Beiträge von Petzi_Maus

    June hat einen Bestseller geschrieben - oder doch nicht?



    Als die Amerikanerin June Hayward mit ihrer Freundin, bzw. eher Bekannten seit Studientagen, der chinesischstämmigen Athena Liu deren netflix-Vertrag in ihrem Loft feiert, stirbt diese vor Junes Augen. Unüberlegt und automatisch steckt sie das neue Manuskript von Athena ein, das noch niemand kennt. Darin geht es um das Leid von chinesischen Arbeitern im ErstenWeltkrieg. June ist so davon gefesselt, dass sie beschließt, es zu überarbeiten und druckreif zu machen.

    June, die mit ihrem Debütroman keinen Erfolg hatte, wird als Juniper Song mit "Die letzte Front" endlich zum Bestseller!

    Dieses Buch liest sich wie ein Geständnis oder Tagebuch; June spricht die Leser:innen direkt an (Das durchgehende Gendern im ganzen Roman war für mich gewöhnungsbedürftig. In Artikeln oder Nachrichten hat man sich ja schon daran gewöhnt, aber in einem Roman stört es meinen Lesefluss.)

    Durch die direkte Ansprache von June bekommt man tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Und ich muss sagen: das gefiel mir nicht. June ist vor Neid zerfressen, eine sehr unsympathische Person, die emotional unterentwickelt und nicht empathisch ist. Sie sucht immer neue Rechtfertigungen, warum sie diese Geschichte veröffentlichen durfte. So eine derart falsche, hinterhältige und unerträgliche Protagonistin hatte ich noch nie. Trotzdem musste ich einfach ALLES erfahren, was für die Schreibkunst der Autorin spricht.

    Ich verurteile Junes Doppelmoral, mit der sie alles bewertet. Sie wechselt auch laufend von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Hat keinerlei Selbstbewusstsein und keine feste, eigene Meinung. Sie schwimmt mit dem Strom und versucht immer, im besten Licht dazustehen und das beste für sich rauszuholen, mit teils widerwärtigen Methoden. Und sie ist lernresistent. Sie lernt einfach nicht aus ihren Fehlern und verhält sich manchmal einfach nur dumm.

    Die Autorin verarbeitet in diesem Roman nicht nur Rassismus (der ein großes Thema ist), Diversität und die Frage der kulturellen Aneignung (Darf jeder alles schreiben? Also hatte June mit ihrer Herkunft überhaupt das Recht, einen Roman über das Leiden chinesische Arbeiter zu schreiben?); auch die Themen Plagiat, die Buchbranche in den USA (was für mich besonders interessant zu lesen war, denn oft denkt man sich: ja, genauso ist es; wobei es in den USA sicherlich noch schwieriger ist als in Europa durch die Buchpreisbindung), die "Diskussions"kultur in den Sozialen Medien (bzw. eher das Mobbing und Shitstorms, vor denen June besonders Angst hatte), Neid, Eifersucht, Intrigen. Somit also auch eine breite Bandbreite der Gefühle.

    Man fiebert mit June mit, wer da wohl so viel Hass auf sie hat und sie derart verunglimpft, und hasst sie trotzdem gleichermaßen wie auch Athena, der sie ihren Erfolg aus diversen Gründen missgönnt hat, denn auch diese war kein einfacher Charakter. Trotzdem hätte ich Athena gern etwas besser kennengelernt; nicht nur aus Sicht von June.

    Auch ein kleiner Krimi ist inkludiert, denn man grübelt bis zum Schluss, wie sich der Tod von Athena wirklich abgespielt hat.

    Doch manchmal wusste man selbst gar nicht mehr, was echt war und was sich June nur ausgedacht hat.

    Den Schluss fand ich leider nicht befriedigend, etwas dünn in der Erklärung, nicht wirklich nachvollziehbar. Aber auch so naheliegend, und deshalb etwas unspektakulär und vorhersehbar. Und June macht wieder dort weiter, wo sie zuvor schon aufgehört hat ("täglich grüßt das Murmeltier"). Doch gleichzeitig ist es auch ein eher offenes Ende, denn man weiß nicht, wie es schlussendlich ausgehen wird und kann auch nicht mit Bestimmtheit sagen: hat June uns das alles erzählt?


    Fazit:

    Ein Roman über das Autor:innen-Dasein, die Buch- und Verlagswelt, Plagiate, Sozial Media und alles, was dazugehört; der alle Gefühle vereint, einen mitreißt, wütend und traurig macht und manchmal nur den Kopf schütteln lässt. Und vor allem wird man nachdenklich.

    4ratten

    Agatha Christie's Haushälterin ermittelt in ihrem 2. Fall

    4 Sterne



    Phyllida Bright, die Haushälterin von Agatha Christie, ermittelt in "Der Cocktailmörderclub" in ihrem 2. Fall. Ich habe den ersten Band zwar noch nicht gelesen, das war aber absolut kein Problem, denn dieser Fall ist in sich geschlossen und Details aus dem 1. Band werden immer wieder mit einigen Worten erwähnt.

    Sämtliche handelnden Personen, v.a. die des (tatsächlichen) Detection Clubs, dem vier herausragende Krimiautorinnen und -autoren angehört haben, und des (fiktiven) Listleigher Mordclubs, sind zu Beginn ausführlich in einem hilfreichen Personenverzeichnis angeführt.

    Der Beginn der Geschichte war super spannend, da Phyllida zufällig ein Gespräch hört, bei dem es darum geht, jemanden mit Gift loszuwerden. Doch dann wurde es etwas langatmig, weil alle vorkommenden Personen detailliert vorgestellt werden und es gefühlt nichts passiert.

    Es sind wirklich sehr viele Charaktere, sodass ich immer wieder mit den Namen in Durcheinander gekommen bin, obwohl ich mir das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches genau durchgelesen habe.

    Doch dann, mit dem Mord am Pfarrer durch einen vergifteten (!) Cocktail am Mordbasar (ein Krimifestival, bei dem zugunsten des Kinderheims Geld gesammelt werden soll, und wo die berühmten Autoren des Detection Clubs Bücher signieren und aus den Einreichungen der Krimiautor/innen ein Gewinner gekürt wird), der sich als versuchter und misslungener Mord am Anwalt und Hobbyschriftsteller Alastair Whittlesby herausstellt (oder auch nicht?), beginnt endlich die Spannung. Ab dann rätselt man mit Phyllida gemeinsam mit, denn es gibt ständig neue Hinweise, Verdächtige, Motive und auch Tote; es gibt so viele Verwirrungen und Puzzleteilchen - man wechselt also in seinem Glauben an Täter und Motiv ständig hin und her, und ist dann doch über die komplette Auflösung überrascht.

    Der Schreibstil ist einfach wunderbar und gemütlich, man hat das Gefühl, in der damaligen Zeit zu sein. Auch weil viele Details anschaulich beschrieben sind, zB die damalige Mode oder soziale Gepflogenheiten, wie man gesprochen und sich verhalten hat usw.

    Auch gibt es viele Querverweise auf die Bücher von Agatha Christie - auch diese Geschichte selbst sowie der Showdown ähnelt ihren Krimis, was mir natürlich besonders gut gefallen hat.

    Phyllida selbst ist total sympathisch, tatkräftig, und mit den Bediensteten der anderen Häuser bestens vernetzt.

    Den Chauffeur der Christies, Bradford, kann sie nicht leiden (die Geplänkel zwischen den beiden sind einfach herrlich!) - und dessen kleinen Welpen Myrtle schon gar nicht (sie ist nämlich ein Katzenmensch).

    Leider gibt es einige Dinge, die unlogisch bzw. unnötig waren, worüber ich mich teilweise schon geärgert habe, was auch den einen Stern Punkteabzug begründet.

    Auch gefiel mir nicht, dass wir als Leser nicht ebenso wie Phyllida ALLE Erkenntnisse erfahren haben.

    Und dass die Polizei als sehr dümmlich dargestellt wird - hat die Polizei eigentlich IRGENDWAS ermittelt??

    Der Showdown ist typisch in Agatha Christie-Manier, indem Phyllida alle Details und Tatsachen aufzählt, und so den Täter entlarvt.

    Die Interaktion zwischen Phyllida und Bradford war wundervoll und hat mir sehr gut gefallen. Ich bin schon gespannt, wie sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickelt und ob sie den nächsten Fall auch wieder gemeinsam lösen werden.

    Die Geschichte, die wundervolle Schreibweise, das Ermitteln von Phyllida, bei dem man direkt dabei ist und das humorvolle Geplänkel zwischen ihr und Bradford (und seinem Welpen Myrtle ;) waren wundervoll zu lesen!

    Fazit:

    Wunderbar unterhaltsamer historischer Cosy Crime mit der Haushälterin von Agatha Christie! Ich freue mich schon auf den nächsten Fall, den Phyllida hoffentlich wieder gemeinsam mit Bradford lösen wird! ^^

    Wer ist der echte Polizist, und wer der Sträfling?



    3,5 Sterne


    Die Geschichte wird aus ich-Sicht von Remie Yorke erzählt, die in einem abgeschiedenen Hotel in den Schottischen Highlands arbeitet. Es ist ihr allerletzter Abend, danach möchte sie auswandern und das Hotel soll renoviert werden. Nur mehr Remie und zwei Gäste befinden sich im Hotel.

    Leider machen ihr sowohl der rasch aufziehende Schneesturm einen Strich durch die Rechnung, als auch die beiden Überraschungsgäste, die unerwartet auftauchen - und sich beide als Detective Constable Gaines ausgeben. Jedoch nur einer davon ist der echte Gaines, der andere ist ein bei einer Überstellung entflohener Häftling.

    Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen, und auch der Spannungsbogen ist konstant aufrecht, auch wenn eigentlich zumindest zu Beginn gefühlt nichts passiert. Doch v.a. mit den beiden Gaines ist man ständig am Grübeln, wer wohl der echte ist, und wer der Straftäter.

    Leider war die Auflösung dann irgendwie zu abrupt; nachdem man vorher ja ewig rätselt und immer unterschiedlichste Hinweise bekommt, hätte ich mir dies ein wenig aufregender gewünscht.

    Auch gab es einige Szenarien, die ausführlichst und wiederholt geschildert werden, die danach aber weder für die Handlung noch für die Auflösung von Bedeutung waren; und so etwas frustriert dann ein bisschen, weil man sich ja davor ständig Gedanken macht, was das alles auf sich haben könnte. Und danach: nichts.

    Ebenso ist die Überstellung eines Häftlings bei einem Aufziehenden starken Schneesturm eher unglaubwürdig, oder dass im Hotel am letzten Abend nur eine einzige Angestellte mit 2 Gästen 'allein' gelassen wird. Wobei diese beiden Gäste polarisieren. Jai Parik scheint sympathisch zu sein, allerdings spürt man sofort, dass er Geheimnisse hat. Was will er um diese Jahreszeit in dem einsamen Hotel?

    Und dann ist da noch der zweite Gast, Alex Coben, die nicht auffindbar ist, was sie auch verdächtig macht.

    Remie ist sympathisch, man freut sich mit ihr aufs Auswandern, und man spürt intensiv ihre Ängste zuerst bezüglich des Wetters, dann aufgrund des Straftäters und des Dilemmas herauszufinden, wer von beiden denn nun der echte Polizist ist.

    Dass der entflohene Sträfling in Zusammenhang mit Remies Bruder Cameron stehen muss, der längere Zeit im selben, nahgelegenen Gefängnis eingesessen ist und vor 18 Monaten bei einem Aufstand ermordet wurde, war schnell klar. Das wurde auch dadurch bestärkt, dass man immer wieder längere Rückblenden auf die kriminelle Vergangenheit von Cameron erhält. Und Remie holt ihn immer wieder aus Bredouillen heraus, obwohl er ihre Hilfe gar nicht will, und ist mehr wie eine Mutter, als eine Schwester. Hier konnte ich ihr Verhalten leider überhaupt nicht nachvollziehen.

    Die komplette Auflösung konnte mich dann tatsächlich überraschen.

    Toll waren die Beschreibungen der schönen, rauen schottischen Landschaft und der eiskalten Atmosphäre; man friert richtig mit und spürt den Schneesturm aufkommen.

    Fazit:

    Eiskaltes Setting in den Schottischen Highlands, eine bedrohliche Stimmung und zwei ungebetene Gäste - nur einer davon ist der echte Polizist. Spannende Unterhaltung, doch einige Schwächen.

    ein Krimi-im-Krimi


    Krimibuchhändlerin Samantha Washington, die sich gerade einen Herzenswunsch erfüllt und ihren ersten eigenen Krimi schreibt, findet den verhassten Immobilienmakler tot in ihrem Garten liegen. Natürlich gerät sie direkt in Verdacht, also muss sie den Fall selbst lösen, um ihre Unschuld zu beweisen.
    Hilfe bekommt sie dabei von ihrer Großmutter Nana Jo und deren Freundinnen aus dem Seniorenheim. Und ihre Pudel Snickers und Oreo sind natürlich auch dabei.
    Bei ihren Ermittlungen erfährt sie, das der zwielichtige Immobilienmakler jede Menge Feinde hatte, die alle als Täter in Frage kommen.


    Meine Meinung:
    "Tod zwischen den Zeilen" ist quasi ein Krimi-im-Krimi. Denn man erfährt nicht nur über den Kriminalfall in der Gegenwart, sondern man liest auch den historischen Krimi, den Sam geschrieben hat. Dieser jedoch konnte mich nicht so ganz überzeugen, da er mich nicht richtig fesseln konnte und auch die Auflösung für meinen Geschmack zu sehr an den Haaren herbeigezogen war.
    Der Fall in der Gegenwart hingegen hat genau meinen Geschmack getroffen.
    Die Geschichte ist jetzt zwar nicht sooo spannend, aber sehr unterhaltsam. In der Gegenwart war schnell klar, wer der Mörder ist, dennoch war es packend, man hat anfangs noch mitgerätselt und natürlich mitgefiebert, und vor allem wusste man das Motiv ja nicht. Diese Auflösung war schlüssig und nachvollziehbar.

    Die Protagonistinnen (ja, es sind mehrere, denn ohne die "Golden Girls" hätte Sam den Fall nie lösen können!) sind allesamt sehr sympathisch. Vor allem die alten Ladies nutzen ihre Kontakte bis zum äußersten und sind sehr humorvoll und unterhaltsam!


    Die Sprecherin Chris Nonnast kenne ich bereits von anderen Hörbüchern. Ich musste mich anfangs erst an ihre Aussprache des "sch" gewöhnen, aber sie hat eine sehr angenehme Sprechstimme mit genau der richtigen Geschwindigkeit, die mir sehr gut gefällt.
    Beim Hören hat man eigentlich immer sofort gemerkt, dass nun wieder der andere Krimi dran ist. Eine akustische Trennung, ev. mit einer kurzen Musik, würde dies aber erleichtern.


    Fazit:
    Cosy Crime, der zwei Kriminalfälle bietet, von denen einer leider weniger überzeugt. Dafür bezaubert eine taffe und humorvolle "Mädelsbande".

    4ratten

    Fortsetzung der Dorfschullehrerin-Reihe


    1964. Helene kehrt nach Kirchdorf zurück, wo sie als Direktorin die dortige Schule leiten soll. Leicht fällt ihr diese Entscheidung nicht, denn sie wird dort wieder auf Landarzt Tobias treffen.

    Und nicht nur die Zusammenlegung der Schulen in der Umgebung bereitet ihr Probleme, auch die ablehnende Haltung ihrer Tochter Marie gegenüber Tobias.



    Meine Meinung:

    Der 2. Teil der Dorfschullehrerin-Reihe überzeugt wieder mit einem lebendigen, mitreißenden Schreibstil. Man trifft wieder alle alten Bekannten: die Lehrerin Helene Werner und ihre Tochter Marie, ihren Vater Reinhold, dessen zweite Frau Christa sowie deren Mutter, die alle im Jahr 1961 in einer dramatischen Flucht vom Osten in den Westen fliehen konnten. Weiters trifft man auf die Hebamme Isabella und den Landarzt Tobias, der mit Helene nicht mehr zusammen ist, da Marie diese neue Familie nicht gefällt und Helene auch Angst vor einer neuen Bindung hat, da ihr erster Mann Jürgen in der DDR in Gefangenschaft tragisch verstorben ist, wofür der Leser auch eine detaillierte Aufklärung erhält (was man sich aber schon denken konnte).

    Die sich wieder langsam entwickelnde Liebesgeschichte von Helene und Tobias ist spannend zu verfolgen, auch Isabellas problematische Beziehung zu einem schwarzen GI.


    Man bekommt einen sehr guten Einblick, wie das Leben damals - v.a. im Zonenrandgebiet - ablief und erhält Einblicke in das Schulwesen.

    Diesen zweiten Teil fand ich nicht ganz so emotional wie Band 1, und für meinen Geschmack war es zu wenig Schule. Ich hätte gerne mehr über das damalige Schulwesen erfahren und über Helenes Probleme mit der Zusammenführung der Zwergschulen.

    Leider war mir Helene diesmal nicht ganz so sympathisch, denn es kam mir so vor, als wäre ihr nur die Schule bzw. ihre Arbeit als Direktorin wichtig. Sie kümmert sich gefühlt überhaupt nicht um Marie, und das konnte ich absolut nicht nachvollziehen, denn im ersten Band hat sie ja noch alles dafür getan, um Marie endlich zu ihr in den Westen zu holen.

    Der Nebenhandlungsstrang um Agnes (und Dieter) gefiel mir gegen Schluss fast am besten. Eine starke, junge Frau, die sich dann endlich durchsetzt und ihren Weg geht.

    Und die Szene an der Grenze war eindrücklich geschildert, man bangt mit und ist unfassbar, wie es damals war. Darüber hätte ich gerne noch mehr und ausführlicher gelesen.

    Was mir nicht so gefiel, waren die vielen Geheimniskrämereien der handelnden Personen. Wenn alle offen und ehrlich ausgesprochen hätten, was ihnen auf der Seele liegt, hätten es alle viel leichter gehabt.


    Interessant waren die vielen Einschübe im Dialekt, die für mich jedoch teilweise eher schwierig zu lesen waren und auch etwas den Lesefluss unterbrochen haben (auch wenn ich alles problemlos verstanden habe).


    Das Ende war ein bisschen zu kitschig und es gab ZU viel Happy-Ends, so wirkte einiges konstruiert und auch etwas unglaubwürdig. Dieses "Weichgespülte" ist jedoch in heutigen Zeiten gut für die Seele.




    Fazit:

    Die Autorin hat es wieder geschafft, geschichtliche Fakten mit einer mitreißenden Fiktiven Story zu verweben. Für meinen Geschmack hätte der Fokus ein bisschen mehr auf dem Schulwesen liegen können; und das Ende war mit zu vielen Happy-Ends etwas unrealistisch, aber gut für die Seele.


    4ratten

    eine niedliche Geschichte über Freundschaft, Mut, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt.


    4,5 Sterne



    Der schwarze Stoffkater und das weiße Einhorn können sich in letzter Sekunde aus dem Karton retten, der am Straßenrand abgestellt wurde, bevor sie von der Müllabfuhr geholt werden. Nun machen sie sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Das kann ja nicht so schwer sein, oder?!
    Auf ihrem Weg treffen sie noch weitere ausgesetzte Stofftiere und erleben gemeinsam ein großes Abenteuer.



    Meine Meinung:
    Die VORLESEN!-Reihe überzeugt durch kindgerechte, meist leicht verständliche Sprache und vielen detaillierten färbigen Illustrationen, auf denen das (Vor-)Gelesene nochmals untermalt wird.
    Hier kommen jedoch immer wieder mal etwas anspruchsvolle Eigenschaftswörter vor, aber so wird der Wortschatz der Kinder spielerisch erweitert.
    Bei den "Stoffis" gibt es viele verschiedene Charaktere, mit denen sich auch die Kids identifizieren können. Wobei Einhorn Sunny polarisiert, er ist manchmal überheblich, von oben herab. Hat aber das Herz am rechten Fleck.

    Die fantasievolle und turbulente Geschichte vermittelt spielerisch die wichtigen Themen Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und auch Lösungsfindung bei Problemen. Und auch, dass man sich gegenseitig helfen und aufeinander acht geben und den Schwächeren helfen soll und dass man gemeinsam mehr erreicht. Und dass man, auch wenn man auf den ersten Blick nicht "perfekt" erscheint, dennoch perfekt ist, genauso, wie man ist.
    Denn die sechs total unterschiedlichen Stofftiere halten immer zusammen, retten sich und sind kreativ in der Lösungsfindung. Und natürlich mutig.

    Besonders toll ist hier, dass diese Geschichte völlig geschlechtsneutral sowohl für Mädchen als auch Jungs verfasst ist - was man auch am Cover und dessen Farben super erkennen kann.

    Das Ende hat mich überrascht - es gibt erwartungsgemäß ein Happy-End, jedoch ganz anders, als ich erwartet hatte und mit dem ich nicht ganz soo glücklich war (der einzige Kritikpunkt an diesem Buch ;) Doch andererseits war der Schluss in dieser Form auch irgendwie gut und logisch.

    Am Ende gibt es noch "Mitmach-Seiten", auf denen man seine eigenen Kuscheltiere zeichnen bzw. für diese einen Steckbrief ausfülle kann sowie ein Rezept für Hafergrütze, welches die Stoffis total gerne essen :D
    Weiters gibt es motivierende Belohnungssticker, die man nach jedem gelesenen Kapitel einkleben kann.
    Auch ein praktisches Lesebändchen beinhaltet das Buch.
    Die färbigen Illustrationen sind wunderschön, liebevoll und detailreich; es könnten aber für ein Vorlesebuch gerne mehr sein.


    Fazit:
    Eine warmherzige Geschichte über Freundschaft, Mut, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt mit außergewöhnlichen plüschigen Protagonisten und wunderschönen färbigen Illustrationen.

    "Fegefeuer". Der 3. Teil der Cold Case Reihe


    3,5 Sterne


    Eine Brandstifter geht in Schonen um, bereits 4 Menschen sind in den Flammen gestorben. Der Täter hat zuvor die Brandmelder entfernt und die Häuser nummeriert.
    Bis Tess Hjalmarsson aufgrund der Zeugenaussage einer Überlebenden erkennt, dass diese Fälle mit einem alten Fall aus der Vergangenheit zusammenhängen, denn auch damals wurde bei einem Brand, in dem die Mutter des 5jährigen Tim starb, dieselbe Musik gehört. Der damalige Täter wurde nie gefasst.
    Tess und ihr Cold Case Team ermitteln unter Hochdruck bis Tess erkennt, dass auch sie im Visier des Täters steht...


    Meine Meinung:
    "Das gebrannte Kind" ist der dritte Teil der Cold Case Reihe um Tess Hjalmarsson, in dem man wieder viele bekannte Personen trifft. Der Fall ist jedoch in sich abgeschlossen und kann daher eigenständig gelesen werden. Alles wichtige aus Tess' privatem Leben sowie ihrer bisherigen Fälle werden kurz angeschnitten.
    Tess ist wieder sehr nahbar beschrieben, sie ist nicht nur ein Super-Cop, sondern ein Mensch mit Fehlern und Ängsten, wodurch man sich gut in sie hineinversetzen kann. Die Polizeiarbeit, das Zusammentragen von Fakten und Beweisen, ist wieder sehr interessant und authentisch dargestellt.

    Tina Frennstedt fesselt wieder mit einem packenden Schreibstil und hohem Spannungsbogen, auch wenn recht bald vorhersehbar war, wer der Täter ist; jedoch gibt es diesmal einige Dinge, die nicht so gut ausgearbeitet waren.
    Es gab lose Enden, und es blieben einige Fragen offen, nicht nur, was die Motivation des Täters betrifft, sondern auch andere Dinge, Kleinigkeiten, die eigentlich gar nicht hätten erwähnt werden müssen. Auch wurde einiges nicht aufgelöst, das einem im Verlauf der Geschichte wichtig erschien. Und auch das Motiv des Täters, und dass sich ein 5jähriges Kind an so viele Dinge erinnern kann, war für mich nicht nachvollziehbar. Und bzgl. der Morde auch einige Logikfehler.
    Auch über den deutschen Titel bin ich nicht glücklich, der Originaltitel "Fegefeuer" hätte viel besser gepasst und nicht zu viel verraten.
    Weiters wurde der "Fall Jenny" anfangs angesprochen, in dem Tess eigentlich ermitteln sollte und wo man dachte, um diesen Fall geht es in diesem Buch, welcher jedoch bald in Vergessenheit geriet und erst am ende wieder - als Cliffhanger für nächsten Band - angeschnitten wurde.
    Und Tess sowie ihre Partnerin Sandra verhielten sich manchmal total unverständlich, zum Beispiel als der Hund einen Giftköder gefressen hat oder ein unbekannter Bauarbeiter auf dem Grundstück war. Das war ihnen quasi total egal, und das konnte ich absolut nicht nachvollziehen.
    Aber alles in allem wieder ein spannender Cold Case aus der Feder von Tina Frennstedt.

    Hilfreich ist wie bei den Vorgängerbänden der Plan von Schonen in der vorderen Klappe, in dem ich sehr gerne Tess Einsatzorte nachschlage. Leider sind diesmal viele Handlungsorte, die in diesem Band vorkommen, nicht eingezeichnet.


    Fazit:
    Der dritte Teil der Cold Case-Reihe. Wieder spannend und lebendig geschrieben; doch war der Täter schnell klar, und es gab einige losen Enden und Fragen, die offen blieben, daher diesmal nur 3,5 Sterne. Ich bin trotzdem schon sehr auf den nächsten Band gespannt, in dem diesmal hoffentlich der "Fall Jenny" aufgeklärt wird!

    genial-witziger 2. Teil: chaotische Weihnachten mit Pferd Juli




    Es ist das erste gemeinsame Weihnachten für die Tierischen Vier, die aus Paul, Max, Anna und Juli bestehen. Juli ist Pauls Pferd, das er anfangs unbedingt loshaben wollte, es dann aber doch in sein Herz geschlossen hat.

    Paul macht sogar extra eine Liste, damit das Weihnachtsfest perfekt wird.

    Doch dann zieht ein neuer Nachbar ein, der Juli nicht leiden kann und will, dass sie verschwindet. Doch Weihnachten ohne Juli geht gar nicht!!

    Kann der Nachbar überzeugt werden, Juli zu mögen, und somit das Weihnachtsfest noch gerettet werden??



    Meine Meinung:

    Juli ist wieder göttlich!!! Ich finde es herrlich, wie dieses Pferd vermenschlicht wird, oder eher ver-hund-licht. Passt aber perfekt zum Comic-Format. Die Zeichnungen passen hervorragend dazu sind wieder total witzig.

    Toll war anfangs die Zusammenfassung, damit Neueinsteiger die Protagonisten kennenlernen und erfahren, wie ein Pferd in Pauls Familie kam; und für Kenner des ersten Bandes ist es eine gute Auffrischung. Natürlich kann ich nur empfehlen, den ersten Teil auch gelesen zu haben - sonst versäumt man was! ;)

    Die Geschichte ist übrigens aus Sicht von Paul in ich-Form geschrieben: also Paul erzählt aus seinem Leben.


    Die Weihnachtsplanung ist schon schwierig genug; und dann zieht auch noch ein neuer Nachbar ein. Der Pferde nicht mag und pedantisch ist. Naja, wenigstens mag er Katzen, das ist wirklich schon mal besser, als er würde gar keine Tiere mögen. So kann er vielleicht doch noch Juli lieb haben. Mal sehen. Die Ideen der Kids sind wirklich einmalig, wie sie den Nachbarn von Juli überzeugen wollen.

    Doch Juli ist wieder typisch Juli, und verursacht ein Chaos nach dem anderen...


    Es geht natürlich alles gut aus und es gibt ein Happy-End in Form eines großen gemeinsamen, harmonischen Weihnachtsfestes, was einfach nur wunderschön ist und die Weihnachtsbotschaft sehr gut rüber bringt. Und dass man gemeinsam feiern kann, auch wenn man unterschiedliche Religionen hat. Denn es geht ums Beisammensein, Freude und Liebe.

    Weiters sind im Buch auch wichtige Themen der Umgang mit Allergien, Tierliebe und Tierwohl, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, Toleranz und Verantwortungsbewusstsein.

    Leider steht am Ende nichts zum artgerechten Umgang mit und der Haltung von Pferden; und dass zB der Verzehr von kandierten Äpfeln usw nur in der Geschichte vorkommt, aber in Wirklichkeit natürlich nichts für Pferde ist.

    Da hätte ich etwas mehr Aufklärung gut gefunden, denn manche Kinder kommen vielleicht auf dumme Ideen...

    Im Anhang gibt es noch ein Quiz und ein Suchbild, sowie Infos über Paul und Juli, die es auch in echt gibt.



    Fazit:

    Total witziger, unterhaltsamer, aber auch lehrreicher Weihnachts-Comic mit einer Protagonistin der etwas anderen Art: Juli, ein chaotisch-humoriges Pferd, das man einfach liebhaben muss. (5 Sterne)

    eine fantasievolle Feen-Vampir-Geschichte mit wichtigem Inhalt: Umweltschutz




    Bazilla, die Fee, die eigentlich eine Vampirin sein will, hat sich im Internat für Feen und Alben schon recht gut eingelebt.

    Bis eines Tages Menschen in der Nähe des Feen-Gartens erscheinen, Bäume des Parks gefällt werden und Häuser gebaut werden sollen - ganz nah am Feen-Internat!?! Die Feen sind in Gefahr und unterbrechen die Vorbereitungen für den alljährlichen Feen-Ball, um dieses Übel abzuwenden.

    Bazilla hat eine Idee: wer wäre besser geeignet, die Menschen zu vertreiben, als ihre Vampir-Familie samt den anderen gruseligen Bewohnern von Burg Morchelfels?



    Meine Meinung:

    "Feen-Internat" in Gefahr ist der zweite Teil um die Feempirin Bazilla. Ihre Entwicklung schreitet voran, denn sie kann sich nun schon etwas mehr als Fee akzeptieren, wenn auch noch nicht so ganz. Klar, dass sie über die Tanzstunden für den Ball alles andere als erfreut ist!

    In diesem Abenteuer muss das Feen-Internat unbedingt gerettet werden und vor allem die jahrealten prächtigen Bäume!

    Natürlich hat Bazilla eine tolle Idee zur Rettung: die Mission des Grauens! Ihre Eltern, die Vampire sind, sowie der Wasserspeier Aquila, der kopflose Ritter Sir Toby mit seinem Pony Rosinante und die Ratten-Armee sollen die Menschen vertreiben. Doch es ist heutzutage gar nicht so einfach, Menschen zu erschrecken!? Die Lösung für die Rettung fand ich sehr fantasievoll, gelungen und niedlich :D


    Der Schreibstil ist wirklich schön zu lesen, kindgerecht, sehr witzig und leicht zu verstehen.

    Ganz besonders toll fanden wir, dass die Autorin immer wieder das Wort "Fee" eingebaut hat, zB feertanzt, Feerbot, Feerzeihung und der Ausruf "feerflixt" hat uns besonders gut gefallen.

    Die Story ist übrigens brandaktuell, denn immer mehr Natur wird zerstört, um Wohnraum zu schaffen (wobei es genug Wohnungen/Häuser gibt, die leer stehen-sowas ärgert mich immens.) Das Thema Naturschutz wird hier spannend und humorvoll in die Geschichte verpackt, aber regt dennoch zum Nachdenken an
    Auch, dass Bazilla zu ihren Vorlieben steht und andere sogar 'überreden' konnte, mal was neues auszuprobieren und über ihren Tellerrand hinauszuschauen, fand ich sehr toll, kann doch jeder auf sich als Individuum stolz sein und ein Anders-Sein ist kein Mobbinggrund. Somit finde ich Bazilla klasse als Vorbild für Kinder.
    Weiters behandelt das Buch auch die Wichtigkeit des Zusammenhalts als Familie und natürlich das Thema Freundschaft.

    Tja, und über Elvis braucht man nichts mehr zu sagen als: bitte noch vieeel mehr von diesem zuckersüßen, niedlichen und knuddeligen Flederhamster!!!
    ♡♡♡

    Am Ende des Buches gibt es noch das Rätsel der sprechenden Chronik sowie das Rezept für Elvis' Lieblingsdessert: Rote-Bete-Schokoladenkuchen.



    Fazit:

    Gelungene Fortsetzung um die Feempirin Bazilla und ihrem süßen Flederhamster Elvis mit wichtiger Botschaft zum Naturschutz. Hat uns noch besser als Teil 1 gefallen und wir fiebern schon Band 3 entgegen!

    ein witziges Pferdebuch im Comic-Stil





    Eines Tages im Juli steht ein Pferd im Garten von Pauls Familie. Seine Eltern sind sofort entzückt und nennen das Pferd Juli, doch Paul denkt sich: was soll ich denn mit einem Pferd? Ich will doch lieber einen Hund!

    Deshalb denkt er sich unendlich viele Dinge aus, um dieses ungeliebte "Haus"Tier wieder loszuwerden.



    Gleich mal vorweg zu nehmen ist, dass man dieses Buch nicht tierisch ernst nehmen darf, denn Juli wird eher menschenähnlich dargestellt und auch viele Szenen sind absurd und total unrealistisch, zB Kutsche fahren mit Einkaufswagen, oder Juli in der Hängematte. Und mal ehrlich: wer freut sich über ein Pferd im Garten, das die Wiese und sämtliche Beete zerstört? ;)

    Somit ist die Geschichte natürlich nicht realistisch - doch genau das ist es, was das Buch so lustig macht!

    Und natürlich der Comic-Stil, in dem das Buch verfasst ist (einzelne Worte sind in anderer Schriftart und -größe gestaltet, auch mal in Farbe) und die vielen humorvollen bunten Illustrationen. So werden auch Lesemuffel zum Lesen angeregt!


    In dieser Geschichte geht es um Freundschaft, v.a. zwischen Mädels und Burschen, und um Freundschaft zu Tieren, und darum, dass man seine Scheuklappen ablegen und seine Einstellung zu gewissen Dingen verändern kann. Auch wenn Paul am Anfang mit seiner negativen Einstellung total nervig ist und seine Wandlung am Schluss etwas zu schnell geht, ist dieses Buch einfach soo unterhaltsam und bringt einen oft zum Lachen.


    Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass es kein "typisches Pferdebuch" (für Mädchen) ist, sondern eigentlich eine Geschichte über ein ungeliebtes Haustier (statt Pferd kann man hier wohl jedes beliebige Tier einsetzen) und wie man seine Sicht der Dinge verändern kann, wenn gewisse und unvorhergesehene Dinge geschehen.

    Und natürlich die allzu bekannte Erkenntnis, dass man erst weiß, was man hat, wenn man es nicht mehr hat...


    Schön wäre noch gewesen, wenn im Anhang ein bisschen etwas über richtige Pferdehaltung und den Umgang mit diesen Tieren erklärt worden wäre, denn Pferde sind eben keine Haustiere!



    Fazit:

    Ein etwas anderes Pferdebuch mit viel Comic-Spaß - das vor allem auch toll für Jungs ist!

    (4 Sterne)

    Späte Rache: Billinsky und Rosen auf den Spuren der Russenmafia


    Kurz zum Inhalt:
    Eine junge erfolgreiche Studentin, deren ganzes Leben noch vor ihr lag, wird tot in Frankfurt gefunden.
    Kurz darauf verschwindet noch ein Student. Der einzige Zusammenhang aller Opfer ist, dass sie jung und erfolgreich sind.
    Weiters wird auch noch die Leiche von Simon Jenal gefunden, der schon länger tot war und den keiner zu vermissen scheint.
    Mara Billinsky, von allen "die Krähe" genannt und ihr Partner Jan Rosen führt eine Spur zu einer ehemaligen russischen Balletttänzerin, die mehr über die Morde zu wissen scheint, als sie zugibt. Und die jedoch weiter eisern schweigt, sogar als ihr eigener Sohn verschwindet...


    Meine Meinung:
    Der 5. Fall der Krähe führt Mara und Jan diesmal in die Frankfurter Russenmafia und zu einem späten Rachefeldzug. Der Fall ist wie immer in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Wichtige Vorkommnisse aus den vorigen Bänden werden geschickt in die Geschichte integriert.
    Der Schreibstil von Leo Born ist wie gewohnt packend, spannend und die Szenensprünge sowie Cliffhanger an den Kapitelenden lassen einen nur so durch das Buch fliegen, weil man immer wissen will, wie es weitergeht.
    Auch wenn ich anfangs dem Russen-Thema eher skeptisch gegenüberstand, konnte mich die Geschichte doch überzeugen. Es ist so mitreißend geschrieben, man fiebert mit.

    Mir hat in diesem Band ganz besonders die persönlichen Entwicklungen der Protagonisten gefallen. Jan Rosen wird noch mutiger, auch wenn er es leider in brenzligen Situationen immer noch zu wenig ist. Mara wird ruhiger, auch wenn sie immer noch gefährliche Alleingänge wagt; und sie baut endlich eine richtige Beziehung zu ihrem Vater auf, der mir in diesem Band zum ersten Mal sympathisch ist.
    Es gab auch einige traurige Szenen, wo man mitgefiebert und mitgelitten hat (ich sage nur: Anyana Lupescu, die man aus dem vorigen Band kennt; und der Angriff auf Edgar Billinsky).

    Der Fall selbst lässt Anfangs viele Fragen offen: was haben die toten Jugendlichen gemeinsam? Und wieso schweigen alle Eltern? Und wie hängt das mit dem russischen Hintergrund zusammen, der auch verschwiegen wird?
    Auch auf die Auflösung kam ich lange nicht. Einerseits fand ich sie gut konstruiert, andererseits konnte ich das Motiv nicht soo ganz nachvollziehen; diese Rache nach sooo vielen Jahren...

    Toll finde ich auch wieder, dass das Cover mit der Krähe Wiedererkennungswert hat und sich eindeutig der Mara Billinsky-Reihe zuordnen lässt.


    Fazit:
    Der 5. Teil der "Krähe" punktet mit den meisten persönlichen Entwicklungen der Protagonisten. Aber auch ein spannender Fall fesselt und unterhält. Ich vergebe 4,5 Sterne.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Genialer 4. Teil der Reihe um die Ermittler Ava Turner und Luc Callanach



    4,5 Sterne



    In Edinburgh wird die junge Zoey Cole entführt, verstümmelt und sterbend am Straßenrand zurückgelassen. Der wahnsinnige Täter hat ihr zwei große Stücke Haut entfernt. Kurz darauf verschwindet eine weitere junge Frau. Im Kinderwagen ihres Babys wird eine Puppe gefunden - genäht aus Zoeys Hautstücken! Und darin findet sich ein Zettel mit einem Bibelvers.

    DCI Ava Turner und DI Luc Callanach ermitteln: haben sie es mit einem irren religiösen Täter zu tun? Bald verschwindet eine weitere junge Frau...



    Meine Meinung:

    "Die perfekte Sünde" ist der 4. Teil der Reihe um DCI Ava Turner und DI Luc Callanach. Das Buch kann jedoch eigenständig gelesen werden, da die Geschichte in sich geschlossen ist.

    Der Titel mit "Die perfekte..." lässt die Reihenzugehörigkeit erkennen. Der Titel passt auch inhaltlich, was sich aber erst ab etwa dem letzten Drittel erschließt.


    Der Schreibstil von Helen Fields ist wieder sehr flüssig zu lesen, da sie es hervorragend schafft, einen konstanten Spannungsbogen zu halten und die Kapitel mit fiesen Cliffhangern enden zu lassen. Somit will man das Buch gar nicht aus der Hand legen.

    Auch ist der Modus Operandi des Täters mal etwas ganz Neues und verblüffend: junge Frauen werden sterbend am Straßenrand zurückgelassen, ein großes Stück der Haut herausgeschnitten; und dort, wo diese Haut-Puppen dann auftauchen, ist das neue Opfer zu finden. Gruselig, perfide und unheimlich.

    Auch wie die jeweiligen Bibelverse zu deuten sind, lässt einen rätseln.

    Natürlich will man wissen, wer und warum die jungen Frauen tötet und und aus deren Haut Puppen näht.

    Die Autorin schafft es hervorragend, dass man die ganze Zeit im Dunklen tappt und man vorher keine Chance hat, den Täter zu erraten. Die ganze Story sowie die Auflösung des Täters und dessen Motiv ist stimmig, logisch und glaubwürdig. Auch wenn ich mit dem Ende zuerst nicht ganz glücklich war, bin ich dann doch zufrieden gewesen; denn wie auch im echten Leben geschieht nicht alles so, wie man es gerne hätte. Und diese glaubwürdigen Details - wie aus dem echten Leben - mag ich an dieser Reihe so gerne.


    Besonders gut gefällt mir, dass die Ermittlungsarbeit der Polizisten authentisch und nachvollziehbar dargestellt ist. Genau wie im wahren Leben gibt es jede Menge Spuren, denen nachgegangen werden muss; und nicht jede Spur führt zu einem Ergebnis.

    Auch die anderen handelnden Personen sind allesamt interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, mit denen man mitfiebert.

    Wer schon die anderen Teile gelesen hat, kann die interessanten privaten Entwicklungen der Ermittler verfolgen.

    Spannend ist auch der zweite Handlungsstrang, wo obdachlose Drogensüchtige verletzt werden, indem ihnen ein "Z" in die Wange geritzt wird; bei dem man lange rätselt, wie das mit der Hauptgeschichte zusammenhängt.



    Fazit:

    Genialer temporeicher 4. Teil der Reihe um die Ermittler Ava Turner und Luc Callanach; mit einem fesselnden Plot und einer glaubwürdigen Auflösung.

    Leider kein Psychothriller; aber unterhaltsamer Gossip und Vorstadt-Krimi


    3,5 Sterne


    Kurz zum Inhalt:
    Im bewachten Villenviertel Severn Oaks fühlen sich die reichen englischen Bewohner sicher. Doch es stellt sich heraus, dass ein Unfall letztes Halloween doch kein Unfall war. Und zwar werden die Geheimnisse dieses "Unfalls" und der schuldigen Einwohner von Severn Oaks im Podcast "Der Mord an Erica Spencer" nach und nach preisgegeben.
    Wer hat Erica ermordet, und wer ist der Herausgeber des Podcasts, der alle Geheimnisse kennt?


    Meine Meinung:
    "Das Gift deiner Lügen" erinnerte mich von Anfang an an eine Mischung aus 'Desperate Housewives' und 'Big Little Lies'. Es geht um eine Gruppe einer reichen Oberschicht, die in einer abgeschiedenen und bewachten Villensiedlung im englischen Ort Severndale lebt und sich dort sicher fühlt. Sie fühlen sich den anderen Ortsbewohnern überlegen und privilegiert.
    Bis der vermeintliche Unfall von Erica Spencer, die beim Halloweenfest letzten Herbst vom Baumhaus stürzte, als Mord enttarnt wird. Und zwar wird in einem wöchentlich erscheinenden Podcast anonymen nach und nach die Geheimnisse der "Sechs von Severn Oaks" veröffentlicht und somit soll Ericas Mörder offenbart werden.
    Alle haben natürlich Angst, denn jeder hat Geheimnisse, jeder hat gelogen.
    Als dann auch noch die beste Freundin der Toten plötzlich verschwindet, Mary-Beth King, und später noch ein Jugendlicher aus der Siedlung, sind alle in Aufruhr.

    Der Schreibstil ist kurzweilig, kurze Kapitel und interessanter Gossip lassen das Interesse immer aufrecht halten. Die Beschreibung des elitären Kleinstadtlebens und der handelnden Persönlichkeiten mit ihren differenzierten Charaktereigenschaften sind anschaulich beschrieben; man kann sich gleich gut in die Geschichte einfinden. Die Überheblichkeit der Bewohner der Villensiedlung polarisiert. Es ist einfach schrecklich, wofür diejenigen lügen, betrügen und somit ihre Liebsten und Freunde verletzten. Jeder hat Geheimnisse, die sich erst nach und nach (durch den Podcast) aufdecken, und jeder hat - meist aus Geldgier - gelogen.
    Die Autorin schafft es, jeden verdächtig erscheinen zu lassen. Als Leser switcht man ständig um, und hat doch immer wieder einen neuen Verdächtigen vor Augen, denn jeder hat irgendwas zu verbergen.
    Wie das Verschwinden von Mary-Beth hier hineinpasst, bleibt lange im Dunkeln.
    Am Schluss verwebt sich alles zu einem Ganzen und löst sich schlüssig auf, allerdings ist dieses Buch kein Psycho-Thriller.
    Ich persönlich würde es als Gossip-Krimi einstufen. Nicht übermäßig spannend, aber kurzweilig und man will unbedingt wissen, was sich in dieser wohlhabenden Gesellschaft tatsächlich abgespielt hat, wer den Podcast inszeniert hat und warum; und natürlich, wer Erica ermordet hat.

    Der Titel passt perfekt, denn alle in der Siedlung Severn Oaks haben Geheimnisse und schützen diese durch Lügen. Oder Lügen um des Geldes willen.
    Am Ende gibt es einen Tipp der ermordeten Erica: "bleiben Sie ehrlich" - und das sollte ein wichtiger Bestandteil eines jeden menschlichen Charakters sein, denn wohin man mit Lügen kommt, zeigt einem dieses Buch.


    Fazit:
    Unterhaltsamer Krimi mit viel Gossip in der wohlhabenden Gesellschaft, deren Reichtum auf Lügen aufbaut; aber kein Psychothriller.

    Eine gefährdete Liebe im Deutsch-Französischen Krieg


    Kurz zum Inhalt:

    Deutschland, Frankreich; 1870-1872: Die Französin Madeleine steht kurz vor der Verlobung mit dem jungen Arzt Paul in Berlin, als dieser plötzlich zum Krieg einberufen wird: Ein Krieg von Preußen gegen das französische Kaiserreich! Die beiden stehen sich nun auf feindlichen Seiten gegenüber.

    Madeleine und ihr Vater müssen so schnell wie möglich in ihre Heimatstadt Metz zurück und Paul wird als Militärarzt nach Coblenz geschickt.

    Kann ihre Liebe bestehen?



    Meine Meinung:


    In "Eine Liebe zwischen den Fronten" hat Maria W. Peter wieder einmal gekonnt historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte verwoben.

    Sämtliche Schauplätze und Begebenheiten aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hat die Autorin umfangreich recherchiert und diese sind dementsprechend detailgetreu dargestellt. Und mitten in diesem schrecklichen Krieg ein Liebespaar, das sich eigentlich verloben wollte, nun aber auf gegnerischen Seiten steht.

    Die Schreibweise ist fesselnd, emotional, packend und anschaulich; man hat das Gefühl, mitten in den vielen Schlachten zu sein und die brutalen Kriegsgräuel live mitzuerleben. Man lernt hier sehr viel über diesen Krieg, die damaligen Zustände, und über die Menschen und ihre Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen.

    Auch fiebert man mit Madeleine und Paul mit: wird Paul den Krieg überleben? Und werden sie sich danach wiedersehen?


    Es gibt außer der Geschichte um Paul und Madeleine noch zwei weitere Stränge: einerseits ist da Madeleines Bruder Clément, der sich den Franc-Trieurs anschließt und der gegen die Monarchie und für die Freiheit des Volkes kämpfen will; andererseits gibt es noch Karim, den Bruder von Djamila, des algerischen Dienstmädchens von Madeleines Mutter, der als Algerier an der Seite der Franzosen kämpfen muss; eher unfreiwillig, denn will er doch nicht gerne für einen Monarchen kämpfen, der ihm und seiner Schwester die Eltern und das Land weggenommen hat. Doch bleibt ihm nichts anderes übrig, um ein Einkommen zu haben.

    Und alle diese Stränge sind geschickt miteinander verwoben.


    Zu Beginn des Buches gibt es eine Übersichtskarte; die Kapitel beginnen jeweils mit dem Ort des Schauplatzes und des Datums; und am Ende des Buches befinden sich ein ausführliches Nachwort der Autorin und ein detailliertes Glossar sowie die hilfreiche Übersetzung von Französischen bzw. Algerischen Ausdrücken und ein Personenverzeichnis.



    Fazit:


    Detailliert-genau recherchierter historischer Roman über den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mit einer emotionalen fiktiven Liebesgeschichte. Spannend, gefühlvoll und lehrreich.

    5ratten

    atmosphärischer Urlaubskrimi in der wunderschönen Provence


    Kurz zum Inhalt:

    Die Engländerin Penelope Kite verliebt sich bei ihrem Urlaub in die Provence und kauft daraufhin ein altes renovierungsbedürftiges Anwesen für ihre Rente.

    Doch gleich in der ersten Nacht in ihrem neuen Zuhause findet sie eine Leiche in ihrem Pool. Es ist Manuel Avore, ein dorfbekannter und unbeliebter Säufer, der vor langer Zeit der Besitzer ihres Anwesens war und das Gehöft wegen Spielschulden verkaufen musste.

    Nachdem die Polizei zuerst von einem Unfall ausgeht, ermittelt Penny auf eigene Faust. Doch das gefällt nicht allen und sie gerät in Gefahr...



    Meine Meinung:

    Bei "Tod in Saint Merlot" gefiel mir besonders gut, dass die Landschaft so anschaulich beschrieben wurde. Ich hatte die Gegend und Penelopes Anwesen "Le Chant d'Eau" genau vor Augen und habe richtig Lust bekommen, die Provence baldmöglichst zu bereisen.

    Auch kam die Einstellung der Einwohner, die Atmosphäre und die französische Lebensart gut zur Geltung; ebenso wie die Verwicklungen und Verstrickungen eines kleinen Dorfes und die Geheimnisse der Bewohner. Dies hat mir sehr gut gefallen.

    Auch mochte ich die - meist- starke Penelope mit ihrem eigenen Kopf, die von Anfang an wusste, dass Avores Tod kein Unfall war und sehr zum Missfallen des Polizeichefs auf eigene Faust ermittelt; und ihre dauerquatschende, alles hinterfragende Freundin Frankie.

    Weniger gut gefiel mir, dass Penelope und Frankie gefühlt ständig Roséwein getrunken haben und dass Penny dadurch nicht mehr ganz klar im Kopf war und nicht intensiv genug Dinge hinterfragt hat.

    Und vor allem, dass die Autorin die Leser auf einige falsche Spuren geführt hat, die nicht nur unlogisch, sondern schlicht und einfach gar nicht notwendig gewesen wären. Denn das tolle Setting, die taffe Protagonistin und die vorhandenen Spuren, die Penny verfolgt sowie die Gefahren, in die sich sich dadurch begibt, sowie die nachvollziehbare Auflösung hätten vollkommen ausgereicht.



    Fazit:

    Unterhaltsamer Provence-Krimi mit Lokalkolorit und Urlaubsfeeling und einer sympathischen Protagonistin.

    toller Reihenauftakt mit süßen Ponys, viel Freundschaft und Spannung


    Kurz zum Inhalt:
    Die zehnjährige Monka Winter lebt auf einer großen Pferdefarm, auf der Springpferde und Connemara-Ponys gezüchtet werden.
    Als endlich die Sommerferien beginnen, muss Mo die Leitung der Ponyschule übernehmen, weil sich ihre Mutter den Arm gebrochen hat. Gemeinsam mit ihrem Lieblingspony Dr. Paul soll sie die jungen Connemara-Ponys in Reiterspielen, Hindernisspringen und Ponysport unterrichten.
    Doch plötzlich taucht ein fremdes Mädchen auf, das am benachbarten Fuchsenhof wohnt. Welches Geheimnis verbirgt Sarah? Diesem Rätsel muss Mo natürlich unbedingt nachgehen...



    Meine Meinung:
    "Ein Heuhaufen voller Geheimnisse" ist der Auftakt der "Schule der kleinen Ponys"-Reihe.
    Die Geschichte ist in ich-Form aus Sicht von Mo geschrieben - man hat das Gefühl, Mo erzählt dem Leser direkt ihre Erlebnisse und Abenteuer. Dadurch bekommt man noch besseren Einblick in Mo's Gedanken und Gefühlswelt und man kann noch tiefer in die Geschichte eintauchen - meine Tochter konnte sich ganz besonders gut mit Mo identifizieren, denn sie ist auch 10 Jahre alt und ebenso ein riesen Pony- und Reit-Fan!
    Durch das Geheimnis, das Sarah hat, ist das Buch spannend zu lesen; man möchte unbedingt wissen, was denn dieses Geheimnis ist und welchen Plan die beiden Mädchen aushecken. Leider wurde die Auflösung etwas zu lange hinausgezögert; meine Tochter hat mich ständig gefragt, wann denn endlich dieses Mysterium gelüftet wird.
    Das Buch beinhaltet wichtige Themen wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, die spielerisch integriert sind. Die Geschichte spiegelt ein tolles Leben auf einem Reiterhof wider, und ist sehr authentisch gezeichnet - sowohl die Geschichte und das Abenteuer als auch das Leben auf einem Pferdehof.
    Natürlich gibt es ein Happy End - aber die Auflösung von Sarahs Geheimnis war dann doch ganz anders, als wir gedacht hatten! :)


    Sehr hilfreich ist der Plan im Buchdeckel, auf dem man einen genauen Überblick über den Hof bekommt und Mo's Wege ganz genau verfolgen kann.
    Zu betonen sind auch die viele tollen farbigen Illustrationen, die das Gelesene nochmals untermalen und auf denen es viel zu entdecken gibt. Meiner Tochter gefiel ganz besonders das Huhn an jedem Kapitel-Anfang, das jedesmal anders dasaß.


    Am Ende der Geschichte gibt es noch ein Rezept für Haferflockenkekse - die haben wir natürlich gleich nachgebacken und sie schmecken superlecker! Und eine Bastelanleitung für ein Dr. Paul-Lesezeichen gibt es auch noch!



    Fazit:
    Ein gelungenes Buch in allen Aspekten: tolle Sprache und somit direkte Einbindung der Leser; süße Ponys (und andere Tiere); spannende Abenteuer und ein große Prise Freundschaft und Hilfsbereitschaft! Und das alles unterlegt mit wunderschönen färbigen Illustrationen - Top!!

    Wieder grandios! Der zweite Teil der Reihe um die Anwältin Linn Geller


    Kurz zum Inhalt:

    Kurz vor Weihnachten wird "Jo" Johannes Haug, der erwachsene Pflegesohn von Ines Schneider beschuldigt, seine Pflegemutter getötet zu haben. Für alle aus dem kleinen Dorf in der Schwäbischen Alb ist er eindeutig der Täter, denn er "trägt ein Gewalttäter-Gen in sich", und außerdem hat er angeblich vor 20 Jahren seine Jungendfreundin Vanessa grausam getötet und ausgeweidet. Nur konnte man ihm die Tat damals nicht nachweisen.

    Als dann auch noch plötzlich der Hammer auftaucht, mit dem Jo Vanessa vor vielen Jahren erschlagen haben soll, werden die Ermittlungen in dem alten Fall wieder aufgenommen.

    Jos Pflichtverteidigerin Linn Geller hält allerdings nichts von diesen Vorurteilen und geht jeden Hinweisen akribisch nach - doch das gefällt der Dorfgemeinschaft überhaupt nicht und sie kommt dabei gefährlichen Geheimnissen auf die Spur...


    Meine Meinung:

    "Nebeljagd" ist der zweite Teil um die Stuttgarter Rechtsanwältin Linn Geller und ihrem Kanzleipartner Götz Nowak. Der Fall ist jedoch in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

    Alle Charaktere sind detailliert ausgearbeitet, mit eigenen Charakterzügen und Ecken und Kanten. Linn ist eine äußerst sympathische und authentische Frau, in die man sich hineinversetzen kann. Auch ihr innerer Zwist ist gut dargestellt - einerseits möchte sie den Wünschen ihres Mandanten nachkommen, immerhin hat juristisch jeder Mensch das Recht auf bestmögliche Verteidigung, andererseits ist sie von den Taten abgeschreckt und glaubt immer wieder aufgrund der Beweise und Haugs Verhalten, dass dieser der Täter ist. Natürlich will sie nicht dazu beitragen, dass ein Täter freikommt und möglicherweise wieder mordet. Deshalb ermittelt sie mit einer Vehemenz und verbeißt sich in den Fall.

    Die Geschichte hat eine tolle Dynamik; die Szenen sind spannend, man kann toll mit Linn mitermitteln (und rätseln) aufgrund der vielen vorkommenden (tatverdächtigen) Personen; und immer wieder tauchen neue Spuren auf, die Zweifel an Haugs Schuld oder Unschuld aufkommen lassen.

    Auch der Zusammenhalt der eingeschworenen kleinen Dorfgemeinschaft und die "Hexenjagd" auf einen ungeliebten Mitbewohner lassen einen den Kopf schütteln - ein ehemaliger Polizist, die Jäger aus dem Dorf... Doch so ist es wohl tatsächlich in kleinen abgelegenen Ortschaften.

    Somit ist die Story authentisch, realitätsnah und lebendig.

    Auch die (private) Entwicklung der Beziehung zwischen Linn und Götz bzw. Linns Bekanntschaft aus dem ersten Teil, Marc Harris aus England, hat mich überrascht und hat mir gefallen - ebenso wie die Auflösung um den Täter am Mord von Ines und Vanessa.


    Ich bin wieder (fast) genauso begeistert wie vom ersten Band "Totwasser", denn Julia Hofelich schafft es wie kaum ein/e andere/r Autor/in, die Figuren lebendig werden zu lassen bzw. Figuren zu erschaffen, die polarisieren. Und was mir besonders gut gefällt und ich erst selten erlebt habe: wie lebensecht und glaubhaft nicht nur die Personen, sondern v.a. auch die Fälle sind! Direkt aus dem Leben gegriffen mit echten Gefühlen und nachvollziehbaren Taten und Handlungen (und nicht irgendein abstruses Konstrukt für die Motive des Täters...).


    Fazit:

    Gelungener und spannender zweiter Teil um die Rechtsanwältin Linn Geller. Der erste Band hat mir jedoch um einen Ticken besser gefallen, daher vergebe ich diesmal 'nur' 4,5 Sterne ;)

    Düster, spannend, grausam... wieder ein harter Fall für die Krähe!


    Kurz zum Inhalt:

    In einem Vorort von Frankfurt werden auf einem Feld die nur spärlich verbuddelten Leichen von sieben Kindern gefunden.

    Die Ermittlerin Mara Billinsky, die mit ihrer optisch etwas anderen Erscheinung - Piercings, Tattoos und in schwarzer Kleidung - polarisiert und ihr Kollege Jan Rosen müssen mühsam vielen verschiedenen Spuren nachgehen, jedoch rinnt ihnen der Fall immer wieder aus den Händen. Bis sie einer grausamen Organisation auf die Spur kommen...



    Meine Meinung:

    "Blinde Rache" ist der zweite Teil der Reihe um Mara Billinsky. Der Roman ist jedoch in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Alle wichtigen Informationen aus dem Vorgänger-Band sind geschickt im Geschehen integriert. Man trifft alle alten Bekannten wieder und ist sofort wieder mitten drin im Geschehen Frankfurts!

    Die Schreibweise von Leo Born ist flüssig und schnell zu lesen, auch aufgrund der kurzen Kapiteln und der Cliffhanger am Ende.

    In jedem Kapitel gibt es einen Sprung zu einer anderen Szene, die sich erst im Verlaufe des Buches nach und nach zu einem Ganzen zusammensetzen.


    Mara Billinsky ist wieder typisch sie - sie will den Fall auf alle Fälle auflösen, und geht dabei auch über Anweisungen ihres Chefs und des neuen Staatsanwalts hinweg. Sie setzt sich durch, und ich mag, dass sie weiter und weiter ermittelt, auch wenn ihr Steine in den Weg gelegt werden, weil sie einfach Gerechtigkeit für die Toten will.

    Ich war positiv überrascht, dass ihr ihr Chef Rainer Klimmt, der sie Anfangs immer noch nicht ganz ernst nimmt, sie und ihre Art, ihre Arbeit, gegen Ende endlich wertschätzt. Auch ihrem Vater Edgar Billinsky kommt sie in kleinsten Schritten näher heran.

    Mara ist lebendig, man fiebert mit ihr mit, und auch die Familienzwistigkeiten sind authentisch. Sehr traurig ist natürlich Maras Geschichte; ihre Mutter wurde ermordet, als sie noch ein Kind war, und seitdem ist sie quasi auf der Suche nach deren Mörder. Ich hoffe sehr, dass hierzu im nächsten Band etwas mehr Licht ins Dunkel kommt...

    Auch Jan Rosen hat sich stark entwickelt und kommt in "Lautlose Schreie" stärker zur Geltung.

    Leo Born hat es super geschafft, mich mit Plot und Auflösung dieses Thrillers sehr zufrieden zu stellen. Ich finde es toll und überzeugend, wenn eine Auflösung lebensnah und authentisch ist.


    Das Cover passt perfekt zum 1.Teil - es befindet sich wieder die Krähe (Mara's Spitzname im Kommissariat) darauf, und die beiden Farben sind gegenverkehrt zum Vorgängerband.
    Es lässt sich somit eindeutig der Mara-Billinsky-Reihe zuordnen, was mir sehr gut gefällt.



    Fazit:

    Grandiose Fortsetzung der Reihe - konstant hoher Spannungsbogen, authentischer Plot, realistische Auflösung. 5 verdiente Sterne von mir!!

    Cosy Krimi im England der 1920er mit Rückblenden auf die Burenkriege



    Kurz zum Inhalt:

    England, Sommer 1922: Kate Shackleton, die sich nach dem Verschwinden ihres Mannes als Detektivin selbständig gemacht hat, hat mit ihrem Partner Jim Sykes, einem ehemaligen Polizisten, den Auftrag eines Juweliers erhalten: er wurde überfallen und es wurden wertvolle Stücke gestohlen, die er als Pfandleiher in Verwahrung hatte. Kate und Jim sollen die Besitzer und Besitzerinnen der Stücke ausfindig machen und über den Verlust informieren; und bestenfalls die Schmuckstücke wieder aufzutreiben.

    Doch als Kate nach Harrogate fährt, um das Theaterstück ihrer Freundin Meriel Jamieson anzusehen und im selben Ort auch eine der Besitzerinnen eines Schmuckstücks ausfindig zu machen, stolpert sie nach dem Theaterbesuch über einen Ermordeten, welcher Verbindungen zum Theater hatte. Natürlich will Kate helfen, den Mordfall aufzuklären. Und dann wird auch noch die Hauptdarstellerin des Stücks entführt...



    Meine Meinung:

    Schöne Fortsetzung der Reihe um Kate Shackleton. Leider hat Kate für mich zweimal absolut nicht nachvollziehbar gehandelt, ich fand es sogar moralisch bedenklich. Und das hat mir nicht so gut gefallen. Leider kann ich wegen Spoilergefahr nicht mehr dazu sagen.

    Die Schreibweise soll in ihrer Art an die damalige Zeit erinnern, trotzdem ist die Geschichte leicht und flüssig zu lesen.

    Es gibt auch Sprünge in die Zeit der Burenkriege in Südafrika um 1900, was ich sehr spannend fand. Diese Kapitel sind durch Überschriften klar erkenntlich. Doch erst mit der Zeit klärt sich auf, was diese Rückblenden für den Verlauf und die Aufklärung der Geschichte zu tun haben.

    Weiters gibt es eigentlich drei Handlungsstränge, die es aufzuklären gilt: Den Überfall auf den Juwelier; den Mord an dem allseits verhassten Lawrence Milner und die Entführung der Theaterdarstellerin Lucy Wolfendale.

    Mit der Aufklärung dieser Fälle war ich mehr oder weniger zufrieden - das hat auch mit meiner weiter oben angeführten Kritik am Verhalten von Kate Shackleton zu tun.

    Trotzdem wurde ich wieder gut unterhalten - nur wünsche ich mir für die Folgebände, mehr von Jim Sykes zu lesen, der sehr sympathisch ist und mit seinem Wissen als ehemaliger Polizist zur Aufklärung der Fälle stark beiträgt.

    Das Cover lehnt sich an den ersten Teil an, kann der Reihe also eindeutig zugeordnet werden.



    Fazit:
    Gemütlicher Landhaus-Krimi im England der 1920er. Fortsetzung der Reihe von Kate Shackelton. Hat mich trotz oft nicht nachvollziehbaren Verhaltens der Protagonistin gut unterhalten.

    Ein trauriges Thema humorvoll verpackt - gefühlvoll, berührend und ergreifend



    Kurz zum Inhalt:

    Bevor Sophie ihre große Liebe Maximilian heiraten kann, stirbt er bei einem Autounfall.

    Am Tag des Begräbnisses erhält Sophie einen Brief von einem Reisebüro - mit Flugtickets nach Bali. Maximilian wollte sie mit einer Flitterwochenreise überraschen!

    Nach 6 Monaten der Trauer und des Überlegens beschließt Sophie, die Reise allein anzutreten. Und schon im Flieger geht alles schief: Maximilians Platz wird neu vergeben - an Niklas, einen jungen Fotografen, der nach Bali reist, um Fotos für einen Reiseführer zu machen. Und dann wird auch noch eine Hochzeitstorte serviert, die Niklas alleine isst.

    Auch in Bali laufen sich die beiden immer wieder über den Weg, bis Sophie beschließt, nicht allein im Luxushotel vor Trauer zu vergehen, sondern Niklas bei seiner Reise durch Bali zu begleiten.

    Während der Reise beschließt Sophie, an für sie schönen und wichtigen Orten ein Foto von Maximilian zu hinterlassen.

    Schafft sie es so, und mit Niklas' Hilfe, sich langsam von ihrer Trauer zu lösen?



    Meine Meinung:

    Der Schreibstil von Julia Hanel ist flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten.

    Die Geschichte wird abwechselnd im Erzähl-Stil aus Sicht von Sophie und Niklas geschildert. So bekommt man noch tiefere Einblicke und das jeweilige Gefühlsleben. Und da ist viel los, es ist berührend, ergreifend und emotional.

    Und auch wenn es einen ernsten Hintergrund, der Tod von Sophies Verlobtem, gibt, ist das Buch keine Trauerbewältigung, sondern eher eine humorvolle Unterhaltungsgeschichte. Denn die Zwistigkeiten, die sich zwangsläufig zwischen Sophie und Niklas ergeben, und ihre Kabbeleien, sind einfach nur witzig zu verfolgen.

    Und auch Niklas hat Probleme zu bewältigen, weshalb er öfter viel ruppiger zu Sophie ist, als er eigentlich möchte - beide helfen einander dabei, auch wenn sie es erst nicht merken.

    Mir persönlich haben die Charaktere von Charlie, Sophies Schwester, und Sara, Niklas Bekannter aus Bali, sehr gut gefallen. Charlie hat einen starken Charakter, kann sich durchsetzen, vor allem auch gegen die Eltern, von denen sich Sophie doch sehr unterdrücken lässt. Und Sara ist ein Ruhepol, die mit innerer Kraft und Weisheit Niklas und Sophie den Weg weist.


    Und die tollen Beschreibungen von der wunderschönen Landschaft von Bali laden zum Träumen einen und machen richtig Lust, Bali selbst mal zu erkunden!

    Das Cover ist einfach nur wunderschön mit dem filigranen Muster, auch wenn ich jetzt nicht Bali damit in Verbindung bringen würde.



    Fazit:

    Ein sehr gefühlvoller, aber auch humorvoller Roman über Sophies Art der Trauerbewältigung; ein wundervoller Liebesroman und eine Hommage an Bali.