Beiträge von Nicole C.

    Eine bös vertrackte Situation, ja.

    Dass auf den letzten Seiten jeder Topf seinen Deckel bekommt und sich alle Konflikte in Wohlgefallen auflösen, hätte ich mir nicht vorstellen können. Dafür ist zu viel passiert auf dem Weg der vier Eisbarone, als dass es eine glatte saubere Lösung geben könnte. Mir wäre es gefühlt auch zu viel an Happy-End gewesen, da sie jetzt doch endlich den ersehnten Erfolg in den Händen halten.

    Und Katya und Christian... ehrlich, ich werde mit Christian nicht mehr warm. Klar, der Mann hat gelernt aus seinen Fehlern und erkannt, dass Katya seine große Liebe ist. Und ja, man soll einer Liebe auch mal eine zweite Chance geben. Aber ich frage mich, sind seine Gefühle deshalb so groß für sie, weil er mit der liebe Henny nicht ganz glücklich ist? (Hier regen sich bei mir eigene schmerzliche Erfahrungen und ich hätte es Katya gewünscht, dass sie jemand Unvorbelasteten findet.) Und ich traue Christian nicht über den Weg, denn auch wenn seine Gefühle sich gewandelt haben, so hat er doch Wesenszüge gezeigt, die er nicht so einfach abgelegt hat.

    Ich sehe da auch keinen Grund für Jubel - es ist eine Annäherung, mehr nicht. Dieses Misstrauen gegenüber Christian ist gut und richtig, das muss da sein, nicht zuletzt auch bei Katya selbst.

    Das macht Christian auch für mich zu einem solch spannenden Charakter. Dass er nicht automatisch mögenswert ist, dass man sich an ihm reiben kann und vielleicht auch muss. Gerade jetzt, in dieser Situation, hat er großes Potential, sich weiterzuentwickeln - in welche Richtung auch immer. Ob er das auch kann, wird sich zeigen - und irgend jemand wird darunter leiden müssen.
    Gerade aus dieses zwiespältige Gefühl ihm gegenüber kam es mir in diesem letzten Kapitel an - ich mag ohnehin Szenen, in denen man im buchstäblichen Sinn gemischte Gefühle hat.
    (Gah, hier ist es ist für mich so unfassbar schwer, nichts über den zweiten Band zu verraten!! Macht euch auf jeden Fall auf ein paar Überraschungen gefasst … )


    Vor allem, weil sie auch beruflich und räumlich so nah zusammen sind. Ob sie das auf die Reihe kriegen? Ob sie am Ende noch die vier Musketiere sind? Ich weiß es nicht. Es bleibt spannend.

    "Die vier Musketiere" gefällt mir! Ganz wichtige und berechtigte Fragen, die Du da stellst. Das finde ich das Schöne an einem Mehrteiler: man hat als Autor wesentlich mehr Raum und Roman-Zeit, um den Lebensweg der Charaktere weiter zu verfolgen. Und alle vier sind ja noch recht jung zu diesem Zeitpunkt.

    Ich fand es Klasse, dass die Reise mit dem Eis den Leser bis nach Indien führt - und dass sie dort wirklich so viel Erfolg haben, wie sie von Anfang an hofften. Wie viele Wochen waren sie eigentlich insgesamt unterwegs? Das da überhaupt noch genug Eis übrig war. Cool - im wahrsten Sinne des Wortes.

    Ziemlich genau drei Monate. Und dass genug Eis übrig bleibt, wissen wir von der historisch verbürgten Fahrt Frederic Tudors nach Kalkutta, der damit ebenfalls sein bis dato dickstes Geschäft machte.

    Aber - das gebe ich zu bedenken - auch der satte Gewinn aus den indischen Waren wird nicht reichen, um sich auf die faule Haut zu legen, da müssen wir genauso realistisch sein wie die vier Eisbarone selbst.


    Noch vergessen. Ich hoffe, Katya trifft ihren Forscher nochmal wieder. Das ist ein toller Mann und ein toller Charakter in dieser schönen Geschichte von Liebe und Eis.

    Möchtet ihr das wirklich jetzt schon wissen oder besser abwarten?
    (Ich frag' lieber vorher. 8) )

    Sie kommen gut am Zielort an und dort treffen wir auch Johann Silberberg wieder, was mich sehr gefreut hat. Ich habe ihn immer ein wenig als Katyas Mentor gesehen ...

    Ja, das ist er. :)

    Nach seinem "Unfall", der beinahe Beiden das Leben kostete, erleben sie zum ersten und letzten Mal eine intime Zweisamkeit und ich wirklich das Gefühl, dass Katya nun vielleicht über ihn hinweg ist?

    Doch sie wird erwachsen und sucht die Liebe. Sehr beeindruckt war ich da von Silberg, dass er die Situation nicht ausnutzte ... Respekt!

    Das ist einer meiner Lieblingsszenen im Roman, mir ist das jedes Mal ganz warm im Bauch. Und so natürlich, wie es für mich war, dass Katya sich damit an ihn wendet, so klar war mir auch, dass er genau so darauf reagiert.

    Und ....... last but not least ....... das Essen ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen:
    Multbeersoße, Rentierbraten und Fladenbrot ... ich stehe mit Teller und Besteck Gewehr bei Fuß

    Neben meiner Faszination für die jeweilige Sprache bin ich vollkommen besessen davon, was an welchem Schauplatz gegessen wird. Ich bin sogar in einem Interview einmal darauf angesprochen worden, woher das kommt, dass Essen in meinen Romanen eine solch große Rolle spielt ... ^^

    Für mich verrät das immer eine Menge über die jeweilige Region und die Lebensweise dort.


    Mich fasziniert, dass es so viele Unterschiede im Eis gibt und dass dieses Eis so viel haltbarer ist als anderes Eis. Ich fand es sowieso schon immer krass, dass über den ganzen Sommer Eis in den Kellern der Leute zur Kühlung verwendet wurde. Wie lange Eis halten kann, wenn es richtig gelagert wird.

    Erstaunlich, nicht?
    Mich hatte der Eishandel am Haken, als mir klar wurde, dass bei langen Fahrten die Hälfte der Ladung wegschmolz - und am Ziel war trotzdem noch genug übrig, um damit ein Geschäft zu machen. Das fand ich so schräg, dass ich unbedingt davon erzählen wollte.

    Diese Unterschiede im Eis finde ich auch staunenswert. Überhaupt die ganz eigenwilligen Eigenschaften des Eises und seine Rolle in der Natur, ob das jetzt Gletscher sind oder Raureif und Schneekristalle oder das Wetter. Wenn es in der Wüste regnet, sind die Wolken am Himmel trotzdem voller Eiskristalle - die Wärme darunter entscheidet, ob sie als Regen oder Schnee oder Hagel herunterfallen.


    Es ist auch vollkommen verblüffend, dass wir heute immer noch nicht wissen, wie Blitz und Donner entstehen. Die Theorie, die derzeit als die plausibelste gilt, ist die, dass das Eis in den Wolken dafür verantwortlich ist. Kleine und große Eispartikel, die sich beim Zusammenprall unterschiedlich aufladen und dann jeweils oben und unten in den Wolken sammeln. Und die Spannung zwischen den beiden Ladungen löst dann Blitz und Donner aus.
    Für mich ist das pure Poesie: aufgeladene und winzig kleine Eiskristalle machen Blitz und Donner. Daran muss ich jetzt jedes Mal denken, wenn es gewittert.

    Daher rühren auch die Gedanken her, die ich Johann Silberberg mitgegeben habe: es ist eigentlich so einfach, so klein, das Eis. Und trotzdem eine große Kraft, die unsere Welt im Gleichgewicht hält.

    russischen Sturmesjungen

    Klingt schön - wie Du überhaupt so schöne Worte und Sätze in diesem Buch findest. :*

    Dankeschön. <3


    Es ist für beide in gewisser Weise eine Premiere - für Thilo ist es seine erste sexuelle Begegnung und auch für Grischa ist es neu und anders. Er hat eine elementare Facette seiner Erotik an Land getragen, außerhalb der hermetischen Enge auf See - und es fühlt sich anders an mit Thilo, es ist mehr als nur die Begierde des Augenblicks.

    Ja, es ist definitiv anders für Grischa. Vielleicht, so denke ich manchmal, hat ihn das auch davon abgehalten, früher einmal bei Thilo vorzufühlen.

    Christian wirkt wie ein Fremdkörper in dieser Gemeinschaft, er provoziert und hat seine Gefühle nicht unter Kontrolle. Es ist Neid, was ihn so aggressiv werden lässt - auf Katya, die so ganz in ihrem Element ist - und Wut auf alles und jeden, am meisten jedoch auf sich selbst, Es ist die vage Ahnung, etwas für immer verloren zu haben, das ihn ganz und vollständig hätte formen können, wie eine verborgene Hälfte seines Wesens, die er nun nicht mehr finden kann.

    Das ist so treffend gesagt - und wunderschön ausgedrückt. <3

    Was für eine Schinderei das gewesen sein muss die Eisblöcke aufs Schiff zu bekommen.

    Das war es absolut. Aber eben ein Handelsgut, dass für relativ wenig Geld in Massen aus der Natur zu bergen war.

    Ich fand diese ganze Episode des historischen Eishandels aus heutiger Sicht so schräg, so absurd, dass ich sofort dachte: darüber muss ich schreiben.

    Ein Moment der mir besonders gut gefallen hatte war der zwischen Katya und Grischa als sie den See mit dem perfekten Eis finden. Das war schön mit "anzusehen", die Beiden stehen sich immer noch sehr nahe. Manchmal vergisst man das bei all den Eskapaden.

    Ja, sie sind doch jetzt auch beide erwachsen geworden, und obwohl sie beide eigentlich unter einem Dach leben und ein gemeinsames Ziel verfolgen, geht jeder doch in gewisser Weise seinen eigenen Weg, zumal auch Grischa viel auf See ist. Deshalb war mir dieser Moment auf dem zugefrorenen See auch so wichtig - und ich fand's so schön, so überwältigend und bedeutsam, dass die beiden, die zuhause nie auch nur ein Gemüsebeet wirklich hätten besitzen können, jetzt ein Stück Land ihr eigen nennen dürfen.

    Das die erste Ladung Eis für die Katz war finde ich zwar schrecklich für Katya und die Anderen, aber auch glaubwürdig für die Geschichte. Wie langweilig wäre es doch wenn den Vieren gleich alles gelingen würde.

    Absolut, das war auch mein Gedanke dabei - und entspricht auch dem historischen Verlauf der ersten Eishändler. Ich hatte Glück, dass die Wetterverhältnisse in England in diesen Jahren genau die waren, die ich für die ersten Erfahrungen unserer vier Helden mit dem Eisverkauf brauchte.

    "Mein" Christian hieß Stefan und er war einen Sommer lang Thema in meinem Tagebuch...

    Solche Christians haben auch schon meinen Weg gekreuzt, andere habe ich aus der Ferne miterlebt. Das Muster, es sich in einer Beziehung lieber einfacher und (vermeintlich) bequemer zu machen, um sich stärker und besonders männlich zu fühlen, ist meiner Erfahrung nach nicht wirklich selten.

    Henny mag ich sogar sehr gerne, mir gefällt ihre lebensfrohe und unverstellte Art, sie ist tüchtig und pragmatisch veranlangt. Außerdem hat sie mir leidgetan, weil sie ständig von ihrer Mutter kontrolliert und zurechtgewiesen wurde. Kein Wunder, dass sie auf eine Gelegenheit gehofft hat, der unguten Stimmung in ihrem Elternhaus zu entfliehen. Außerdem hat sie ehrliche Gefühle für Christian und möchte ihr Leben mit ihm teilen. An ihrem Hochzeitstag ist sie im 7. Himmel - endlich ist sie frei und ohne ständige Aufsicht, sie darf lachen, trinken, tanzen, küssen - endlich leben. Da hab ich mich richtig gefreut für sie, so süß und trunken vor Glück wie sie ihre Liebe, ihre neue Freiheit und das Leben gefeiert hat. <3

    Mir wird's warm ums Herz, wie Du über sie schreibst - danke :*

    Im Exposé sind die Nicht-Hauptcharaktere bei mir fast immer nichts als Papierfiguren, erst beim Schreiben erwachen sie zum Leben. Und ich hatte solche Freude an Henny - auch gerade an der Hochzeitsfeier, die hat mir selbst großen Spaß gemacht.
    (Die Kibbeltwiete gibt es heute übrigens nicht mehr, diese Gasse ist mit dem Bau der Speicherstadt vom Stadtplan verschwunden)

    Ich muss nochmal wegen dem Schlafzimmertausch fragen:

    Arno tauscht sein Ehebett ein, oder auch das Schlafzimmer? Thilo bei Grischa auf dem Dachboden, Katya schläft jetzt ..wo? Ist der Platz den so begrenzt?

    Nur das Bett wird getauscht. Arno bleibt in seinem Schlafzimmer, das Zimmer, in dem Thilo und Christian groß geworden sind, wird zum Schlafzimmer des jungen Paares. Die Wohnung der Petersens direkt über dem Laden ist zwar die größte im Haus, aber doch überschaubar. Man hat damals in kleinerem Rahmen gelebt - zumindest, wenn auch der Geldbeutel ein kleinerer war.

    Katya und Grischa haben die Wohnung direkt unter dem Speicher, jeder mit einem eigenen Zimmer - nur teilt Grischa jetzt seines mit Thilo.

    Ich bin mir sicher, er hat sie unterschätzt, so naiv ist sie nicht, beim Knutschen auf dem Sofa hat sie allen Schnuppkram abgeschworen, Ehrgeiz hat sie viel, sie sieht sich schon reich, wohnend in einer Villa im Grünen. Die Entwicklung ging rasant, so ähnlich wie ein Wachstumsschub bei Jungs.

    Ich habe beim Schreiben auch gedacht, dass in Henny etwas schlummerte, das Christian wachgeküsst hat - buchstäblich und sprichwörtlich.


    Ihr geliebter Christian hat nicht auf sie gewartet! In stummer Einigkeit versteht sie sich inzwischen immer besser mit Thilo, der ihre Ideale und Werte zu schätzen weiß ... doch er liebt Grischa ... hach ist das alles verzwickt.

    Das ist es! :)

    Dass Thilo sich in Grischa verliebt - das ist auch etwas, das ich sehr schnell wusste, sobald ich anfing, über diese Geschichte nachzubrüten. Für mich war das ein ganz sternstündiger Moment, als ich das über ihn begriff und dann auch gleich vor mir sah, und genau wie bei Grischa kam es mir vollkommen richtig und natürlich vor.


    Erst viel, viel später hatte ich dann den analytischen Autorengedanken, dass das natürlich eine zusätzliche Ebene an Konflikten und Komplikationen hineinbringt, die man sonst nicht zwangsläufig in einer Geschichte hat.


    @ all


    Ich bin übrigens ganz hingerissen von euren Gedanken und Spekulationen zu Henny <3

    Die Eisjungfer, soll bedeuten: Das Mädel, das sich nicht herumtreibt und eine Marotte hat. Das spricht sich herum und wer sie anmacht wird mit Blicken aufgespießt, Katya geniesst einen gewissen Respekt..oder besser gesagt, ihre Merkwürdigkeit wird gemieden. Schon witzig, wie die Seemänner in das Hafenbild einfügen, sie bringen ihr allerhand Geschichten mit, um ihre Eis-Marotte zu füttern.

    "Eisjungfer" ploppte ganz spontan in meinem Kopf auf, als ich über dem Exposé saß, und darauf entwickelte ich dann diese Szene. Mir gefiel die Vorstellung zu gut, wie Katya im Hafen alle Seeleute nach Eis und Schnee löchert ...

    Eine bemerkenswerte junge Frau - wobei Frau vielleicht etwas hochgegriffen ist. Eigentlich ist sie ja fast noch ein Mädchen. Aber eines, das weiß, was sie will.

    Dass sie weiß, was sie will - das finde ich eine ganz wichtige Aussage über Katya.


    Für mich ist es so, dass Katya auch Zeit brauchte, um an Kontur zu gewinnen. Gerade auch die Zeit in Norwegen empfinde ich als eine sehr stille Zeit in ihrem jungen Leben. Ich habe dabei das Bild vor Auge, wie Silja wuasi die Flügel über Katya ausbreitet, damit das Mädchen behütet wachsen kann, in jeder Hinsicht. Damit ihr eigene Flügel wachsen können, nicht zuletzt auch durch die Begegnung mit Johann Silberberg. Und jetzt ist sie wirklich so weit, flügge zu werden - nicht nur im Kopf eigenwillig zu sein, sondern wirklich eigen.


    Ich mag die Gebrüder Petersen, ganz besonders Thilo, als er sich um seinen invaliden Vater kümmert, hat mich der Satz: "Ach Vadder, mich will doch keine." sehr berührt. Ich dachte, er würde sich für zu hässlich halten, aber laut Grischas Beobachtungen, ist eher das Gegenteil der Fall. Ich glaube der Grund, warum die Mädchen eher Abstand halten, ist, dass sie ihn nicht interessieren, das weiß er zwar nicht, aber so muss es sein. Das ist auch der Grund warum er so locker die schöne Katya begüßen kann, normalerweise würde Christian jetzt seinen Charme versprühen, aber diese Begegnung macht ihn sprachlos, trifft ihn, wie ein Blitz.

    Thilo sieht Mädchen nicht aus dem gleichen Blickwinkel, wie sein Bruder, er hat überhaupt kein Gespür für ihre Anziehungskraft, als sei er immun. Bei Grischa jedoch, benimmt er sich kratzbürstig wie Silja, als diese Grischa als begehrenswerten Mann sieht. Da kommen wohl einige Erkenntnisse auf uns zu..

    Ich finde Thilo auch fast interessanter. Seine besonnene Art macht ihn mir sehr sympathisch. Er wartet ab, will nicht viel Risiko eingehen, wenn er befürchten muss, dass seine Existenz in Gefahr ist. Wie verständlich! Und dass keine ihn will, ... Wahrscheinlich bemerkt er die Augen der Frauen gar nicht, die auf ihn fallen. Ob er vielleicht auch eher Männern zu geneigt ist? Oder er ist so schüchtern, dass er es wirklich nicht merkt und ein kleiner Nerd, der vielleicht erstmal abschreckend wirkt, weil er so verschlossen und klug ist. Aber ich bin mir sehr sicher, dass er einige Vereher(innen) hat. :)

    Ja, ich mag ihn auch sehr, er scheint sehr vernünftig zu sein, wenn er auch noch der sogenannte "Underdog" gegenüber Christian ist ... mir scheint Thilo jemand zu sein, mit dem man ein Leben in der Zukunft aufbauen kann und auf den man sich immer verlassen kann, wenn er auch nicht so redegewandt wie sein Bruder ist ... ich glaube ja, Christian hat man als Frau nie für sich allein ...

    Mir geht ganz das Herz auf, was und wie ihr über Thilo schreibt. <3 (Und der Satz "Mich will ja keine", der kriecht mir auch jedes Mal ganz melancholisch-traurig unter die Haut.)

    Nun sind wir also in meiner Geburtsstadt Hamburg angekommen und ich muss sagen, das was bei der Beschreibung von St. Petersburg ein wenig zu kurz gekommen ist, machst du hier 100% wieder wett. Ich hatte keine Ahnung, dass Hamburg zu Napoleons Besetzungszeiten so gebeutelt wurde ... und dass es noch viele Jahre später so darunter zu leiden hat. Bei meinem nächsten Besuch, werde ich die Stadt mit anderen Augen betrachten ...

    Seit wir hier in der Runde das erste Mal darüber sprachen, grübel ich darüber nach, warum uns das offenbar allen so wenig bewusst ist. Liegt das einfach schon zu lange zurück, überlagert vom uns viel näheren Zweiten Weltkrieg? Hat sich die Wahrnehmung der Napoleonischen Zeit in unsere Tage hinein verschoben und verzerrt, sodass die Gräuel jener Kriege aus dem Blickfeld verschwunden sind?
    Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass ich mit der Arbeit an diesem Roman darüber gestolpert bin, mich damit befassen und davon erzählen konnte.

    Nicole, ich wollte noch anmerken, dass du es schaffst über Seiten hinweg eine gewisse sexuelle Spannung zu halten, die ich unglaublich finde ... da kribbelt es ja direkt beim Lesen ... ;)

    Hach. Dankeschön. *rot anlauf*
    Liegt bestimmt daran, dass ich mehr oder weniger in alle Charaktere rettungslos verschossen bin :D

    Bei Henny spüre ich die ersehnte Entwicklung. Sie wird selbstsicherer und Christian hat das Glück, dass sie großen Spaß an seiner Nähe und der körperlichen Liebe hat. Aber auch das weiß er nicht wirklich zu schätzen.

    Das Naivchen, das unter den "ehelichen Pflichten" und ihrem Ehemann zu leiden hat, wäre mir auch zu klischeehaft gewesen. :)
    Ich mag das auch an Henny, dass sie auf so bodenständige Weise sinnlich ist, ob es ums Essen oder Sex geht, kein Intellektuelle ist, aber auf ihre Art ganz clever und auch lebenstüchtig, wenn man sie lässt.
    Ich muss immer wieder denken: eigentlich doch eine ganz gute Ehe.
    Gäbe es Katya nicht.


    (Mal ganz nebenbei, obwohl es überhaupt nicht hierhergehört. Ich lese gerade als Zweitbuch eines von einer Fantasyreihe von Leigh Bardugo und da heißen die Magiebegabten Grischa; das verwirrt mich teilweise etwas

    Ich finde, der Name trägt auch eine gewisse Magie in sich. Ich hatte den immer unter Lieblingsnamen im Hinterkopf und hatte dann auch keine zwei Sekunden gebraucht, meinen russischen Sturmesjungen so zu nennen.

    (Und ich habe diese Liebesgeschichte zwischen Grischa und Thilo so, so gern geschrieben - auch und gerade wegen ihres Konfliktpotentials.)

    Silja nimmt sie auf, auch oder gerade, weil die anderen es nicht getan haben.

    Für mich steckt da auch tatsächlich eine Spur von Rebellion mit drin.

    Wolf imponiert ihm mächtig. Wäre es wohl auch so gekommen, wenn sie nicht so lange zusammengepfercht auf einem Schiff gewesen wären?

    Ich denke, es war nur eine Frage der Zeit, bis Grischa seine erste richtige Erfahrung mit einem Mann gemacht hätte. Die in sich abgeschlossene Männerwelt eines Schiffs hat das nur erleichtert und beschleunigt.

    Sicher kein einfaches Geschäft..wenn man nicht vor hat an seine Gäste gewisse Extradienste zu leisten. Ich frage mich, welche Waffen sie im Haus hat..

    Das ist ganz sicher kein einfaches Geschäft, und das erklärt zu Teilen auch, warum Silja so streng wirkt. Das muss sie sein, in diesem Job.

    Wie Grischa und Jonas miteinander umgehen, klingt so spielerisch, als wäre gar nichts dabei. So kam es rüber.

    So war es von mir auch gedacht - wie auch beschrieben ein Freundschaftsdienst, nicht mehr, aus der Neugierde heraus, dann aus Gewohnheit. Noch nicht einmal eine richtige Affäre.

    Auch wieder ein toller Abschnitt:

    Silja als "Mrs Robinson" gefällt mir gut, sie genießt, weiß aber, dass er ihr Herz brechen wird. Einen Seufzer für die Melancholie.

    <3

    Die beiden sollten auf Expedition gehen, zusammen forschen.

    Was für eine schöne Vorstellung …

    Hoffentlich entwickelt sie sich noch und dann könnte es für Christian sogar gut sein, wenn er eine Frau an seiner Seite weiß, so dass er nicht mehr allen Schürzen hinterherjagen muss. Vielleicht hat ihm ja diese Beständigkeit auch gefehlt. Bin sehr gespannt, wie sich diese Beziehung entwickelt und ich hoffe, Katya ist nicht der Keil dazwischen.

    Henny zeigt ihm in gewisser Weise einen Ausweg aus diesem Spannungsfeld, außerdem fühlt er sich wohl mit ihr, leicht und unbeschwert.

    Christian ist wohl eher nicht der Typ, der warten möchte. Ein bisschen enttäuscht war ich schon von ihm. Aber ich habe auch nicht wirklich erwartet, dass er sich an die Vorgaben von Grischa hält. Sich aber gleich ein anderes Mädel zu suchen und das so kurz nach dem Gespräch, fand ich schon heftig. Ich glaube ihm auch nicht, dass er keine Gefühle mehr für Katya hat. Im Gegenteil, ich denke es ist eher ein Ausweg um richtig Leben zu können. Die Leidtragende wird dann wohl irgendwann Henny sein. Sie ist ja ein ganz patentes Mädel, aber auf Dauer vermutlich zu brav und folgsam.

    Ich finde Christian und Henny eine ganz interessante Paarung. Ausgerechnet Henny kriegt den Charmebolzen, den alle ihre Freundinnen haben wollen! Und eigentlich ist Henny auch die Art von Frau, die Christian - zumindest an diesem Punkt - braucht und ihm - erst einmal - guttut.

    Dass Katya die Frau ist, die er eigentlich will, aber sich nicht zutraut, fand ich einen superspannenden Konflikt.

    (Und sind wir nicht alle schon mal einem Christian Petersen begegnet? 8) )


    Katya und Christian erleben einen perfekten Moment des Glücks und eine vertrauensvollen Nähe, er behandelt sie mit Respekt und umwirbt sie liebevoll. Ich sehe ihn eher als einen Suchenden, der selbst noch unsicher ist und nicht unbedingt als Frauenheld.

    So empfinde ich Christian auch. Zu früh, habe ich ein paar Mal gedacht, die beiden sind sich viel zu früh begegnet. Katya hätte älter sein sollen, er reifer.

    Alles Emotionale bleibt unverbindlich, die einzige Konstante in seinem Leben ist Katya.

    Das sie Grischas fester Anker ist - das finde ich einen ganz wichtigen Aspekt.


    Interessant ist das Gespräch zwischen ihm und Christian, als er vom Tod seiner Mutter erzählt. Christian erinnert sich an seine verstorbene Mutter und seine kleine Schwester, er selbst damals schwer krank und noch ein kleiner Junge. Es gibt deutliche Parallelen in beiden Familien - Thilo und Christian sowie Grischa und Katya mussten früh und schnell erwachsen werden, ihre Kindheit endete schmerzhaft und zu früh.

    Das ist definitiv so, obwohl die eine Familie im Krieg so gelitten hat, die andere in Friedenszeiten, an so weit auseinander liegenden Punkten auf der Weltkugel. Ich glaube aber auch, dass es diese Parallelen sind, die die vier aneinander anziehen.

    Jetzt endlich entwickelt sich auch etwas zwischen Thilo und Grischa. Eigentlich fand ich seine Einstellung, was auf See geschieht, bleibt auf See ganz gut. So konnte er gut zwischen den Welten hin und her zwitschen. Aber jetzt kommt Thilo ins Spiel. Vielleicht die richtige Liebe auch für Grischa? Oder doch nur wieder ein Abenteuer. Ich bin wirklich gespannt, wie sich alles auf der Reise entwickeln wird. Jetzt geht es ja wohl bald los.

    Mir gefiel der Gedanke, dass Grischa, der ja nun wirklich viel Erfahrungen gesammelt hat, da jetzt

    Ich glaube dass es nicht lange dauern wird bis Christian sich mit Henny langweilt und er dem nächsten Rock hinterher jagt. Dazu kommt dass er bald mit Katya tagelang auf einem Schiff mit ihr zusammen sein wird. Da wird es schwieriger sein sich gegenseitig auszuweichen.

    Das praktische ist jetzt, Henny kann zu Hause bleiben und mit dem Schwiegervater zusammen den Laden führen solange die anderen unterwegs sind. Arme Henny!

    Das ist wirklich praktisch. ;)

    Ich habe über Christian ein paar Mal gedacht: er will so unbedingt das Richtige tun - und haut dann so gründlich daneben, dass er nicht nur sich selbst damit unglücklich macht, sondern auch alle anderen um sich herum.

    Der belügt sich selbst und damit auch die anderen. Und er wirkte für mich etwas beleidigt, dass er Katya nicht gleich und sofort haben konnte und da kam Henny mit ihrer unkomplizierten Art ihm gerade recht. Dass er sie unter diesen Voraussetzungen gleich geheiratet hat, das wird er noch bereuen. Er ist mir zu kindisch und handelt ohne Hirn, sorry Nicole.

    Keine Notwendigkeit für ein Sorry! :)
    Das trifft ja durchaus zu. Doch wie langweilig wären solche Geschichten ohne die fehlerhaften Charaktere, die so gründlich Mist bauen, dass man sie schütteln oder vors Scheinbein treten möchte …
    (Und natürlich wird es bereuen. Das ist uns allen klar. Was für mich auch einen großen Reiz ausmachte, Christian zu schreiben.)

    Dann weiß ich genau, wie es da ausschaut. In der Kaffeerösterei bin ich jedes Mal, wenn ich in Hamburg bin. :)

    Vielen Dank für den interessanten Hinweis :) bei meinem nächsten Besuch in der Speicherstadt , die mich immer schon fasziniert hat - weil man dort das "alte" Hamburg noch spüren kann - schau ich mir das mal an. Dann werde ich in Gedanken an Thilo, Christian, Katya und Grischa ein schönes Käffchen geniessen.:thumbup:

    Mich verschlägt es auch jedes Mal in die Rösterei - nicht zuletzt, weil ich dort meinen Lieblingskaffee bekomme, den indischen Monsooned Malabar, den es in der Rösterei hier nicht immer gibt.
    Klar, der Kehrwieder sieht heute ganz anders aus als damals - und trotzdem kann man noch etwas von früher erahnen, wenn man sich dort umsieht. Und auf der Stelle stehen, an der Grischa die beiden Brüder Petersen angesprochen hat. :)


    Mir ist die Speicherstadt das Liebste an Hamburg, war es schon immer, seit meinem ersten Besuch als Teenie. Ich grüble immer noch, warum eigentlich. Das Alte, Hanseatische, ja, definitiv. Aber gleichzeitig hat die Bauart für mich etwas Einzigartiges, Zeitloses, das mit Licht und Wasser eine ganz magische Atmosphäre schafft.


    Ich war vor Jahren mal in Hamburg, aber nur für zwei Tage, und kann mich an so eine schöne Straße nicht erinnern. Die habe ich dann wohl verpasst.

    Ich habe mir die Häuser während der Lektüre nicht so groß vorgestellt. Heute bekäme Thilo bestimmt einen fürstlichen Preis für sein Haus, sollte er doch mal verkaufen wollen :P

    Hamburg war damals schon in die Höhe gebaut, rings um die Fleete eigentlich immer nach demselben Prinzip: unten Laden oder Werkstatt, Gasthaus oder Lagerräume, oben mehrere Stockwerke mit Wohnungen. Der Kehrwieder der Petersens, der Brook der Pohls - das ist heute alles Speicherstadt.


    Mir auch nicht. Diese Zeit muss schrecklich gewesen sein. Mitten im Winter aus dem Haus gejagt zu werden und alles abgenommen zu kriegen was man besitzt.

    Vor einiger Zeit habe ich eine tolle Reportage über Hamburg im Fernsehen gesehen, von ZDF info glaube ich. Da wurde gezeigt wie wahnsinnig oft Hamburg in seiner Geschichte sein Gesicht gewechselt hat. Sehr interessant, aber ich kann mich nicht erinnern ob es da auch um die Zeit um Napoleon ging.

    Ich sollte mir diese Reportage noch einmal anschauen.

    Dass Hamburg so oft das Gesicht gewechselt hat - das empfinde ich auch so. Wobei die Besatzungszeit hauptsächlich eine menschliche Katastrophe war.
    Als ich im Juni in Hamburg war, bin ich irgendwann mit gleich mehreren Hamburgs im Kopf herumgelaufen: das Hamburg damals, aus der Zeit des Romans, und das Hamburg nach dem Großen Brand von 1842, der mehr als ein Viertel der Stadt zerstörte. Das Hamburg, das danach entstand und das nach der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg und das Hamburg, das es heute ist und wird. Das war ein ganz merkwürdiges Gefühl von mehreren Zeitebenen, die sich in meiner Vorstellung, meiner räumlichen Orientierung und vor meinen Augen überlagerten. Die Zeit als Raum, sozusagen.

    Kleine Anekdote am Rande: in Hamburg gibt es die Bauvorschrift, dass der Blick von der Lombardsbrücke auf die fünf Hauptkirchen Hamburgs zwingend so erhalten bleiben muss. Ein Bauprojekt, das diesen Blick auf einen der Kirchtürme verstellen würde, erhielte allein deshalb schon keine Genehmigung.

    Eigentlich sind die vier ja die perfekte Verbindung. Jeder hat ganz eigene Fähigkeiten, die unbedingt für das Gelingen der Eis-Idee gebraucht werden. Katya mit ihrem Gespür für das Eis, Grischa ist der, der Hand anlegt und das Praktische macht, Christian liefert seine Begeisterung und Thilo seine rationalen Überlegungen und seinen Sinn fürs Geld. Perfekt - wenn ihnen nicht die Gefühle in die Quere kommen.

    Das war genau mein Plan dabei, die vier zusammenzubringen. ;)
    Mir gefiel der Gedanke, dass diese Geschäftsidee die besten Chancen hat, wenn sich vier solcher Menschen zusammentun. (Ungeachtet der vielleicht vorprogrammierten zwischenmenschlichen Konflikte. Die ja in einem Roman wiederum einen besonderen Reiz haben.)


    Aber ich bin auch sicher, dass wir irgendwann mit ihnen ins Eis fahren und darauf freu ich mich auch schon.

    Ich spoiler vermutlich nicht, wenn ich Dir verspreche, dass wir das wirklich zusammen mit den vieren tun? :)

    Thilo kommt vielleicht etwas verkniffen rüber, aber mit ihm kann ich viel eher etwas anfangen. Er ist vielleicht schüchtern, aber ihn kann man glaube ich nicht so leicht über den Tisch ziehen. Ganz anders Christian, der Lebemensch. Der hätte Grischa ja gleich alles gegeben wenn man ihn gelassen hätte.

    Ich hab alle Charaktere in diesem Projekt ganz schrecklich lieb. Aber Thilo - Thilo ist mein heimlicher Held, der hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. <3

    Da gibt es eine Stelle wo Christian an all die Mädchen denkt die er schon geküsst hat, rattert in Gedanken all die Vornamen runter, da musste ich lachen und an ein Lied von Marius Müller Westernhagen denken. Im Lied "Willenlos" heißt es Hey, Mama, was ist mit mir los? / Frauen gegenueber bin ich willenlos / Völlig willenlos / Was ist mit mir los

    Passt doch irgendwie zu Christian.

    Sowas von! ^^

    Zum Glück wurde noch einmal erwähnt dass Katya erst 15 ist. Ich vergesse immer wie jung sie doch eigentlich ist, sie kommt immer so wahnsinnig erwachsen rüber das man sie älter einschätzt.

    … und genau so geht es Christian auch. Ich glaube, wäre sie noch kindlicher in ihrer Art, wäre ihm nie mehr in den Sinn gekommen als ein bisschen mit ihr zu schäkern, auf eine harmlose Art und Weise.

    Ein Satz der mir unheimlich gut gefallen hat ist dieser hier auf Seite 116:

    "Unterschätze nicht die Macht der Umwege, Katya,.... Nicht immer ist der gerade, der kürzeste Weg der beste. Es sind die Umwege, die einen auf das Ziel vorbereiten. Und dorthin bringen sie einen genauso gut."

    Das ist so ein Zitat das ich mir glatt an den Kühlschrank hängen würde weil er so wahr ist.

    Danke. :)
    (Ich müsste mir den viel öfter selbst vor Augen halten, seufz.)

    Von solchen traumatischen Erlebnissen erholt man sich nicht so schnell wieder , auch wenn die beiden Brüder ganz gut zurechtkommen mit ihrem Laden. Ihre Verhaltensweisen und Eigenarten sind zum Teil auch dieser Zeit des Mangels, der Angst und dem Gefühl der Hilflosigkeit geschuldet, die sie damals als Kinder erleben mussten. Sie bewegen sich gedanklich und auch auf einer tieferen Ebene zwischen der Pflicht, das Erreichte zu bewahren und einer jugendlichen Neugier auf das Leben, auch neue Wege und Wagnisse , in einem unbewußten Konflikt zwischen Vernunft und Abenteuerlust. Diese scheinbaren Widersprüche bestimmen für mein Gefühl ihr weiteres Handeln und ihre Entscheidungen.

    Das finde ich einen ganz wichtigen Gedanken in Bezug auf die beiden Brüder. <3


    Der neue Schauplatz Hamburg gefällt mir schon mal sehr gut und auch die interessanten historischen Fakten in Bezug auf die Auswirkungen der napoleonischen Kriege und Besatzungszeit auf die Bevölkerung waren mir nicht so bewußt.

    Das auch Hamburg unter Napoleon so zu leiden hatte, war mir auch nicht so bewußt. Irgendwie dachte ich immer am Rhein war Schluß. Die Schilderungen hier waren eindrucksvoll. Es ist schlimm, was Menschen alles erdulden mußten. Und dann auch noch aus der Heimat vertrieben werden, nur weil man nicht mehr genug Lebensmittel hatte, die einem ja diese Besatzer weggenommen hatten ist schon stark.

    Mir war das auch komplett neu - und umso elektrisierter war ich dann auch. Übrigens war der ganze Norden betroffen, bis einschließlich Rostock hinauf.
    Ich fand das auch komplett faszinierend, wie dörflich und fast ländlich Hamburg damals im Vergleich zu später war.

    Und nochmal übrigens: falls ihr schon einmal in Hamburg gewesen seid - ungefähr dort, wo heute in der Speicherstadt (ab 1883 erbaut) die Kaffeerösterei ist, nur ein Paar Schritte vom Miniaturwunderland entfernt, habe ich das Haus der Petersens verortet.


    Auf Wikipedia gibt's ein tolles altes Foto der Häuserfront kurz vor dem Abriss:


    Der Kehrwieder 1883

    Schnell bekommt man das Gefühl, dass es sich hier um eine "win win Situation" handelt. Die Beiden tun Silja gut und Silja ihnen.

    Das ist definitiv so, und das finde ich auch das Schöne daran.

    Superspannend fand ich auch die Schilderungen von Johann Silberberg zum Thema Eis ... da hast du ja wirklich toll recherchiert und dich unheimlich detailliert mit dem Thema auseinandergesetzt.

    Es war erstaunlicherweise gar nicht sooo viel an Recherchematerial, es gibt nicht so wirklich viel über Eis. Und das habe ich auch keinen Augenblick als wirkliche Arbeit empfunden, weil das auch für mich eine ganz staunenswerte und begeisternde Materie ist.


    Auch ich möchte mich zu 100% anschließen. Für mich ist es die erste Leserunde mit dir, liebe Nicole. Ich habe - auch auf anderen Plattformen - schon viele Leserunden mitgemacht und es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass sich eine Autorin oder ein Autor so intensiv einbringen. Ich finde es ganz große Klasse! :*

    Ach, danke. :*
    Ihr bringt hier aber auch so tolle Gedanken und Eindrücke an …

    Ja, vielleicht müssen wir wirklich mit diesem steten Tropfen anfangen. Wäre es nicht absolut furchtbar, wenn sich die Geschichte wiederholen würde? Mich schaudert bei dem Gedanken ...

    Mich auch.

    Mich hat das auch nicht überrascht und ich mag es, wenn Menschen in Bücher nicht so einfach in Schubladen zu stecken sind. So ist es ja auch im wahren Leben!

    Und vor allem ist es so viel spannernder, als wenn edes Verhalten vorhersehbar wäre.

    Für einen Autor ist das immer eine schwierige Gratwanderung zwischen vorhersehbar und unglaubwürdig - insofern bin ich bis jetzt sehr erleichtert, dass es bei euch so ankommt, wie es das tut.
    Und ich habe beim Schreiben dieses Romans lustigerweise ganz oft sinngemäß im Kopf gehabt "raus aus den gewohnten Schubladen".

    Es ist eine ganz neue Welt auch für mich und ich höre den Schilderungen von Johann genauso fasziniert zu wie Katya. Dieser ruhige Winter in Norwegen verändert auch etwas ihrem Wesen - sie wird freier, offener und selbstbewusster. Mit Johann hat sie den idealen Gefährten an ihrer Seite, wenn sie gemeinsam durch Schnee und Eislandschaften wandern, beide lieben sie die Ruhe in der Natur und fühlen die Geheimnisse und die unterschiedlichen Strukturen und Eigenschaften von Eis und Schnee. Wenn er ein wenig jünger wäre, könnte er ein perfekter Partner an ihrer Seite werden ... :)

    Auch wenn der Altersunterschied für uns enorm sein mag, aber wie viele Jahre liegen zwischen Katya und unserem Wissenschaftler? 12 Jahre? Sooo viel ist das ja eigentlich nicht - und damals auch gar nicht so ungewöhnlich, oder? Es gab ja immer mal wieder Witwer, die noch ein zweites Mal geheiratet haben - oftmals dann jüngere Frauen, damit sie wieder Kinder bekommen können.

    Auf jeden Fall hat mich das Aufeinandertreffen der beiden gefreut, denn man merkt sofort, dass die Chemie zwischen den Beiden stimmt.

    Ich bin sehr glücklich darüber, dass ihr Johann und Katya so empfindet!

    Johann ist tatsächlich satte 26 Jahre älter als Katya - momentan sind das auf jeden Fall noch Welten, die sie da trennen.


    Denn schließlich ist der Charakter doch immer wesentlich entscheidender. Aber ich habe auch schon oft bei mir fest gestellt, dass sich meine Sicht auf die Schönheit eines Menschen gewandelt hat, wenn ich diesen besser kennen gelernt habe. Wenn er mir sympathisch war, wurde der Mensch schöner - oder auch umgekehrt!

    Das finde ich auch eine ganz wichtige Aussage, nicht nur im Hinblick auf das Buch. Ich bin auch davon überzeugt, dass man sich letztlich immer in eine Person verliebt, nicht vorrangig in das Äußere oder das Geschlecht.

    Wahrscheinlich hätte die kleine Katya irgendwann die Mutter nicht nur in der Hausarbeit ersetzen müssen..und was wäre wohl aus dem "unter die Röcke greifen" noch geworden, wer hätte sie wohl beschützen können? Mich schaudert es, wenn ich daran denke, was nach Grischas Flucht aus ihr geworden wäre..

    Ich glaube, dieser Gedanke muss sich einem da aufdrängen - das tat er bei mir auch, während des Schreibens.

    Trotzdem ist es kaum zu glauben, was er alles nicht kennt, als er dem Markt in St Petersburg betritt. Nicht mal Kaffee und Tee..was gab es da morgens, was für heisse Getränke überhaupt?

    Viel Kwas wurde getrunken, aus Kleie, Malz, Brotbrocken, Mehl und Wasser gebraut - Männerarbeit, übrigens. Oder eine Art Bier aus Hafer, Malz und Hopfen, das auch warm getrunken wurde. Tee gab es aus Kräutern, Beeren und Früchten.

    Geht man nach dem Cover, wird sie eine schöne selbstbewusste Frau, eine die gekämpft hat, die sich nichts gefallen lässt und weiß, wie man das "Spiel" spielt. Die Flucht hat ihrem Leben die Richtung gegeben.

    Gefällt mir, sie so zu sehen. :)

    Das Cover gefällt mir auch sehr gut. Besonders der Hafen unten im Bild passt gut.

    Aber die Augen der Frau sind total falsch. Es wird so oft erwähnt dass Katya eisblaue Augen hat, da fällt das natürlich umso stärker auf.

    Das ist übrigens Hamburg, um die Zeit herum, in der der Roman spielt. So beschaulich war es einmal …
    (Ich hätte Katya-Augen auch passender gefunden.)


    Und ich dachte immer der Beruf des Autors wäre ein eher ruhiger ... mmmmhhhh ... so kann man sich täuschen ;)

    Die überwiegende Zeit schon. Ansonsten murmle ich viel vor mich hin, diskutiere mit meinen Charakteren, schimpfe, stöhne, fluche, lache laut und quieke immer wieder entzückt auf. Und ganz oft heule ich auch.


    Auch wenn's natürlich überspitzt dargestellt ist - ich habe mich in dieser Filmszene damals trotzdem so was von wiedererkannt:

    YouTube: Diane Keaton in "Was das Herz begehrt"

    Ich bin etwas spät. Doch meine Tochter kam unverhofft das Wochenende das Wochenende zu uns und ich habe die Zeit genossen, da wir uns nicht so oft sehen.

    Das klingt doch nach einem perfekten Wochenende! Hier läuft ja auch nichts weg - und so arg weit sind wir ja auch noch nicht …


    Grischa will sich davon machen. Er hat zwar ein schlechtes Gewissen wegen Katya, doch sie wäre nur ein Klotz am Bein auf seiner Flucht. Doch da hat er sich in seiner Schwester getäuscht. Sie hat gespürt, dass etwas im Busch war, und hat sich an seine Fersen geheftet. Es wäre ihr auch zu Hause schlecht ergangen.

    Ich habe beim Schreiben ein paarmal gedacht: was für ein scheußlicher Konflikt für Grischa.
    Aber ihn großmütig erst einmal seine Pläne für die Flucht begraben zu lassen, um seiner Schwester willen - das hätte ich nicht glaubhaft gefunden bei einem Dreizehnjährigen, der so unbedingt aus diesem traurigen Leben raus will.


    So ein Baby ist ja schon ein kleines Wunder und wie sie dann vom Großvater aufgepäppelt wurde, ist schon toll. Ich glaube, dass Grischa sich immer für sie verantwortlich gefühlt hat und ihr deshalb näher gekommen ist.

    Darin wurzelt auch für mich das enge Band zwischen den beiden.

    Ob die Nachbarn dachten du hättest wilden Sex? :D :D :D

    Die wissen, dass ich Bücher schreibe und sind daher einiges gewohnt ;)

    Und die wunderbar zu lesen sind :)

    Danke :)


    Vermutlich lassen sich solche spontanen Projekte einfach besser schreiben, als langfristig geplante Sachen.

    Im Nachhinein denke ich, dass etwas in mir die ganze Zeit nur auf ein Projekt wie dieses gewartet hat. Lauter kleine Elemente, die ich über die Zeit aufgesammelt hatte und dann plötzlich alle zu dieser Geschichte passten, sobald der erste Ideenfunke gezündet war. Ein ganz magischer Prozess.


    (Und ich freu mich, dass ihr offenbar genauso Spaß an dieser Runde habt wie ich!)


    Ich glaube Grischa mag einfach beide Geschlechter, obwohl ich eher das Gefühl habe dass er sich von dem Menschen an sich angezogen fühlt, von dessen Wesen und was ihn ausmacht, da ist das Geschlecht ihm egal.

    Das finde ich einen ganz wichtigen Gedanken - nicht nur in Bezug auf Grischa, sondern überhaupt.

    Da sprechen wir bestimmt auch noch drüber, in dieser Runde.


    Mit Katya lerne ich ja noch einiges über das Eis. Ich wusste zum Beispiel nicht dass Eisberge aus Süßwasser bestehen. Über so etwas habe ich mir aber auch noch nie Gedanken gemacht.

    Ich auch nicht, und umso mehr hat mich alles fasziniert, was ich über Eis herausfinden konnte. Eine Entdeckungsreise in eine Welt, die uns einerseits so vertraut ist, wir erleben sie ja jeden Winter aufs Neue, andererseits aber doch unbekannt.

    War die Forschung damals wirklich schon soweit dass sie sagen konnte das Schneeflocken niemals gleich sind? Das da überhaupt geforscht wurde wundert mich.

    1611 hat Johannes Kepler sich an der Erklärung versucht, warum Schneeflocken sechseckig sind, 1822 (also in dem Jahr, in dem der Roman beginnt), hat der Engländer William Scoresby mit seinen Reisebeschreibungen nordischer Gewässer auch Beschreibungen verschiedener Schneeflockenarten veröffentlicht. Dazwischen gab es einige Veröffentlichungen mehr zum Thema - und das sind nur die Forscher, deren Arbeiten uns erhalten sind. Das 18. und vor allem das 19. Jahrhundert waren Hoch-Zeiten der Naturforschung - denken wir nur z.B. an Humboldt.

    Mir geht es da ganz ähnlich: Im Grunde ist mir eigentlich nichts Menschliches fremd - aber ich kann mich beim besten Willen nicht in jemanden hineinversetzen, der rechts wählt. Geht nicht. Ging noch nie.

    Zumal es ja einigen Erhebungen nach tatsächlich mehrheitlich nicht die ungebildeten oder tatsächlich sozial abgehängten Bürger sind. Immer wieder erhasche ich für mich eine Ahnung, was vielleicht in deren Köpfen vor sich geht - die Kluft zwischen gefühlter und statistisch belegter Kriminalität beispielsweise. Und dann denke ich wieder: das Vergessen ist das Problem. Das Vergessenhaben, wie es früher war, vor zwanzig, vor dreißig Jahren. Es ist nicht so, dass heute mehr passiert - aber es kommt uns so vor, weil wir mehr davon mitbekommen, live und in Farbe, was früher halt eine Zeitungsmeldung war, wenn überhaupt. Ich glaube auch, dass das Internet als fataler Katalysator wirkt, es kann ja jetzt jeder Nachrichtenkommentator sein, Fakten genauso frisieren wie Fotos photoshoppen, und manchmal kann ich dann doch ansatzweise nachvollziehen, dass es gar nicht so leicht ist, sich von einer gerade überschwappenden Hysteriewelle nicht anstecken zu lassen.

    Und trotzdem ist das für mich kein Grund, rechts zu wählen. Da gibt es einfach keinen. Nie.


    Dieser Riss, der ganz offenbar durch Deutschland hindurchgeht, beileibe nicht nur zwischen Ost und West und ja nun leider auch in anderen Ländern, macht mir Angst. Weil mir immer wieder bewusst wird, wie fragil doch das ist, was wir Zivilisation nennen. Und wie gut wir auf unsere Demokratie aufpassen müssen.

    Liebe Nicole, dank deiner tollen Landschaftsbeschreibungen konnte ich mich wunderbar nach Russland, an die Newa und später auf's weite Meer hineinversetzen. Und Grischa und Katya sind ja wirklich ganz bezaubernde Protagonisten ...

    Das freut mich sehr! :) Und ich hab die beiden auch vom allerersten Augenblick, als sie in meinem Kopf auftauchten, fest ins Herz geschlossen ...

    Was für ein hartes und karges Leben das gewesen sein muss tief im Landesinneren ...

    Ich hatte zwar eine grobe Vorstellung von diesem Leibeigenenleben im Hinterkopf, aber als ich über dem sehr guten Quellenwerk saß, das ich für den Roman zur Verfügung hatte, bin ich doch ehrlich erschrocken, wie karg das wirklich war - auch und gerade der überschaubare Speisezettel. Und dann der Kontrast zu Sankt Petersburg! Die Fülle, die Grischa dort zum ersten Mal sieht, hatte ich aus einem anderen Werk, und das wollte ich dann unbedingt einander gegenüberstellen.


    Hoffentlich fanden die Beiden das genauso reizvoll wie du ... ;)

    Ha, erst mal wohl eher nicht! ;)

    Schon als Anton darauf bestand, Katya mit an Bord zu lassen, hatte ich ein mulmiges Gefühl und ich sollte recht behalten

    In diesem Moment, als sie ihm das Messer in die Hand rammt, habe ich beim Schreiben laut "YESSS!" gebrüllt. (Und inwendig jedes weitere Mal beim Überarbeiten und Korrekturlesen.)