Beiträge von MacOss

    Sehr schön. Ich wusste gar nicht, dass Agatha Christie auch eine Autobiografie geschrieben hat. Nach Deiner Rezi werde ich sie mal im Hinterkopf behalten.


    Mir ist vor ein paar Jahren bewusst geworden, wie vielseitig Agatha Christie war und dass sie mehr als nur die Vorlagen für die tollen Filme mit Margaret Rutherford geschrieben hat :zwinker:, als ich die Ausstellung "Agatha Christie und der Orient" im Berliner Kulturforum besuchte, die eindrucksvoll zeigte, wie sie ihren zweiten Ehemann, einen Archäologen, auf seinen Expeditionen begleitete und seine Ausgrabungen dokumentierte. Und vollends begeistert war ich - als leidenschaftlicher SW-Fotograf -, dass sie hierzu auch die Grabungsfotos machte und selbst entwickelte, und das unter schwierigsten Bedingungen bei brütender Hitze und in dichten, abgedunkelten Zelten als provisorische Dunkelkammer...! :daumen: Sagt sie denn dazu auch etwas in ihrem Buch?


    Wie Valentine schrieb "Wo ist da der Witz?"


    Der Witz ist, dass es in der deutschen Übersetzung keinen Witz gibt. Der Witz funktioniert nur im englischen Original:


    Zitat

    Vittoria: "I plan to prove neutrinos have mass."
    "Neutrinos have mass?" Langdon shot her a stunned look. "I didn't even know they were Catholic!"


    Wörtlich also:

    Zitat

    Vittoria: "Ich beabsichtige zu beweisen, dass Neutrinos eine Masse [Achtung: oder "Messe" wg. Doppelbedeutung von "mass"] haben."
    "Neutrinos haben eine Masse [eine Messe]?" Langdon blickte sie erstaunt an. "Ich wusste gar nicht, dass sie katholisch sind!"

    Schade, dass es Dir nicht so gut gefallen hat. Aber ich glaube, man muss die Macken der (männlichen) Protagonisten schon nachvollziehen können, um sich in dem Buch wiederzufinden. Als ich das Buch damals gelesen habe, war ich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Rob. Mich hat das Buch wohl deshalb sehr angesprochen und aufgebaut, weil ich gesehen habe: "He - Du bist nicht allein." Außerdem kann ich Robs Musik- und Plattenleidenschaft durchaus nachvollziehen. Und dann trägt eine der Kapitelüberschriften im Buch auch noch den Titel meines Lieblingssongs der Smiths: "There Is A Light That Never Goes Out", also musste ich ja quasi zwangsläufig das Buch lesen. :zwinker:



    Zunächst dachte ich an eine nette Liebesgeschichte aus der Sicht eines Mannes, lustig geschrieben. Doch Rob benimmt sich teilweise wie ein pubertierender 15-jähriger Junge in nach der Trennung seiner ersten Freundin, abgesehen davon, dass Rob 35 Jahre alt ist und auch schon einige Beziehungen hinter sich hat.


    Glaub' mir - was die Verarbeitung von Trennungen betrifft, unterscheiden sich die meisten männlichen Mittdreißiger nicht von pubertierenden 15jährigen Jungen... :breitgrins:

    Dann hätte "mass" aber auch mit "Messe" übersetzt werden müssen...


    edit:
    Wie man's auch dreht und wendet - die Doppeldeutigkeit von "mass" (Masse/Messe) kann man einfach nicht eins zu eins ins Deutsche übertragen.


    Das Buch selbst finde ich allerdings wenig ansprechend, aber das muss ja auch nicht sein


    Nein, bei den vielen verschiedenen Geschmäckern hier kann man das auch nicht erwarten. Das Buch hat halt vom Thema und von der Erzählweise her einen ganz eigenen Stil, der bestimmt nicht jedermanns Sache ist und durchaus als "langweilig" empfunden werden kann.


    Und um nochmal abzuschweifen: Das Tolle an diesem Forum ist ja gerade, dass man durch die zahlreichen Rezensionen aus allen möglichen Bereichen auf neue Bücher und Genres stößt, die man bislang vieleicht völlig außer acht gelassen hat, und die einem ganz neue Lesewelten eröffnen. Und wer weiß - vielleicht steige ich ja irgendwann auch noch mal tiefer in die Fantasy-Literatur ein... :zwinker:

    Meine erste Rezension. Ich bitte um Nachsicht... :smile:


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    Stewart O'Nan (geb. 1961)
    Letzte Nacht
    Originaltitel: Last Night at the Lobster
    Erstveröffentlichung: 2007
    aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel
    Mare-Verlag
    gebundene Ausgabe
    157 Seiten



    Autor


    Stewart O'Nan wurde am 04.02.1961 in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte in Cornell Literaturwissenschaft. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Avon, Connecticut. Für seinen Erstlingsroman "Engel im Schnee" erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis.



    Inhalt


    New Britain an der Ostküste der USA. Es ist kurz vor Weihnachten, und der einsetzende Schnee bedeckt allmählich die Zufahrtsstraßen zum Einkaufszentrum und das kleine Restaurant der großen "Red-Lobster"-Fischrestaurant-Kette am Rande des weitreichenden Parkplatzes. Es ist der letzte Tag für das Restaurant, denn die Konzernleitung hat beschlossen, es am nächsten Tag für immer zu schließen. Manny, der Geschäftsführer, öffnet in diesem Bewusstsein und mit schwerem Herzen ein letztes Mal die Türen des Restaurants für die Handvoll seiner Beschäftigten, die sich auch an diesem Tage noch einmal blicken lassen. Denn auch wenn es der letzte Arbeitstag ist und der Großteil der bisherigen Angestellten auf der Straße landen wird - es ist schließlich ein weiterer Tag, an dem Kunden kommen und etwas zu essen verlangen. Und so decken diese letzten Aufrechten und Dienstbeflissenen ein letztes Mal die Tische, bereiten das Essen zu und bedienen die Gäste. Und obwohl sie sich das eine oder andere Mal fragen, wofür sie das alles noch tun, versuchen sie dennoch, einen geordneten Betrieb - und damit den Zusammenhalt untereinander - bis zuletzt aufrechtzuerhalten.


    Wie an vielen anderen Arbeitstagen muss man auch heute mit unzufriedenen Gästen, kotzenden Kindern und motzenden Müttern fertig werden, und natürlich gibt es die eine oder andere zwischenmenschliche Reiberei, gerade an diesem Tag, schließlich zerrt die Situation an den Nerven aller. Aber ein unerwarteter Stromausfall am Abend lässt den Haufen der letzten Aufrechten noch einmal zusammenrücken. Draußen ist es bereits dunkel, es werden Kerzen aufgestellt, man setzt sich zusammen, erzahlt sich Geschichten aus vergangenen Tagen und lacht gemeinsam. Doch sobald der Strom und die grelle Restaurantbeleuchtung wieder da sind, verfliegt die Gelöstheit und die vorherige Routine setzt ein.


    Letztlich ist auch der letzte Arbeitstag vorbei. Die nicht verwendeten Lebensmittel werden weggeworfen, das Restaurant gereinigt. Die Mannschaft verabschiedet sich voneinander, einige wohl für immer. Einen Trost hat Manny: Wenigstens wird er das Restaurant am nächsten Tag noch einmal sehen, um es seinen bisherigen Chefs zu übergeben...



    Meine Meinung


    Der Roman schildert in ruhiger, unspektakulärer Weise den Ablauf des letzten Tages in der kleinen Red-Lobster-Filiale. Zentrale Figur ist Geschäftsführer Manny, der äußerlich sehr gefasst bleibt und trotz der bevorstehenden Schließung seines Restaurants der ruhende Pol seiner Mannschaft bleibt, obwohl ihm anzumerken ist, wie sehr ihm die Situation an die Nieren geht. Die Handvoll seiner bisherigen Angestellten, die ihm an diesem Tag ein letztes Mal im Red Lobster zur Seite stehen, besteht aus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Da ist der resolute Chefkoch, der schon mal dafür sorgt, dass sein Assistent wütend das Restaurant verlässt. Oder die Kellnerin, mit der Manny eine kurzzeitige Beziehung hatte, die er aber offensichtlich noch immer nicht überwunden hat. Oder die 20jährige Studentin, deren Bemerkung bezeichnend für den zentralen Stellenwert ist, den die Arbeit dort im Leben der wenigen Angestellten, die noch ein letztes Mal auftauchen, einnimmt. Als sich Manny bei ihr für ihr Kommen bedankt - schließlich schneit es stark, und es ist nicht mit vielen Gästen zu rechnen -, merkt sie lediglich an: "Ich würde bloß zu Hause rumsitzen." Und diese Gefasstheit, diese Ruhe und Gelassenheit, mit der dem Unausweichlichen ins Auge geblickt wird, zieht sich durch die ganze Erzählung und verleiht ihr eine ganz eigene Schwermut, die sehr schön zu der winterlichen Stimmung und der immer stärker werdenden Schneedecke vor dem Restaurant passt.


    Ein Buch, das man unbedingt im Winter lesen sollte, und das ich jedem empfehlen kann, der diese Art ruhiger Geschichten mitten aus dem Leben mag.



    Meine Wertung


    4ratten

    Meinem Sohn genügten irgendwann Pumuckl, Die drei Fragezeichen & Co. nicht mehr, und er fing auch ungefähr mit neun an, Hörbücher zu hören. Harry Potter war die "Einstiegsdroge", und mittlerweile hört er fast nur noch Hörbücher, kaum noch Hörspiele. Am liebsten hört er HP (immer wieder), aber auch die Eragon-Hörbücher dudeln rauf und runter. Natürlich versuchten wir, ihm auch das Lesen der Geschichten schmackhaft zu machen und übten anfangs sanften Druck aus, damit er auch mal das eine oder andere Buch in die Hand nimmt. Wir merkten aber schnell, dass das nach hinten losgehen kann, und bevor sein anfänglicher Widerstand ("Och nö - nicht schon wieder 'ne Lesestunde. Jetzt kommt doch gleich Spongebob im Fernsehen...") in akute Leseunlust umschlägt, haben wir das sein gelassen. Solange er seine Hörbücher hört, waren wir nicht ganz unzufrieden. Wir dachten uns, dass er wenigstens durch das Hören zusammenhängender, erzählter Geschichten sein Sprachvermögen schult. Das Lesen kommt bestimmt noch.


    Und so falsch lagen wir gar nicht. Jetzt ist er zwölf geworden und hört zwar immer noch seine Hörbücher rauf und runter, aber mittlerweile nimmt er auch freiwillig das eine oder andere Buch in die Hand. Bevor der letzte Harry-Potter-Band herauskam, hat er den sechsten Teil noch mal komplett gelesen, um wieder in die Geschichte reinzufinden. Und auch wenn Rufus Beck seinen Job ganz ordentlich macht, hat ihm das offensichtlich gezeigt, dass auch das Lesen der Geschichten ganz spannend sein kann...


    Tja, seitdem scheint ein Knoten bei ihm geplatzt zu sein, und zu seinem Geburtstag vor einer Woche hat er sich doch glatt Bücher gewünscht...! Im Moment verschlingt er die Bücher der Reihe "Die fünf Gefährten" von Jeff Stone.


    Was ich trotz meiner Ausschweifungen sagen wollte: Hörbücher sind durchaus geeignet für Kinder und ein sehr schönes Mittel, sie an Bücher heranzuführen. Und Harry Potter ist für den Einstieg ganz prima geeignet. Natürlich wird die Geschichte zum Ende hin immer komplexer und ist ab dem fünften, sechsten Band noch nicht unbedingt für Neunjährige geeignet. Aber die ersten Bände sind es auf jeden Fall.


    ich habe gerade nach der Verfilmung des "Zauberberg" unter Regie von Geißendörfer gegoogelt. Ergebnis - die DVD wird unter anderem von Amazon angeboten.
    http://www.amazon.de/Zauberber…ct-description/B00004S5TH



    Es gibt zwei Versionen der Verfilmung: einmal die auf DVD erhältliche Kinoversion und einmal den wesentlich längeren und ausführlicheren Fernseh-Dreiteiler. Leider ist die längere (und viiiiiiel bessere) Dreiteiler-Version nicht auf DVD erhältlich. :grmpf:


    Danke für Eure Hinweise. Ist zwar schade, dass die lange Version (noch?) nicht auf DVD erhältlich ist, sondern nur die kurze Fassung, aber das ist wenigstens etwas...


    Viele Grüße, M.

    Ich habe vor vielen Jahren mal die Fernsehverfilmung von Hans W. Geißendörfer (Lindenstraßen-Gucker aufgemerkt! :zwinker:) gesehen und war schwer begeistert. Vor allem von Christoph Eichhorn in der Rolle des Hans Castorp. Ich weiß noch, dass ich regelrecht an den Bildschirm gefesselt war. Ich hoffe, die Verfilmung wird irgendwann mal wiederholt. Oder ist sie vielleicht schon auf DVD erhältlich?

    Hallo zusammen,


    ich spüle diesen Thread mal nach oben... :zwinker:


    Hier die Bücher- und Literatur-Podcasts, die ich in iTunes abonniert habe. Die Links öffnen den Podcast (über den Umweg über den Browser) direkt in iTunes - jedenfalls bei mir auf dem Mac. Ob und wie die Links bzw. Podcasts ohne iTunes funktionieren, kann ich nicht sagen. Das müsst Ihr ggf. ausprobieren. (Wäre aber auch für mich interessant zu wissen.)


    Sehr schön sind insbesondere die beiden längeren Podcasts der Deutschen Welle und des Deutschlandradios, weil sie i.d.R. wirklich sehr ausführlich ihre Themen behandeln und oft professionelle und bekannte Sprecher verwenden. Aber auch die anderen, jeweils kürzeren Podcasts reichen für einen ersten Eindruck der vorgestellten Bücher und dienen als Appetitanreger...


    Bücherwelt - Das DW-Literaturmagazin
    Die wöchentliche Sendung der Deutschen Welle mit Schwerpunktthemen, Interviews, Expertenmeinungen usw. Jeweils um die 25 Minuten lang.


    dradio-Büchermarkt
    Podcast der täglichen Sendung des Deutschlandradios. Auch meist mit einem Schwerpunktthema zu einem Buch, Thema oder Autoren, mit schönen Hintergrundinfos, vorgelesenen Buchauszügen usw. Jeweils ca. 20 Minuten.


    Neues vom Buchmarkt - B5 aktuell
    Wöchentliche Sendung des Bayerischen Rundfunks mit Kurzvorstellungen neuer Bücher. Jeweils um die 4 Minuten lang.


    NDR Kultur - Neue Bücher
    Werktägliche Sendung mit kurzen Buchvorstellungen. Jeweils um die 4 Minuten lang.


    hr2 Buch und Hörbuch
    Kurzvorstellungen einzelner Bücher. Zumeist zwischen 6 und 10 Minuten lang, selten länger.


    Ich hoffe, es ist was für Euch dabei. Und für Hinweise auf andere oder neue Podcasts bin ich immer offen. :smile:


    Viele Grüße
    Stefan

    Ja, schöne Rezension. Meine Frau liest momentan zufälligerweise ebenfalls den "Bauch von Paris" und schwärmt davon in höchsten Tönen. Und nun auch noch diese begeisterte Rezension - also werde ich es mir demnächst wohl auch mal vornehmen. Ich habe Zola bislang - aus welchen Gründen auch immer - etwas skeptisch gegenübergestanden (meine Vorurteile: schwer zu lesen, unverdaulich, anstrengend). Doch vielleicht zerstreuen sich ja meine Befürchtungen. Das war in der Vergangenheit glücklicherweise bei den meisten Klassikern so. Ich stelle immer wieder fest: Keine Angst vor großen Tieren Klassikern... :zwinker:

    Wenn du es liest, schau am besten auch hin und wieder in die Leserunde auf leserunden.de, Matt Ruff hat dort einige sehr interessante Details hinterlassen. Leserunde: Matt Ruff - Set this house in order


    Oh - prima. Danke für den Tip! Hatte ich noch gar nicht entdeckt. :winken: (Hab' ich Deinen Beitrag weiter oben wohl nicht richtig gelesen...) :redface: :rollen:
    Sogar unter Beteiligung Matt Ruffs selbst.
    Immer wieder höchst erstaunlich dieses Forum und seine "Neben"-Foren... :daumen:

    "Ich und die anderen" liegt auch ziemlich weit oben auf meinem SUB. Obwohl oder gerade weil ich dem Thema Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) bzw. Dissoziative Identitätsstörung etwas zwiegespalten und unentschieden gegenüberstehe. Einige Zeitungsartikel der letzten Zeit ließen Zweifel aufkommen an der Glaubhaftkeit solcherart Diagnosen. Auch in der Wikipedia ist einiges hierüber zu lesen (s. Wikipedia-Artikel zur Dissoziativen Identitätsstörung, hier unter "Diskussion"):


    Zitat von Wikipedia (Auszug)


    Das Konzept der multiplen Persönlichkeitsstörung ist sehr umstritten.
    (...) vermuten Kritiker, dass die Diagnose weit zu häufig gestellt wird oder gar dass die Störung nicht existiert, und sprechen davon, dass die dissoziative Persönlichkeitsstörung heute zu einer Modediagnose geworden ist.
    (...) Kritiker bezeichnen die Diagnose als Erfindung von Therapeuten.


    Undsoweiterundsoweiter...


    Vielleicht ist die Lektüre des Buches von Matt Ruff ja trotz dieser Diskussion etwas aufschlussreicher. Von der Behandlung des Themas in Romanform verspreche ich mir eine andere als die rein wissenschaftliche Sichtweise...