das Gespräch zwischen ihr und Kyrin lief nicht gerade freundlich ab, war mein Eindruck.
Welchen Grund hätte sie, Kyrin gegenüber freundlich aufzutreten? Und: Vielleicht könnte sie noch eine ganz andere Gangart an den Tag legen, wenn sie wollte ...
Weil Emala geradezu fanatisch in Richtung Berg schielt. Das ist ja mit Rationalität schon nicht mehr zu begreifen.
Ich finde, wenn die Alternative ist: "Ansonsten stirbst du", relativiert sich Einiges. Emala handelt extrem - aber es ist die einzige Möglichkeit, die sie kennt, um am Leben zu bleiben ...
Sie scheint ja alle Fäden auf der gravilischen Seite in der Hand zu haben. Gibt es denn dort keine "Staatsgewalt"? Ebenso übrigens auf der anderen Seite: Das Haus Schneegrund ist ja nur eines von vielen. Wer oder was ist denn das Imperium und wer steht da eigentlich an der Spitze?
In beiden Fällen fehlt ein zentrales Staatswesen, aber es gibt Machtzentren. In Gravilien sind das die Zauberpriester (deren Oberhaupt Emala ist) und die Kriegerbünde. Die haben sich im Prinzip gegenseitig nichts zu sagen, aber in der Praxis neigt das Volk mal den einen und mal den anderen zu. Emala hat Erfolge vorzuweisen: Sie konnte eine gefangene Adlige des Bergs vorführen und hat, wie versprochen, einen Steinmann gefangen und über den Grenzfluss geholt.
Auf dem Berg gibt es sieben Tiefe Häuser, die untereinander teils verfeindet, teils verbündet sind. Eine Vielzahl unbedeutenderer Häuser sind Vasallen dieser sieben. Im Berg leben die besonders verdienten Ahnen dieser Tiefen Häuser als Geister, also setzt sich diese Aufteilung dort zunächst fort. Aber was ganz tief im Berg geschieht ... wer weiß?
Eine Sonderrolle haben die Magier. Die sind grundsätzlich neutral, was die Tiefen Häuser angeht. Sie kontrollieren aber auch den Zugang zum Sanktuarium, wo die lebenden Anführer der Tiefen Häuser mit ihren Ahnen in Kontakt treten können.
hat Brotan ja immerhin Tarimas Mann getötet.
Und Brotan hat sie entführt (erinnert Ihr Euch in der ersten Szene, in der wir den beiden begegnet sind?). All ihre Not in der Gefangenschaft geht insofern auf Brotans Trupp zurück, und auch die Befreiung wäre unnötig gewesen, wenn er sie gar nicht erst entführt hätte.
Sein Ehr- und Verantwortungsgefühl haben ihn in diese Lage des Gefangenen gebracht, nicht Grausamkeit.
Ja, das ist schön, oder? Der Fluch der guten Tat.
Irgendwie finde ich, das Graf Golar noch nicht fertig ist mit diesem Leben, da fehlt mir noch was.
Mich hat eine Szene aus einem Shadowrun-Roman von Maike Hallmann in dieser Hinsicht beeindruckt. Darin gibt es eine Figur, die querschnittsgelähmt ist. Sie hat ihre Wohnung entsprechend eingerichtet, mit einem Stangengitter an der Decke, an dem sie sich entlanghangeln kann. Sie überlegt, dass sie jetzt endlich den Schritt machen will, ihre Beine amputieren zu lassen, weil sie nur stören, sie bei den täglichen Verrichtungen behindern, etc. Sie denkt über die Operation nach und darüber, wie schön ihr Leben ohne Beine sein wird. Der Plan erscheint beim Lesen zwar befremdlich, aber die Autorin hat es geschafft, mich mitzunehmen: Ich habe dieser Figur gewünscht, dass sie die Operation bekommt und alles gut für sich läuft.
Dann geht die Tür auf und sie wird erschossen.
Das hatte bei mir eine sehr starke Wirkung, und ich glaube, die kommt daher, dass die Autorin gezeigt hat, dass durch so einen gewaltsamen Tod ein Leben abgeschnitten wird. Dieses Gefühl des "da fehlt noch was", wie Du es ausdrückst: Es ist eben nicht gut und fertig und alles abgeschlossen, sondern etwas wurde unwiederbringlich zerstört.
Ich denke aber, dass Graf Golar Quilûn damit keinen Gefallen getan hat.
Wenn man 90% der Menschen auf dem Berg erzählen würde, dass Quilûn soeben Chef eines der bedeutendsten Häuser der Welt geworden ist (so etwas wie der Vorstandsvorsitzende von Daimler Chrysler in unserer Welt), würden sie sagen: "Hätte schlimmer kommen können!"
Der nackte Magier, der dann von der geschundenen Blume noch eins mit dem Holzbrett übergezogen bekommt - das war schon amüsant.
Da habe ich beim Schreiben ein wenig geschmunzelt.