Cory Doctorow – Someone comes to town, someone leaves town
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Eigentlich sagt der Titel des Buches bereits alles aus, was im Buch im Wesentlichen passiert. Jemand zieht in die Stadt und verlässt sich später wieder. Doch warum er überhaupt erst dort hinzog und warum er sie plötzlich und überstürzt wieder verlassen hat, das ist etwas komplizierter.
Im Grunde hat das Buch 2 Handlungsstränge und diverse Rückblenden. Die Hauptperson Alan/Adam/Alvin/… (er hört auf alle Namen, die mit A anfangen) ist der erstgeborene Sohn eines Berges und einer Waschmaschine und wurde von Golems großgezogen. Nach und nach macht er seine ersten Erfahrungen mit der Welt der „Normalen“, der Menschen. Diese gibt er an seine Geschwister weiter: B ist ein Hellseher, C ist eine Insel, D ist ein kleines A****loch und E, F und G sind im Prinzip 3 Matroschkas, die auf Dauer nur überleben können, wenn sie zusammen sind. Dies alles erfährt der Leser nach und nach in verschiedenen Rückblenden, während Alan in der Stadt, übrigens handelt es sich hierbei Toronto, sein neues Haus von Grund auf renoviert und dabei seine Nachbarn kennen lernt. Eine von ihnen, Mimi, birgt ebenso ein Geheimnis wie Alan, doch sie weigert sich, ihm zu vertrauen und stößt ihn von sich fort. Der Grund hierfür mag unter anderem ihr Freund Krishna sein, der Alan von Anfang an unsymphatisch ist.
Der Grund für Alans neues Domizil liegt darin, dass er, nachdem er einige Shops eine Zeit lang recht erfolgreich geführt hat, nun ein Buch schreiben möchte und dafür eine geeignete Umgebung braucht. Da er nicht nur an sein neues Haus gebunden sein möchte, sondern auch in umliegenden Cafes schreiben und recherchieren will, überzieht er das Gebiet mit seinem drahtlosen Netzwerk. Eines Tages lernt er Kurt kennen, einen merkwürdigen Zeitgenossen, der die Vision hat, aus gefundenem Elektroschrott Equipment zu bauen und ganz Toronto mit einem drahtlosen Netzwerk zu überziehen, zu dem jeder freien Zugang hat. Alan begeistert sich für diese Idee und gemeinsam starten sie ihr Projekt.
Unverhofft tauchen Alans drei jüngste Geschwister, die Matroschkas bei ihm auf. Beziehungsweise eigentlich sind es nur Eric und Fred, denn George ist verschwunden. Hier beginnt nun der zweite Handlungsstrang, der sich um Alans Familie dreht. Davey, der mittlere Bruder ist ein kleiner Terrorist und wurde schließlich von allen Geschwistern gemeinsam umgebracht. Doch nun ist er zurück, eine Art wandelnde Mumie und er will Rache.
Zwischen diesen beiden Handlungssträngen hüpft die Geschichte nun hin und her, immer mal wieder angereichert mit Rückblicken in Alans Vergangenheit. Zum Teil ergibt sich erst im Laufe des Kapitels, in welcher Zeit die Geschehnisse gerade statt finden und besonders zum Schluss hin ist nicht immer klar, zu welchem Zeitpunkt im Rahmen der großen Geschichte man sich nun wieder befindet, da neben den Rückblicken in Alans Kindheit nun auch noch Kapitel um die unmittelbare Vergangenheit auftauchen, in der Alan und Kurt versuchen ihre Vision umzusetzen. Zudem ist mir bis zuletzt nicht klar geworden, wie eigentlich die beiden Handlungsstränge miteinander in Verbindung stehen, einmal abgesehen davon, dass in beiden Alan eine Rolle spielt.
Als ob diese Verwirrung nicht reichen würde, kommt hinzu, dass die Alan-Kurt-Kapitel häufig mit vielen technischen Erklärungen und Begriffen angereichert sind, von denen ich gerade einmal einen Bruchteil kannte. So kam es, dass ich dazu überging, diese Stellen quer zu lesen, um einen Überblick über die grobe Handlung zu bekommen, ohne dass ich mich mit Details herumschlagen musste.
Auch ansonsten ist das Englisch von Doctorow nicht unbedingt Schulniveau. Sein Hang zu sehr ausführlichen Beschreibungen machte das Lesen nicht immer zu einem Vergnügen. So wird zum Beispiel über neun Seiten jeder Handgriff beschrieben, den Alan ausführt, um sein neues Haus zu renovieren und einzurichten, ohne dass dies von besonderer Bedeutung für die Geschichte oder die Charakterisierung Alans wäre.
Charakterisierung, der nächste Kritikpunkt, denn sie ist so gut wie gar nicht vorhanden. Merkwürdig blass bleiben die Charaktere. Sie haben zwar zumeist eine Vergangenheit und ein Ziel, doch viel mehr gibt es dort nicht. Alans gesamte Familie wird eigentlich nur durch ihre Abnormität charakterisiert und auch Kurt ist nur der Freak mit einer eigenartigen Vision. Von Alan lernt man noch mit am Meisten kennen, doch auch dort gibt es die Tatsache zu entdecken, dass er versucht normal zu sein. Und dieses Ziel erreicht er schlussletztendlich dann doch nicht.
Das Ende insgesamt … noch merkwürdiger als das gesamte Buch insgesamt. Es wird nichts erklärt, sondern die Geschehnisse werden dem Leser einfach vorgesetzt, frei nach dem Motto „Friss oder lass es!“ Damit könnte ich mich ja noch halbwegs anfreunden, aber diese aufgesetzte Romantik passt überhaupt nicht. Da kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln und das Buch zuklappen.
Doch trotz aller Kritikpunkte, irgendetwas hatte das Buch, etwas komplett Schräges und Abgefahrenes und genau aus diesem Grund habe ich es überhaupt erst zur Hand genommen. Deshalb gibt es von mir völlig subjektive und nicht rational erklärbar 3ratten.
Eine höchst interessante Frage gab es auch noch: „What’s the point in a bunch of books you’ve already read?“ Recht hat er ja mit seiner Frage, aber irgendwie auch nicht. Halt merkwürdig.