Ich bin bei Fräulein Smilla nun auf Seite 100. Ich bin wirklich überrascht, wie gut mir die Geschichte bisher gefällt. Gerade hat sie beim nächtlichen Wühlen im Archiv, wo sie mehr über den Tod des Vaters von Jesaja herausbekommen möchte, unerwarteterweise Besuch bekommen.
Pan:
Ich finde es auch falsch, Fräulein Smilla als Krimi zu bezeichnen. Ich denke, dass es unter anderem dem zu verdanken ist, dass so viele Leute von dem Buch enttäuscht waren. Falsche Erwartungen durch falsche Deklarierung tun keinem Buch gut.
Bei mir tritt praktisch das umgekehrte zu dem von Saltanah geschilderten Problem auf. Gerade das, was über den reinen Krimi hinausgeht, ist ja das Spannende für mich. Ich finde es etwas schade, daß es scheinbar viele gibt, die ein ganz klares "Beuteschema" bei Büchern verfolgen und sich bei unerwarteten Büchern abwenden. Enttäuschte Erwartungen sind natürlich nicht sonderlich wünschenswert - ich versuche, das zu verhindern, indem ich mir nach Anschaffung eines Buches möglichst wenig von anderen darüber erzählen lasse und auch nicht mehr über dieses Buch lese.
Smilla ist ein skurriler Charakter. Sie hat eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe und erstaunlich viel Menschenkenntnis, obwohl sie wohl oft allein ist. Sie ist in ihrer Anlage ein Naturmensch, doch gleichzeitig sehr von Abstraktem angezogen. Außerdem ist sie angriffslustig und kann durchaus gewalttätig werden (wie sie gerade bewiesen hat), obwohl sie wohl klein und schmächtig ist.
Die Mutter von Jesaja wirkt mir bis jetzt sehr blass und Jesaja in Smillas Erinnerungen merkwürdig unkindlich. Ich bin auf die weitere Rolle des Mechanikers gespannt, vom Handlungsverlauf habe ich keine Vorstellungen; vor allem kann ich mir gar kein Motiv denken.
Ich fühle mich noch nicht müde, habe mir gerade nochmal neuen Tee gebraut und werde noch ein Weilchen lesen.