Beiträge von Breña

    Hallo zusammen,
    nun reihe ich mich auch ein in die wachsende Liste der Rezis. :zwinker:


    [hr]


    Eigentlich lese ich keine Krimis. Aber Schrei nach Stille ist eigentlich auch kein Krimi.


    Für eingefleischte Krimi-Fans startet die Handlung wahrscheinlich viel zu spät. Besonders am Anfang liefert die Autorin eher Einblicke in die Gesellschaft von Klein-Roda und die besonderen Regeln des Dorflebens. Oder Rückblicke in den Sommer der Liebe. Parallel folgt sie dem Kripobeamten DeLange. Ich hingegen fand es wunderbar, wie Chaplet eine subtile Spannung aufbaut, indem sie erst fast beiläufig Fragen stellt und Ungereimtheiten einstreut, und dabei eine wunderbar dichte Atmosphäre schafft. Nach und nach rückt der Kriminalfall immer mehr in den Vordergrund, Verbindungen werden aufgedeckt, Vermutungen zu Gewissheiten.


    Dabei bietet Chaplet dem Leser runde Protagonisten, oder besser: Figuren mit Ecken und Kanten. DeLange z.B. wurde von seiner Frau verlassen, allerdings nicht, weil er ein Arbeitstier ist sondern weil sie sich selbst verwirklichen wollte. Und er lebt nun mit den beiden pubertierenden Töchtern zusammen und sehnt sich nach einer intakten Familie.


    Chaplets Sprache hat mich bereits bei der Leseprobe überzeugt, das Niveau hält sie über die gesamte Erzählung. Interessant sind die Einschübe direkter Rede, mit denen sie manchmal kurz und knapp Stimmungen oder Begebenheiten abruft, oder auch SMS-Gesprächsfetzen oder Liedzitate.


    Insgesamt ein lesenswertes Buch, wenn man subtile Kriminalfälle mit Atmosphäre mag statt Handlungen zwischen Tatort und Verhörraum.


    4ratten


    [hr]


    Die Sprünge der Handlung von Kapitel zu Kapitel, die manchen von euch negativ aufgefallen sind, fand ich überhaupt nicht störend. Im Gegenteil, dadurch musste ich immer weiter lesen, auch bei den kurzen Kapiteln liest man sich so doch recht schnell fest. :zwinker:



    Ein kleiner Punkt ist mir aufgefallen: Anne Chaplet schreibt von einem schwarzweißroten Kater. Den würde ich gerne sehen… da diese Katzen immer weiblich sind. Es können zwar auch dreifarbige Kater geboren werden, aber diese sterben kurz nach der Geburt, weil sie ein Gen zuviel haben, hat mir mein Tierarzt mal erklärt.


    Für Deutschland scheint das zu stimmen, aber ich habe selbst in Griechenland schon einige dreifarbige Kater gesehen - eigentlich waren dort die "Glückskatzen" immer Kater. Um so interessanter finde ich deinen Hinweis mit dem Gen, ich werde bei Gelegenheit meine Tierärztin auch mal fragen...



    Mir ist aufgefallen, dass überall Katzen auftauchen in dem Roman. Ich wusste das nicht zu deuten, deshalb habe ich das in meiner Rezension nicht erwähnt. Hast du, beziehungsweise habt ihr, da eine Interpretation?


    Ich glaube, Chaplet mag Katzen einfach. :zwinker: Laut Klappentext besitzt sie selbst drei. Was Alisha, die weiße Katze von Sophie Winter, angeht:



    Um gleich nochmal eine Frage dranzuhängen, die mich nach dem Buch doch ein wenig beschäftigt hat. Entweder habe ich an einer bestimmten Stelle zu unaufmerksam gelesen oder es wurde nie richtig erwähnt: Wer ist der Fotograf mit der Baskenmütze und dem roten Stern vorne. Er kommt im Buch regelmäßig vor und zum Schluss meinte er auch, das er im leben Sophi Winters eine Rolle gespielt hat...oder so ähnlich. Kann mir jemand weiterhelfen?


    Ich glaube, das ist der junge Mann, mit dem Sophie an dem Abend in der Kneipe ist, als sie Charles trifft. Der beim Reden Gesten macht, als würde er eine Salami zerteilen. :zwinker:


    Viele Grüße
    Breña

    Hallo,
    ich finde es interessant, wie unterschiedlich die jeweiligen Zusammenfassungen ausgefallen sind und wer was in diesem Buch gefunden hat. Diese Aussage von stefanie gefällt mir besonders gut:



    Dieses Buch ist, was man selbst daraus macht, entweder nur die leichte Sommerlektüre für Zwischendurch, oder ein philosophisches Werk, über das man noch lange nachdenken kann.


    Viele Grüße
    Breña,
    die auch eine Rezi beisteuern möchte


    [hr]


    Ich hatte beim Lesen das Bild eines Spiegelkabinetts vor Augen, in dem die Wirklichkeit bis zur Unendlichkeit vervielfacht wird. Denn Hein bedient sich nicht einer schlichten Konstruktion aus Rahmen- und Binnenerzählung sondern verschachelt raffiniert verschiedene Handlungen. Die äußere Hülle besteht aus dem altbekannten Thema Mann-trifft-Frau, im Kern steht die Suche nach dem Sinn des Lebens. Während des Lesens wurde ich wie in einem Sog in die Geschichte hineingezogen, selbst auf der Suche.


    Die skurrilen Personen habe ich auch schnell ins Herz geschlossen, allen voran natürlich Boris mit seiner Agentur für verworfene Ideen. Jede Person ist liebevoll gezeichnet und mit einem besonderen Spleen versehen. Davon trifft wahrscheinlich mindestens einer den jeweiligen Leser, egal ob er eine ganz individuelle Meinung zu Tee, Kaffee, Weihnachtsgeschenken oder Reisen hat. Spätestens mit dem Folgenden kriegt Hein jeden Leser:
    "Der Irrtum der anderen besteht doch darin, dass sie nach Wegen suchen, das Leben in die Zukunft hinein zu verlängern, ein höchst schwieriges Unterfangen mit einem höchst unklarem Ziel. Ich hingegen verlängere mein Leben in die Vergangenheit, und mein Weg dorthin ist natürlich das Lesen."


    Fragt sich nun jemand, ob das auf 174 Seiten sinnvoll funktionieren kann? Es kann. Hein zeigt, dass man nicht alles auswalzen muss, dass man schon an anderer Stelle Gesagtes ungesagt lassen kann. Dass ein Autor auch selbstständiges Denken von seinem Leser fordern kann, um ihn wiederum mit kleinen, absurden Beobachtungen zu belohnen.


    Was mit einem harmlosen Geplänkel beginnt entwickelt sich zu einer echten Überraschung. Zuerst nahm mich nur Heins Schreibstil gefangen, doch er zeigt schnell, dass er weit mehr literarischen Kniffe beherrscht. Also: lesen!



    5ratten

    Hall[size=9pt]o[/size]o[size=7pt]o[/size]


    ...ich bin auch noch da... :zwinker: Obwohl mir das Buch wirklich gut gefällt komme ich nur unglaublich langsam voran, schade eigentlich. Während ihr beide also rasant auf's Ende zusteuert, habe ich Kapitel 22 beendet.


    Dickens hat ja einen recht schlechten ersten Eindruck von London vermittelt, und großen Erwartungen wird Barnard's Inn nun wirklich nicht gerecht. Dafür war ich positiv überrascht den "pale young gentleman" wiederzutreffen. Endlich ein freundliches Gesicht, und obendrein bekommen wir einige Fragen beantwortet, sehr schön.


    Viele Grüße
    Breña

    Damit ich meine Liste für die Lese-Challenge um einen Link erweitern kann, muss ich auch mal meinen Senf abgeben. :zwinker:


    Das Wichtigste zum Buch hat Aldawen ja bereits geschreiben. Ich war leider von den Geschichten ein wenig enttäuscht. Ich habe etwas klassischere Erzählungen erwartet, und gerade im ersten Teil fand ich die Einmengung morderner Elemente sehr gewöhnungsbedürftig. Im zweiten Teil gefielen mir die Einblicke in die Gesellschaft, sei es innerhalb der Geschichten oder der Rahmenhandlung. Insgesamt also gute Unterhaltung, die mich aber nicht begeistern konnte.


    3ratten

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    :tipp:



    Kitchen enthält die drei Geschichten Kitchen, Vollmond (Kitchen 2) und Moonlight Shadow, die sich um die zentralen Themen von Liebe und Tod drehen. Die ersten beiden bilden eine Folge, da sie sich um die gleichen Personen drehen. In Kitchen wird die Waise Mikage nach dem Tod ihrer Großmutter von Yuichi, einem flüchtigen Bekannten, und seiner Mutter aufgenommen. In ihrem ungewöhnlichen Haushalt findet Mikage zu ihrer Lebensfreude zurück. In Vollmond wiederum braucht Yuichi ihren Trost. Auch in Moonlight Shadow kämpft Satsuki damit, den Verlust zu verarbeiten, nachdem ihr Freund bei einem Unfall ums Leben kam, doch nimmt die Geschichte diesmal eine geheimnissvolle Wendung.


    Ein tolles, überraschendes Buch mit dichter, melancholischer Stimmung. Obwohl sich alle drei Geschichten um den Tod drehen sind sie dennoch poetisch und lebensbejahend, für mich irgendwie typisch japanisch. Banana Yoshimoto verwebt gekonnt die Gegensätze, die für mich japanische Kultur ausmachen: Tradition und Moderne, zarte Tuschezeichnungen und grellbunte Neonreklame, lyrische Texte und die Sprache der Mangas... Dabei hat sie den Mut, Dinge auch mal ungesagt zu lassen.


    5ratten

    Gelesen habe ich das Buch bereits vor einigen Wochen, dennoch möchte ich meine Meinung teilen, schließlich gehört es nicht gerade zu den meistdiskutierten Büchern.


    Die wichtigsten Schlagwörter hat Saltanah ja bereits genannt: Wertewandel, Scheinheiligkeit, die Rolle der Frauen. Besonders der Wertewandel ist zentrales Thema, da die beiden anderen als Folgen gesehen werden können. Aufgrund der Orientierung in Richtung der Industriestaaten verlieren nämlich die Traditionen und Bräuche, egal aus welchem Lebensbereich, rapide an Wert. Das bedeutet aber auch, dass die Stellung der Frau gefestigt wird. Dabei fand ich den feministischen Aspekt des Buches zwar deutlich vorhanden, aber nicht zentral. Im deutschen Nachwort ist er der Mittelpunkt der Betrachtung, da steht für mich aber das persönlich Dilemma des ambitionierten Politikers.


    Alles in allem ist Der Streik der Bettler ein Paradebeispiel für die beiden Seiten einer Medaille, das Sow Fall uns hier vor Augen führt. Und da es vordergründig um das Vorführen von Mißständen geht, wird auch keine Lösung geliefert; der Moral eines Märchens gleich wird lediglich der Unterdrücker des kleinen Mannes bestraft. Wobei wir bei den Figuren wären, und die fand ich ebenfalls tendenziell durchaus stereotyp.


    Auch im nächsten Punkt, der Sprache, muss ich Saltanah leider zustimmen. Auch wenn die Geschichte relativ schnell erzählt war, fand ich die Erzählweise eher unspannend, ermüdend; "kantig" trifft es ganz gut. Besonders störend fand ich in der deutschen Übersetzung die immer wieder eingestreuten afrikanischen Begriffe, die in Fußnoten erklärt werden. Vielleicht wollte der Übersetzer etwas zur afrikanischen Stimmung beitragen, mich hat's einfach nur genervt.


    Nun hätte ich fast die Geschichte selbst vergessen... Die war durchaus lesenswert und gut aufgebaut, kann aber die Schwachpunkte der Erzählweise und der flachen Figuren nur unzureichend aufwiegen. Aber alleine die Idee, dass die Bettler streiken, finde ich wirklich gelungen.


    Insgesamt komme ich auf:
    3ratten

    Vor Jahren habe ich Die schwarze Spinne auch mal gelesen, noch zu Schulzeiten. Von der Geschichte ist mir bis heute kaum etwas in Erinnerung geblieben, aber ich kann mich auch gut an bestimmte Eindrücke erinnern. Etwa, dass ich ähnlich wie du positiv überrascht war kein allzu christlich-moralisierendes Geschwätz zu lesen. Und dass mir die düstere Stimmung gut gefallen hat, genauso wie die Beschreibungen der Bräuche.


    Dank deiner schönen Rezi muss ich das Reclam Heftchen wohl mal wieder lesen!


    Viele Grüße
    Breña

    Hallo zusammen,
    besonders an cuddles - schön dass du mitliest, trotz Umzugsstress! :klatschen:


    Auch ich habe mich rar gemacht, weil in dieser Woche einiges zu tun war und ich lieber zu einem anderen Buch gegriffen habe. Ich stecke nun mitten im 19. Kapitel (die Zugstrecke war zu kurz :zwinker:).


    Kapitel 16
    Dieses Kapitel kam mir irgendwie zusammengewürfelt vor, so im Zeitraffer erzählt. Und ich verstehe nicht, weshalb Mrs. Joe plötzlich einen Narren an Orlick gefressen hat - weil sie mit ihm immer am schönsten streiten konnte?


    Kapitel 17
    Ich teile eure Meinung von Biddy und bin ebenfalls überzeugt, dass sie in Pip verliebt ist. Um so stärker treffen sie wahrscheinlich seine Geständnisse. Pips Gedanken kann ich nicht nachvollziehen: er kann doch von Estellas Schönheit nicht so geblendet sein, dass sie ihm so den Verstand raubt?!? Immerhin sieht er in jeder anderen Hinsicht Biddys Vorzüge gegenüber Estella.


    Kapitel 18
    Ich glaube auch nicht so recht, dass Miss Havisham die große Gönnerin ist (aus dem Bauch heraus würde ich sie, trotz großem Anwesen, auch gar nicht als so wohlhabend sehen). Der Sträfling ist für mich ebenfalls die wahrscheinlichere Alternative, auch wenn daran viel mehr Spekulationen geknüpft sind. Es wäre einfach die schönere Geschichte. :zwinker:


    Bis später!
    Breña

    So, da bin ich wieder. Unterwegs konnte ich sogar ein wenig weiterlesen und habe zuletzt Kapitel 15 beendet.


    Pip hat mit den verschiedensten Schuldgefühlen zu kämpfen und obendrein mit Selbstzweifeln. Ich hoffe, er wird im Laufe des Buches selbstbewusster; Miss Havisham, Estella und Mrs. Joe haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich muss mal herausfinden, ob Dickens auch so dominante Damen in seinem Umfeld hatte... Überhaupt ist er inzwischen sehr auf Estella fixiert und darüber hinaus hat er sich in den Kopf gesetzt, etwas Besseres werden zu wollen. Zu seiner Schwester und Pumblechook passen solche Ambitionen durchaus, aber Pip... Saltanah, deine Bemerkung, dass er aus dem Kindheitsparadies vertrieben wird, finde ich sehr pasend!


    Eine böse Überraschung ertwartet uns am Ende des 15. Kapitels. Welche Auswirkungen wird dieser Vorfall wohl für Pip, aber auch für Joe, haben?


    Bisher wurden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Prinzipiell finde ich das nicht schlecht - ich hoffe, ich komme am Wochenende mehr zum Lesen um festzustellen, ob Dickens uns nicht mal wieder eine Antwort gönnt. :zwinker:



    Das glaube ich nicht. Dem Flüchtling ist es ja gelungen, sich in seinen Drohungen genau auf das Niveau eines kleinen Kindes zu bewegen. Er erzeugt in Pip eine alptraumhafte Angst, gegen die selbst die reale Angst vor der Schwester nicht ankommen kann.


    Stimmt schon, allerdings macht er sich auch ausgiebig Gedanken und sorgt sich um den Häftling. Angst hat er wohl eher vor dem "jungen Begleiter", sein Entflohener tut im hingegen leid.



    Ich frage mich, ob Estella vielleicht den "young pale gentleman" in Kap 11 dazu angestachelt hatte, mit Pip zu kämpfen. Aber wer ist nur der Junge?


    Gar kein so abwegiger Gedanke... Allerdings glaube ich eher, dass es indirekt geschah, denn die Aufforderung zum Kampf kam, nachdem Pip wahrheitsgemäß sagte, dass er von Estella hineingelassen wurde. Bleibt die Frage, wer der blasse Jüngling ist, der wohl auch ein Auge auf die junge Dame geworfen hat.


    Danke für den Hinweis auf das Theaterstück, Saltanah!

    Hallo zusammen,
    whiskers, ich komme auch nicht besonders schnell voran.


    In Kapitel acht habe ich Miss Havisham kennengelernt, und in Kapitel elf gleich ein zweites Mal getroffen. Abgesehen davon, dass Satis House sehr stimmungsvoll beschrieben ist, fand ich es gut, wie Pip nach und nach all die Details entdeckte, die er sich selbst zusammenreimte bzw. später erklärt bekam. Miss Havisham ist wirklich eine sehr ungewöhnliche Figur (auch wenn ich gestehen muss, dass sich die Miss Havisham von Jasper Fforde immer ein wenig in mein Bild mischt...). Estella hingegen ist mir nicht nur unsympathisch, ihre Stellung innerhalb des Hauses finde ich auch fragwürdig, aber durchaus ins Bild passend. Tja, und die seltsame Gesellschaft scheint es tatsächlich auf Miss Havishams Vermögen abgesehn zu haben, wenig erfolgreich. :breitgrins: Aber wer ist dieser blasse Junge, mit dem Pip gekämpft hat? Und Matthew?


    Wie Pip in Kapitel neun seine Schwester und Mr. Pumblechook an der Nase herumführt und Pumblechook alles schön bestätigt fand ich zu köstlich. Sein schlechtes Gewissen Joe gegenüber konnte ich aber auch gut nachvollziehen.


    Kapitel zehn ist wieder mysteriös und bringt den entflohenen Sträfling wieder ein. Auf den Verlauf dieses Erzählstrangs bin ich besonders gespannt. Übrgens hätte ich gedacht, dass Mrs. Joe das Geld einstreicht, aber dass sie noch nicht mal Pips Münze einbehält rechne ich ihr hoch an.


    Später mehr, ich muss jetzt erst mal los. :winken:
    Breña


    Die Kapitel sind recht kurz, was mir gut gefaellt, weil ich dann eher das Gefuehl habe, auch mit dem Lesen voranzukommen. :zwinker:


    Great Expectations ist als Fortsetzungsroman in einer Wochenzeitung erschienen, die Dickens mitherausgegeben hat und deren Auflage er steigern wollte. Ist ihm gelungen. :zwinker: Man muss sich das mal vorstellen: das Buch hat 58 Kapitel! Die armen Leser!



    Habe ich jetzt in meinem Beitrag zu sehr gespoilert? Wenn ja, kann ich gerne die Spoilermarkierungen machen.


    Ich finde es ausreichend, wenn die Kapitelnummern am Anfang stehen, solange nicht ganz wesentliche Wendungen der Handlung verraten werden, etwa der Tod eines Protagonisten oder so. Aber ich bin mir auch oft unsicher, ob ich nicht zu wenig spoiler.



    So weit bin ich gekommen: "My dear Joe I hope you are quite well I hope I shall soon be able for to teach you Joe and then we shall be so glad and when I'm apprenticed to you Jo what ... Pip"
    So weit, so gut. Aber was um alles in der Welt bedeutet nur "LARX AN BLEVE ME INF XN"?


    Ich bin ähnlich weit gekommen, wobei ich "apprenticed" im Leben nicht entziffert hätte. "AN BLEVE ME" habe ich als "and believe me" gelesen. Vielleicht kann jemand den deutschen Satz posten?


    Viele Grüße
    Breña

    Hallo zusammen,


    ich hatte schon befürchtet, dass ihr das halbe Buch schon inhaliert habt, bevor ich mich in die Leserunde einschalten kann. :zwinker: Abgesehen davon, dass ich mal wieder viel zu wenig Zeit zum Lesen habe, fordert mich das Original diesmal wirklich heraus. Viktorianisches Englisch geht ja, aber umgangssprachliches viktorianisches Englisch - argh! :wand:


    Ich habe jetzt die ersten sieben Kapitel gelesen und werde bald Miss Havisham kennen lernen.


    Dickens schafft (besonders zu Beginn des Buches) eine wirklich dichte Stimmung. Toll, wie er mit den Beschreibungen spielt: Friedhof und Marschland z. B. beschreibt er ausgiebiger, um Atmosphäre zu erzeugen, in der Schmiede konzentriert er sich auf die Personen und deren Hintergründe. Und dann diese komischen Elemente, die auch in den kritischen Situationen durchscheinen - herrlich. Etwa, dass Pip die komplette Grabinschrift zitiert, als er nach seinen Eltern gefragt wird. Oder die stille Verständigung zwischen Pip und Joe, wenn Mrs. Joe gerade eine Strafpredigt hält. :breitgrins:
    Und was mir auch ständig auffiel: die Aufzählungen. Egal worum es geht, Dickens liefert eine Liste dazu. Anfangs empfand ich es fast als störendes Stilmittel, inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.


    Den armen Pip habe ich bereits lieb gewonnen, seine Schwester hingegen... :rollen: Und Joe scheint ein herzensguter, aber naiver Mann zu sein, nicht gerade das Standardbild eines Schmieds. Das Weihnachtsessen war ja unmöglich - die reinste Selbstbeweihräucherung für Mrs. Joe. Pip bekommt von allen Seiten verbal eins übergezogen (und auch unmittelbar durch Pumblechooks Ellbogen) und Joe benimmt sich selbst wie ein kleiner Junge. Da wurde besonders deutlich, was Pip damit meint, wenn er Joe und sich auf einer Ebene stehend sieht. Ganz putzig fand ich hingegen die Stelle, als Pip den Brief an Joe schreibt. Sein Wunsch Joe Lesen und Schreiben beizubringen resultiert doch bestimmt aus seinem schlechten Gewissen, weil er ihm in Bezug auf die Häftlinge nicht die Wahrheit gesagt hat.


    Überhaupt: die Episode um die flüchtigen Sträflinge scheint doch nur Vorgeplänkel für später zu sein, oder? Sicherlich tauchen die beiden noch mal auf, und hoffentlich wird dann das Rätsel um ihre Beziehung zueinander geklärt. Und warum derjenige, dem Pip Proviant bringt, auf dem Schiff gelandet ist, obwohl er einen recht vernünftigen Eindruck macht, solange die Sprache nicht auf seinen Widersacher kommt.
    Andererseits zeigt sich hier, dass Pip für sein Alter schon sehr verantwortungsvoll handelt. Er hätte genauso gut Joe von seiner Begegnung erzählen können, statt sich an sein Versprechen zu halten und Lebensmittel zu stehlen. Die Angst vor seiner Schwester ist bestimmt größer als die vor dem Flüchtigen, mit dem er schließlich nicht zusammenleben muss. Andererseits kompensiert er damit wahrscheinlich seine Selbstzweifel, die von der ständigen Erniedrigung durch Mrs. Joe stammen.


    Zuletzt noch eine Übersetzungsfrage: ist im deutschen Text auch davon die Rede, dass Pip für Miss Havisham spielen soll? Ich verstehe es im Sinne von aufwarten/ bedienen, irritiert bin ich aber doch, weil ich keine passende Übersetzung gefunden habe. :gruebel:


    Bis später
    Breña
    (die eine halbe Ewigkeit zum Schreiben und Posten gebraucht hat, weil der Rechner wieder spinnt. :grmpf:)

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    Der Brasilianer José Costa ist anonymer Schriftsteller, ein Ghostwriter. Er genießt es, sich hinter fremden Namen verstecken zu können, und dennoch literarische Meisterwerke zu verfassen. Seine Berufung ist es, Fremden ihren Stil, ihre Meinung und sogar ihre Lebensgeschichte zu kreieren. Während einer Reise führt ihn eine ungeplante Zwischenlandung nach Budapest, wo er, einer Gewohnheit folgend, etwas von der Sprache aufschnappen möchte und seine Leidenschaft für's Magyarische entdeckt - und bald auch für seine Lehrerin, die er durch Zufall kennenlernt. Von da an führt er ein Leben zwischen Rio de Janeiro und Budapest, entwurzelt, auf der Suche nach seiner Identität. In Rio ist er erfolgreicher Ghostwriter, mit einer berühmten Fernsehsprecherin zur Frau, einem Sohn und einem kulturell-geprägten Leben. In Budapest ist er der Fremde, der eine Sprachbarriere überwinden und Fuß fassen muss.


    Was José Costa tut, das tut er konsequent, aber auch ohne es erklären oder hinterfragen zu wollen. Abseits seines Schreibens erscheint sein Leben lediglich vorüberzuziehen, mit traumgleicher Absolutheit, manchmal verwirrenden und gar phantastisch. Die Erzählung verläuft abseits gewöhnlicher Pfade, und trotzdem schafft Buarque es, auch am Schluss nochmal zu überraschen.


    Die Geschichte entfaltet sich mit verschiedenen Wendungen und Rückbezügen, Realität und Fiktion werden verwoben, Buarque inszeniert ein Verwirrspiel. Schon jetzt bin ich mir im Rückblick nicht sicher, ob manche Zusammenhänge tatsächlich so waren, wie ich sie erinnere. Dabei gebraucht er eine schöne, schlichte Sprache, in die er wohl dosierte Bilder einfließen lässt. Das Buch lebt von seinen genauen Beobachtungen, besonders von Sprache, Exil oder Liebe. Reizvoll ist auch das Hinterfragen der Identität sowie der Authentizität eines Schriftstellers. Genau diese zweite Ebene macht das Leseerlebnis interessant, die eigentlich Handlung ist für mich nur zweitrangig.


    Nach ausgiebigen Überlegungen gibt es 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: mit Tendenz nach oben.


    Viele Grüße
    Breña


    Eigentlich hatte ich mich ja schon zweimal verabschiedet, aber so leicht werdet ihr mich nicht los :breitgrins: .


    Wollen wir doch gar nicht! :zwinker:


    Nach einem Buch von Stig Claesson muss ich mich wohl mal umsehen, und sei's in englischer Übersetzung.
    Ich bin inzwischen zu müde, um noch sinnvolle Gedanken zu meinem Buch zu äußern, deswegen verschiebe ich das auf die Rezi und mach endlich den Rechner aus.


    Gute Nacht!
    Breña

    Kurz vor Ende noch ein Posting von mir, zwischen die Magisterarbeit habe ich noch ein paar Kapitel aus Anima Mundi geschmuggelt. :zwinker:


    Ich bin jetzt im zweiten Abschnitt, der mit Erde überschrieben ist und somit der chinesischen Lehre nach für "die Zeit der Verführbarkeit durch äußeren Schein" steht. Walter, der Protagonist mit dem typisch italienischen Namen :breitgrins:, ist nun in Rom. Auch wenn er zwischendurch tieftraurige Gedanken hat, seine Stimmung ist die meiste Zeit eher gut. Das liegt wohl an der Stadt und der Tatsache nun auf eigenen Beinen zu stehen. Aber auch daran, dass er neue Literatur entdeckt - und selbst ein Buch verfasst. Tamaros Exkurse in die Welt der Bücher gefallen mir ausgesprochen gut, leider sind sie bisher zu selten. Aber wie sie Walters Erfahrungen mit Poesie (im ersten Abschnitt) oder den Klassikern der Weltliteratur beschreibt, und vor allem seine eigenen Erfahrungen beim Schreiben, ist schon alleine wunderbar formuliert.
    Durch seinen Mitbewohner wird Walter nun in die Welt des Films eingeschleust, weil eben jener Federico sich selbst einen Karriereschub dadurch verspricht. Ja ja, die "Verführbarkeit durch äußeren Schein" also... Wobei: warum wird eigentlich gerade das Element Erde mit etwas verbunden, wozu mir der Begriff "abheben" einfällt? Und die Phase, bei der es um die Einsicht ins Wesen der Dinge geht, man also quasi "geerdet" wird, verbinden die Chinesen mit der Luft. Da hat man sie mal wieder, die Sprachbarrieren.


    Schade, dass dieses Lesewochenende schon wieder vorbei ist, ich habe immer viel zu wenig Zeit für diese Aktionen. :rollen: Es hat Spaß gemacht mit euch, meine Wunschliste ist um drei Bücher gewachsen und ich durfte an Interessanten Überlegungen und Assoziationen zu den Elementen teilhaben - sehr schön!


    Gute Nacht!
    Breña


    Von Euch denkt auch keiner an den langjährigen Bürgermeister Roms, jetzigen Führer der Partito Democratico (PD), der bei der diesjährigen Parlamentswahl auch Spitzenkandidat war, und Walter Veltroni heißt, oder? :zwinker:


    Nö! Ich habe ein (zugegeben recht enges) Bild eines Walters im Kopf, und italienisch ist der definitiv nicht.
    *den Smiley Marke "Besserwisser" suchen geht*



    ...wie mein Leserundenbuch Die Kapelle der Glasmaler ausgeht, das ich dieses Wochenende parallel noch weitergelesen habe.


    Wenn man bedenkt, dass Glas im Mittelalter (spielt das Buch zu der Zeit?) in Murano aus Marmor oder Bergkristall hergestellt wurde und in deutschen Landen aus Flusssand und Asche, die ja bekanntlich eingeschmolzen wurden, so hast du eigentlich alle Elemente vertreten... *jetzt selber besserwissen tut*


    :zwinker:
    Breña

    ...abgesehen von einer Magisterarbeit, die ich Korrektur lese, habe ich noch nicht weiter gelesen, brauche aber trotzdem eine Pause hier im Forum. :zwinker:



    Lesenächte können tödlich sein. 2 - 3 Bücher schaffen es doch immer mindestens auf die "will-ich-haben-Liste"


    Tröste dich, du bist nicht die einzige, der es so geht. :zwinker:


    illy
    Der kleine Nicolas scheint nicht das beste Verhältnis zu seinem Vater zu haben, wenn er ihn mit solch einer Tat in Verbindung bringt. :traurig: Ich bin gespannt darauf, was du uns zu der Geschichte verraten wirst.


    @Tiefblau
    Viel Spaß in den Sturmwelten! Ich hab's in der Leserunde mit Christoph Hardebusch gelesen und fand's toll, um so schöner ist es jetzt deine Eindrücke zu lesen. :breitgrins:


    Miramis
    So, Die Mächte des Feuers stehen nun auch auf meiner irgendwann-Einkaufsliste. Seit ich mich hier und bei Leserunden.de rumtreibe ist mein Interesse an Fantasy wieder deutlich größer geworden. Finde ich das jetzt gut oder ärgere ich mich über all die Bücher, die wieder potentielle Lesekandidaten geworden sind...? :gruebel:
    Zum Düster-tiefgründigen: s.o., Magisterarbeit. Immerhin hat sich inzwischen auch hier die Sonne wieder hervorgetraut und ich schnapp mir gleich den Hund für einen Spaziergang. Du kannst mich also gar nicht neidisch machen. :zunge:


    Judith
    Ich fand deinen Blick auf die Romane recht interessant, gerade weil du dich eng an das Elemente-Thema gehalten hast. Bei meinem Buch Anima Mundi hätte ich auch mehr Verweise erwartet, besonder weil Tamaro in einer unheimlich starken, bildhaften Sprache schreibt, aber leider ist dem nicht so.


    Bis später
    Breña

    Hallo zusammen! :winken:


    Nachdem ich gestern über Tamaros Anima Mundi eingeschlafen bin (ich war einfach zu müde für all die tiefgründigen Gedanken), habe ich natürlich auch nicht mehr gepostet. Heute habe ich dafür etwas mehr geschafft und finde das Buch recht gut.
    Ich habe nun den ersten Teil, übertitelt mit "Feuer", gelesen, der sich mit der Jugend des Protagonisten Walter befasst (warum Tamaro sich bei all den schönen italienischen Namen für Walter entschieden hat ist mir ein Rätsel!). Wie im Klappentext bereits subtil angedeutet :rollen: hat Walter eine schwierige Kindheit: sein Vater war Partisan im Krieg und ist seitdem voller Wut, seine Mutter nimmt dies stoisch hin, der Junge selbst fühlt sich ungeliebt und fehl am Platze. Erst vegetiert er vor sich hin und versucht, so wenig wie möglich aufzufallen, indem er zu Hause und in der Schule ein Musterknabe ist, ohne allerdings durch besondere Leistungen zu glänzen. Irgendwann merkt er, dass er dadurch nur unglücklicher wird und beginnt zu rebellieren. Er provoziert seine Lehrer, schwänzt die Schule, beschimpft seine Mutter, beginnt zu trinken und stellt sich schließlich sogar gegen seinen Vater. Am Ende dieser Ereignisse landet er in einer Anstalt für Jugendliche mit Alkoholproblemen und lernt dort Andrea kennen, in dem er zum ersten Mal in seinem Leben einen Menschen trifft, der ihm etwas bedeutet. Er sieht in ihm einen Bruder und saugt nahezu seine Sicht der Dinge in sich auf, ohne das eigene Denken dabei aufzugeben. Andrea hilft ihm, in der Welt eine Nische zu finden. Am Ende des Abschnitts, am Tag seines 18. Geburtstags, verlässt Walter das Haus seiner Eltern.
    Wirklich viel passiert nicht auf diesen gut hundert Seiten, um so dichter ist die Stimmung, die Tamaro schafft. Großteile des Textes bestehen aus Walters Überlegungen, und diese drehen sich meist um Tod, Krieg, Anderssein, Respekt, Religion, Einsamkeit - alles keine leichte Kost. Entsprechend ist die Stimmung eher düster und melancholisch, manchmal latent gewalttätig. Und dennoch nicht aussichtslos. Denn Walter findet Auswege: erst in der Dichtung, die ihn weiterhin begleiten wird, dann im Alkohol, der ihn schließlich indirekt zu Andrea führt.
    Ich bin sehr gespannt auf die nächsten beiden Abschnitte, Erde und Wind. Das fehlende Element Wasser wird übrigens durch den Dauerregen repräsentiert, der draußen herrscht... :zwinker:



    Ninette
    Dein Buch ist gerade auf meiner Wunschliste gelandet.


    Machandel
    Du hast mich darin bestärkt, The Sea im Original zu lesen statt mir die Übersetzung von einer Freundin zu leihen.


    Viele Grüße
    Breña

    Hallo zusammen,
    dann werde ich mich auch mal zu euch gesellen! Bisher hatte ich leider zu viel um die Ohren, jetzt habe ich mir aber verdient mich mit Buch und Katzen einzuigeln, natürlich mit Tee, Wine Gums und Laptop in Reichweite.


    Saltanah & Holunderbeere
    Das Buch ist direkt auf meinem Wunschzettel gelandet. :breitgrins:


    Ninette & Miramis
    Eure Bücher stehen unter strenger Beobachtung. :zwinker:


    Ich selbst werde Susanna Tamaro: Anima Mundi lesen. Das bedeutet übersetzt Weltenseele und ist ein Begriff aus der Philisophie. Das Buch ist dreigeteilt, denn einer chinesischen Tradition zufolge ist das menschliche Leben in drei Phasen gegliedert. "Feuer, Erde, Wind: die Zeit des Wachsens, die Zeit der Verführbarkeit durch äußeren Schein und die Zeit der vertieften Einsicht ins eigene Selbst und das Wesen der Dinge."
    Der Klappentext verrät: Die Geschichte einer schwierigen Kindheit, einer Freundschaft und einer Selbstfindung. Dank seinem Freund Andrea und einer Lehrmeisterin findet Walter nach einer turbulenten, spannungsreichen Jugend zu jenem ersehnten Einklang mit seiner Umgebung, welcher der alten Vorstellung der Weltenseel, Anima mundi, zugrunde liegt.
    Das klingt erstmal recht salbungsvoll, aber ich lass mich mal überraschen.


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    Viele Grüße
    Breña