Hallo zusammen,
nun reihe ich mich auch ein in die wachsende Liste der Rezis.
[hr]
Eigentlich lese ich keine Krimis. Aber Schrei nach Stille ist eigentlich auch kein Krimi.
Für eingefleischte Krimi-Fans startet die Handlung wahrscheinlich viel zu spät. Besonders am Anfang liefert die Autorin eher Einblicke in die Gesellschaft von Klein-Roda und die besonderen Regeln des Dorflebens. Oder Rückblicke in den Sommer der Liebe. Parallel folgt sie dem Kripobeamten DeLange. Ich hingegen fand es wunderbar, wie Chaplet eine subtile Spannung aufbaut, indem sie erst fast beiläufig Fragen stellt und Ungereimtheiten einstreut, und dabei eine wunderbar dichte Atmosphäre schafft. Nach und nach rückt der Kriminalfall immer mehr in den Vordergrund, Verbindungen werden aufgedeckt, Vermutungen zu Gewissheiten.
Dabei bietet Chaplet dem Leser runde Protagonisten, oder besser: Figuren mit Ecken und Kanten. DeLange z.B. wurde von seiner Frau verlassen, allerdings nicht, weil er ein Arbeitstier ist sondern weil sie sich selbst verwirklichen wollte. Und er lebt nun mit den beiden pubertierenden Töchtern zusammen und sehnt sich nach einer intakten Familie.
Chaplets Sprache hat mich bereits bei der Leseprobe überzeugt, das Niveau hält sie über die gesamte Erzählung. Interessant sind die Einschübe direkter Rede, mit denen sie manchmal kurz und knapp Stimmungen oder Begebenheiten abruft, oder auch SMS-Gesprächsfetzen oder Liedzitate.
Insgesamt ein lesenswertes Buch, wenn man subtile Kriminalfälle mit Atmosphäre mag statt Handlungen zwischen Tatort und Verhörraum.
[hr]
Die Sprünge der Handlung von Kapitel zu Kapitel, die manchen von euch negativ aufgefallen sind, fand ich überhaupt nicht störend. Im Gegenteil, dadurch musste ich immer weiter lesen, auch bei den kurzen Kapiteln liest man sich so doch recht schnell fest.
Ein kleiner Punkt ist mir aufgefallen: Anne Chaplet schreibt von einem schwarzweißroten Kater. Den würde ich gerne sehen… da diese Katzen immer weiblich sind. Es können zwar auch dreifarbige Kater geboren werden, aber diese sterben kurz nach der Geburt, weil sie ein Gen zuviel haben, hat mir mein Tierarzt mal erklärt.
Für Deutschland scheint das zu stimmen, aber ich habe selbst in Griechenland schon einige dreifarbige Kater gesehen - eigentlich waren dort die "Glückskatzen" immer Kater. Um so interessanter finde ich deinen Hinweis mit dem Gen, ich werde bei Gelegenheit meine Tierärztin auch mal fragen...
Mir ist aufgefallen, dass überall Katzen auftauchen in dem Roman. Ich wusste das nicht zu deuten, deshalb habe ich das in meiner Rezension nicht erwähnt. Hast du, beziehungsweise habt ihr, da eine Interpretation?
Ich glaube, Chaplet mag Katzen einfach. Laut Klappentext besitzt sie selbst drei. Was Alisha, die weiße Katze von Sophie Winter, angeht:
sie hilft ihr einerseits dabei sich zu erinnern, andererseits aber auch dabei eine Illusion der Vergangenheit zu erschaffen.
Um gleich nochmal eine Frage dranzuhängen, die mich nach dem Buch doch ein wenig beschäftigt hat. Entweder habe ich an einer bestimmten Stelle zu unaufmerksam gelesen oder es wurde nie richtig erwähnt: Wer ist der Fotograf mit der Baskenmütze und dem roten Stern vorne. Er kommt im Buch regelmäßig vor und zum Schluss meinte er auch, das er im leben Sophi Winters eine Rolle gespielt hat...oder so ähnlich. Kann mir jemand weiterhelfen?
Ich glaube, das ist der junge Mann, mit dem Sophie an dem Abend in der Kneipe ist, als sie Charles trifft. Der beim Reden Gesten macht, als würde er eine Salami zerteilen.
Viele Grüße
Breña