Beiträge von kaluma


    "[...] Dann nahm er ein bisschen Schnupftabak, ging aus dem Haus und kaufte den Visir. Und so weiter. Mir aber gehörte der Schrubber."


    In den Augen von Fina muss die Arbeit eines Mannes ja gnadenlos minderwertig sein - oder doch nur die ihres Mannes?
    Jedenfalls war das wieder eine der Szenen, in denen ich grinsen musste.


    Ich denke, sie meint ihren Mann, weil der "nicht der größte Angler der Welt" ist, und noch nicht mal einen Zwölftonner fährt. Der Schrubber ist wenigstens was Handfestes. :breitgrins:



    Laxness nimmt wieder Bezug auf Jules Verne. Ich habe "Otto Lidenbrock" gegoogelt und er muss einer der Protagonisten sein. Kennt jemand Reise nach dem Mittelpunkt der Erde etwas genauer und findet vielleicht noch mehr Anspielungen?


    Ich habe die "Reise zum Mittelpunkt der Erde" als Kind/Jugendliche gelesen (oder den Film gesehen?), kann mich fast nicht mehr daran erinnern. Auf jeden Fall beginnt der Weg zum Mittelpunkt der Erde im Krater des Snæfellsjökull (was diesen gewissermaßen zum Nabel der Welt macht. :zwinker:)



    Im Kapitel drauf nimmt Laxness das Geschehen aus dem Buch von Verne für bare Münze. Soll das eventuell andeuten, dass auch dieses Buch nicht so ernst genommen werden sollte?


    Aber nein, natürlich sollst du das Buch vollkommen ernst nehmen. :breitgrins:



    Ja, beim Lesen stellen sich tatsächlich immer mehr Fragen. Ich denke, Laxness spielt auch ein wenig mit dem Leser.



    Tja, nur: Welche Spielfigur bin ich? :breitgrins:


    Das darfst du dir aussuchen. Welche wärest du denn gern? :smile:


    Du darfst dir sogar das Spiel aussuchen, das du mitspielen möchtest:
    - ein Puzzle (Zusammenfügen der im Text verstreuten Einzelteile),
    - eine Schnitzeljagd (Hinweise suchen, die auf ein Ziel hinführen),
    - ein Ratespiel (Interpretieren der verschiedensten Anspielungen),
    - ein Witze-Erzählspiel (lachen über die kuriosen Absurditäten)
    - oder man empört sich einfach über all den Blödsinn (Variante "Spielverderber" :breitgrins: :breitgrins:)


    Viele Grüße,
    Katja

    Ich glaube, ich entwickle mich langsam aber sicher zum Laxness-Fan. :breitgrins:
    Obwohl: ihr sagt, die anderen Bücher von ihm sind ganz anders?
    Ich werde wohl noch mehr von ihm lesen, um herauszufinden, ob mir die anderen Bücher auch gefallen und in welcher Hinsicht sie "ganz anders" sind.


    Ja, beim Lesen stellen sich tatsächlich immer mehr Fragen. Ich denke, Laxness spielt auch ein wenig mit dem Leser.


    Ich wundere mich z. B. über das Kleidungsstück "Broncho" (ich dachte das heißt Poncho?) und über Dinge wie Protomorie und Heteromorie, Dysexelixis und Diexelixis. Kann jemand von euch genug Latein, um mir das zu übersetzen? (hat das einen Sinn, oder ist es nur herumgealbert?)


    Prof. Dr. Godman Syngmann wirkt auch zunächst einmal ziemlich verwirrend.



    Was ist/sind das für Frauen, die immer wieder erwähnt werden, die nicht essenden, nicht schlafenden,


    Ich vermute, daß die vielleicht in isländischen Mythen eine Rolle spielen?



    Wie verhalten sich Schöpfung und Wörter zueinander, was war zuerst?


    Am Anfang war das Wort. Oder? :zwinker:


    Wieso töten die Hirten eine Möwe?


    Warum gibt es Tieropfer in verschiedenen Religionen? Töten wir nicht immerzu Tiere, obwohl wir sie angeblich lieben?


    In Hülle und Fülle begegnen mir im Buch Bezüge zur christlichen Religion: heiliger Franziskus, Fisch, Angler, Schafe, die bei wesentlichen Ereignissen anwesend sind, Auferstehung... Außerdem geht es auch um andere Religionen, Mythen, Philosophie. Schließlich sind vorchristliche Mythen und Religionen im Christentum aufgegangen.


    Die besondere Rolle des Fisches: Vebi bekommt ja nun von Sira Jon tatsächlich Fisch angeboten (zum Ärger von Stößel-Dora, die, wenn sie nicht mindestens 35 Sorten Kuchen anbieten kann, einem Gast lieber gar nicht erst die Tür öffnet... :breitgrins:). Nur schnell essen muß man den Fisch, bevor er aufersteht. (Interessant, daß auch Fische auferstehen dürfen. :breitgrins:)


    Man kann alles mögliche assoziieren und hinterfragen. Wie weit man dabei geht, welche Fragen man stellt und wie man sie beantwortet, bleibt dem Leser überlassen. Das ist für mich ein Charakteristikum eines guten Buches. Dieses Buch ist sicher eines, das man gut zweimal lesen kann oder langsam lesen sollte.



    kaluma:
    Laut englischer Wikipedia ist "sira" ein altwestnordischer Priestertitel.
    Ich nehme aber an, dass er auch heute noch (oder zumindest zur Entstehungszeit des Buches) benutzt wird/wirde.


    Danke. :smile:


    Viele Grüße :winken:
    Katja

    Guten Morgen!



    Der junge Theologe stellt seine Fragen, die Befragten antworten aber nicht, sondern greifen ein bestimmtes Stichwort aus seiner Frage heraus und erzählen dazu, was ihnen einfällt oder was sie für wichtig halten. Wer von uns kennt nicht Leute, die immer wieder dasselbe reden und immer wieder auf das gleiche Thema kommen? :zwinker: :breitgrins:


    Gestern abend ging mir noch durch den Kopf, daß sich genau dadurch schlechte Predigten auszeichnen. Wenn ein Pfarrer eigentlich nichts zu sagen hat, aber trotzdem jeden Sonntag predigen muß, nimmt er sich halt irgendein Stichwort her und sinniert darüber mehr oder weniger zusammenhangslos... dabei fehlt dann manchmal deutlich das Gespür für die Dinge, die die Menschen beschäftigen.
    Die Kirche bekommt hier also einen Spiegel vorgehalten. Sie hat sich von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt. Ich sage nicht, daß alle Pfarrer so sind, aber bestimmt gibt es Strukturen innerhalb der offiziellen Amtskirche, die derart kritisierenswert sind, auch in Island.
    Damit wäre diese Frage


    Sira Jon ... hat sich von der offiziellen Amtskirche ziemlich weit entfernt. Warum, werden wir vielleicht noch verstehen.


    beantwortet.


    @jääkaappirunous
    Danke für die Infos zu den Prinz-Polo-Keksen. :breitgrins:
    Inzwischen bin ich auch an der Stelle gewesen, wo sie zum zweitenmal erwähnt werden. Beim erstenmal sind sie mir nicht so speziell aufgefallen. Aber wenn diese fast die einzigen käuflichen Schokoriegel waren, ist klar daß jeder sie ißt (das sind eben die wichtigen Dinge im Leben :zwinker: :zwinker:).



    Jedenfalls wird es langsam völlig verrückt - es tauchen immer mehr merkwürdige Charaktere auf und vereinigen sich alle in einem Religions-Philosophie-Wissenschafts-Gewusel :rollen: seht IHR da noch durch?! :breitgrins:


    Naja, manchmal bin ich schon etwas verwirrt, eben auch, weil ich das Gefühl habe, manche Anspielungen auf isländische Mythen entgehen mir. Aber im Großen und Ganzen amüsiere ich mich. :breitgrins:
    Ich bin jetzt am Anfang von Kapitel 23 und es scheinen gerade die heiligen drei Könige aufzutauchen... :breitgrins:



    Sein Auftrag ist doch von Anfang an, die Vorgänge zu untersuchen und er soll die Dinge nicht selbst bewerten. Daher bemüht er sich um die distanzierte Protokollform und nutzt die dritte Person. Allerdings kann er sich seine eigene Wertung nicht unbedingt verkneifen bei den "Absonderlichkeiten" mit denen er konfrontiert wird. Letztendlich ist er ja selbst betroffen (insbesondere wenn ihm Kaffee und Kuchen verabreicht werden :breitgrins: )


    Das stimmt natürlich. :breitgrins:
    Aber es passiert ja nicht nur bei Kaffee und Kuchen, und mir ist noch nicht ganz klar, wodurch diese anderen Momente des Perspektivwechsels entstehen...


    Ansonsten frage ich mich noch, ob "Sira" ein Teil des Namens ist oder ein Titel? Wißt ihr das?


    Viele Grüße
    Katja

    Hallo zusammen,



    Nicht alles in der DDR Veröffentlichte ist von vornherein ernsthaft-gesellschaftskritisch.


    Oh nein, das wollte ich damit auch nicht behauptet haben! Habe mich wohl wieder einmal mißverständlich ausgedrückt.
    Natürlich gibt es mehrere Faktoren, die meine Laxness-Erwartung erzeugt haben.



    Ich habe auch gerade mit dem Buch bekommen, denn ich wollte heimlich hier mitlesen.


    Was?!? :zwinker:


    Mir gefällt bis jetzt ganz gut, was ich lese (und bei mir ist es der erste Laxness). Ich mag diesen Humor... Alle reden aneinander vorbei (der Bischof und Vebi, Vebi und Sira Jon,...) und die Bestandsaufnahme in der Kirche ist wirklich genial.


    Ja, mir gefällt dieser herbe, schon fast sarkastisch zu nennende Humor auch.
    Es wird ein sehr eigenwilliges Bild von dem Dorf am Gletscher gezeichnet - die Bestandsaufnahme der Kirche, die Szene wo Sira Jon und Vebi zusammen frühstücken (ohne Besteck :breitgrins:) und den Vergleich der Fliegen mit Haustieren zum Beispiel fand ich großartig. :breitgrins: :breitgrins:
    Auch das Aneinander-Vorbeireden - genau wie im richtigen Leben manchmal :breitgrins:. Der junge Theologe stellt seine Fragen, die Befragten antworten aber nicht, sondern greifen ein bestimmtes Stichwort aus seiner Frage heraus und erzählen dazu, was ihnen einfällt oder was sie für wichtig halten. Wer von uns kennt nicht Leute, die immer wieder dasselbe reden und immer wieder auf das gleiche Thema kommen? :zwinker: :breitgrins:
    Hier habe ich aber auch schon das Gefühl, daß ich manche Anspielungen nicht verstehe, weil mir Hintergrundwissen betreffend isländische Mythologie fehlt.


    Inzwischen frage ich mich auch, ob es eine Systematik gibt, wann in der ersten und wann in der dritten Person erzählt wird. Schlüpft der "Vebi" möglicherweise in verschiedene Rollen? Als unbeteiligter Beobachter und "Vebi" ist es "er", und wenn er persönlich beteiligt ist (beim Essen, Schlafen, manchen Gesprächen), geht er zur Ich-Form über - was mir allerdings nicht ganz konsequent durchgehalten scheint.
    Was meint ihr dazu?



    Und auch auf der Busreise mit Menschen, die vermeintlich zivilisierter leben, begegnet Vebi noch ganz althergebrachtem Aberglauben. Die Schwalben kommen erst ab einem bestimmten Tag, und schon gar nicht vor der christlichen Messe.


    Das habe ich nicht als Aberglauben empfunden, sondern einfach als Zeitpunktsbeschreibung, der langjähriger Erfahrung entspricht - und ganz nebenbei erfahren wir, daß es in diesem Dorf auf der Durchreise (im Gegensatz zu dem Dorf am Gletscher) offenbar durchaus noch Gottesdienste gibt. :smile:
    Das Dorf am Gletscher scheint also schon etwas Besonderes zu sein.



    Dabei ist Snaefellsjökull gar nicht sooo weit weg von Reykjavik - na gut, immerhin am letzten Zipfelchen einer Halbinsel (bei guter Sicht kann man die helle Kappe des Bergs z. B. von Kevlavik aus sehen).


    Das Buch liest sich aber, als spielte sich alles j.w.d. in fernster Provinz ab. Eine völlig andere Welt.



    Der Pfarrer ist auch hier eine wichtige Person, so viel wird deutlich, auch wenn er noch nicht selbst aufgetaucht ist, aber nicht als Hirte, sondern als ... ja was?


    Als eine Art Problemlöser für allerlei technische Alltagsprobleme, die gerade mal kein anderer lösen kann. Dabei ist er sich für nichts zu schade. Eine Art sehr direkter Dienst am Menschen. Vielleicht ist Hirte doch ganz passend, wenn man den Begriff etwas weiter faßt? :zwinker: Sira Jon scheint diesen Dienst am Menschen jedenfalls sehr tiefgreifend zu verstehen, sich nicht nur fürs seelische Wohl seine Gemeindemitglieder zuständig zu fühlen und hat sich von der offiziellen Amtskirche ziemlich weit entfernt. Warum, werden wir vielleicht noch verstehen.


    Viele Grüße
    Katja

    Hallo liebe MitleserInnen,


    habt ihr schon angefangen? :winken:


    Ich habe vorhin die ersten vier Kapitel gelesen und muß sagen, ich habe etwas ganz anderes erwartet. Es ist ja das erste Buch von Laxness, das ich lese, und irgendwie war meine Erwartung mehr so in Richtung ernsthaft-gesellschaftskritisch (vielleicht, weil seine Bücher auch in DDR-Zeiten gedruckt und ziemlich gelobt wurden...)
    Allerdings, Saltanahs Inhaltsangabe nennt das Buch ja schon "ironisch-weise", hätte ich also nur mal genauer lesen sollen.


    Schon der Eingangsdialog zwischen dem Bischof und seinem Beauftragten, dem jungen Theologen, trieft ja nur so von Ironie :breitgrins:.
    Köstlich. Bis jetzt macht es mir Spaß, und die tieferen Hintergründe (die ich immer noch erwarte) werden sich vielleicht mit der Zeit noch auftun.


    Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig (der Erzähler wechselt an offenbar bedeutsamen Stellen von der dritten Person zur Ich-Perspektive), manchmal etwas knapp, aber gefällt mir gut.


    Heute abend lese ich weiter und hier werde ich morgen wieder hineinschauen.


    Viele Grüße,
    und euch allen viel Spaß beim Lesen!
    Katja

    Harald Evers: Die Schwestern des Windes
    Höhlenwelt-Saga, Zweiter Zyklus, Band 1


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    Inhalt (Zusammenfassung aus dem Buch)


    Endlich leben die Bewohner der Höhlenwelt in Frieden. Die fremden Unterdrücker, die grausamen Drakken, konnten mithilfe der Drachen besiegt werden und schließlich wurden auch Leandra und ihre drei Freundinnen Roya, Azrani und Marina aus den Fängen der Feinde gerettet. Doch dann taucht einige Monate nach dem großen Kampf der Verräter Rasnor wieder auf, der Primas des Cambrischen Ordens entdeckt eine rätselhafte Spur in den Kellern des Ordenshauses, und Reste übriggebliebener Drakken beginnen erneut Unruhe zu verbreiten. Für Alina, die inzwischen geachtete und geliebte Shaba (=Herrscherin) des Landes Akrania, sind dies Vorboten drohenden Unheils und so ruft sie ihre fünf treuen Freundinnen zu einer Beratung zusammen. Als die jungen Frauen daraufhin unter Führung Leandras einen schicksalhaften Bund schließen, stürzen sie unversehens in ein neues, großes Abenteuer. Und alte Fragen entpuppen sich plötzlich als Schlüssel zu Rätseln, die weit über die Grenzen der Höhlenwelt hinausreichen.



    Meine Meinung


    Der erste Band des zweiten Zyklus der Höhlenweltsaga schließt direkt ans Ende des ersten Zyklus an. Wer geglaubt hat, jetzt sei Frieden in der Höhlenwelt eingekehrt, wird eines Besseren belehrt. Es tun sich geheimnisvolle Dinge und diese machen es nötig, daß sich sechs junge Frauen zu dem Bund "Schwestern des Windes" zusammenschließen (besser gesagt sieben, denn Leandras jüngere Schwester Cathryn scheint mit ihren besonderen Fähigkeiten auch eine wichtige Rolle zu spielen), denn noch immer scheint die Gefahr der Zerstörung der Höhlenwelt nicht gebannt zu sein... Vereint versuchen sie, die Rätsel zu lösen, die in der Höhlenwelt aufgetaucht sind.


    In der Mitte des Buches erwartet den Leser eine Überraschung: die bisherige Fantasy-Geschichte nimmt eine plötzliche und unerwartete Wendung in Richtung Science Fiction. Bei einem Erkundungsflug zum Mutterschiff der Drakken verliert Leandra die Kontrolle über ihr Drakken-Raumschiff und verirrt sich im Weltraum. Fast scheint alles verloren und ihr Schicksal besiegelt, doch ein unwahrscheinlicher Zufall rettet sie und bringt sie in Kontakt mit dem "Rest der Welt" - den vielfältigen Welten und Planeten im All und ihren Bewohnern, von denen die Bewohner der Höhlenwelt bisher nichts ahnten. Sie begegnen uns zunächst auf die (für Harald Evers offenbar typische) locker-flapsige Art, auch hier wieder gewürzt mit simpler Erotik... Es gibt zum Beispiel Leviathane, große im Weltraum lebende Raumfische, die nach ihrem Tod als Raumschiff dienen. Harald Evers läßt seiner blühenden Phantasie hier freien Lauf (im positiven Sinne). Es gibt die verschiedensten Wesen, Völker, Weltraumpiraten, sogar eine Art Papst.


    Einige der in der Höhlenwelt aufgetauchten Rätsel werden nun etwas klarer, auch die Rolle der Drakken wird etwas genauer beleuchtet und warum die Magie, die es ja nur in der Höhlenwelt durch eine ganz bestimmte Gesteinsart gibt, für sie so wichtig ist.


    Ich finde diese Erweiterung der Höhlenwelt originell, es gibt der Geschichte eine neue Dimension. Aus Fantasy wird eine glaubwürdige Mischung von Fantasy und SF. Als jemand, der normalerweise keine bis wenig SF liest, fand ich diese Teiles des Buches dennoch interessant und spannend und auch weitestgehend in sich schlüssig dargestellt. Reinen Fantasy-Lesern mögen diese Teile der Geschichte vielleicht nicht gefallen, da es darin doch ein wenig technisch zugeht.


    Man kann gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht und ob die Bewohner der Höhlenwelt es schaffen, sich auch in dieser erweiterten Welt zu behaupten und ihren Planeten vor dem Untergang zu bewahren. Leandra und ihre Mitstreiter tun jedenfalls alles dafür.


    Bewertung: 3ratten



    Fortgesetzt wird der zweite Zyklus der Höhlenwelt-Saga mit folgenden drei Bänden:


    Band 2: "Die Mauer des Schweigens" 

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    Band 3: "Die Monde von Jonissar"

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    Band 4: "Die Magie der Höhlenwelt"

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    Ich muß zugeben, daß ich nach den ersten 30 Seiten im Buch "Die Mauer des Schweigens" erst einmal genug hatte und die Höhlenwelt-Saga beiseitegelegt habe - ob vorerst oder für immer, wird sich zeigen.



    Viele Grüße
    Katja

    Hallo zusammen,



    Könnte jemand mal eine Kurz-Rezi schreiben? Würde gerne etwas genauer wissen, um was es geht. :klatschen: :grmpf: :breitgrins:


    auf der Internetseite http://www.hoehlenwelt-saga.de sind keine Informationen mehr zu finden, vermutlich weil Harald Evers verstorben ist. Die Inhalte der ersten vier Bände der Höhlenwelt-Saga sind über die Hauptseite von Literaturschock zugänglich und auch Rezensionen gibt es dort.


    Da ich alle vier Bände vor ungefähr einem Jahr gelesen habe und für den SLW 2008 den ersten Teil des zweiten Höhlenwelt-Zyklus ("Die Schwestern des Windes") rezensieren muß, fasse ich hier mal kurz die Inhalte der vier Bücher des ersten Zyklus zusammen und äußere meine Meinung.
    Für den zweiten Zyklus werde ich dann einen neuen Thread eröffnen, falls jemand vorab nicht zuviele Inhalte mitgeteilt bekommen möchte. Ich hoffe das ist okay so, liebe Moderatoren? :winken:



    Inhalt Band 1-4: (mit meinen Worten)



    1. Die Bruderschaft von Yoor

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    Die junge Leandra, Novizin der Magie, ist Bewohnerin von Akrania, einem Land in einer Welt aus gigantischen Höhlen, deren Felsendecke von gigantischen Felspfeilern gestützt wird und die durch große Sonnenfenster erleuchtet wird. Zufällig wird sie Zeugin eines grausamen, durch dunkle Magier begangenen Mordes. Wenig später, nachdem sie ihre Prüfungen abgelegt hat und in den Rang einer Adeptin befördert wurde, beginnt sie ihre obligatorische Wanderschaft. Doch in der Höhlenwelt gehen schreckliche Dinge vor sich, Berichte von einer geheimnisvollen "Bruderschaft von Yoor", die die Herrschaft über die Höhlenwelt anstrebt, machen die Runde, schließlich wird die gesamte Familie des Shabibs (=Herrschers) ermordet. Nach wenigen Tagen Wanderschaft gerät Leandra in die Gefangenschaft ebendieser Bruderschaft. Gemeinsam mit fünf anderen jungen Frauen gelingt ihr die Flucht, und nachdem sie ihren Lehrmeister Munuel wiedergetroffen hat, geht sie gemeinsam mit ihm auf die Suche nach einem mächtigen magischen Artefakt, das zu einer wichtigen Waffe im Kampf gegen die Bruderschaft werden soll. Diese Suche führt Leandra und ihre Mitstreiter tief in gefährliche Regionen der Höhlenwelt, und auch die Vergangenheit der Höhlenwelt bekommt eine unerwartete Bedeutung.


    2. Leandras Schwur

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    Die Bruderschaft von Yoor scheint besiegt, Leandra ist in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, aber die Machtverhältnisse sind nach dem Tod der Herrscherfamilie instabil. Die Freiheit der Menschen ist beschnitten, es gibt Arbeitsdienst und Ausgangssperre. Doch Leandra hat geschworen, Alina zu befreien, die von den Bruderschaftlern verschleppt wurde, und macht sich trotz aller Gefahren auf die Suche nach ihr. Mit Hilfe ihrer Freunde nimmt sie den Kampf gegen die Magier der Bruderschaft auf, die indessen mit den Drakken verhandeln, seltsamen intelligenten Echsenwesen, die wie aus dem Nichts in der Höhlenwelt auftauchten und ihre eigenen Ziele verfolgen. Vor zweitausend Jahren haben die Drakken einen Pakt mit den damaligen Anführern der Bruderschaft geschlossen, und dieser Pakt besitzt die Fähigkeit, die gesamte Höhlenwelt zu zerstören. Mit Hilfe der Drachen, die sich neu mit den Menschen ausgesöhnt haben, machen sich Leandras Freunde auf den Weg in die weit entfernte Festung Hammagor, die Festung Sardins, wo sich entsprechend alter Aufzeichnungen der Pakt wahrscheinlich befindet.


    3. Der dunkle Pakt

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    Nach ihrer Befreiung aus den Händen der Bruderschaft erhebt Alina, als einzig überlebende Thronerbin, Anspruch auf den Thron von Akrania. Mitsamt Leandra und ihren Freunden wird sie zunächst im Herrscherpalast festgesetzt, während Leandras Freunde Victor und Roya in Hammagor fieberhaft nach dem Pakt mit den Drakken suchen. Dabei müssen sie Hindernisse wie zum Beispiel ein magisches Labyrinth überwinden, und sie werden verfolgt, denn auch andere haben ein Interesse daran, den Pakt zu finden, und wer steht eigentlich auf welcher Seite?? Und was hat es mit dem Pakt überhaupt auf sich? Auch der Rückweg nach Savalgor gestaltet sich schwieriger als erwartet...



    4. Das magische Siegel

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    Obwohl der legendäre Pakt entschlüsselt ist, droht der Höhlenwelt größte Gefahr: Das Invasionsheer der Drakken erobert die Hauptstadt Savalgor. Leandra und ihre Freunde werden gefangengenommen. Alle Menschen in den Städten und Dörfern der Höhlenwelt bekommen Halsbänder, mit deren Hilfe die Drakken jederzeit ihren Aufenthaltsort feststellen können. Die meisten Menschen werden zur Arbeit in großen Bergwerken gezwungen, in denen Wolodit abgebaut wird (das Gestein, das das Trivocum erzeugt und damit die Magie in der Höhlenwelt möglich macht). Alle Magier werden an einen unbekannten Ort abstransportiert. Nur Alina, die Shaba(=Herrscherin) von Akrania, entgeht der Gefangennahme, sie kann aus Savalgor fliehen und schlägt sich mit viel Glück und der Hilfe standhafter Menschen zu Roya durch, die zwecks Pflege eines verletzten Felsdrachen im Bergland des Ramakorums zurückgeblieben ist.



    Meine Meinung:


    Die Höhlenwelt-Saga ist eine spannende Geschichte, die ich gern gelesen habe. Anfangs empfand ich die Geschichte als etwas holprig geschrieben, doch die späteren Teile sind besser lesbar (oder man gewöhnt sich an den Schreibstil). Es dauert auch eine Weile, bis man sich in die Höhlenwelt mit ihren besonderen Eigenschaften hineinfindet - bis ich verstanden hatte, daß die Geschichte sich unter einem Felsenhimmel abspielt, hatte ich schon viele Seiten gelesen. Erst nach und nach werden gewisse Gegebenheiten wie die Geschichte und Entstehung der Höhlenwelt erklärt, und wie es überhaupt funktioniert, daß in dieser Welt Magie möglich ist (was übrigens für eine Fantasygeschichte erstaunlich plausibel erklärt wird).


    Etwas irritiert haben mich die immer wieder ins locker-Flapsige abgleitenden Dialoge (wenn Leandra zum Beispiel ihren Lehrmeister mit "He, Alter" anspricht) und die merkwürdig simple Form von Erotik, die die Bücher durchzieht (Männer "bekommen Stielaugen", weil Frauen sich ausziehen, machen anzügliche Bemerkungen usw.), und mit welch rasender Schnelligkeit und warum sich Paare zusammenfinden, wurde mir auch nicht genügend begründet.
    So wird z.B. im zweiten Band ("Leandras Schwur") die Eignung der erst zwanzigjährigen Alina zur Herrscherin über Akrania Zweiflern gegenüber damit begründet, daß sie (Zitat) "die schönste Frau, die ich je gesehen habe" (Zitatende) ist. Da kann ich dann nicht mehr ganz folgen, seit wann qualifiziert Schönheit für ein hohes Regierungsamt? Solche zutiefst unglaubwürdige Szenen gibt es noch mehrere und das stört mich doch schon sehr.


    Mehrmals konnte ich die Beweggründe für bestimmte Handlungen der Personen nicht nachvollziehen. Es kommt zu unmotivierten Wechseln im Verhalten der Personen zueinander, es gibt Seitenwechsel von Bruderschaftsmitgliedern auf Leandras Seite, die nicht aus den beschriebenen Geschehnissen nachzuvollziehen sind. Auch war nicht nachzuvollziehen, daß Leandra zum Erlernen der untersten Stufe der Magie sieben Jahre benötigt, den Fortschritt zu den allerhöchsten Stufen dann aber innerhalb von ein-zwei Jahren schafft...


    Abgesehen von diesen Schwächen ist die Geschichte spannend genug daß man, wenn man einen Band beendet hat, am liebsten gleich den nächsten beginnen möchte. Befreiungskampf ist eben immer ein interessantes Thema. Die Ideen gehen dem Autor jedenfalls über alle vier Bände nicht aus. Mein persönlicher Favorit aus dieser Reihe ist der dritte Band "Der dunkle Pakt". Vor allem das Labyrinth und die Geschehnisse rund um seine Durchquerung gefielen mir gut.



    Bewertung:


    Die Bruderschaft von Yoor 3ratten



    Leandras Schwur 2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Der dunkle Pakt 3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Das magische Siegel 3ratten



    Viele Grüße
    Katja

    Guten Morgen Saltanah und alle,



    kaluma:
    Die Angst vor dem Atomkrieg gab es nicht nur im Osten. Wobei wir eigentlich gleich viel Angst vor den russischen wie den us-amerikanischen Raketen hatten.


    Ja, das kann ich sehr gut verstehen daß es diese Angst auch im Westen gab. (Wir wußten das ja auch.)
    Gut für uns alle daß diese Zeiten vorbei sind!



    Wisst ihr, was ein Hoffen-Stern ist?


    Ist vielleicht von Hof-Fenstern die Rede, also von Fenstern zum Hof? :zwinker:


    Viele Grüße
    Katja

    Hallo liebe Lesefreunde,


    eigentlich wollte ich ja nicht mittun, aber jetzt sehe ich, daß mein aktuelles Buch hier doch ganz gut hineinpaßt.


    Ich lese gerade "Kassandra" von Christa Wolf, die ja unzweifelhaft eine deutsche Autorin ist. :zwinker:
    Mein Buch ist die alte DDR-Ausgabe und umfaßt folgende zwei Bücher:


    Voraussetzungen einer Erzählung: Frankfurter Poetik-Vorlesungen
    und
    Kassandra (die Erzählung selbst).

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    Die ersten beiden Vorlesungen, die ich im Lauf der Woche las, handeln von einer Reise Christa Wolfs nach Griechenland, auf der sie die Stätten der antiken Ereignisse aufsucht und versucht, sich auf diese Weise der Person Kassandra und den anderen agierenden Personen (Agamamnon, Klytemnaistra,...) zu nähern.


    Die dritte und vierte Vorlesung las ich heute. In der dritten Vorlesung beschreibt sie, wie sich sich (zurück in Deutschland und in ihrem Landhaus in Mecklenburg arbeitend) langsam der Gestalt der Kassandra nähert, verschiedene mythologische und historische Quellen studiert. In der vierten Vorlesung geht es um "weibliches Schreiben", um die Bedingungen für Frauen jetzt und früher, wobei das "jetzt" ja inzwischen auch schon über 20 Jahre her ist und das merkt man durchaus an einigen Ansichten. Stellenweise konnte ich auch nicht so ganz folgen...


    Besonders aufgefallen in der dritten Vorlesung ist mir diese "Weltuntergangsstimmung": es war die Zeit des kalten Krieges, der Aufrüstung mit Raketen auf beiden Seiten und aus ihren Aufzeichnungen lese ich tatsächlich den Glauben daran heraus, daß jeden Moment jemand in Rußland oder Amerika die Nerven verlieren kann und auf den gewissen Knopf drücken kann und die Welt im Atomkrieg untergeht... sie stellt sich Fragen wie die, ob sie noch drei oder vielleicht vier Jahre vor sich hat und ob es sich lohnt, noch langwierige Pläne zu fassen... :entsetzt:


    Beim Lesen habe ich mich an diese Zeit - Anfang der achtziger Jahre - erinnert. Ich hatte das schon halb vergessen, aber es gab wirklich diese Angst und Unsicherheit. Ich war damals 14-16 Jahre alt (bin in der DDR aufgewachsen) und wollte an diese Bedrohung nicht so recht glauben, aber ich erinnere mich, daß es in unserer Schule im Keller einen Luftschutzraum gab, dessen Fenster man mit Betonplatten verschließen konnte, daran daß wir Zivilverteidungsausbildung hatten, daß es immer wieder im Unterricht um diese NATO-Raketen ging usw. :sauer:


    Wie gut, daß das alles vorbei ist und wir einige Jahre später die Ereignisse in Gang setzten, die dann letztlich zur Wiedervereinigung führten - womit der Bogen zum heutigen Datum geschlagen wäre. :zwinker:(ich persönlich feiere dann auch nochmal am 9. Oktober)

    Jetzt fange ich an, die "richtige" Erzählung Kassandra zu lesen.


    Machandel
    Ich sehe du liest auch gerade Christa Wolf. "Nachdenken über Christa T." hat mir damals (so vor ca. 10 Jahren als ich es las) sehr gut gefallen! Ich bin gespannt, welche Eindrücke und Gedanken du dazu hier aufschreiben wirst.


    Ob ich mich im Lauf des Wochenendes nochmal hier melden werde, kann ich nicht garantieren. Euch allen wünsche ich viel Spaß. :winken:


    Gute Nacht
    Katja


    P.S. Miramis: Gute Besserung!! :winken:

    Da staune ich ja direkt über mich. Ich habe alle diese Bücher gelesen außer Nr. 8 (Paulo Coelho "Der Alchimist", das mich auch nicht interessiert), die Bibel natürlich nur teilweise.


    Ich habe auch alle diese Bücher noch außer dem besagten "Alchimisten" und Donna W. Cross "Die Päpstin", die ich nach dem Lesen entsorgt habe (womit wohl auch gleich klar wird, was ich von diesem Buch halte :teufel:).


    Viele Grüße
    Katja

    Günter de Bruyn: Vierzig Jahre - Ein Lebensbericht


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    Klappentext


    Die Gründung der DDR erlebte de Bruyn im Alter von 22 Jahren - ihr Ende, als er 63 Jahre alt geworden war. Von den vierzig Jahren, die dazwischen liegen und den größten Teil seines Lebens ausmachen, berichtet er in diesem Buch - und setzt damit seine vielbeachtete autobiographische Zwischenbilanz fort. Günter de Bruyn erzählt sein Leben farbig, lebendig und fesselnd, aber er prüft dabei auch sein Handeln und Unterlassen als Bürger eines diktatorischen Staates gewissenhaft und ohne Schonung für sich selbst. Er beschreibt seine frühen Arbeitsjahre als Bibliothekar in Ost-Berlin, seine ersten Erfolge als Schriftsteller mit Romanen, die seinen Namen auch im Westen bekanntmachten. Er schildert Begegnungen mit Autoren wie Heinrich Böll, Wolf Biermann und Christa Wolf, mit SED-Funktionären wie Hermann Kant und Klaus Höpke, aber auch mit unbekannten Freunden und Kollegen.



    Meine Meinung


    Der zweite Teil der Autobiographie "Vierzig Jahre" gefällt mir besser als "Zwischenbilanz" - unter anderem weil ich einen Teil dieser Zeit selber erlebt habe, vielleicht auch, weil de Bruyn die als Erwachsener erlebte Zeit reflektierter beschreibt.


    Das Buch ist in Kapitel unterteilt, die den jeweils behandelten zeitlichen Lebensabschnitt mit einer Art Motto versehen, das jedesmal sehr passend ist. Schon immer habe ich Günter de Bruyns Schreibstil genossen, der es schafft, das Wesentliche mit geschickten, sparsamen Worten auszudrücken, und wo nötig zu umschreiben und anzudeuten, und zwar so, daß der Leser problemlos versteht.


    "Vierzig Jahre" ist interessant für jeden, der die jüngere deutsche Geschichte nicht zu schnell vergessen und verdrängen möchte. Günter de Bruyn erzählt ohne zu beschönigen seinen Lebensweg in vierzig Jahren DDR, in denen er lavieren mußte zwischen Anpassung und Widerstand. Er war einer von denen, die aus Verbundenheit mit Land und Leuten in der DDR blieben, sich aber von Staat und Partei nicht vereinnahmen ließen, sondern immer noch ihrem "inneren Kompaß" folgten und ihr Leben, ihren Protest und Widerstand (wie so viele in dieser Zeit) in Nischen und mit Kompromissen auslebten. Es gelingt, er findet seinen Weg, ohne sich allzusehr zu verbiegen. Er lebt ein stilles und zurückgezogenes Leben, steht nicht gern im Licht der Öffentlichkeit. Bezüglich der DDR-Machthaber setzt er die in der Nazizeit bereits praktizierte Strategie des Sich-Entziehens fort, aber die hohen Moralmaßstäbe, die er an sich selber anlegt, bereiten ihm deshalb des öfteren ein schlechtes Gewissen, er hält sich für allzu opportunistisch und nicht mutig genug und erzählt davon mit schonungsloser Offenheit, ohne sich selbst in ein besseres Licht zu stellen. Für diese persönliche Integrität hat Günter de Bruyn meinen vollsten Respekt. Aus rückblickender Perspektive finde ich, daß er oftmals zu streng mit sich selbst ist - beispielsweise im Kapitel "Streng geheim", in dem er von einem Stasi-Anwerbeversuch erzählt, den er seiner Meinung nach nicht vehement genug abgelehnt hat. Er hatte aber mit den ihm vorliegenden Informationen damals gar keine Chance, anders zu reagieren. Nebenbei erhalten wir einen Einblick in gängige Stasimethoden (so auch im Kapitel "Pornographisches"). Darüber kann meiner Meinung nach gar nicht oft genug erzählt werden, damit dieses Kapitel deutscher Geschichte nicht zu schnell in Vergessenheit gerät. Die Wende 1989/90 empfindet er als befreiend, behält aber auch hier seinen kritischen Blick auf die Ereignisse.


    Diesem Buch kann ich ohne Bedenken die volle Punktzahl erteilen.


    5ratten:tipp:


    Abschließend noch eine sehr treffende Bemerkung aus dem Klappentext:


    »Wenn man unter den deutschsprachigen Schriftstellern unserer Jahrzehnte denjenigen auszeichnen wollte, der die Arroganz bis zum letzten Hauch aus seiner Sprache getilgt und die Fairneß zur Arbeitsmoral erhoben hat, gehörte Günter de Bruyn der Preis.«
    Sibylle Wirsing, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"

    Günter de Bruyn: Zwischenbilanz - Eine Jugend in Berlin

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    Aus dem Klappentext:


    Günter de Bruyn erzählt von seiner Jugend in Berlin zwischen dem Ende der zwanziger und dem Beginn der fünfziger Jahre. Die Stationen sind: seine Kindheitserfahrungen während des Niedergangs der Weimarer Republik, die erste Liebe im Schatten der nationalsozialistischen Machtwillkür, seine Leiden und Lehren als Flakhelfer, Arbeitsdienstmann und Soldat, und schließlich die Nachkriegszeit mit ihrem kurzen Rausch anarchischer Freiheit und die Anfänge der DDR.


    Über den Autor:


    Günter de Bruyn wurde am 1. November 1926 in Berlin geboren. 1943 wurde de Bruyn als Luftwaffenhelfer zum Kriegsdienst einberufen und war noch einige Monate Soldat. Nach Kriegsgefangenschaft und einem kurzen Intermezzo als Landarbeiter absolvierte er 1946 einen Neulehrerkursus in Potsdam und war dann bis 1949 Lehrer in einem märkischen Dorf, bevor er eine Ausbildung an der Bibliotheksschule in Ost-Berlin machte. Von 1953 bis 1961 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Bibliothekswesen in Ost-Berlin. Seit 1961 lebt er als freier Schriftsteller in Ost-Berlin und einem märkischen Dorf. Er wurde u.a. mit dem Heinrich-Mann-Preis, dem Thomas-Mann-Preis, dem Heinrich-Böll-Preis und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet.


    Meine Meinung:


    Günter de Bruyn, den ich als Autor von (unter anderem) "Buridans Esel", "Märkische Forschungen", "Neue Herrlichkeit" und in jüngerer Zeit "Preußens Luise" kenne und schon lange schätze, beschreibt in diesem ersten Teil seiner Autobiographie seine Jugend: die Kindheit in einer katholischen Familie, die etwas anders ist als die Familien der Nachbarn/Mitschüler, die in ihm strenge Wertmaßstäbe aufbaut, und in der vieles unausgesprochen, angedeutet bleibt. Wir lernen ihn kennen als stillen, zurückhaltenden Menschen, als jüngsten von vier Geschwistern, über deren Lebensschicksale uns das Buch ebenfalls informiert.


    In der Nazizeit entzieht er sich, soweit es ihm möglich ist, dem Mittun in der Hitlerjugend. Obwohl er seinen Protest nicht lautstark äußert, wird zweifelsfrei deutlich, daß er sich mit der Nazidiktatur keinesfalls identifiziert. Gegen Kriegsende wird er mit 16 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen. Nun versucht er, da er nicht mehr physisch flüchten kann, sich wenigstens innerlich zu entziehen. Trotzdem muß er als halbes Kind noch in den Krieg ziehen, wird verletzt und gerät in Kriegsgefangenschaft. Das Buch endet mit den Anfängen der DDR.


    Die beeindruckendsten Passagen im Buch waren für mich seine Zeit als Soldat, seine Verletzung, die ihm zeitweilig das Sprachvermögen raubt und wie er mühsam versucht, dieses wiederzugewinnen, und sein Heimweg quer durch Deutschland nach Kriegsende. Auch die Beschreibung des Berlins der zwanziger und frühen dreißiger Jahre fand ich interessant. Stellenweise vor allem in der Mitte des Buches gab es Längen (die ersten Liebesgeschichten fand ich etwas zu ausführlich beschrieben). Trotzdem ist "Zwischenbilanz" ein unbedingt empfehlenswertes Buch.


    4ratten

    Da muß ich mich wohl mal einmischen um meine Meinung loszuwerden, und eine Lanze für das Buch zu brechen.
    Ich habe "Die Brautprinzessin" Anfang des Jahres gelesen und wie schon angedeutet, war es eins meiner Lesehighlights in letzter Zeit. Auf den Inhalt muß ich nicht weiter eingehen, dazu steht ja weiter vorne schon etwas.


    Ich kam auf das Buch einerseits durch die Zitate an den Kapitelanfängen in Cornelia Funkes "Tintenherz", andererseits durch den Film ("Die Braut des Prinzen"), den ich ausgeliehen hatte ohne zu wissen, daß er zu diesem Buch gehört. Normalerweise lese ich lieber erst das entsprechende Buch, bevor ich mir eine Verfilmung anschaue. Auch hier wäre das besser gewesen, trotzdem bin ich beim Lesen voll auf meine Kosten bezüglich Lesevergnügen gekommen.


    Das Buch ist einfach witzig, ich habe mich köstlich damit amüsiert. Man könnte es als Märchen bezeichnen, besser noch als Märchenparodie, aber es ist eine Parodie von so ziemlich allem. Es parodiert Märchen, Liebesgeschichten, Abenteuergeschichten, Mantel-und-Degen-Geschichten, Piratengeschichten,... Es macht sich auch lustig über die Hollywood-Filmwelt, über Literatur und Verlagswesen, und nicht zuletzt macht der Autor sich lustig über sich selbst, nämlich genau in diesen Einschüben, die dir Annabas so auf die Nerven gingen, aber unbedingt dazugehören und mich immer innerlich leicht grinsen ließen (und dabei bin ich normalerweise sehr empfindlich, was Arroganz und Selbstgefälligkeit betrifft), ebenso wie die Personen der Geschichte und ihre Charaktere und Lebensgeschichten, die einem garantiert so oder ähnlich schonmal irgendwo begegnet sind (im Märchen natürlich, oder vielleicht sogar im realen Leben?). :zwinker: :breitgrins:


    Dieses Buch entführt den Leser in eine Welt, in der alles möglich ist, in der es keinerlei Beschränkungen und aus jeder Situation einen Ausweg gibt, und deshalb finde ich es so genial und amüsant. Und die weiter vorne im Thread erwähnte Überschrift

    jagt mir doch in einem Land, in dem es Auferstehungspillen gibt und in dem man schwere Verletzungen einfach mit Ketchup und Mehl zukleistern kann, überhaupt nicht den geringsten Schrecken ein!! :breitgrins: :breitgrins:


    Die Geschichte nach dem Ende weiterzufabulieren, steht jedem Leser frei (und mir fielen da sofort nach dem Lesen auf Anhieb gleich etliche Varianten ein, was wohl weiter passieren könnte.)



    Insgesamt werden alle Erwartungen der Leser vordergründig nicht erfüllt, wenn man sich aber auf das Ganze einlässt, wird deutlich, in welchem Maße Autoren mit ihren Lesern spielen können - nur, hier merkt man es auch. Das geschieht aber auf so eine ironische Weise, das es richtig Spass macht.


    Genau so ist es, dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen!


    Das Buch bekommt von mir
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    und der Film ("Die Braut des Prinzen") hat mir sogar noch etwas besser gefallen.
    5ratten


    Viele Grüße
    kaluma

    Hallo,


    da würde ich mich anschließen. Laxness wollte ich schon immer mal lesen, bin aber bisher nie dazu gekommen.


    Unsere Stadtbibliothek besitzt 4 Bücher von ihm, darunter "Seelsorge am Gletscher" (übersetzt von Bruno Kress), was doch sicher das gleiche Buch wie "Am Gletscher" ist. Solltet ihr hierzu eine Leserunde machen, wäre ich dabei.


    Terminlich bin ich fast völlig flexibel (evtl. verreise ich Ende Oktober für eine Woche, aber das ist noch nicht sicher).


    Viele Grüße,
    Katja

    Susanna Clarke: Jonathan Strange & Mr. Norrell


    Es wurde ja schon viel über dieses Buch geschrieben, viel Neues kann ich da gar nicht mehr hinzufügen. Insbesondere hat Twilight in ihrer ausführlichen Rezension schon vieles gesagt, was ich ganz ähnlich sehe.


    Ich fand das Buch kurzweilig, amüsant, sehr humorvoll (wobei sich nach ca. einem Drittel des Buches der Humor etwas verlor, und erst später wieder hier und da hervorschaute - vielleicht liegt das daran, daß das Buch von zwei Personen übersetzt wurde?). Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Stellenweise habe ich die Augen verdreht :rollen: über die Leichtfertigkeit und den Größenwahn der beiden Zauberer Strange und (vor allem!) Norrell. Da studieren sie jahrelang die Zauberei, wollen die Zauberei wieder nach England zurückbringen - und dann ist der eine (Norrell) so egoistisch, alles Zauberwissen für sich selbst zu beanspruchen und dem Rest aller Engländer sämtliche Zauberbücher vorzuenthalten; und alle beide fischten beim Zaubern eigentlich nur im Trüben und hatten oft keine genaue Vorstellung, was sie da eigentlich alles an Wirkungen und Nebenwirkungen bewirken :rollen:! (ich persönlich überlege mir die Konsequenzen meiner Experimente lieber vorher und deshalb hat dieser Aspekt des Buches bei mir ein etwas unbehagliches Gefühl erzeugt). Zumal es wirklich lange Zeit so schien, als steuerte das Ganze auf eine Katastrophe zu, aber zum Glück gab es dann doch noch ein paar unerwartete Wendungen... (und trotzdem strapaziert das Buch nicht zu sehr das altbekannte Motiv des Kampfes "Gut gegen Böse" :breitgrins:).


    Die Sprache empfand ich weder als besonders altmodisch, noch gekünstelt, sondern als der Geschichte durchaus angemessen, und auch die Fußnoten haben mich nicht gestört, sondern waren gut "beherrschbar".


    Das Einzige, was für mich ein wenig das Lesevergnügen störte, sind das oben erwähnten Unbehagen und einige Längen in der Geschichte (besonders der Teil, in dem es um den Krieg gegen Napoleon geht). Abgesehen davon: ein sehr empfehlenswertes Buch.
    4ratten


    Viele Grüße
    Katja

    Hallo allerseits,


    zum späten Abend hier noch meine für heute letzten Eindrücke von Jonathan Strange & Mr. Norrell.


    Ich habe jetzt den ersten Teil des Buches hinter mich gebracht (ca. 270 Seiten). Endlich ist Jonathan Strange aufgetaucht (wir erfahren zunächst etwas über seinen Vater und seine Kindheit). Des weiteren kommen neue Personen ins Spiel und die Handlung zerfasert sich in mehrere Handlungsstränge. Es geschehen mystische Dinge, die Geschichte von Jonathan Stranges Vater und seinem Diener zum Beispiel liest sich wie eine Sage oder ein Märchen.


    Mit wenigen Ausnahmen scheinen mir die meisten Personen im Buch ziemlich boshaft zu sein - eine Ausnahme, jemand der mir so richtig sympathisch ist, ist der Butler Stephen Black. Endlich mal jemand, der nicht eingebildet, eitel und boshaft ist, sondern seine Arbeit gewissenhaft tut, bescheiden ist und nicht nur an sich, sondern auch an andere Menschen denkt. :bussi:


    Auch der Elf mit den Haaren wie Distelwolle taucht wieder auf. Ob wir wohl bald erfahren, wer er ist und wie er heißt? Leider lockt er ausgerechnet Stephen Black in sein Elfenreich, und die junge Lady Pole, die auch eine der sympathischeren Personen der Geschichte ist. Warum gerade diese beiden, die doch unschuldig sind... Irgendwie gefällt mir dieser Fortgang der Geschichte nicht, es wird auch weniger witzig und humorig. Dafür mystisch-unheimlich, was andererseits auch nicht schlecht ist.


    Ich hoffe daß das alles noch einen anderen Sinn bekommt, wie ich überhaupt das Gefühl habe, hier wird etwas aufgebaut, was ich noch nicht durchschaue. Und ich frage mich, wieso ich das Gefühl habe, daß die Elfenwelt etwas Schlechtes ist. Vielleicht führt die Autorin den Leser hier auch nur gewollt in die Irre? (Es gibt gewisse Anspielungen auf Stephens Herkunft.)


    (Übrigens witzig, daß ich gerade heute vom Haus des Elfen lese, das "Verlorene Hoffnung" heißt, und gerade heute mußte auch ich eine Hoffnung aufgeben. Mir passieren öfter solche Koinzidenzen, geht euch das auch so?)


    Jonathan Strange trifft indessen auf den (unechten) Zauberer aus London, der ihm prophezeit, daß er ein großer Zauberer sein wird, und da er gerade nichts Besseres vor hat und um seine Liebste zu beeindrucken, sagt er sich, nun ja, warum nicht, dann studiere ich eben Zauberei.
    Ich habe das Gefühl, es ist reiner Zufall, daß dieser zweite Zauberer nun gerade Jonathan Strange ist. :zwinker:


    Mir hat das Lesewochenende gefallen, es war schön eure Eindrücke zu lesen (Lycidas und Lilith sowie diese Goblin-Bücher haben mein Interesse geweckt, bei Gelegenheit werde ich sie mal lesen) und es war auch schön für mich, meine eigenen Eindrücke beim lesen mal zu formulieren und aufzuschreiben. :smile:


    Viele Grüße und gute Nacht :winken:
    Katja