Beiträge von Rebekka


    Lest ihr eigentlich Gedichte?


    Ja!!! :smile:
    Meine Liebe gilt H. Hesse und Mascha Kaléko. Und selbst schreibe ich auch.
    Gedichte gehören, so sehr wie Musik, zu meinem Leben dazu. Ich hab sogar einen Vierzeiler von Hesse auf meinen Rücken tattoowiert... ja, immer diese Freaks :zwinker:


    Ich finde übrigens die Überschrift dieses Threads sehr gut gewählt: "Zeit für Gedichte", das trifft es nämlich. Man muss sich wirklich Zeit nehmen. Und da das nicht immer geht, kann man ein Gedicht eben nicht wie einen Roman schnell in der S-Bahn lesen. Ich glaube auch, dass das einer der Gründe ist, warum viele Leute heutzutage keine Gedichte mehr lesen möchten, sie wollen sich einfach nicht die Zeit nehmen in Ruhe zu lesen, es vielleicht auch drei, vier mal nacheinander zu lesen, das Gedicht auf sich wirken zu lassen und zu verstehen. Schade für die Dichter. Aber jeder muss selbst entscheiden, in was er seine Zeit investiert.

    Wenn sie so ein bisschen Fantasy mag, kann ich noch folgendes empfehlen:


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    Der Fluch der schwarzen Katze - R.L.Lafevers


    Eine sehr schöne Geschichte von einem Mädchen, das sich mit ägyptischen Flüchen auskennt, von ihren Eltern aber dahingehend nie ernstgenommen wird. Eine Inhaltsbeschreibung gibt es unter dem oben angegebenen Link. Ein sehr spannendes und liebenswürdig geschriebenes Buch, kann ich für eine 12-Jährige nur empfehlen. :smile:

    Es ist nun schon eine Weile her, dass ich ihn gelesen habe… meinen ersten Nackenbeißer!! Das hat eine Rezi verdient!


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    Inhalt:


    London, 1666: Liebliche Klänge erfüllen das Herz der schönen Tuchhändlerin Temperance, seit sie den hinreißenden Lautenspieler Jack Bow in einer Taverne traf. Als in der Stadt ein Feuer ausbricht, flieht sie gemeinsam mit ihm vor den gefährlichen Flammen und verbringt eine leidenschaftliche Liebesnacht in seinen Armen. Doch früh am nächsten Morgen muss ihr Geliebter sie verlassen… Schon bald erhält sie die schreckliche Nachricht von seinem Tod. Nur sein Ring bleibt der verzweifelten Temperance – und sein Kind, das sie erwartet. In ihrer Not sucht sie Jacks Familie auf – und erlebt eine Überraschung…



    Meine Meinung:


    Beginnen wir mit den positiven Aspekten: das Buch ist doch relativ flüssig geschrieben, man hat es schnell durchgelesen, es ist amüsant (leider eher unfreiwillig) und… äh… und es kostet weniger als 4 Euro…


    Eine amüsante Stelle möchte ich besonders hervorheben: Als Temperance ihren angebeteten zum ersten Mal in einer Taverne trifft, ist dieser gerade dabei gut auszusehen und zudem auch noch zu singen. Dies wird mit folgendem Satz beschrieben: „Er hatte die Stimme eines gefallenen Engels“. Da keimte in mir leider nicht die Vorstellung hoher Gesangeskunst, sondern ich stellte mir einen die Klippen hinunterstürzenden und dabei laut schreienden Ikarus vor…


    Man merkt sehr schnell, dass es sich hier um ein Buch für Frauen handelt: Einen großen Teil des Buches machen die Beschreibungen davon aus, wie Temperance sich gerade fühlt. Die meiste Zeit über ist sie verwirrt und weiß nicht, wo sie hin soll, ob sie diesen Jack Bow nun lieben soll oder nicht, ob sie ihm glauben soll oder nicht… Nur in den Liebesszenen selbst hat sie ausnahmsweise mal keine Zweifel, und die sind auch wirklich spannend zu lesen :zwinker:


    Natürlich wird die Dame in dem Buch auch immer als eine sehr außergewöhnliche Frau dargestellt, die sie in Wirklichkeit aber leider gar nicht ist. Ihre „Keckheit“ äußert sich durch 0-8-15-Floskeln, alles was Jack an ihr lobt und toll findet ist meiner Ansicht nach wirklich nichts Besonderes. Aber das spielt keine Rolle, Hauptsache es wird irgendwie so dargestellt. Und schließlich möchte sich die geneigte Leserin ja mit dieser Figur identifizieren können. Sie soll also ausgefallen – darf aber nicht zu ausgefallen sein. Temperances Andersartigkeit äußert sich hauptsächlich dadurch, dass sie relativ groß ist im Vergleich zu anderen Frauen und das macht ihr natürlich immer große Probleme (da sich ja kein Mann in eine Frau verlieben kann, die größer ist als er! – welch Glück, dass der perfekte Jack selbst ein so hochgewachsener Kerl ist.). Und, durch ihre bereist beschriebene „Keckheit“ ist sie natürlich eine faszinierende Frau für Jack, der sie so liebt, wie sie ist. *Seufz*


    Die erste Hälfte der Geschichte ist ja sonst noch stimmig und verfolgt einen merkbaren roten Faden. Aber ab jener Hälfte (an der das Buch eigentlich schon zu Ende sein könnte, das wäre ein optimale Happy End gewesen) hat man das Gefühl, die Autorin saß vor ihrem PC: „Oh nee… erst 125 Seiten, das reicht nicht… äh, na gut, dann… passiert jetzt eben noch…“ Und so folgen dann zwei, drei Ereignisse (das Kind geht z.B. bei einem Spaziergang verloren), bei denen man sich nach dem Lesen wirklich fragt: Musste das jetzt sein?


    So, jetzt höre ich aber auf mit dem Stänkern. Das war mein erster Nackenbeißer und ich habe gar nicht mehr erwartet. Um ehrlich zu sein, habe ich ihn mir sogar schlimmer vorgestellt und daher gibt es von mir dann doch noch


    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Jetzt weiß ich wenigstens mal, wie sich so was liest. Und ich glaube… wenn ich einmal ganz, ganz viel Zeit und Langeweile und nichts anderes zu lesen habe… dann werd ich es vielleicht sogar wieder tun :zwinker:

    Hörbücher schaffe ich mir äußerst selten an und wenn, dann nur zu Büchern, die ich schon gelesen habe um ein bisschen zu "vergleichen". Oft ist es eben so, dass in einem Hörbuch einiges weggelassen wird oder eine Stimmung rübergebracht wird, die man selbst beim Lesen des Buches nicht hat bzw. so nicht hat.


    Ich habe z.B. einmal den Fehler begangen "der Alchimist" von Paulo Coelho anzuhören, ohne das Buch vorher gelesen zu haben. Ich fand das so grausig, dass es mir die ganze Lust auf das Buch verdorben hat...


    Was die Stimmung angeht: Da ich großer Hesse-Liebhaber bin, habe ich mir "der Steppenwolf" als Buch und als Hörspiel angeschafft, allerdings zuerst das Buch (zwei Mal :zwinker:) gelesen. Das Hörspiel ist wirklich gut gemacht und gefällt mir auch, aber beim Lesen des Buches hatte ich nicht so eine "negative Grundstimmung". Das Buch hat mich fasziniert, das Hörspiel hat mich eher traurig gemacht.

    Erinnert mich irgendwie an Effi the Briest :breitgrins: Da rätselt doch auch alles... hatte sie was mit Crampas oder nicht? Und viele, die das Buch lesen, merken es nicht mal, dass da überhaupt etwas angedeutet wird...


    Ich muss mombour zustimmen, genauere Beschreibungen solcherlei Aktivitäten werten einen Klassiker nicht ab, im Gegenteil, der Autor muss es eben nur verstehen, das entsprechend zu beschreiben.

    Wow toll, da kommt ja doch noch einiges zusammen :klatschen:


    Vielen Dank für die Empfehlungen! Ich habe jetzt schon mal angefangen, "die Farben der Magie" von Terry Pratchett zu lesen, als "seichten Einstieg" sozusagen, und das gefällt mir bis jetzt auch sehr gut. Es wird zwar auch eine Menge gemetzelt (in den Tavernenschlägereien), aber Pratchett beschreibt das so witzig, dass man es kaum noch ernst nimmt.


    Ich denke, als nächstes werde ich mir dann ein Buch von Christoph Marzi anschauen, die Beschreibungen hier und bei amazon fand ich recht interessant (auch wenn das eher Phantastik als Fantasy ist, wie's scheint). Und dann klapper ich mal einiges aus dem Rest auf dieser nun entstandenen Liste durch :zwinker:


    Ganz lieben Dank noch mal! Und wem noch mehr einfällt: nur zu :breitgrins:

    Hallo, ihr Lieben :winken:


    Ich bin auf dem Gebiet der Fantasy ein völlig unbeschriebenes Blatt und habe neulich beschlossen, mich nun doch mal in die Materie einzulesen. Da mein Freund eine halbe Bibliothek voll solcher Bücher hat, pickte ich mir da also mal diverse Schmöker heraus... Aber einjedes in das ich hineinlas, hatte inhaltlich mit Krieg zu tun. Jenen Büchern, in denen Frieden herrschte, gingen wiederum Kriege voraus, in Bänden, die ich erst hätte lesen müssen um überhaupt etwas zu verstehen... Mein Freund meinte, das sei eben so, das mache die Fantasy nun mal aus. Ist das wirklich so?


    Nun bin ich doch etwas enttäuscht... ich hab's nämlich üüüüberhaupt nicht mit Kriegsgeschichten, weder in Büchern noch in Filmen. Sollte das also stimmen, werd ich ganz sicher kein einziges Fantasy-Buch lesen. Gibt es denn in dem Genre gar keine Bücher, die sozusagen einfach nur friedlich und ein wenig spannend sind?


    Wäre für Tipps sehr dankbar! :bussi:

    Hallo tjaa!


    Jetzt bist Du mit Tipps wahrscheinlich schon gut versorgt, dennoch setze ich noch einen drauf:


    Was ich sehr gern gelesen habe, war


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    Aimee & Jaguar


    Wahrscheinlich hat jeder schon den Film gesehen, das Buch ist aber auch sehr lesenswert.


    Das Tagebuch der Anee Frank, das hier schon vorgeschlagen wurde, kann ich auch uneingeschränkt empfehlen!


    Viel Spaß beim Lesen :leserin:

    Jetzt, da ich auch mal bei Amazon reingelesen habe, wundert es mich nicht mehr, dass sie das damals beim Wave Gothic Treff so groß verkauft haben... :zwinker: Gerade der erste Absatz...


    Ich persönlich finde dieses erste Kapitel nun doch sehr wiederlich (ich hab's nicht mit so detaillierten Beschreibungen von Bluttaten...) und werde mir das Buch ganz sicher nicht anschaffen.


    Danke für den Tipp, dass man bei Amazon reinschauen kann, sonst hätt ichs womöglich gekauft und mich danach geärgert.

    Ich habe das Buch auch schon gelesen und mich an manchen Stellen wirklich nicht mehr gekriegt, das war ja soo witzig geschrieben! :lachen: Dass Jan Weiler gut lesen kann, hab ich mir auch schon sagen lassen, meine Schwester war bei der Lesung seines zweiten Buches (es gibt eine Fortsetzung von "Maria, ihm schmeckt's nicht", ich hab nur vergessen, wie sie heißt...) und war hellauf begeister. Hätte ich gewusst, dass er das Hörbuch selbst liest, hätte ich mir den stern damals auch gekauft :breitgrins: Mal sehen, man kann es sich bestimmt auch noch bei Amazon bestellen...


    Gruß, Rebekka :winken:

    Vielleicht lohnt es sich ja, wenn man selbst Autor ist und einen ähnlichen Verkaufsschlager landen möchte, denn die scheinen ja alle rausgefunden haben, wo das Geheimnis liegt... :zwinker:


    Meiner Meinung nach ist das alles eher wenig sinnvoll, aber man könnte ja mal reinlesen, möglich, dass sich irgendeines davon dennoch lohnt...?

    Siegfried Lenz – Das Vorbild



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    Klappentext:


    Der Schauplatz ist Hamburg Ende der sechziger Jahre. Die Hauptfiguren sind drei Pädagogen unterschiedlichster Auffassung und Herkunft. Sie sind dabei, ein neues Lesebuch zusammenzustellen. Über die beiden ersten Teile „Arbeit und Feste“, „Heimat und Fremde“ sind sie mühelos einig geworden. Das dritte Kapitel „Lebensbilder – Vorbilder“ wirkt kaum zu bewältigende Schwierigkeiten auf. Wer kann heute Vorbild sein? Der kühne Pionier, der todesverachtende Held, ein sich überwindender Schwächling?
    Zu dem Dilemma ihrer anfechtbaren Vorbilder kommen bei den drei Kollegen noch persönliche Probleme. Der pensionierte Schulrat Valentin Pundt versucht Motive zu finden für den Selbstmord seines Sohnes. Die Lektorin Rita Süßfels muss erkennen, dass guter Wille und Hilfsbereitschaft auch zerstörerisch sein können. Und der junge Lehrer Jan Heller, der sich so witzig und kaltschnäuzig gibt, wird mit seiner gescheiterten Ehe nicht fertig.
    Hamburg im November. Da gibt es spukhafte Szenen an der Alster, da wird protestiert gegen die Erhöhung der Straßenbahntarife, da geraten Tausende in Verzückung, wenn ein Pop-Sänger von der schönen heilen Welt schluchzt.
    Am Schluss sind nur noch zwei Lesebuch- Herausgeber tätig. […] hat resigniert. Er liegt im Krankenhaus, „eine kolossale norddeutsche Mumie im Druckverband“, weil er einem von Rockern belästigten Paar zur Hilfe kam. Die beiden anderen einigen sich – und müssen dann vor ihrem Verleger kapitulieren.
    Gibt es heutzutage keine Vorbilder mehr? Der Leser darf weiterdenken: über die Moral, über Zeitläufe, über die Werte, über ein Buch, das viel Exemplarisches unserer Zeit vereint.


    Meine Rezi:


    Ich habe den Namen des Kollegen, der ausscheidet im Klappentext absichtlich weggelassen, da es so spannender ist, man sich sehr lange fragt, wer von den dreien es wohl sein wird, der geht.
    Ein Spoiler wäre das aber an sich nicht (kann ja jeder, der möchte selbst auf dem Klappentext nachlesen); das Buch hat, was die Handlung selbst angeht, wenig mit Spannung zu tun – zumindest nicht so sehr, wie man es von anderen Büchern (die ich mal „Trivialliteratur“ nenne – nicht böse gemeint :zwinker:) vielleicht gewohnt ist.


    Als ich anfing es zu lesen, hat es mich auch gar nicht interessiert, wen sich die drei nun als Vorbild herauspicken und warum. Ich persönlich habe mir nie viel aus Vorbildern gemacht und habe das Buch auch ein bisschen mit dem Hintergedanken angefangen, dass Lenz mir dadurch vielleicht eine große Erkenntnis verschaffen würde und ich die Sache nach dem Lesen des Buches völlig anders sehe, erst dann erkenne, was ein Vorbild denn wirklich ist oder sein kann. Unter diesem Gesichtspunkt fing ich zwar zu lesen an, meine Erwartung wurde gänzlich unerfüllt, was mich aber nicht enttäuschte, da ich im Laufe des Buches doch merkte, wie sich der Fokus vom eigentlichen Hauptthema wegbewegte und mehr und mehr zu den Protagonisten hin führte, die an sich, abgesehen von ein, zwei Taten vielleicht, wohl alles andere als Vorbilder sind, sondern einfach nur Menschen mit Problemen.


    Die Darstellung dieser drei ist unglaublich gelungen, man erfährt mit der Zeit immer mehr über die Kollegen, glaubt sie dann Szenenweise nun sehr gut zu kennen und merkt aber am Ende des Buches, dass man eigentlich überhaupt nichts über sie weiß oder doch nur beinahe so wenig, wie sie wechselseitig voneinander. Da ist Heller, der verzweifelt versucht, wieder Kontakt zu seiner Frau und Tochter aufzunehmen, sich mit ihnen trifft, jedes Mal irgendetwas davon erhofft, von dem er wohl selbst nicht genau weiß, was es ist, um dann noch nicht einmal zu merken, dass das die ganze Sache eher noch schlimmer gemacht hat. Pundt, der sich auf den Spuren seines Sohnes selbst erkennt, sich schrittweise darüber immer klarer wird, wie sein Sohn ihn gesehen hat und was er für ein Mensch ist. Oder die Beschreibungen der Rita Süßfeld, quirlig und herzlich, die jegliche Regeln des Straßenverkehres missachtet und immer überall zu spät kommt, aber für den Leser doch zu einer so angenehmen und liebenswerten Person wird.


    Was mich an dieses Buch besonders fesselte, das war weniger das Thema, sondern die Kunstfertigkeit der Sprache, der Lenz’sche Stil, der einen schmunzeln, nachdenken, wieder erkennen lässt. Wie er Situationen beschreibt, die man teilweise selbst schon erlebt hat, und wenn man es nicht hat, dann fühlt man sich beim Lesen dennoch so, als würde man das alles kennen, wieder erkennen.


    Wer gerne diskutiert, der wird dieses Buch höchstwahrscheinlich mögen, es wird nämlich, gerade am Anfang, viel über die angebrachten Beispiele gesprochen (man ist ja auf der Suche nach einem Vorbild für ein Lesebuch und bringt hierfür mehrere Geschichten zum Beispiel an), dargelegt, widerlegt, zugestimmt und verneint.
    Alle Geschichten, die vorgeschlagen werden, werden im Buch rezitiert, unterbrechen das Geschehen also immer wieder. Das war mir teilweise ein bisschen unrecht, weil ich lieber gewusst hätte, wie es mit den Hauptfiguren weitergeht, aber die Geschichten waren dann doch auch jedes Mal so interessant, dass es die Unterbrechung wert war und ich sie gerne zu Ende gelesen habe.


    Ich schrieb von der Kunstfertigkeit der Sprache, dazu möchte ich ein paar Beispielsätze anbringen, die es mir besonders angetan haben:


    „Unverhofftes Wiedersehen: da verringert sich zuerst wie von selbst die verfügbare Sprache, aufplatzende Freude verwendet unverhältnismäßig viele Ausrufezeichen, man findet Mut zu Wiederholungen und sucht nach einem Einstieg.“


    „Pundt sucht ein Ei, findet aber nur Radieschen, die er eine Weile unschlüssig anstarrt, gerade so, als ob man noch etwas anderes mit ihnen anfangen könnte, als sie aufzuessen; plötzlich beginnt er, sie in kleine Würfel zu hacken, vermischt sie ausschweifend mit dem Schinken und mutet den soeben entdeckten Brotbelag einer Toastscheibe zu.“


    „Still sitzen sie nebeneinander, den gleichen Erschütterungen ausgesetzt, beschäftigt mit dem Geschmack der Trennung. Vieles verlangt noch gesagt zu werden, die Fahrt könnte erträglicher werden durch Sprechen, ja, einige bekenntnishafte Sätze würden vielleicht den stringierenden Geschmack verändern, aber beide verzichten darauf, machen sich allenfalls knapp auf Baustellen aufmerksam oder auf zwei dunkle Limousinen mit Motorrad-Eskorte, derentwegen sie gestoppt werden.“


    Ich war vollauf begeistert und liebe Lenz’ Art zu schreiben. Mir ist aber klar, dass es nicht jedemanns Sache ist (durfte ich damals in der Realschule schon feststellen, als wir Lenz’ „Arnes Nachlass“ gelesen haben. In das Buch habe ich mich auch sofort verliebt, meine Klassenkammeraden konnten aber überhaupt nichts damit anfangen.), nicht nur wegen des Stils, sondern auch weil das Buch einen am Ende beinahe zurücklässt, als hätte man es nie gelesen. Lenz wirft einen in ein Geschehen, lässt den Leser an einem Prozess teilhaben, der am Ende zu keinem Ergebnis führt und somit hat sich eigentlich gar nichts verändert und das Ganze hat nichts gebracht. Aber dennoch, wenn ich daran denke wie viel Spaß ich an dem Buch hatte, wie begeistert ich von diesen Beschreibungen war… es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Und am Ende: sagt man nicht immer selbst so gerne, der Weg sei das Ziel? Das ist auch in diesem Buch der Fall.


    Ich gebe daher uneingeschränkt 5ratten und danke für Ihre Aufmerksamkeit :winken:

    Ich fand die Erzählung wunderschön. Schon richtig, dass nicht viel Inhalt rüberkommt, genau das ist ja das Stilmittel der Romantik. Es wird sehr viel Umgebung beschrieben und das mit einer Liebe und Sorgfalt, womit ich nicht meine, dass jedes Detail ausstaffiert wird, sondern allen Dingen eine Bedeutung und eine Art ganz eigenes Leben beigemessen wird. Und auch die Gefühle des Protagonisten werden auf eine ganz eigene, fast schon niedliche Weise beschrieben... wenn er z.B. schreibt, dass ihm seine eigene Nasenspitze ihm im Weg sei, wenn er in Gottes freie Welt hinaussehe... Oder, dass die alte Zeit ihm "mit einer Gewalt aufs Herz" falle... das sind wunderbare Bilder, finde ich.
    Aber so ist es wohl, es kann sich nicht jeder für diesen Stil erwärmen, zu unterschiedlich sind die Geschmäcker :zwinker: