicky auch in kürzester Zeit die deutsche Sprache gelernt hat und er hatte keine Vorkenntnisse. Da sollte sich mein Englisch doch auch mal aufwärmen lassen.


    Inzwischen habe ich mich bis auf Seite 120 vorgearbeitet. Ich war erstaunt über den Stil von Vikram Seth (es ist mein erstes Buch, das ich von ihm lese), das Buch liest sich sehr flüssig und was ich bisher gelesen habe, hat mir auch sehr gut gefallen. Ich habe auch die Ausgabe, die Bilder enthält.




    Ich bin von dem Buch sehr angetan. Es gefällt mir gut, wie Seth die Geschichte angeht. Im ersten Teil legt er ein gründliches Fundament für die folgenden Teile. Er verankert damit die Geschichte seines Großonkels und dessen Frau in der (seiner) Gegenwart, beschreibt sein (des Autors) Interesse an dem Stoff, erklärt die "Quellenlage" und zeigt mit einer Kurzbeschreibung seines eigenen Lebens und Werks auch seine Befähigung/Qualifikation dazu, sich des Stoffes kompetent annehmen zu können.


    Ich brauchte gar nicht lange, da war ich mitten im Geschehen. Saltanah, du hast das mit dem Fundament gut beschrieben. Mir gefällt das sehr gut. So kann sich dann zum Ende der Kreis schließen. Onkel Shanti und Tante Henny sind mir auch sehr sympathisch. Warum Henny nicht viel über ihre Vergangenheit und ihre Familie erzählt, lässt sich schon erahnen. Ich bin gespannt, was wir darüber noch alles im Buch über sie erfahren.


    Kennt eine von euch andere Bücher von Vikram Seth? Im Kapitel 2.5 (die Kapiteleinteilung fand ich übrigens ungewöhnlich) schreibt er ja, dass sich die Großmutter Vikrams mütterlicherseits in der Figur der Rupa Mehra aus "Eine gute Partie" wiederfindet.



    Eigentlich ist dieser Teil ja recht nüchtern geschrieben, es werden Fakten präsentiert und Emotionen zwar geschildert, aber doch auf eine Weise, die sehr beobachtend ist und den Leser "außen vor" lässt. Es ist eben kein Roman, sondern eine Biographie. Trotzdem hat mich das Buch von Anfang an gefesselt und ich bin trotz wenig Lesezeit schon recht weit gekommen.


    Mit gefällt diese Sichtweise recht gut. Ich habe den Eindruck als stiller Beobachter die Geschichte verfolgen zu können. Sozusagen habe ich ein kleines Fenster in das Leben der Seths gefunden.


    Wie es Shanti gelingt mit nur dem linken Arm gelingt, Zahnarzt zu sein, finde ich auch beachtlich. Ich kann mich noch gut erinnern, wie gehandicapt ich war, als ich mir einen Arm (nur) gebrochen hatte.

    Jetzt beginne ich mit "Zwei Leben". Ich bin ja schon sehr gespannt, denn ich habe bisher eigentlich nur gute Meinungen über das Buch gehört.


    Gleichzeitig muss ich mich fürs Wochenende abmelden. Ich fahre nach Lübeck. Die Bahnfahrten werde ich zum Lesen nutzen und dann am Montag meinen Beitrag nachholen.


    Euch wünsche ich einen schönen 1. Advent und schöne Lesestunden bei "Zwei Leben". :winken:

    Dann werde ich eure Reihe mal widerspruchslos fortsetzen. :zwinker:


    Venedig1475: In der Lagunenstadt wird ausgelassen Karneval gefeiert. Nur eine junge hochschwangere Frau versucht vergeblich, ihren Häschern zu entkommen. Kurz vor ihrem Tod bringt sie ihr Kind zur Welt. Das Mädchen, Sanchia, wird von dem Glasbläser Piero aufgenommen und liebevoll wie ein eigenes Kind aufgezogen. Das Rätsel um ihre Herkunft begleitet Sanchia noch über viele Jahre. Denn die mächtigen Feinde ihrer Mutter haben ihre Verfolgung nicht aufgegeben und schrecken auch vor dem Mord an Sanchias Zieheltern nicht zurück. Daraufhin wird das Kind in ein Kloster gegeben, wo sie von der Äbtissin schon früh an die Heilkunde herangeführt wird. Dadurch ist es dem wissensdurstigen Mädchen möglich zu lernen, was den meisten Frauen in der damaligen Zeit verwehrt bleibt.


    Die Jahre vergehen und Sanchias Leben läuft keineswegs in ruhigen Bahnen. Liebe, Intrigen, Abenteuer, Hass, Gewalt, schwere Schicksalsschläge und ihre Tätigkeit als Hebamme und Heilerin prägen sie. Das Buch endet nach über 1.000 Seiten fulminant, damit lüftet die Autorin auch das Geheimnis um Sanchias Herkunft.


    Neben einer flüssig geschriebenen Geschichte erfährt der Leser viele Details über das Leben in der Serenissima im ausgehenden 15. Jhd. Dabei trifft man historische Persönlichkeiten wie u.a. Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Vertreter der Familien Borgia und Medici sowie Girolamo Savonarola. Gekonnt verknüpfte Charlotte Thomas das Leben dieser realen Personen mit dem der fiktiven in ihrem Roman. Das gelingt ihr so gut, dass ich den Eindruck bekommen konnte, als stiller Beobachter in die Handlung involviert zu sein. Schließlich lebte ich mit den Protagonisten, lachte, weinte liebte und litt mit ihnen und versuchte ihre Gedanken zu ergründen. Das viel genannte Kopfkino schaltete sich bereits nach wenigen Seiten ein.


    Sehr gut gefallen haben mir Erläuterungen zum Alltagsleben in der damaligen Zeit, wie z. B. zur Glas- und Spiegelherstellung, zur Medizingeschichte und zum Klosterleben. Dadurch, dass die handelnden Personen in diesem Roman so unterschiedlichen Schichten und Verhältnissen entstammen, entstand mit diesem Buch ein glaubwürdiges, weil durch sorgfältige Recherche fundiertes, Zeit- und Sittenbild der venezianischen Renaissance.


    „Die Madonna von Murano“ist in einfachen, der Handlungszeit angepassten, schönen Sprache geschrieben. Der Spannungsbogen wurde von Beginn an konsequent aufgebaut und wurde durch ein grandioses Finale gelöst. Trotz der 1.028 Seiten gab es keine Längen. Im Gegenteil, der Wunsch weiterzulesen, mehr zu erfahren wurde ständig stärker.


    Auf dem Schutzumschlag wird dieser Roman als „Ein prächtiger historischer Bilderbogen voller Abenteuer, Intrigen und Leidenschaft – ausgebreitet vor der einzigartigen Kulisse Venedigs“ angepriesen. Dem kann kaum noch etwas hinzugefügt werden. Für mich ist dieses Buch ein Highlight in meinem Lesejahr.


    Aber nicht nur der Inhalt überzeugte mich, auch die Aufmachung des Buch ist erwähnenswert, schönes Papier, ein Lesebändchen, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und liebevolle Illustrationen machen das Buch zu einem „Hingucker“.



    Auch von mir: 5ratten :marypipeshalbeprivatmaus: (Ich kann ja nicht aus der Reihe tanzen und 5 Ratten sind nun mal zu wenig.)

    creative
    "Das Leben ist schön" von Benigni ist einer meiner Lieblingsfilme. Wenn der gesendet wird, lasse ich alles stehen liegen, sogar mein Buch. "Der Jungen im gestreiften Pyjama" habe ich erst vor Kurzem gelesen. Ein Vergleich hinkt immer irgendwie und eigentlich fällt es mir nicht leicht beide zu vergleichen. Aber "Das Leben ist schön" ist für mich ein vollkommenes Werk. Das kommt Boynes Buch nicht heran. Durch die Naivität des Protagonisten werden viele tiefe Gedanken nur angerissen, nicht weitergedacht. Sicher ist es als Stilmittel erlaubt, den Leser seiner Interpretation zu überlassen. Aber bei Benigni bleiben diese Gedanken nicht offen.


    Creative verzeih mir, mein Urteil ist sehr subjektiv, aber der Film ging mir unter die Haut und das Buch hat mich mit einem flauen Gefühl zurückgelassen.

    "Anna Karenina" ist mein absolutes Lieblingsbuch. Wie oft ich es gelesen habe kann ich nicht mehr sagen, aber bei jedem Lesen (ich bin sicher schon deutlich im 2-stelligen Bereich) finde ich neue Details, die mir vorher nicht aufgefallen sind, gehen meine Gedanken in neue Richtungen. Vor etwa 3 Jahren las ich es zum letzten Mal, ich merke schon es wird langsam wieder Zeit.


    Phistomefel
    Auch wenn du schreibst, du weißt nicht so wirklich was du von den Buch halten sollst, gefällt mir deine Rezi sehr gut. Du bringst deine zwiespältigen Gefühle gut zum Ausdruck und belegst sie mit Beispielen. Für mich ist "Anna Karenina" ein Buch, dass sich in Kopf erst "setzen" muss. Es hat den Anschein, bei dir arbeitet es auch noch nach. :zwinker:

    Gerade habe ich dieses Buch beendet, ein Gänsehautgefühl blieb zurück und auch gedanklich kann ich mich momentan noch nicht so ganz von diesem Buch lösen.


    Als erstes fiel mir der ungewöhnliche Klappentext auf, der ausnahmsweise gar nichts verrät, sondern explizit darauf hinweist, dass es für den Leser besser ist, wenn er nichts vorher weiß. :daumen:


    Unter dem Titel stand "Fabel". Hmmm. Ich erwartete ja einen Roman und mit der entsprechenden Verwunderung und Neugier begann ich das Lesen. Über den Inhalt will ich hier auch nichts weiter schreiben, nur über die Wirkung. Das Buch las sich schnell und flüssig und nur ungern unterbrach ich. Schnell stellte ich auch fest, es ist wirklich eine Art Fabel.


    Der Stil von John Boynes Buch ist geprägt durch Vergleiche, Auslassungen, Andeutungen und durch die große Naivität des Protagonisten. Vieles bleibt unausgesprochen, doch der Leser weiß, es ist das Grauen für das es keiner Worte bedarf. Gerade das war es, was mich in den Bann dieses Buches zog. Viele Romane über das 3. Reich habe ich bereits gelesen. Aber meistens zeichneten die sich durch detailgetreue Schilderungen von Gräuelteten und den Zuständen in Konzentrationslagern aus. "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist wegen des bewussten "Wegblendens" nicht weniger intensiv. Denn die eigene Phantasie beginnt dann aktiv zu werden, wenn der Autor aufhört zu beschreiben. Es muss den jugendlichen Lesern der Schrecken nicht detailliert präsentiert werden. Sicher werden die Jugendlichen dazu Fragen haben, dann sollten die Eltern, Großeltern oder auch die Lehrer entscheiden, in wie weit die Jugendlichen mit Einzelheiten konfrontiert werden können. Ich persönlich würde dieses Buch einem Schüler erst als Lektüre empfehlen, wenn der Geschichtsunterricht die notwendigen Grundlagen gelegt hat. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall für Jung und Alt.

    Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Verlag: C. Bertelsmann 2007
    ISBN: 978-3570009604


    Fast täglich berichten die Medien im Wirtschaftsteil der Nachrichten von Stellenabbau, Unternehmensverlagerungen oder Verschlankung von Organisationsstrukturen. Einkäufer und Vertriebsmitarbeiter, Buchhalter und Controller werden durch moderne Informationstechniken verdrängt. Können Abläufe nicht automatisiert werden, verlagert man sie in Länder, in denen die Personalkosten weitaus geringer sind. Von den 18 Millionen Angestelltenjobs in Deutschland ist jeder Zweite in Gefahr.


    Kritisch betrachtet Günter Ogger die Zustände in den verschiedenen Branchen. An konkreten Beispielen und unter Nennung von Personen und Firmen zeigt er auf, wie Stellenabbau betrieben wird und die Mitarbeiter häufig vor die Entscheidung gestellt werden, entweder länger für weniger Geld zu arbeiten oder den Job zu verlieren. Dabei beleuchtet er die Rollen, die Manager, Gewerkschaften und auch Politiker dabei spielen und findet auch Bezüge zu den aktuellen Korruptionsskandalen.


    Die Zukunft der abgestellten Angestellten sieht der Wirtschaftsjournalist in Zeitarbeitsfirmen, in befristeter und Teilzeitarbeit und in der weiteren Verbreitung von Minijobs. Eine Zunahme von so genannten „prekären“ Arbeitsverhältnissen, die kaum soviel abwerfen, dass es zum Leben reicht, ist unausweichlich. Der Mittelstand bricht langsam weg und wie zum Hohn für die Betroffenen werden und wurden Entlassungen mit Kursgewinnen an den Börsen belohnt.


    „Der Niedergang der Arbeiterklasse erscheint harmlos im Vergleich zu dem Drama, das die rund 18 Millionen Angestellten erfasst hat: Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes wird unser Land gründlicher verändern als die Wiedervereinigung.“


    Um den Verfall des Angestelltentums zu erklären, blickt Günter Ogger in der Geschichte weit zurück und beschreibt den kontinuierlichen Aufstieg und die Entwicklung dieses Standes. Er nennt Privilegien, die den Angestellten in vergangenen Zeiten sicher waren und beschreibt die Ängste, die diese Beschäftigten heute begleiten.


    Der Autor zeigt nicht nur mit dem Finger auf eine Wunde der deutschen Wirtschaft. Er analysiert, hinterfragt, sucht Ursachen und findet Antworten. „Die Abgestellten“ ist ein sehr zeitnahes, aktuelles Buch. Viele Sachverhalte sind zwar aus Presse, Rundfunk und Fernsehen bekannt. Die Hintergründe dazu verdeutlicht Günter Ogger auf verständliche und nachvollziehbare Weise.


    Ich empfand dieses Buch als sehr nachdenklich machend und fast schon bedrückend. Denn eine Problemlösung zeichnet sich nur dahingehend ab, dass die Angestellten selbst durch deutlich mehr Flexibilität, Spezialisierung und den Verzicht auf traditionelle Karrieren eine Zukunft haben.


    Günter Oggers Werk ist aber keine Anklageschrift gegen ein Wirtschaftssystem bzw. dessen Manager. Er untertitelte sein Buch als „ein Nachruf auf den festen Arbeitsplatz“. Diesem Untertitel wird es zweifelsfrei gerecht.


    4ratten


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    Tja, der Abzugpunkt, lange habe ich hin- und herüberlegt, aber ein5-Rattenbuch ist es einfach nicht. Mich hat etwas die Einseitigkeit der Betrachtungsweise gestört. Die Demokraten als Verteidiger der Demokratie, das war mir zu einfach und wenn man mehr recherchieren würde, fände man da sicher auch den einen oder oder anderen Ansatzpunkt. Ein anderer Punkt den ich nicht so gut fand, war der unverhohlene Populismus. Da reagiere ein bisschen allergisch drauf. Ich finde es aber gut, sehr gut sogar, dass sich Al Gore diesem Thema gewidmet hat und den Finger auf und in die Wunde hält. Es ist wirklich empfehlenswert und der Abzugpunkt kommt durch meine persönlichen Animositäten zustande.

    Von Hape Kerkeling habe zuerst das Buch gelesen, das gefiel mir richtig gut- hatte ich so nicht erwartet. Vor Kurzem hörte ich das Hörbuch und ich kann apassionata nur zustimmen. Konnte ich mir beim Lesen seinen Tonfall nur vorstellen, kam dieser beim Hören ganz toll rüber und unterstrich seine Worte noch.

    Gebundene Ausgabe: 299 Seiten
    Verlag: Ehrenwirth
    ISBN-10: 3431037100
    19,95 EUR


    Klappentext
    Bettina Eistel ist 1961 ohne Arme auf die Welt gekommen. Meine Mutter erschreckt noch heute, wenn sie an die Totenstille zurückdenkt, die im Kreißsaal herrschte, als ich aus ihrem Bauch schlüpfte. Ich war zwar ein Wunschkind, aber dann das. Bettina ist eines der rund 10.000 so genannten Contergan-Kinder. Sie hat keine Arme - aber einen starken Willen. Mit Optimismus und Ideenreichtum setzt sie sich gegen die Ausgrenzung aus der normalen Welt zur Wehr! Ihre Stärke verdankt sie nicht zuletzt dem Sport: Seitdem sie als erfolgreichste deutsche Dressurreiterin bei den Paralympics in Athen 2004 abschnitt, hat ihr Leben sich erneut gewandelt ...


    Meine Meinung
    Als Bettina Eistel im Jahr 1961 geboren wurde, herrschte eisiges Schweigen an Stelle von Freude im Kreißsaal. Bettina kam ohne Arme auf die Welt, geschädigt durch Contergan. Doch vom ersten am hat sie einen enormen Willen zum Leben. Unterstützt wurde sie immer von ihren Eltern, die viele Kämpfe mit Ärzten und Behörden durchstehen mussten, um ihrer Tochter ein Leben zu ermöglichen, wie es Kinder ohne Handicap führen. Leider gab es in den 60-er Jahren kaum eine Unterscheidung zwischen körperlicher und geistiger Behinderung. Aber auf ihrem Weg fand die Familie Eistel immer wieder Menschen, die sie unterstützen, so dass es Bettina ermöglicht wurde, ihr Abitur zu machen und ein Studium zu absolvieren.


    Durch ihre hochbegabte Schwester wurde sie auf einen Ponyhof mitgenommen, sofort fühlte Bettina sich zu diesen Tieren hingezogen. Aus dem Umgang mit den Pferden zog sie viel Kraft für den oft schwierigen Alltag. Bei den Paralympics in Athen im Jahr 2004 wurde sie die erfolgreichste deutsche Dressurreiterin.


    Als ich dieses Buch zu lesen begann, habe ich nicht erwartet, dass mir so viel Lebensfreude entgegen strömen würde.


    Bettina Eistel schreibt in einem angenehm unterhaltenden Stil, als würde man mit ihr ein persönliches Gespräch führen. Dazu kommen fundierte Informationen zur Conterganproblematik Das Buch enthält eine Aufstellung mit zu erwartenden Folgen des Contergans in Abhängigkeit davon, an welchem Tag der Schwangerschaft das Medikament eingenommen wurde. Diese Liste erschütternd, ebenso wie einige von Frau Eistel wiedergegebenen Diskussionen mit Mitmenschen, Ärzten oder Mitarbeitern von Behörden.


    Ihre Art von Humor und ihre lebensbejahende Einstellung haben mir imponiert. Ganz besonders erwähnen möchte ich ihren Ehrgeiz, der sie zu dieser ungewöhnlichen, beeindruckenden Persönlichkeit machte.


    Immer wieder geht Bettina Eistel darauf ein, welche Bedeutung ein unvoreingenommener Umgang mit Behinderten hat und wie wichtig es ist, persönliche Träume zu realisieren.
    Dieses Buch habe ich mit viel Interesse gelesen. „Das ganze Leben umarmen“ ist ein Erfahrungsbericht der besonderen Art, informativ und unterhaltsam, beeindruckend und humorvoll.


    4ratten


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    Gebundene Ausgabe: 381 Seiten
    Verlag: Bloomsbury
    ISBN-10: 3827006716
    22,00 EUR


    Kurzbeschreibung http://www.amazon.de
    In seinem neuen Roman erzählt Khaled Hosseini wieder eine zutiefst bewegende Geschichte aus seinem Heimatland: vom Leid und der Ohnmacht, aber auch vom außergewöhnlichen Mut zweier afghanischer Frauen. :Die unehelich geborene Mariam wird mit fünfzehn ins ferne Kabul geschickt, wo sie mit dem dreißig Jahre älteren Witwer Rashid verheiratet wird. Zwanzig Jahre später erlebt Leila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal. Auch ihr bleibt keine Wahl: Nachdem ihre Familie bei einem Bombenangriff getötet wurde und sie erfährt, dass auch ihr Jugendfreund Tarik, den sie seit gemeinsamen Kindertagen liebt, angeblich ums Leben gekommen ist, wird sie Rashids Zweitfrau. In dem bis dahin kinderlos gebliebenen Haushalt bringt Leila nacheinander eine Tochter und einen Sohn zur Welt. Während der Taliban-Herrschaft machen Bombardierungen, Hunger und physische Gewalt das Leben der Familie zur Qual. Die Not lässt die an sich so unterschiedlichen Frauen zu engen Freundinnen werden und ihre Stärke schließlich ins Übermenschliche wachsen. Khaled Hosseini gelingt es wie beim Drachenläufer auf unvergleichliche Weise, seine Figuren so lebendig und authentisch werden zu lassen, dass der Leser sie lange nicht vergisst.


    Über den Autor
    Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul als Sohn eines Diplomaten geboren. Seine Familie erhielt 1980 in den Vereinigten Staaten politisches Asyl. Er lebt heute als Arzt und Autor in Kalifornien. Sein Roman Drachenläufer erschien in 40 Sprachen und hat eine Weltauflage von 7 Millionen Exemplaren.


    Meine Meinung
    Mit großen Erwartungen begann ich diesen neuen Roman von Khaled Hosseini und gleich vorweg, ich wurde nicht enttäuscht.


    Mariam wurde im Jahr 1959 unehelich in Herat geboren. Mit ihrer Mutter, Nana, lebte abgeschieden und die für das Mädchen viel zu seltenen Besuche des geliebten Vaters, er besuchte sie jeden Donnerstag, waren die Höhepunkte in Mariams Leben. Als sie 15 war, nahm sich die Mutter das Leben. Mariam suchte Zuflucht bei ihrem Vater und dessen Familie. Kurzzeitig nahm er seine uneheliche Tochter auf, wollte seine Familie aber nicht ständig mit dem Zeugnis seiner Schande konfrontieren und verheiratete sie mit dem dreißig Jahre älteren Kabuler Schuhmacher Raschid.


    Die Ehe verlief von Beginn an nicht glücklich. Als nach mehreren Fehlgeburten klar wurde, dass Mariam ihrem Mann keinen Sohn schenken konnte, wurde ihr Leben zur Hölle.


    Fast zwanzig Jahre später nahm Raschid die verwaiste, junge Laila ins Haus und heiratete auch sie. Laila stammte aus einer Familie, in der Bildung, auch für Mädchen als sehr wichtig angesehen war. Für sie tat sich im Hause Raschids eine ganz andere Welt auf als sie bisher kannte. Ganz langsam, bedingt durch die gemeinsamen zu ertragenden Qualen des Alltags, kamen die so unterschiedlichen Frauen sich näher. Im täglichen Kampf ums Überleben entwickelte sich schließlich eine tiefe Freundschaft.


    Die gesamte Handlung wurde fest mit den historischen Ereignissen in Afghanistan verknüpft. Diese wurden aber von Khaled Hosseini nicht als Rahmenhandlung abgetan. Er ließ uns die Auswirkungen des politischen Geschehens auf die Bevölkerung und die Protagonisten spüren. So der Leser Zeuge des Einmarsches sowjetischer Truppen in das Land, aber auch als Afghanistan zur Islamischen Republik Afghanistan wurde, zeigte er die Folgen, die vor allem die Frauen betrafen, ungeschönt auf.


    Khaled Hosseini beschrieb eindrucksvoll den schwierigen Alltag, der von den Frauen zu meistern war. Es wurde sehr deutlich gemacht, wie das tägliche Leben für alle immer problematischer wurde. Das Ganze fand seinen dramatischen Höhepunkt mit der Schreckensherrschaft der Taliban. Öffentliche Hinrichtungen waren an der Tagesordnung, Frauen wurden von Sittenwächtern geprügelt, wenn sie sich ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit bewegten oder nicht den Bekleidungsvorschriften entsprechend gekleidet waren.


    Die Handlung wurde begleitet von Kampf, Gewalt und Blutvergießen. Trotzdem zeichnete Hosseinis Roman kein düsteres Bild seines Landes, ganz zum Schluss schloss sich der Kreis des Geschehens und ein Funke Hoffnung für eine friedliche und freie Zukunft wurde sichtbar.


    Dem Autor gelang es wunderbar, mir das Leben in Afghanistan nahe zu bringen. Ich konnte mich problemlos in die Protagonisten hinein versetzen und deren Gedanken und Gefühle nachvollziehen, obwohl diese einen mir recht fremden Kulturkreis entstammen. „Tausend strahlende Sonnen“ ist ein atmosphärisch dichter und in einer wunderbaren Sprache geschriebener Roman mit hervorragend ausgearbeiteten Charakteren. Auch die Übersetzung hat dem Buch nichts von seiner Tiefe genommen.


    Ich fühlte mich von diesem Roman eingefangen und begab mich auf die Reise in ein fernes Land zu Personen, die mir beim Lesen ans Herz wuchsen, mit denen ich litt und die kleinen Freuden teilte. Es war eine Lesereise auf der ich auch gefühlsmäßig stark gefordert wurde, oft musste ich tief durch atmen, an anderen Stellen war ich nur noch fassungslos, dann wieder konnte ich schmunzeln. Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, es war für mich ein Leseerlebnis, das sich mir nicht allzu oft bietet und immer noch in mir nachklingt.


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    Al Gore: Angriff auf die Vernunft
    The Assault on Reason


    384 Seiten
    Verlag: Riemann
    ISBN-10: 3570500896
    ISBN-13: 978-3570500897


    Die Demokratie ist in Gefahr, politische Entscheidungen sind nicht mehr vernunftbegründet und der mündige, gut informierte Staatsbürger ist eine fast ausgestorbene Spezies. So charakterisiert Al Gore, Vizepräsident unter der Clinton-Regierung und Präsidentschaftskandidat der Demokraten im Wahlkampf 2000 gegen George W. Bush, die US-amerikanische Realität.


    Immer wieder geht Al Gores Blick zurück in die Vergangenheit zur Gründungszeit der USA. Er erläutert auf populärwissenschaftliche Weise das Funktionieren der amerikanischen Demokratie, die aus einem „System der gegenseitigen Machtkontrolle und Machtbalance (checks and balances) zwischen den drei staatlichen Gewalten auf der einen und aus dem Vernunftprinzip im politischen Handeln (rules of reason) auf der anderen Seite“ (S.289) besteht. Die Gründerväter der USA schufen mit der Bill of Rights die Grundlage für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Diese seit Generationengeltenden politischen Regeln werden von der Bush-Regierung sträflich vernachlässigt.


    „Angriff auf die Vernunft“ ist Al Gores glühende Anklageschrift gegen die gegenwärtigen Zustände. Gnadenlos prangert er die Unflexibilität Bushs an, deren Ursache er in dessen reaktionärer Überzeugung, nicht in seinem Glauben sieht. Al Gore bemängelt Korruption und Kungeleien, die Gefährlichkeit von Macht- und Kapitalkonzentration in den Medienkonzernen für die Meinungsbildung, infolge derer die Vielfalt der Meinungen abnimmt.


    Der Autor zeigt auf, wie Bush und seine Regierung bewusst Unwahrheiten verwenden und er kritisiert die dadurch erzeugte Atmosphäre der Angst. Als Beweis hierfür beschreibt er, wie Bush aus dem Kampf gegen den Terror heraus die USA in den Irakkrieg führte. Er weist auf die Völkerrechtsverletzungen hin sowie die sich wiederholenden Tötungen und Folterungen von Zivilpersonen.


    Al Gores neues Buch ist Abrechnung mit dem Bush-Regime. Unermüdlich legt er Beweise vor, die das Versagen der amtierenden Regierung belegen. Dabei stützt er sich nicht nur auf seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse, er greift zurück auf Studien von Psychologen und Verhaltensforschern.


    Dieses Buch rüttelt auf, es mahnt zum Handeln, es fordert Aufmerksamkeit und Beachtung. Nach der Lektüre erscheinen politische Tagesnachrichten in einem anderen Licht.


    In jedem einzelnen Kapitel ist Al Gores Verärgerung, seine Wut über die Degenerierung der US-amerikanischen Demokratie deutlich zu spüren. Aber mit seinem einfachen und einprägsamen Stil und mit seinem großen Erfahrungsschatz sowie seiner akribischen Recherche, kann er, trotz eines nicht zu verleugnenden Populismus, auch Leser erreichen, deren politische Bildung nicht so ausgeprägt ist.


    Ich hätte dieses Buch als ein Dokument der Hoffnungslosigkeit bezeichnet, wäre es Al Gore nicht gelungen zum Schluss noch mit Zuversicht zu beschreiben wie die altbewährten Grundregeln der Demokratie wieder mit Leben erfüllt werden können.


    „Angriff auf die Vernunft“ ist äußerst informativ und Fragen nach dem Zustand der deutschen Demokratie sind unausweichlich. Ich wünsche diesem Buch viele Leser.


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