Beiträge von berita

    Mir hat das Buch auch gefallen, "obwohl" ich erwachsen bin. Die Menschen darin sind liebevoll beschrieben, der Autor fängt die Atmosphäre bestimmter Situationen geschickt ein und nicht zuletzt enthält die Geschichte auch einige überraschende Wendungen und bleibt so durchgehend unterhaltsam und spannend. Gibt es dazu eigentlich eine Fortsetzung? Könnte ich mir gut vorstellen, dann in Amerika..

    Nach etwas holprigem Start hat mich "Mein fast perfektes Leben" dann doch ganz gut unterhalten. Es gibt sowohl nachdenklich stimmende Passagen, als auch sehr witzige. Das einzige, was mich gestört hat, war dieser Jugend- und Schönheitswahn. Man sollte meinen, dass der Protagonist als Witwer einer deutlich älteren Frau mehr Wert auf innere Werte legt, aber stattdessen ging es ihm meistens nur um Äußerlichkeiten und alle netten Frauen (ob nun potentielle Geliebte, Mutter oder Schwester) waren "natürlich" gleichzeitig wunderschön bzw. rattenscharf. Bezeichnend, dass Doug an einer Stelle sogar bezweifelt, dass er seine Hailey zehn Jahre später noch so hätte lieben können, weil sie ja dann schon über 50 Jahre wäre. Auch die anderen männlichen Charaktere sind eher oberflächlich beschrieben. Aber vielleicht muss das ja so sein, wenn ein Buch halbwegs lustig bleiben soll.. 3 bis 4 Ratten gibt's von mir.

    Irina Denezkina - Komm


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    Irina Denezkina ist eine junge russische Schriftstellerin, die sich mit ihrem Debütwerk "Komm" bereits einen gewissen internationalen Namen gemacht hat.


    Das Buch enthält zehn Erzählungen, in denen es vor allem um russische Jugendliche geht und ihre ersten Erfahrungen mit Liebe und Sex. In der Regel beleuchtet die Autorin eher die Schattenseiten dieses Themas. Die Protagonisten sind unglücklich verliebt, werden wegen Äußerlichkeiten von dem/der Angebeteten abgelehnt oder schlafen aus den unsinnigsten Gründen miteinander. Auch Selbstmordgedanken und Gewalt spielen eine Rolle. In zwei Geschichten wird die Brutalität auf die Spitze getrieben und in einem Art Horror-Fantasy-Mix dargestellt.


    Dass die Erzählungen in Russland spielen, bekommt man abgesehen von den Namen (die manchmal ganz schön verwirrend sein können durch das russische Spitznamensystem und die hohe Anzahl von Protagonisten), eher nur an Kleinigkeiten mit, z.B. dass die Leute vorwiegend Wodka trinken oder Sonnenblumenkerne kauen. Ansonsten wirken die Geschehnisse ziemlich isoliert. Man merkt fast nichts von der Politik oder Gesellschaft in Russland, nichtmal die Eltern der Jugendlichen kommen vor. Die Jugendlichen leben wie in einer geschlossenen Blase aus Alkohol, Musik und Sex. Und ab und zu gehen sie mit dröhnendem Schädel zu einer Prüfung oder fahren in ein Ferienlager, wo sie sich wiederum gegenseitig zusammenschlagen oder miteinander schlafen.


    Man merkt vielleicht schon, dass dieses Buch nicht hundertprozentig meinen Nerv getroffen hat :) Es gab durchaus Szenen, die mich angesprochen und berührt haben. Anderes wirkte dagegen oberflächlich auf mich oder sogar abstoßend. Ich kann mir aber vorstellen, dass Jugendliche nochmal einen anderen Blick darauf haben und sich besser damit identifizieren können.


    Ergänzend möchte ich noch sagen, dass "Komm" auch als Hörbuch erhältlich ist.


    3ratten

    Gudmund Vindland - Der Irrläufer


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    Die Entscheidung, in welches Forum ich diese Rezi stelle, ist mir nicht ganz leicht gefallen. Denn einerseits birgt "Der Irrläufer" zweifellos eine sehr berührende, bittersüße Liebesgeschichte in sich. Andererseits stellt dieser Roman aber auch ein gesellschaftskritisches "Problembuch" dar, das mit scharfzüngigem Humor aufwartet und (vermutlich) autobiographische Züge trägt. So recht passt es in keine Schublade.


    Worum es nun konkret geht? Vereinfach gesagt: Junge trifft Junge und sie verlieben sich. Aber ganz so einfach ist es nicht, weil beide im Norwegen der 60ziger Jahre aufwachsen - damals noch erzkonservativ und katholisch durch und durch. Homosexualität war gesetzlich verboten, die Polizei sah weg, wenn Schwule verprügelt wurden. Lehrer, Eltern und Pastoren versuchten jede entsprechende Entwicklung im Keim zu ersticken. Also verstecken sich der 13jährige Yngve, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist, und sein Freund Magnus, verheimlichen ihre zärtlichen Gefühle füreinander. Das geht eine Weile gut, doch dann lässt sich Magnus von der Verderbtheit ihrer Beziehung überzeugen und lässt Yngve allein zurück in einer Welt, die ihn verurteilt und lebenslang zum Außenseiter abstempelt.


    Yngve verzweifelt an seinem Schicksal, fängt an, Drogen zu nehmen, sich zu prostituieren und lässt sich schließlich in die Psychiatrie einweisen, wo noch ganz andere Probleme auf ihn zukommen..


    Das klingt nun sehr dramatisch (und ist es auch). Aber Vindland erzählt seine Geschichte in einem lockeren, angenehmen Stil, der gleichzeitig auch für heutige Verhältnisse recht freizügig ist, was sexuelle Details angeht. An der katholischen Kirche lässt er - verständlicher Weise - kein gutes Haar und manch ein christlicher Leser mag vielleicht gelegentlich schwer schlucken bei seinen Bemerkungen über Gott und Pastoren. Ebenso bekommt der Staat sein Fett weg und Yngve liebäugelt gelegentlich mit dem Kommunismus.


    Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann gut nachvollziehen, dass es als von manchen Lesern als "Schwulenklassiker" gefeiert wird. So viele Bücher mit Anspruch gibt es in dem Sektor leider nicht, jedenfalls sind mir nur wenige untergekommen. Aber dieses ist wirklich gelungen.


    5 Ratten werden es nicht, weil die zweite Hälfte ein paar vermeidbare Längen hatte (man muss ja nun nicht jeden Drogenexzess mit durchleiden), aber auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die sich für das Thema interessieren.


    4ratten


    Übrigens gibt es noch einen Folgeband namens "Sternschnuppen", den ich noch nicht gelesen habe. Vielleicht jemand von euch?