Beiträge von TanjaT

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:


    Merridy ist Schauspielerin, aber trotz Agentin ist sie nicht gerade mit Angeboten gesegnet. Hier mal ein Werbespot und natürlich die Folgen der Kindershow, an der sie teilnimmt, aber das war es im Grunde auch schon. Nichts, wovon es sich wirklich leben ließe. Beim Arbeitsamt kann man Merridy nicht weiterhelfen, ein privater Jobvermittler hat lediglich das Angebot in petto, in Teilzeit als Rezeptionistin in einem Bordell zu arbeiten. Dem Jobvermittler ist das Angebot peinlicher als Merridy, denn die findet den Job eher interessant und lustig als abtörnend.


    Merridy bewirbt sich, wobei ihr die Courage zwischenzeitlich dann doch wieder in die Hose rutscht, und tatsächlich bekommt sie den Job! Als Rezeptionistin ist es ihre Aufgabe, einen Überblick über die im Haus befindlichen Frauen zu haben, ihren Aufenthalt in der Küche des Hauses möglichst kurz zu halten und sie stattdessen entweder telefonisch als Escortdamen zu vermitteln oder aber Gäste ins Haus zu lassen, ihnen die Damen vorzustellen und auch sonst für die Koordination zu sorgen. Den Job teilt sie sich mit mehreren anderen Rezeptionistinnen, doch Merridy arbeitet auch “unten”. Das bedeutet, dass nicht jede der Rezeptionistinnen auch direkten Gastkontakt hat – Merridy schon, und das Auffüllen von Handtüchern, Kondomen und Co. zählt ebenfalls zu ihren Aufgaben.


    Die Illusionen, die Merridy sich über diesen vermeintlich lustigen Job machte, sind bald schon dahin. Sie ist gestresst und macht viele Fehler, zumal sie nicht gedacht hätte, dass es so vieles bei dem Job zu beachten gibt. Beispielsweise stammen die meisten Anzeigen in den Gelben Seiten von eben jenem Bordell. Ruft der Gast also gerade bei “Australische Schönheiten”, “Asian Girls”, “Busenwunder”, “Fantasy Dreams” oder eine der anderen Leitungen an, muss Merridy die Damen entsprechend beschreiben. Da werden schon mal einige Zentimeter Größe oder Brustumfang mehr oder weniger angegeben, die Frauen jünger oder älter, zu Studentinnen oder Models – wohlgemerkt: bei den immer selben Frauen!
    All diese Leitungen im Blick zu haben und für die Sicherheit der Frauen zu sorgen, indem man ein Gefühl für den Charakter des Anrufenden bekommt, seine Kreditkartennummer überprüft und derlei mehr, das ist anfangs alles ein bisschen viel für Merridy.


    Nach einer Weile bekommt sie den Dreh aber langsam heraus, lernt die Frauen – Rezeptionistinnen wie Prostituierte – besser kennen, erfährt von den Heimlichkeiten innerhalb des Bordells und Escortservices, und so erlebt und entdeckt sie eine ganz eigene Welt.


    Kritik:


    Bei “Nachtschicht” habe ich schon auf den ersten zwanzig Seiten herzhaft gelacht, und diese Grundstimmung hat sich bis zum Schluss auch halten können. Nun habe ich vielleicht einen eigenartigen Humor, kann sein, jedenfalls lache ich nicht so leicht beim Lesen und auch Filmkomödien sind mir meist ein Graus. “Nachtschicht” aber hat mir vom Stil des Humors her wirklich gut gefallen. Überhaupt ist der gesamte Erzählstil zwar sehr locker, direkt und amüsant zu lesen, dennoch steckt auch viel Ernstes und Ironisches in der Geschichte. Damit hat die Autorin meiner Ansicht nach genau die Mitte getroffen: Fluffig zu lesen und unterhaltsam, aber nicht auf Kosten der beteiligten Personen geschrieben.


    Merridy Eastman glaube ich – im Vergleich zu Sonia Rossi und ihrem “Fucking Berlin” – auch, dass sie dieses Jahr wirklich erlebt hat. Nicht nur, dass ihre auftauchenden Freunde im Buch auch hinten bei den Danksagungen auftauchen, sondern beispielsweise bei der imdb.com findet man tatsächlich eine Merridy Eastman, und diese spielte 1986-1989 wirklich in der Low Budget-Reihe “Playschool” (wohl vergleichbar mit der “Sesamstraße”) mit. Damals war sie also etwa 25-28 Jahre alt, was durchaus zum Alter der Merridy in “Nachtschicht” passt. Und es erklärt auch, warum die Autorin so offen über diverse Heimlichkeiten und Frauen schreibt, denn dieses beschriebene Jahr liegt demnach etwa zwanzig Jahre in der Vergangenheit – da ist die Wahrscheinlichkeit, jemandem auf den Schlips zu treten, also entsprechend gering.


    Ich fand “Nachtschicht” sehr lesenswert, sowohl wegen der (selbst)ironischen, witzigen Passagen als auch wegen der ernsten. Es ist schon deshalb glaubwürdig, weil es im Grunde keine Highlights gibt. Es gibt gute Erlebnisse, schlechte Erlebnisse, aber es gibt keine Dramen – und auch kein Happy End. Dieser Roman ist also ein Stück weit auch deshalb zu lesenswert, weil er – mal abgesehen vom beruflichen Umfeld – es ermöglicht, jemanden ein Jahr lang seines Lebens zu begleiten (da spielt natürlich ein gewisses voyeuristisches Interesse … dass wir alle natürlich nicht haben, selbstredend …) und mit seinen Augen etwas Neues zu erleben, etwas zu beobachten, etwas zu erfahren. Und auch, wenn das Buch nicht mit *Krawumm* verläuft oder endet, so hat man doch irgendwie ein bisschen was daraus für sich mitgenommen.


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:


    1936 rund um Lemberg geschehen bizarre Morde: Junge Frauen werden ermordet aufgefunden und an ihre Füße wurden Hufeisen genagelt. Reporter Jakub Stern wittert eine weitere Chance, seinen mittlerweile etablierten Namen durch die Berichterstattung zu diesen Mordfällen weiter zu festigen und Ruhm einzuheimsen. Dafür lässt Stern einmal mehr seine junge Frau allein und enttäuscht die Hoffnungen seiner Tochter Kasia auf gemeinsame Unternehmungen. Stattdessen reist Stern, zunächst allein, dann zu seinem Leidwesen mit einem Praktikanten an seiner Seite umher, fest entschlossen, dem Täter auf die Spur zu kommen.


    Kritik:


    Das Geheimnis des Erfolges liegt bei „Der Teufel von Lemberg“ nicht in der Struktur eines klassischen Krimis, vielmehr wären Leser solcher Titel von Jaszczuks Werk wohl eher enttäuscht. Das Ganze ist vielmehr eine Charakterstudie, die spiralförmig verläuft und den Leser mehr und mehr in Sterns Leben hinein zieht. Immer enger werden die Kreise gezogen, bis der Roman schließlich auf eine geradezu surreale und kafkaeske Art und Weise endet.


    Zu Anfang stellt sich die Geschichte noch so dar, wie der Klappentext es verspricht: Reporter jagt Mörder und wird diesen – so ist anzunehmen – im Verlauf des Ganzen als eine Art Hobbydetektiv stellen. Doch nach einem sehr direkten Einstieg, in dem der Leser sogleich mit einem der Opfer und seiner Besonderheiten konfrontiert wird, geschieht hinsichtlich der kriminologischen Recherche oder Jagd im Grunde … nichts. Gute hundert Seiten vergehen, bis die Morde wieder konkretes Thema werden. Bis dahin begleitet man Jakub Stern durch den Alltag, lernt diesen, Sterns Wünsche und Probleme kennen, besucht an seiner Seite einen alten Freund, streitet intensiv mit der jungen, zweiten Gattin und enttäuscht wiederholt die aufgeweckte junge Tochter.


    Das alles erscheint sehr breit ausgewalzt im Verhältnis zur Gesamtlänge des Romans, doch nach den ersten hundert Seiten wird die Stimmung zusehends düsterer und die vorhin erwähnten Kreise werden merklich enger. Langsam dämmert dem Leser, dass die Morde als solche hier keinen Mittelpunkt bilden und auch gar nicht bilden sollen. Die Sichtweise auf und die Erwartungen an den Roman verändern sich nach und nach, bis man schließlich auf der letzten Seite angelangt ist und erst einmal sacken lässt, was einem da alles präsentiert wurde und wie.


    Jaszczuk hat meiner Meinung nach sein offensichtliches Ziel erreicht, etwas Sogartiges auf verhältnismäßig wenigen Seiten zu kreieren, das einen unwiderruflich in den Bann schlägt und niveauvoll unterhält. Manches historische Detail bleibt hierbei leider arg im Verborgenen, doch es gibt vieles, das man bei „Der Teufel von Lemberg“ zwischen den Zeilen lesen kann.


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Der Tagesspiegel lässt auf dem Buchumschlag verlauten: „Li Er gilt als vielversprechender Kandidat für den Literaturnobelpreis.“ Der chinesische Schriftsteller, der im Gastjahr 2009 auch auf der Frankfurter Buchmesse anzutreffen war, erzählt im 440-seitigen Hardcoverroman „Koloratur“, der im August 2009 bei Klett-Cotta erschien, die Geschichte des Helden Ge Ren – und zwar gleich drei Male, und das in einer Mischung aus Protokoll und Erzählung.


    Zunächst berichtet der Arzt Bai Shengtao im März 1943 von Ge Ren, als nächstes der Straftäter Aqing im Mai 1970 der Untersuchungskommission, und zuletzt erzählt Fan Jihuai im Juni 2000 von Ge Ren.


    Kritik:


    Ge Ren ist ein Held – oder auch nicht, denn die Geschichten, die man in „Koloratur“ von ihm lesen kann, sind widersprüchlicher Natur. In der einen ist Ge Ren ein noch lebender Volksheld, der in den Untergrund geflohen ist, in der nächsten ein toter Volksheld, der sein Leben für die Ideologie gab, und schließlich ist Ge Ren – vielleicht – einfach nur ein Deserteur, ob nun noch lebend oder tot. Genau weiß und erfährt man es nicht, auch wenn sich verschiedene Stationen im Leben des Ge Ren und in den Aussagen der verschiedenen Leute wiederholen und identisch sind. In den entscheidenden Punkten kommt es dann jedoch zu Variationen, für die letztlich auch relevant ist, wie die einzelnen Erzähler zu Ge Ren standen oder stehen, ob sie ihn persönlich kannten oder Freunde von ihm, wie ihre eigene politische Einstellung ist und welche ihrer Ansicht nach Ge Ren hatte. Und können sie vielleicht einen bestimmten Standpunkt oder eine bestimmte Ansicht vertreten, indem sie Ge Ren auf eine bestimmte Art und Weise darstellen?
    All diese Details, die prägend sind für die Einschätzung und Berichterstattung der einzelnen Erzähler, sorgen dafür, dass es keine eindeutige Wahrheit gibt, sondern mehrere. Es ist nicht klar abzugrenzen, wo Fakten beschrieben werden und wo Fiktion.


    Mit „Koloratur“ ist Li Er sicherlich ein spannendes Experiment gelungen, doch es ist auch eines, das sich zumindest westliche Leser hart erarbeiten müssen. Ohne adäquate Kenntnisse der chinesischen Geschichte ab den Dreißiger Jahren ist das Buch kaum einzuordnen und teils unverständlich, und selbst mit diesen gilt es, einiges selbst zu ergänzen. Da die einzelnen Erzähler und ihre Zuhörer natürlich in dem, was sie erzählen, „mittendrin“ sind, sind entsprechend breiter gefächerte Erläuterungen selten, wären aber ungemein hilfreich gewesen.


    „Koloratur“ ist also vor allem für Kenner der chinesischen Geschichte von Interesse, wirft darüber hinaus jedoch einige interessante Fragen auf: Was ist Wahrheit? Wie wird sie definiert oder festgelegt, und wie findet sie sich in der Geschichtsschreibung wieder? Wie diskrepant sind Geschichtsgeschehen und Geschichtsschreibung? Gerade die landesübergreifenden Fragen sind es, über die es sich nachzudenken lohnt. Nicht umsonst heißt es: „Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben.“ – und Koloratur bedeutet übrigens auch: „schöne Worte machen, etwas schönreden“.


    Für mich persönlich als Fazit: Interessantes Buchprojekt, war mir aber zu kompliziert.


    2ratten

    Tja, keine Ahnung, zu welchem Genre man das jetzt exakt zuordnen soll ...


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:


    Jaakko ist Ingenieur – und er ist arbeitslos. Als hätte er damit nicht schon genug zu kämpfen, muss er sich auch um das Wohlergehen seiner Frau sorgen, die in der psychiatrischen Klinik ist, und natürlich muss er den Haushalt allein schmeißen, sich um seine Tochter kümmern und einen Weg finden, in der ganzen Misere vor allem finanziell nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.


    Dann wendet sich das Blatt offenbar zum Guten: Seine Frau wird entlassen, veröffentlicht ein neues Buch und verdient plötzlich unheimlich viel Geld, und er selbst bekommt endlich wieder Arbeit. Zwar haftet der Tätigkeit eines Ingenieurs in der Kläranlage nicht gerade Ruhm, sondern eher Häme an, doch Jaakko liebt seinen Beruf. Sein Job wird sein Ein und Alles, wirklich.


    Kritik:


    Der offizielle Klappentext des Buches lautet: „Ein Ingenieur in der Unterwelt: von Sturmmöwen, Kläranlagen, Kondomen und finnischen Männern kurz vor dem Nervenzusammenbruch.“
    Dieser Klappentext trifft die Geschichte so sehr im Kern wie die oben stehende, nämlich offen gesagt recht wenig. „Die Klärung“ ist zwar der perfekte Titel für diese Geschichte, doch ein Buch, das sich leicht zusammenfassen lässt, ist es nicht – vielleicht gerade wegen des Titels.


    Wer auf den Klappentext allein angewiesen ist, liest 230 Seiten lang am ersten von zwei Buchteilen mit dem Titel „Die Entladung der Pamisos“. Die hier erzählte Geschichte setzt sich zusammen aus tagebuchartigen Berichten von Laura, Pena und Pajala. Was einem hier geboten wird, hat abgesehen von dem Auftreten eines Ingenieurs im Rahmen und am Rande der Geschichte keinerlei Bezug zur Zusammenfassung. Das irritiert unheimlich, und immer wieder ertappt man sich beim erneuten Studium des Klappentextes, immer mit der Frage auf den hoch gezogenen Augenbrauen, ob es sich um einen sehr groben Fehler bei der Buchbeschreibung handelt oder man den Clou des Ganzen nicht begreift.


    Ab Seite 231 dann beginnt der zweite Teil des Buches: Jaakko. Ab hier gibt es nur noch ihn als Erzähler und die angeblichen Tagebucheinträge sind jeweils mit einem Datum versehen. Ja, es gibt ihn, den Ingenieur, von dem die Kurzbeschreibungen erzählen, und es gibt auch die Geschichte Jaakkos – und doch ist in diesem Buch kaum etwas so, wie es scheint.


    „Die Klärung“ führt genau zu selbiger im Verlauf der Lektüre und spannt ein psychologisches Netz, das immer enger gezurrt wird. Abgesehen von vielen technischen Details vor allem im ersten Teil des Buches ist das Ganze leicht zu lesen und – abgesehen von den vermeintlichen Diskrepanzen zwischen Klappentext und Inhalt – leicht verständlich. Man begegnet Menschen inmitten des Lebens, wird mit alltäglichen Problemen konfrontiert, erlebt Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln.
    Im ersten Teil glaubt man, einen Krimi oder einen Wirtschaftsthriller zu lesen, erst im zweiten entpuppt sich das Buch dann als psychologisches Kammerspiel.


    Der Stil des Buches ist zwar ein typisch für Raittila lakonischer; die Bandbreite dessen, was die Geschichte als solche aufbaut, entblößt und erschafft, geht jedoch enorm in die Tiefe. Raittila wirft zahlreiche Fragen auf, bietet verschiedene Perspektiven an und zeigt, wie unterschiedlich die Welt aus jeder einzelnen heraus wirken und erlebt werden kann.
    „Das Gemüt des Menschen sei ein dynamisches System, es passe sich mit verblüffender Flexibilität den Veränderungen der Umwelt und neuen Anforderungen an. Oft sei das, was aus der Perspektive der zurückweichenden Wirklichkeitsvorstellung nach einer Krankheit aussehe, in Wirklichkeit nichts anderes als die Dynamik des menschlichen Gemütes, die Anpassung an die veränderten Umstände“, heißt es da beispielsweise in einem Austausch auf Seite 268. Was ist also eine Krankheit und was eine Anpassung? Was ist in der heutigen Zeit wirklich wichtiger: Ist es das Materielle oder das Immaterielle? Wo liegen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie steht es um die Emanzipation der Frau, und was bedeutet all das für das Zusammenleben von Menschen und die Identität eines jeden einzelnen?


    All diese Fragen und viele mehr wirft Raittila in „Die Klärung“ auf und sein Angebot an Antworten ist auf eine sehr groteske und satirische Art und Weise sehr einladend, tief gehend und durchaus nachdenklich machend, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen.


    4ratten

    So, hier mal wieder eine Kritik von mir, diesmal zum im Urlaub gelesenen Roman "Das Tahiti-Projekt".


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:


    Maximilian Cording ist im Jahr 2022 angestellter Journalist in einem großen Medienkonzern, der sich vor allem mit ökologischen Themen befasst. Cording bekommt Aufträge zur Berichterstattung von überall aus der Welt, doch längst haben ihn der Umgang mit der Natur und die Diskrepanz zwischen Konzernen und unverbesserlichen Weltenrettern aus der Zivilbevölkerung zermürbt. Dies bleibt auch seinem Vorgesetzten nicht verborgen, der Cording schließlich für den Zeitraum von drei Monaten nach Tahiti schickt.


    Tahiti hat seine knapp zehnjährige Informationssperre beendet und Journalisten aus aller Welt eingeladen, sich ein Bild des neuen Tahiti, der „Ökologischen Föderation Polynesien“, zu machen. Zu einer solchen hin entwickelte Tahitis Präsident Omai seine Heimat, nachdem diese, unterstützt von EU-Hilfen, unabhängig wurde. Von der Berichterstattung der Journalisten hängt die weitere Zukunft Tahitis ab. Wird man den neu eingeschlagenen Weg weiter verfolgen können? Cordings Vorgesetzter lässt vor dessen Abreise jedoch klar durchblicken, dass von Cording ein äußerst kritischer Bericht erwartet wird.


    Umso mehr Zeit Cording in Tahiti verbringt, desto mehr begeistert ihn die Umgebung, und desto überzeugter ist er von Tahitis ökologischem Konzept. Immer mehr rückt ein kritischer Bericht für ihn in die Ferne. Doch das ist nicht alles, womit Cording sich auseinandersetzen muss, denn durch neu entdeckte Rohstoffvorräte unter See gerät Tahiti nicht nur erneut in den Blickpunkt der Welt, sondern auch ökologisch in höchste Gefahr – und Cording ist mittendrin …


    Kritik:


    Das Schwierigste bei der Lektüre von „Das Tahiti-Projekt“ ist der Anfang, der doch – gerade im Vergleich zum restlichen Roman – sehr verstörend wirkt. Daher hier der Hinweis, trotz der dargestellten Brutalität und den zunächst unklaren Bezug zum Romaninhalt darüber hinweg zu lesen.


    Nach den ersten Szenen zeigt sich das Buch überraschenderweise als ausgesprochene Utopie mit Thrillerelementen. Überraschend deshalb, weil Dystopien sich im Allgemeinen größerer Beliebtheit erfreuen und Utopien entsprechend rar gesät sind, aber auch, weil der Hamburger Autor Dirk C. Fleck 1994 den Deutschen Science-Fiction-Preis für einen sehr gegenteiligen Roman, nämlich für die Dystopie „Go! Die Ökodiktatur“, erhielt. An diesen Erfolg konnte Fleck ungeachtet dessen jedoch mehr als anknüpfen, denn 2009 verlieh man ihm erneut den Deutschen Science-Fiction-Preis, diesmal für „Das Tahiti-Projekt“.


    Trotz der Begeisterung für das Buch, die auch auf mich bei der Lektüre überging, die sich im verliehenen Preis ebenso niederschlägt wie in diversen Kritiken und den Wellen, die der Roman zu schlagen vermochte, und über die man sich über http://www.tahiti-projekt.org oder über http://tahiti-virus.blogspot.com näher informieren kann, gibt es jedoch auch einiges an „Das Tahiti-Projekt“ zu bemängeln. Gestört hat mich vor allem, dass man kaum umhin kommt, zwischen dem Hamburger Journalisten und dem Autor des Buches deutliche Parallelen zu ziehen, was sich zum einen sehr direkt, aber auch indirekt äußert. So taucht im Roman beispielsweise auch die Meinung von Sir Peter Ustinov auf, der für das dem Roman zu Grunde liegende Sachbuch das Nachwort schrieb.


    Wichtig zu wissen ist nämlich, dass Flecks Roman auf Basis des Sachbuchs „Equilibrismus. Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ von Eric Bihl und Volker Freystedt auf Bitten der Autoren entstand. Dieses Experiment darf als sehr gelungen bezeichnet werden, denn „Das Tahiti-Projekt“ lässt sich auch ohne dieses Wissen leicht und flüssig lesen. Dennoch ist der Roman neben allem, was er sonst noch zugleich ist, auch im Bereich Dokufiction anzusiedeln. Das bedeutet, dass dem Leser unwahrscheinlich viele ökologische Ansätze, Vorhaben, fiktive Umsetzungen und derlei mehr im Verlauf des Buches erläutert werden. Fleck hat es zwar vermocht, diese so ansprechend wie möglich zu verpacken und weitere Informationen in ein abschließendes Glossar zu verpacken, innerhalb dessen sich auch zahlreiche Links verbergen, falls man sich näher mit bestimmten angerissenen Themen befassen oder sich generell über sie informieren möchte, doch manches Mal fühlt man sich dennoch belehrt und mit erhobenem Zeigefinger weitschweifig informiert.


    Fazit:

    „Das Tahiti-Projekt“, 2009 mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet, ist eine gelungene Mischung aus Utopie, Ökothriller und Docufiction, die sich zu lesen lohnt, weil der Autor die Gratwanderung zwischen den einzelnen Elementen erfolgreich bewältigt hat, die Geschichte sich flüssig lesen lässt und neben allem anderen wie beispielsweise dem Informationsgehalt auch zum Träumen einlädt. Veränderungen sind möglich – wenn auch manchmal zu scheinbar unüberwindlichem Preis.


    Und für alle, die der Roman zu begeistern vermag, abschließend noch die Information, dass Fleck mittlerweile an einer Fortsetzung arbeitet.

    Hallo,


    in aller Kürze, weil ich in 10 Minuten los muss, einige Links zum Thema Impressum, Blog, geschäftsmäßig, redaktionelle Inhalte - und auch zum Unsinn von Disclaimern.



    Impressum:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Impressumspflicht
    http://www.bahnhof-hamburg.de/impressum.html
    http://www.homolog.de/faq_impressm.htm


    Hier noch mal bezogen auf Blogs (und wg. Kritiken siehe auch Punkt 4.):
    http://www.impressum-recht.de/…flicht-homepage-html.html


    Disclaimer:


    http://www.bmmh.de/servicedienste/derdisclaimer/index.html
    http://www.law-blog.de/100/sin…isclaimern-auf-webseiten/
    http://www.recht-im-internet.de/themen/disclaimer/



    Brena (ich krieg dieses Zeichen nicht hin),
    ich hatte extra einen Strich unter mein letztes Posting gesetzt, um klar zu machen, dass sich der Rest an die Allgemeinheit richtet und nicht speziell an dich. Ich hoffe, das hast du nicht anders verstanden? :winken:


    Ich habe mich vor x Jahren auch wahnsinnig geärgert wegen der Impressumspflicht und auch eine Zeit lang überlegt, keine eigene Webseite mehr zu pflegen deswegen. Letztlich habe ich mich anders entschieden und muss sagen, ich hatte noch nie Schwierigkeiten damit *auf Holz klopf*. Hatte erst über ein Mittelding nachgedacht, es dann aber sein lassen (Anschrift als Grafik, nur Kontaktformular statt direkter Kontaktoption usw., alles dunkelgraue Zone).
    Mittlerweile achte ich schon länger auf ein Impressum und bevorzuge Seiten, die auch eines haben. Nicht, weil ich dann jemanden direkt kontaktieren kann (wüsste nicht, wieso), sondern weil mir das zeigt, dass da jemand komplett hinter dem, was er fabriziert, steht.
    Außerdem, mindestens so lange das Ganze auf eigenem Webspace läuft, kann man die entsprechenden Daten (Name, Anschrift) sowie in zwei Minuten formlos via Denic erhalten.


    Eilige Grüße,
    Tanja

    Schau ich mir auf jeden Fall später an, hab mal ein Bookmark gesetzt (heute wenig Zeit, muss wieder zur Arbeit :rollen:).


    _______________________________________________________


    Was mich allerdings bei vielen Blogs stört (wenn ich das mal so sagen darf, ich mache das einfach mal ...):
    Kein Impressum.
    Eigentlich immer fehlt die Anschrift, oft auch der reale Name und sogar eine Kontaktmöglichkeit per Mail.
    Rechtlich gesehen ist das nicht okay, auch dann nicht, wenn man darauf hinweist, dass es sich um ein nichtkommerzielles, ein privates, ein Hobby- oder sonstwas-Projekt handelt.
    Geschäftsmäßige Webseiten sind impressumspflichtig, und dazu zählen auch Blogs, und geschäftsmäßig heißt nicht mehr als: regelmäßige Updates von z.B. journalistischen Inhalten (wozu auch Buchkritiken, -eindrücke, -rezensionen zu zählen sind).


    Auf der anderen Seite kopiert so ziemlich jeder dieses "Mit Urteil vom 12. Mai 1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, ...". Dass das in der Form keinen Sinn ergibt und im Zweifel eher schädlich wirken könnte, ist an vielen Stellen im Netz nachzulesen.
    Wer Links setzt, ist dazu verpflichtet, diese Links in regelmäßigen Abständen auf ihre Inhalte hin zu überprüfen. Das macht gerade im Blogging-Bereich sicherlich Schwierigkeiten, aber eben jenes Urteil basiert genau darauf. Mit dem Kopieren des o.g. Textes sagt man nicht mehr als "Ich weiß, dass das Ärger geben könnte und ich eine Verpflichtung habe, aber ich versuche einfach mal, als wüsste ich von nichts bzw. habe damit nichts zu tun, schreib diesen Auszug dahin und dann kann mir ja keiner was."



    Mich würde mal interessieren, warum genau ihr das so macht oder nicht macht und auch, ob euch das neu ist oder ihr das trotz besseres Wissen macht?


    Fragende Grüße,
    Tanja

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Eine Zufallsentdeckung, die mich ziemlich begeistert hat, ist “Rattenfänger: Ein Rock’n'Roll-Märchen”. Und da ich gerade festgestellt habe, dass es dazu noch keinen Thread gibt, dachte ich, ich stelle euch das mal vor.


    Das 171-seitige Taschenbuch von Jane Yolen und ihrem Sohn Adam Stemple wurde mit dem „Locus Award“ als bestes Buch des Jahres ausgezeichnet. Der „Locus Award“ wird vom „Locus Magazine“ seit den Siebziger Jahren vergeben und zeichnet Science-Fiction- und Fantasy-Literatur aus. Tatsächlich gehört er in diesen Genres zu den bedeutendsten Awards, und „Rattenfänger“ – im Original „Pay the Piper“ – wurde in der Kategorie Jugendbuch ausgezeichnet.


    Callie, eigentlich heißt sie Calcephony, kämpft im Alltag mit den üblichen Problemen: mit nervigen, strengen Eltern, mit einem jüngeren Bruder, mit Schulaufgaben und –pflichten, mit der Wichtigkeit, „hip“ zu sein.
    Ein Konzert ausgerechnet in der trostlosen Gegend, in der Callie wohnt, stellt Callie vor eine wichtige Aufgabe: Wie kann sie es schaffen, dass ihre Eltern ihr erlauben, das Konzert zu besuchen? Callie gelingt es mit einer kleinen List tatsächlich, allerdings muss sie dafür einen Artikel für die Schülerzeitung über das Konzert schreiben.
    Beim Konzert selbst wundert sich Callie über die hypnotische Wirkung der Band Messingratte auf das Publikum, doch noch mehr verwundert sie das jugendliche Aussehen der Bandmitglieder, denn zu den Klängen von Messingratte tanzten einst schon ihre Eltern, und doch sehen sie alle jung und attraktiv aus. Hinter der Bühne belauscht Callie dann ein Gespräch und macht eine seltsame Beobachtung. Von einer Blutschuld ist die Rede, von einem Zehnt (dessen Bedeutung sie erst zu Hause nachschlagen muss) aus Silber, Gold oder Seelen, und Callie beobachtet, wie der Leadsänger mit seiner Flöte echte Ratten zum Tanzen bringt. Völlig verstört kehrt sie nach Hause zurück. Irgendwas stimmt nicht mit der Band. Doch wie soll sie das in ihrem Artikel für die Schülerzeitung glaubhaft unterbringen?
    Doch plötzlich verschwindet Callies jüngerer Bruder, und mit ihm sämtliche Kinder der Umgebung. Kein Kind ist vom Süßigkeiten sammeln zu Halloween zurückgekehrt. Callie recherchiert und findet eine furchtbare Parallele zwischen Band und einer alten Legende – ist der Rattenfänger von Hameln zurückgekehrt?


    Die Bezeichnung „Rock’n Roll-Märchen“ wirkt ein wenig deplaziert bei dieser phantastischen und leicht zu lesenden Geschichte. „Rattenfänger“ ist eine Geschichte, die Realität und Sagen verbindet, die schrittweise ins Reich der Feen führt. Die Folkrockmusik der Band Messingratte ist hierbei der einzige Bezug zu einem „Rock’n Roll-Märchen“.


    „Rattenfänger“ ist nicht einfach nur kurzweilig, sondern zugleich auch anspruchsvoll. Die Welt von Callie, ihre Gedanken und Sorgen, sind jugendlich, wirken jedoch stets authentisch, nie gekünstelt, aufgesetzt oder übertrieben.
    Dem gegenüber stehen die Rückblicke, die nach und nach die Geschichte hinter der Band Messingratte enthüllen und immer weiter in eine Welt der Magie und Mystik entführen.
    Bei all dem ist „Rattenfänger“ jedoch kein seichtes Buch. Es geht ordentlich zur Sache und der Leser lernt bald, dass auch Feen grausam sein können. Dennoch ist der Pegel der Brutalität jugendtauglich und genau in richtigem Maße realistisch (insofern bei einem Fantasybuch dieser Begriff passend anzuwenden ist).


    Die stabile Paperback-Ausgabe hält einiges aus, so dass man das Buch wunderbar auch unterwegs lesen kann. Das Buch macht sich jedoch ebenso gut im Regal – vielleicht sogar mit zu betrachtender Front, denn das Coverbild von Freya Maul lohnt den Anblick und ist herrlich poppig.


    Ich war jedenfalls sehr angetan von diesem Roman und fänd's toll, wenn es weitere (begeisterte) Leser finden würde.


    Grüße,
    Tanja

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung von Amazon:

    Zitat

    Matteo (der eigentlich gar nicht Matteo heißt) hat Glück im Unglück. Durch einen Sturz im Wasser entgeht der Sohn von Zigeunern im Jahr 1502 nur knapp einem Mordversuch seines "Erziehers" Sandino, der ihn im Stehlen unterwies. Ausgerechnet die Gruppe um den berühmten Maler und Wissenschaftler Leonardo da Vinci zieht den halbtoten Knaben an Land. Von nun an nimmt Leonardo Matteo, der dem "Meister" allerlei Lügenmärchen über seine Herkunft auftischt, unter seine Fittiche. Das erste Abenteuer führt die beiden an die "Totenpforte" des Spitals von Averno: Leonardo will hier die eigentlich verbotenen anatomischen Studien an Leichen vollführen. Der Pförtner würde sie am liebsten abweisen. Aber als der Maler ihm das Siegel der Borgia unter die Nase hält, weicht er erschrocken zurück und öffnet mit einer tiefen Verbeugung die Tür.


    Leonardo scheint ein Günstling der einflussreichen (und grausamen) Familie der Borgia -- und ihres mächtigsten Sprosses, des Fürsten Cesare -- zu sein, ebenso wie er die Gunst der nicht minder einflussreichen Medici besitzt. Aber durch Matteo gerät er in eine Geschichte, durch die sein Schicksal sich auf mörderische Weise zu wenden droht. Denn der Junge hat etwas gestohlen, was sowohl Cesare Borgia als auch die Medicis gern in ihren Besitz bringen würden. Und dabei sind sie bereit, bis zum Äußersten zu gehen ....


    "Sakrileg für Jugendliche" nennt der Verlag vollmundig den Roman Das Medici-Siegel der Autorin Theresa Breslin. Glücklicherweise wird diese Kategorisierung dem Buch nur im Ansatz gerecht. Tatsächlich erfährt man hier mehr über die Zeit der italienischen Renaissance und das faszinierende Leben Leonardo da Vincis als in Dan Browns spekulativem Bestseller, bei dessen Ideen sich Breslin aber tatsächlich auch bedient. Dieser historische Detailreichtum und der spannende, fiktive Plot machen Das Medici-Siegel zu einem Lesevergnügen für Jugendliche ab zwölf Jahren.



    Das Buch wurde für unser Bücherdinner Anfang November ausgewählt. Da ich nur ein Exemplar zu Hause habe und mein Mann das Buch auch noch lesen soll/muss, ist meine Lesezeit für diese 576 Seiten etwas begrenzt.
    Vorschlagen würde ich eine Leserunde für Schnellleser so zwischen dem 1.-13. September (2 Wochen) ODER eine vom 1.-30. Oktober (4 Wochen).


    Hat jemand vielleicht Interesse, mitzulesen?
    Da mein Mann und ich im November für das Dinner zuständig sind, erläutere ich dann auch gerne zwischendrin und/oder am Ende, was wir wie kochen/dekorieren wollen und warum. :breitgrins:


    Teilnehmer:
    TanjaT
    Puenktchen
    Taya


    Aufgrund der Menge an täglich neu hinzukommenden Partnern kann ich mir gut vorstellen, dass das einfach durch die Lappen gegangen ist und man dann eben auf Hinweis hin unverzüglich gelöscht hat.
    Sollte sich beweisen lassen, dass Amazon von diesem Partnerprogramm mit der NPD gewusst hat, dann wäre das für mich etwas anderes. Dann zöge ich für mich auch Konsequenzen.


    Aldawen hat zwischenzeitlich ja bereits einen von vielen weiteren Artikeln zu dem Thema verlinkt. Und genau das meinte ich mit:

    Zitat

    dennoch aber eine Partnerschaft mit der NPD eingegangen ist. UND, was viel wichtiger ist, weil beim Zustandekommen noch automatische Prozesse eine Rolle gespielt haben können, diese Partnerschaft wurde ERST beendet, nachdem entsprechender Druck seitens der Öffentlichkeit ausgeübt wurde.


    Diejenigen, die zu verurteilen sind (wenn sie es denn sind), weil solche ideologischen Werke nicht verboten sind, sind nicht die Buchhändler. Das ist einfach die falsche Instanz.


    Es geht - meiner Ansicht nach - aber um diesen Punkt gar nicht. Es geht darum, dass Amazon sich eigentlich in den Regeln für Partner(shops) von rechtem Gedankengut distanziert, dennoch aber eine Partnerschaft mit der NPD eingegangen ist. UND, was viel wichtiger ist, weil beim Zustandekommen noch automatische Prozesse eine Rolle gespielt haben können, diese Partnerschaft wurde ERST beendet, nachdem entsprechender Druck seitens der Öffentlichkeit ausgeübt wurde.


    Zusammen mit einigen anderen "Versehen" und Aussagen in Bezug auf andere Themen gesehen (z.B. Diogenes/Verlagskonditionen, zeitweiser Wegfall von homosexuellen Titeln UND Autoren, kommentarloses Löschen von E-Books auf Kindles) sollte man sich da vielleicht doch schon seine Gedanken zu Amazon machen, finde ich.


    Grüße,
    Tanja

    Da das nicht nur Bookcrossing, sondern auch mich betrifft, erdreiste ich mich mal und werbe nochmals. :redface:
    Hier der Link zum Artikel auf meiner Webseite (mit Link zum Artikel im *.jpg-Format), nur deshalb nicht direkt verlinkt, weil man im Artikel die Tasse noch mal genauer sehen kann:


    http://www.tanja-thome.de/?p=880

    So, ich hab mir das Ganze als gekürzte Hörbuchfassung (knapp 9 Stunden, knapp 45% des kompletten Umfangs) angehört und dazu auch eine "kurze" Kritik verfasst.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    „Fliehen kannst du, entkommen kannst du nicht.“


    Als ich erstmals von „Die achte Karte“ von Kate Mosse im Internet las, kurz vor der Veröffentlichung in gebundener Form im Oktober 2008, da war für mich klar: Will ich unbedingt haben! Historisches gemixt mit der Gegenwart, Mystik mitsamt Tarotkarten, das klang einfach rundum nach einem Titel, der wie gemacht für mich ist. Von Kate Mosse hatte ich bis dahin nur am Rande gehört.
    Ich hab das Buch dann auch gleich bei nächster Gelegenheit für das Buchdinner vorgeschlagen, wo es zwei Male ins gute Mittelfeld kam, aber eben auch nicht weiter. Als sich nun die Gelegenheit bot, die Hörbuchfassung, die im November 2008 erschien, ausgeliehen zu bekommen, habe ich nicht lange überlegt, klar.


    Doch erst einmal: Worum geht es eigentlich?


    Meredith Martin reist für Recherchen rund um den französischen Komponisten Debussy und ihre eigene familiäre Herkunft umher und hält sich in Paris auf, als ein Mädchen sie auf der Straße anspricht und ihr den Flyer einer Kartenlegerin in die Hand drückt. Die Frau auf der dort abgebildeten Tarotkarte aus dem Deck des Bousquet-Tarot sieht Meredith sehr ähnlich, wie auch dem Mädchen auffällt, doch Meredith ist weder für diesen Hinweis noch für das Kartenlegen zu haben und wimmelt ab.
    Am nächsten Tag streift sie gedankenverloren durch die Straßen von Paris und findet sich plötzlich wie zufällig genau vor dem Etablissement der Kartenlegerin des Flyers wieder. Nach kurzem Überlegen entschließt sie sich doch zu einer Legung .
    Zehn Karten werden ausgelegt, doch ihre genaue Bedeutung erschließt sich weder Meredith noch der Kartenlegerin Laura. Meredith erlebt während der Sitzung und besonders beim Aufdecken bestimmter Karten unangenehme Gefühlsaufwallungen, Laura hingegen fällt auf, dass die Bedeutungen nicht wie üblich in einer klaren zeitlichen Reihenfolge zu sehen sind, sondern der Zeitaspekt irgendwie hin und her zu springen scheint. Eher verwirrt als erhellt verlässt Meredith die Kartenlegerin schließlich wieder.


    Meredith setzt ihren Weg schließlich fort in die Gegend um Carcassonne. Dort stößt sie immer wieder auf die Jahreszahl 1891, erfährt von einer im Dunklen liegenden Tragödie, die damals geschah und einige Menschenleben kostete, von dem Mythos einer Bestie, die damals gewütet haben soll. Hier stößt sie auch immer wieder auf den Namen Léonie Vernier sowie auf ein Foto, das Lèonie mit ihrem Bruder Anatole und der Tante der beiden, Isolde Lascombe, zeigt. Meredith ist sich sicher, dass diese Personen und auch diese Tragödie von 1891 irgendetwas mit ihr selbst zu tun haben. Nur was? Hat dies irgendetwas mit den Tarotkarten zu tun, und wenn ja, was?


    Kritik:


    „Die achte Karte“ ist ein Buch beziehungsweise Hörbuch, von dem man nicht einfach in wenigen Worten sagen kann, ob es gut oder schlecht ist, denn es hat auf beiden Seiten einiges für sich zu verbuchen.


    Um gleichermaßen Buch wie Hörbuch kritisieren zu können, ist festzuhalten, dass es sich bei dem Hörbuch, das ich hörte, um die im Handel übliche Fassung handelt, die acht CDs umfasst und eine Laufzeit von 585 Minuten. Bei Audible.de gibt es die ungekürzte Fassung als Download, und diese umfasst schlappe 1350 Minuten. Bei der Beurteilung des Hörbuchs ist also im Grunde wichtig, dass mir nur etwa 45% des Gesamtwerks bekannt sind.


    Die oben erwähnte Tarotlegung steht am Anfang von CD 2, womit schon mal festzuhalten ist, dass die Geschichte ziemlich lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Was mich betrifft, so habe ich mich auf den ersten CDs schwer getan, überhaupt rein zu kommen.
    Das lag einmal an der exzessiven Verwendung französischer Begriffe und auch halber Dialoge in französischer Sprache, von denen ich kein Wort verstehe, weil ich mich in der Schule für Latein entschieden hatte. Das meiste wird zwar übersetzt, aber nervig ist sowas dann doch – und unnötig.
    Diejenigen, denen die französische Sprache keine Probleme verursacht, sind von der Hörbuchfassung allerdings wohl auch zum Großteil nicht so begeistert, da Sprecherin Tanja Geke laut Hörensagen auch nicht ganz fit in dieser Sprache ist und daher etliches falsch ausspricht. Kann ich nicht beurteilen, ich hab’s ja eh nicht verstanden.


    Ebenfalls schwierig ist das Reinfinden in die Geschichte, weil die Geschichte zwar hauptsächlich aus zwei Perspektiven geschrieben ist – der von Léonie Vernier Ende des neunzehnten Jahrhunderts und der von Meredith Martin in der Gegenwart -, dennoch aber gerade zu Anfang verschiedene Personen mehr auftauchen, aus deren Perspektive die Geschichte ebenfalls ein Stück weit erzählt wird. Das auseinander zu puzzlen ist bei einem Hörbuch eine ziemlich undankbare und auch unspannende Angelegenheit.


    Etwa ab CD 4, also etwa der Hälfte, hatte mich die Geschichte dann endlich in den Bann geschlagen. Im übrigen ein Kritikpunkt, der sich wohl ungeachtet der Hörbuchkürzung in etwa auf das Buch übertragen lässt, denn man hört und liest öfter von Leuten, die sagen, man müsse etwa 300 Seiten lang durchhalten, bis die Geschichte „gut“ würde. Bei einer Gesamtzahl von 752 Seiten entspricht dies also in etwa meiner Hörerfahrung.


    Mit der Zeit verlagert sich der Schwerpunkt immer mehr hin zu den Entwicklungen und Ereignissen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Sequenzen, in denen Meredith und der Fortschritt ihrer Recherchen in den Vordergrund rückten, empfand ich dann recht schnell schon als eher überflüssig.


    Die Passagen rund um Léonie Vernier sind zunehmend packend und entsprechen wirklich einem guten Schmöker. Für sich genommen würde ich diese Anteile tatsächlich sogar mit der Intensität von „Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón gleichsetzen. Die Figuren sind sehr nahbar und es ist alles drin, was das Herz begehrt: Liebe und Leidenschaft, die jedoch eher die Dramen- als die Kitschseite anspricht, Mystik und Geheimnisse, Spannung, Verzweiflung, Heldentum … alles dabei.
    Selbst ich saß zwischendurch zu Hause und dachte „Nein! Mach das nicht!“ – und dabei bin ich, gerade als Horrorfan (in denen Flüchtende ja quasi immer die Treppe rauf statt aus dem Haus rennen; sonst gilt es nicht), eher immun gegen solche Anwandlungen.


    Neben den bereits genannten Kritikpunkten sind aber noch ein paar weitere ziemlich prägnant, und bevor ich diese näher ausführe, kann ich sie sogar auf den Punkt bringen: Die Geschichte ist nicht ganz rund.


    Aufgefallen ist mir das vor allem, nachdem ich mit der Geschichte durch war. Ich bin alles im Geiste noch einmal durchgegangen und finde im Nachhinein, dass die Figur des Victor Constant beispielsweise nicht stark genug und nicht nachvollziehbar genug in seinen Handlungen und Motiven ist.


    Die Kartenlegung habe ich mir ein zweites Mal angehört und mit den späteren Beschreibungen verglichen, und auch diese sind nicht rund. So wird jeder Hauptfigur theoretisch eine Tarotkarte zugeordnet, bei denen es sich zudem durchweg um Große Arkana handelt. Schön nachzulesen ist das übrigens auch noch mal auf >>>Kate Mosses Blog zum Buch<<<.
    Diese Arkana sind streng genommen aber gar nicht eindeutig belegt, auch im (Hör)buch nicht. Da will ich nun auch nicht zu viel verraten, aber achtet doch beim Lesen oder Hören mal darauf, wenn ihr mögt.
    Gleiches gilt für die Kartenlegung in Paris und deren Rückbezug zu den Figuren der Geschichte. Einmal ist die Legung als solche – zumindest in der Hörbuchfassung – unvollständig. Manche Kartenposition wird erklärt (Fragestellerin, Umfeld, nahe Zukunft und so weiter), andere gar nicht. Gleiches gilt für die Erläuterungen der Kartenlegerin und auch für den Bezug der Karten zur Musik während der Legung.


    Im Nachhinein wird einiges wunderbar angedeutet, ohne zu vieles zu verraten, doch einiges bleibt unklar oder offen, wenn man einmal genauer hinschaut. Von den Großen Arkana treten in der Legung zudem vier auf, acht sind aber in Bezug auf das spezielle Deck, das eine Rolle bei der Gesamthandlung und vor allem bei der rund um Léonie Vernier spielt, relevant und laut der Autorin selbst auch den Figuren zugeordnet. Ja, was denn nun?


    Der Abschluss der Gesamthandlung dürfte ebenfalls nicht jedermanns Geschmack sein. Mir persönlich haben die mystischen Elemente, über die die Geschichte sowohl in der Vergangenheit als auch Gegenwart aufgelöst wird, gefallen, aber man kann natürlich auch zu Recht sagen, dass sich in die Mystik flüchtet, wer auf Deus ex machina angewiesen ist.


    Lange Rede, kurzer Sinn:
    Nach entsprechend langer Anlaufzeit hat mir das Hörbuch gefallen und mich durchaus auch in den Bann geschlagen. Es gibt wirklich sehr viel Atmosphäre in diesem Titel und ich habe mich beim Hören sehr gut unterhalten. Es tut mir auch kein bisschen Leid, dass ich meine Zeit mit diesem Hörbuch verbracht habe, ich bin also keineswegs von „Die achte Karte“ enttäuscht.
    Empfehlen kann ich es dennoch nur mit einigen Abzügen. Es liegt daran, welcher Art und Intensität die Erwartungen sind, die der Leser oder Hörer an dieses (Hör)buch richtet. Also: Einfach ausprobieren!

    Vielleicht hat dieses Buch zwischenzeitlich ja noch jemand gelesen und mag dazu seine Eindrücke schildern? Weitere Meinungen würden mich gerade bei diesem Titel nämlich sehr interessieren.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    “Der Gott der kleinen Dinge” ist das bislang merkwürdigste Buch, das ich aus Indien gelesen habe. Dieser Debütroman von Arundhati Roy erlangte internationale Bekanntheit, wobei ich gleich zu Anfang gestehen muss, dass mir der Grund dafür nicht so ganz eingängig ist.


    Das Ganze beginnt mit Rahel, die nach Jahren zurück in ihr Elternhaus fährt, weil ihr Zwillingsbruder Estha, der seit Jahren nicht mehr gesprochen hat, sich derzeit dort aufhält. Doch umso tiefer man Einblick nimmt in diese ungewöhnliche Familie und umso näher man den familiären Geheimnissen kommt, desto (er)drückender wird die Stimmung …


    Ich glaube, was mich an diesem Buch so stört, ist vor allem die Holzhammermethode in westlichem Stil. Üblicherweise – ich habe ja nun schon einiges über indische Romane erzählt – sind die einzelnen Romane für mich so kraftvoll wegen der kleinen Dinge, die hier Titel gebend sind. Ich habe noch keinen indischen Roman gelesen, in dem das Kastensystem, Armut, Vorschriften (echte sowie “selbst gemachte”), der Unterschied zwischen den unterschiedlich Religiösen, Glaube und Aberglaube sowie viele kleine Aspekte, die den indischen Romanen in praktisch jeder Zeile Leben einhauchen, thematisch fehlen würde.


    Bei “Der Gott der kleinen Dinge” wurde das Pferd allerdings aus meiner Sicht von der falschen Seite her aufgezäumt. Sehr langatmig, weitschweifig, mit zahllosen Bildern, Vergleichen, Metaphern, Beschreibungen wird eine Familiensaga im kleinen Stil aufgebaut und ihre Geheimnisse werden nach und nach gelüftet, eher entblättert, so dass sich am Ende der Zwiebelschale eine Tragödie ergibt.


    Sicher, das Ganze spielt in Indien und alle Kritikpunkte oder auch Eigenheiten, die man Indien zuschreiben kann und die ich vorhin schon erwähnte, finden auch hier Eingang. Aber sie werden beschrieben, sind nachvollziehbar für den Leser, aber nicht erfahrbar durch die Lektüre. Immer wird durch den allgemein beobachtenden Erzähler eine Distanz gehalten, die es einem zusätzlich schwer macht, in die Geschichte zu finden.


    Wer es mit den “echten” Dingen zwischen den Zeilen nicht so hat oder sich generell (noch) nicht für die indischen Romane erwärmen kann, aber ein Herz für Familientragödien und ähnliches hat, der wird sich mit diesem Roman bestimmt wohl fühlen. Das erklärt auch, warum dieser Roman die Lager spaltet – die einen finden es großartig, die anderen sehr bescheiden. Ich glaube, die Leser, die dieses Buch großartig finden, kennen sich mit indischen Romanen entweder nicht so aus, mögen lieber am westlichen Stil orientierte Bücher lesen oder in ihrem Fokus steht einfach die erzählte Tragödie.


    Zugegeben, wer sich bislang eher mit Familiendramen beispielsweise aus Australien oder Schottland kennen gelernt hat, findet in “Der Gott der kleinen Dinge” viel Neues auch abseits der Kulisse, und damit lohnt auch die Lektüre auf jeden Fall. Wer hingegen vor allem all die kleinen Dinge in der indischen Literatur bereits lieben gelernt hat, bleibt bei diesem Buch – um bei der Bildhaftigkeit zu bleiben – eher ratlos vor der Schale als vor der Zwiebel sitzen.

    Hach, toll! Bin eben durch einen Link im Forum auf diesen Thread gestoßen und hab mich gerade mal von vorn nach hinten gewühlt.
    Leider sind viele Links der ersten Seiten ja mittlerweile umgezogen, offline oder seit langem ungefüttert, aber auf jeden Fall hab ich einige (naja, einige mehr, genau genommen *g*) richtig klasse wirkende Blogs entdeckt, die ich gleich mal in meine Bookmarks manövriert habe, um in einer ruhigen Stunde genüsslich in ihnen zu lesen. Super! :daumen:


    Mein Blog hatte ich ja schon vorgestellt:
    http://www.tanja-thome.de


    Ist seit Mai online (hatte früher mal eine statische Seite unter anderer Domain), daher sind die Beiträge (noch :zwinker:) überschaubar.
    Update erfolgt alle 1-2 Tage im Schnitt und wer mag, kann sich per Mail für den monatlichen Newsletter anmelden, den ich 1x/Monat raus schicke (mit Infos, was im kommenden Monat online geht, ob es einen thematischen Schwerpunkt gibt bzw. welchen usw.)


    So, jetzt surf ich mal weiter.


    Hab ich nicht irgendwo gelesen, es wäre "Nicht mein Tag" von Ralf Husmann? :rollen: :breitgrins: Weiß nur nicht mehr wo!


    Ja, am Ende des Berichts zu "Coraline". Aber das war ja das 5. Dinner und der letzte Bericht ist der zum 9. Dinner (am 18.8. geht der Bericht zum 10. Dinner online). Die Berichte hinken aber tatsächlich ein bisschen hinterher. Tatsächlich das nächste Dinner ist dann "Gegen die Zeit" im Oktober (im September haben wir keinen Termin gefunden). :zwinker:


    "Nicht mein Tag" fanden wir übrigens alle ziemlich Käse. Den Bericht und entsprechenden Kommentar findest du unter http://www.tanja-thome.de/?p=193
    Schau dir ansonsten mal oben verlinkten Thread zum Bücherdinner hier im Forum an oder die Kategorie "Buchküche" an sich auf meiner Webseite.


    Und ich glaube, jetzt wär's zumindest in diesem Thread wieder Zeit für "Ontopic", oder? Möchte nicht in meiner Newbiezeit hier schon gelyncht werden. :zwinker:


    Grüße,
    Tanja