Barbara Cartland
Zur Ehe verdammt
mein "Nackenbeißer"-Titel zum SUB-Wettbewerb (gottseidank ist das Jahr erst halb rum, dies ist erst Titel Nr. 2 )
Klappentext: In ihrer Ausweglosigkeit bittet eine Frau einen zwielichtigen Herrn um Hilfe
Als die junge Gytha von ihrem Großvater zur Universalerbin eingesetzt wird - jedoch nur unter der Bedingung, dass sie seinen Neffen heiratet - , ist sie entsetzt und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.
Durch Zufall erfährt sie, dass ihr verstorbener Vater einst während des Krieges gegen Napoleon einem ihrer Nachbarn das Leben gerettet hat. In ihrer panischen Angst beschließt sie, diesen Mann um Hilfe zu bitten, obwohl sie weiß, dass Lord Locke als blasiert und zynisch gilt und zu alledem ein Frauenheld sein soll...
Es spielen mit in diesem merkwürdigen Kuriositätenkabinett:
Gytha: eine "arme" Waise (klingt nach Klischee, na sowas ). Universalerbin ihres Großvaters. Über ihre Schönheit erfahren wir wenig (ich hätte da von einem Nackenbeißer mehr Beschreibungen erwartet), dafür ist sie - wie überraschend - unglaublich klug. "Sie war so voller Wissbegierde, dass sie sich die meisten Dinge selbst beizubringen vermochte."
Der Großvater: Liebt seine Enkeltochter natürlich heiß und innig. Und ist natürlich kauzig. "Da er schon sehr alt war, lag ihm kaum noch etwas an menschlicher Gesellschaft, an Gastfreundschaft und nachbarlichen Kontakten, was zur Folge hatte, dass Gytha nur selten einmal einen Menschen ihres Alters zu Gesicht bekam. Es war ein beklagenswertes Leben für ein junges Mädchen, dass sie führte."
Lord Locke: "Er hat das Gesicht eines Seeräubers, eines Piraten, eines Mannes, der das Leben aussergewöhnlich faszinierend findet und entschlossen ist - koste es, was es wolle! - das Beste daraus zu machen."
Schurken gibt es natürlich auch: die Vettern Vincent und Jonathan und eine von Lord Lockes abgewiesenen Geliebten - deren Namen ich mangels Interesse schon wieder vergessen habe .
Die Handlung ist ja im Klappentext schon erwähnt, sehr viel mehr als das findet auf den knapp 200 Seiten auch tatsächlich nicht statt. Der Autor des Klappentextes hat vergessen zu erwähnen, dass die junge Gytha (eine Pferdenärrin, sowas Außergewöhnliches ) schon seit Jahren heimlich in den Lord "Locke" mit dem merkwürdigen Vornamen "Valiant" und dem noch blöderen Nachnamen verknallt ist.
Teilt er doch - oh Wunder - ihre Vorliebe für Pferde. O-Ton unserer Heldin "Ja, er war es! Niemand sonst machte im Sattel eine so hinreißende Figur."
Die arme Gytha hat nach dem Willen ihres Großvaters die Wahl zwischen Pest und Cholera (Vincent und Jonathan). Reichlich melodramatisch sucht sie daher Hilfe bei Lord Locke und bittet ihn, als ihr Verlobter aufzutreten.
Dummerweise ist da nur ein Problem: Lord Locke und der Großvater streiten sich seit Jahren um ein bestimmtes Stück Land, daher ist der Großvater nicht eben begeistert von der plötzlichen "Wahl" seiner Enkeltochter.
Irgendwann segnet der Großvater das Zeitliche und unsere Heldin muss sehen, wo sie bleibt.
Es wird noch ein wenig ungemütlich, es gibt einige Anflüge von Spannung durch einen Mordanschlag und andere Hinterhältigkeiten.
Aber am Ende bleibt nur die bange Frage: So liebe Gytha, wer soll dein Herzblatt sein?
Dein Cousin Vincent, der Stutzer mit näselnder, gedehnter Sprechweise, der sich in der Modewelt bestens auskennt, aber es nur auf dein Geld abgesehen hat?
Oder lieber Kandidat 2, dein Cousin Jonathan, auch genannt Speichellecker, der für dich stets ein verächtliches Lächeln auf den Lippen trägt und dir immer wieder zu verstehen gibt, für wie reizlos und unterentwickelt er dich hält?
Oder Kandidat 3, der feurige, pferdeverrückte Nachbar, der einen Stall voller schöner Pferde hat und der mit dir jede Gefahr durchlebt hat und dich stets ritterlich mit seinem Leben beschützte??
Mein Eindruck:
Ich denke mal ihr werdet mir den Spoiler hier verzeihen, aber da man beim Lesen leicht einschläft, weil die Sprache so dermaßen einfach und wenig ansprechend ist, dachte ich, wäre es vielleicht sinnvoll, durch die Rezi die Zeit des Lesens einzusparen. Solche Bücher fallen eindeutig in die Kategorie: Verschwendung von Lebenszeit.
Ein Klischee wird wahllos an das nächste gereiht, Sätze ohne überhaupt nähere Charakterisierung der Personen (oder auch nur ihre optische Beschreibung) gebildet, um die Klischees zu verbinden, ein fieser Möbb (in diesem Fall sogar zwei), eine arme Waise, ein Todesfall und eine Eifersuchtsszene mit einer abgewiesenen Geliebten und schon ist ein "Bestseller" von Babsi Cartland fertig.
Ja richtig, die Stiefgroßmutter von Lady Di hat eine Menge Bücher fabriziert. Schreiben will ich das nicht nennen, bei der stattlichen Anzahl von über 600 und der sprachlichen Feinheit dieses Werks beschleicht mich das Gefühl, sie hat die Schüler der örtlichen Gesamtschule als Ghostwriter beschäftigt und die Manuskripte ungelesen zum Druck gegeben
Meine Beurteilung:
weil es ein gut verträgliches Schlafmittel ohne körperliche Nebenwirkungen ist.