Beiträge von sgerdom

    Für mich eins der genialsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe - sprachlich, inhaltlich, vom Witz und der Gescheitheit her - und ich habe selten so gelacht wie bei diesem Buch. (Terry Pratchetts frühe Werke mal ausgenommen ...)


    Weil ich eine faule Socke bin, kopiere ich mal meine Leseeindrücke von meiner HP hierher:


    "Sicher keine supereinfache Lektüre, aber sehr, sehr interessant und mit witzigen Einfällen. (Bin auf den ersten fünfzig Seiten, mehr kann ich dazu noch nicht sagen ...)


    Erstes Zwischenergebnis: das Buch ist ganz sicher eins der Lesehighlights dieses Jahres!


    Fazit: Ja, das ist es. Humorvoll, witzig, bilderreich - ich habe noch nie vorher bei einem vorgeblich kopflastigen und trockenen SF-Roman so oft und so laut gelacht! Und jetzt schau ich mir noch mal voller Verwunderung die Amazon-Kritiken dazu an - die Jungs haben alle ein anderes Buch gelesen als ich ...?


    Zurück von Amazon ... Ja. Nun. Man muss Familiengeschichten mögen, wenn man Accelerando liest. (Kein Witz!) Und man muss Spaß daran haben, wie jemand mit Sprache spielt - das fängt an beim verwendeten Präsens (das las sich nach einer kleinen Eingewöhnung sehr angenehm!) und hört auf bei dem vielbeschimpften "Technobabble". Also, wenn man ein bisschen Computer- und Internet-Sprech drauf hat und vielleicht auch mal in einen populärwissenschaftlichen Artikel zur moderneren Physik hineingelesen hat, ist das alles nicht schwer zu entschlüsseln. Und für den Rest gibt es ein ganz nettes Glossar. Die Hauptsache an dem Roman ist aber die wirklich witzige Art und Weise, wie eine Zukunft extrapoliert wird, in der das Sonnensystem abgewickelt und zu einem "Matroschka-Gehirn" umkonstruiert wird, damit der "missratene Nachwuchs" genügend intelligente Materie zum Wohlfühlen hat - während die Menschen, die das nicht mitmachen wollen, als die Neandertaler des neuen Zeitalters in ferne Habitate umgesiedelt werden. Und diese "altmodischen" Menschen sind von uns hier und heute so weit entfernt, dass *wir* dagegen die echten Neandertaler sind ... unsereins hat hier und jetzt einfach keinen "Reset"-Knopf, mit dem man sein Leben einfach noch mal von vorne beginnen kann, bis die Variante einem gefällt - oder dass man mal eben nach einer erholsamen Ruhepause im Tod per Backup wieder ins Leben zurückkehrt und schaut, ob das Kind 2.0 mit der Wirtschaft 2.0 gut zurechtkommt ... ach, ich versuch es gar nicht erst. Das Buch steckt voller köstlicher Einfälle und Schnurren (eine meiner Lieblingsstellen behandelt eine Gebrauchsanweisung für frisch Auferstandene für eine Stadtgesellschaft, die von einer "schwach gottähnlichen" Wesenheit namens "Hello Kitty" geführt wird ...) Meine Empfehlung: unbedingt lesen!"


    LG


    Susanne


    Das ist doch eigentlich gut! Wenn man nicht nah dran ist, ist es doch auch ohne Herzblut gemacht. :smile:


    Gutes Argument! Aber ein Buch, bei dem ich nicht "nah dran" bin, würde ich wahrscheinlich gar nicht aufs Papier kriegen. Ich gehöre nicht zu den "planenden" Schreibern ... mir passieren meine Stoffe eher. :rollen:


    Zitat

    Ich hab noch ein Problem: Fachkenntnisse in der Vor- und Frühgeschichte, der Archäologie usw. Ich kann einfach nicht drüber weg sehen, wenn eine Story nur aus ein paar Detailkenntnissen und viel blood sweat & sperm besteht. :rollen:


    Urks. Auch ohne eigene Fachkenntnisse - das ist schlimmschlimmschlimm. Deswegen lese ich auch so gut wie nie solche angeblichen Historienepen. (Wenn die betreffenden AutorInnen wenigstens die cojones hätten, zuzugeben, dass das pure Fantasy ist, könnte man ja über manches noch hinwegsehen ... aber naja.)


    Zitat


    Es war der hier:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    :zwinker:


    Ah - sag bei Gelegenheit mal durch, wie er war. Ich liebe Thriller!


    Zitat

    Katzenbach ist toll, vor allem die Anstalt. Alles was in Deutschland danach kam, ist ja eigentlich älter, auch der Fotograf ist nur eine Neuauflage von Das Auge. :rollen:


    Die Anstalt war auch meine Einstiegsdroge. Danach hab ich mir den Patienten (The Analyst - wer übersetzt eigentlich die Titel? :rollen:) zu Gemüte geführt und war beinahe noch begeisterter. Jetzt stehen hier noch der Fotograf und das Opfer und warten auf ein freies Wochenende. Einigeln, Tasse Kakao und kein Telefon!


    LG!


    Susanne


    Übrigens : Ich finde es toll, wie du auf deine Leser eingehst, Susanne. :klatschen:


    Uh - danke! :redface:
    Ich freue mich einfach immer über klare Rückmeldungen. Sicher kann ich an einem bereits herausgegebenen Buch nichts mehr verändern - aber der Lernprozess über solche Feedbacks für alle folgenden Projekte ist wirklich wertvoll!


    Zitat

    Ich kann verstehen, dass Autoren ihre Romane verteidigen. Schließlich hat man sehr viel Herzblut drin. Um so besser, wenn einer seine Schwächen und Stärken kennt und Kritik nicht auf den "Geschmack" abwälzt, und so tut, als sei alles was kein Lob ist, beleidigend für die Leser, die es durchweg gut finden.


    Ah, ich verteidige manche Sachen auch mit Klauen und Zähnen (meine arme Erstleserin und Freundin Sabine weiß da ein schmerzlich Liedchen von zu singen ... :rollen:). Aber die Zeit hilft - es ist schon gut, dass zwischen Schreiben und Herausgabe immer recht viel Zeit und mehrere (auch eigene) Lektorate liegen. Den richtigen Abstand hab ich eigentlich erst nach mehr als einem Jahr, da fange ich so langsam an, ein Projekt etwas objektiver zu sehen. Das ist schon schwer, ich bin einfach zu nah dran.


    Zitat

    Ich lese ja auch nicht immer mit der gleichen Aufmerksamkeit. Zumindest wenn ich unterwegs bin und ein Buch nur zum Zeittotschlagen vor der Nase habe.


    Ah, frag mich mal. Es kommt immer aufs Buch an, bei manchen darf man nicht so genau aufs "Räderwerk" gucken, weil es dann auseinanderfällt. :zwinker: Für mich (auch als Leserin) ist der Hauptaspekt: Unterhält es mich? Und wenn es das tut, bin ich relativ anspruchslos und schlucke auch Logikfehler (bis zu einer gewissen Grenze, klar). Was ich überhaupt nicht aushalte, keine halbe Seite lang, sind sprachliche Schlampereien und Pappfiguren.


    Zitat

    Deins habe ich nachts zwischen München und Frankfurt gelesen, weil ich im Zug sowieso nicht schlafen kann. Dafür hat mein Mann für uns beide geratzt, wie ein Eisbär im Winter :zwinker: Aber daran kannst du sehen, dass es auf keinen Fall langweilig war, denn dann hätte ich mir einen fiesen Thriller aus der Reisetasche greifen können.


    Hmm - das ist wirklich ein Kompliment - so einem fieser Thriller muss man erst mal widerstehen können :breitgrins:.
    Ich hab zur Zeit zwei Katzenbachs und drei Deavers im Regal stehen, die locken laut. Aber ich teile sie mir ein - ich mag keine Thriller lesen, wenn ich nur immer so gestückelte Zeit dafür habe. Deshalb ist im Moment "Accelerando" von Stross dran, weil der in den Rezis immer als häppchenweise zu verdauende Kopfgeburt rüberkommt. Zu meinem Erstaunen ist der aber durchaus nicht trocken, sondern sehr witzig, mit gutem Personal, einer faszinierenden Story und Anklängen an Robert A. Heinlein ... "seltsamer und seltsamer" ... (Sorry, das war vollkommen OT).


    LG
    Susanne


    Und die Wirkung, die Trurre allgemein in der hiesigen Leserschaft ausgelöst hat, ist ja doch ein deutliches Indiz dafür, daß Du die Zwerge nochmal näher betrachten solltest :zwinker:


    Oh, meine wunde Stelle :grmpf: Als ich "Elbenzorn" frisch abgegeben hatte, hab ich meinem Verleger angedeutet, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, ein Zwergenbuch zu schreiben (sprich: ich war richtig scharf drauf!). Damals hieß es: "Markus Heitz schreibt schon über Zwerge." Punkt.
    Jetzt auf der Messe habe ich das leidige Thema noch mal angesprochen, und diesmal hat er nicht gleich abgewinkt, sondern so was wie "könnwerjamaldrübernachdenken" gemurmelt. Also, ich hab Hoffnung. :breitgrins:


    Genau da sitzt mein Problem: Das Thema hat ja epische Tiefe sag ich mal. Wenns darum geht, dass es richtig gefährlich wird für die Elben als Volk getrennt zu bleiben, dann braucht es mehr Dramatik, dann müssen die Bedrohungen viel größer sein als ein paar Dunkle "Hools". Denn wenn die Gefahr gar nicht so groß ist und nur ein paar dumme Jungs ein bisschen über die Stränge schlagen, dann gibt es keine Veranlassung zu einer Zusammenführung.
    Mir ist der Schluss nicht zu schnell, sondern er ist mir zu schwach motiviert.


    Ja, wahrscheinlich hab ich die wahre Bedrohung auch zu gut versteckt - denn die war ganz sicher nicht das dunkle Jungvolk :zwinker:, sondern der langsam sterbende Alvydas ...
    Aber ich weiß, was du meinst, und du hast ganz sicher recht, dass ein Hauch mehr Drama der Sache nicht geschadet hätte ...


    Zitat

    Trotzdem: Ich hab es gerne gelesen. Wirklich!


    Danke, so ist das auch rübergekommen!


    Zitat

    HAH! Ich hab kapiert wie das mit dem Zitieren und der Vorschau funktioniert! :klatschen:


    Das Forenfreds-Erfolgserlebnis ... :breitgrins:

    Hi Geli,


    Jetz hab ich ein schlechtes gewissen.... :redface:


    Warum?? :confused:


    Zitat

    Ich hab keine Rettung der Welt erwartet, aber wenigstens die versprochene Rettung des Elbenvolkes, denn die wird ja im Roman nahe gelegt. Für den Einstieg fand ich es dann am Ende zu harmlos.


    Hm - okay, aber dazu hat die Familiengeschichte den Grundstein gelegt. Das Problem war die Aufspaltung des Volkes und damit der Verlust der "Ganzheit" - die hellen Elben haben ihre nennenwirsmal "spirituelle" Hälfte in die Wüste geschickt und damit komplett das Gleichgewicht verloren - und die Dunklen haben ohne ihren mankönntesagen "Körper" durchaus ein bisschen von ihrer Bodenhaftung, aber auf jeden Fall ihre eigentliche Heimat (körperlich und seelisch) verloren.


    Aber glaube nicht, dass ich deinen Einwand von der Platte putzen will, du bist nicht die einzige, der der Schluss "zu schnell" war - also fehlt da auch anderen ganz offensichtlich was. Und mangelnde Dramatik ist absolut einer meiner Fehlerpunkte _generell_ beim Schreiben. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen zu harmoniesüchtig, das ist fürs Schreiben tödlich ... :rollen:


    Zitat

    Ich würde gerne mal einen modernen Roman von dir lesen, eine Familiensaga oder so was. Dann müsstes du ja auch nicht so dramatisch werden. :smile:


    :breitgrins: Modern kann ich gar nicht. Ich zerbrösel mir seit einem Dreivierteljahr das Hirn über einem Jetzt-und-Hier-Thriller - wenn ich mir nicht regelmäßig vorsage: "Das ist auch nur eine Art von Fantasy", dann krieg ich keine Zeile aufs Papier ...


    LG


    Susanne

    Hi Geli,


    danke für die wunderschöne Zusammenfassung (die ist um Längen besser als das, was ich für Piper geschrieben habe, damit die daraus den Vorschautext schreiben können - ohne Witze!), danke für die wirklich nette Besprechung - und tut mir leid, dass ich das mit der "mythischen Größe" nicht hinbekommen habe. Ich denke, das ist einfach nicht mein Ding und mit ein Grund, warum ich mich bis dato auch nicht auf das glatte Parkett der Tolkienschen Figuren gewagt hatte, weil genau das meine Befürchtung war: wenn ein/e Leser/in "Elben" auf dem Cover liest, erwartet er/sie mindestens eine Weltrettung, einen abgrundtief bösen Antagonisten und einen Haufen Tote ... :zwinker:


    Ich freue mich aber, dass es dich trotzdem - auch, wenn es eigentlich nur eine Familiengeschichte ist (damit hast du vollkommen recht!) - ein wenig unterhalten hat. :schwitz:


    Liebe Grüße


    Susanne



    (Zu den übrigen Rezis sag ich nix - das habe ich schon an anderer Stelle erledigt :breitgrins:)