Beiträge von KHW

    Wenn man den Titel liest, könnte man das Buch ja gerade liegen lassen. Wenn man Márai schon mal gelesen hat, ist das was anderes. Er wurde schon mal als der Thomas Mann von Ungarn bezeichnet und dem könnte ich folgen. Wer also die schöne Sprache und wohlklingende Worte liebt und etwas Weitschweifigkeit in Kauf nimmt und wen die Thematik nicht ganz abschreckt, sollte wirklich mal was von Márai lesen.
    Die Glut hat mir besser gefallen, wurde auch phänomenal in Berlin auf die Bühne gebracht.
    Hier gehts natürlich um Beziehungen, Beziehungen zwischen Mann und Frau, klar, genauer zwischen 2 Frauen und einem Mann. Dieser verläßt nach einigen Jahren Ehe seine Angetraute um das ehemalige Dienstmädchen zu heiraten, das ihm seit seiner Jugend nicht mehr aus dem Sinn geht. Dieser Geschichte wird in epischer Breite - wie gesagt - aus den Blickwinkeln der 3 Protagonisten/tinnen geschildert. Ein interessanter Ansatz.
    Das Buch steckt voller Melancholie, sanfter Ironie und voller Lebensweisheit, ist durchaus unterhaltsam, humorvoll und manchmal überraschend, obwohl es "nur" um Beziehungskisten und Biografien im Vorkriegs-Ungarn geht.
    Man muß ja nicht immer Krimis lesen. Gruß KHW


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    Hallo, Boyle-Leser, ich muß gestehen, daß ich ein Problem habe. Ich bin aus Wassermusik rausgefallen. Also nix mit "infiziert"...
    Zitat:"Aber das ist doch hanebüchenster Quatsch...völlig verzerrt und erlogen...S. 164"
    Also ganz so ist es nicht, ein Drittel hab ich mir angetan, dann hat sich mir aber schon eine gewisse Sinnfrage aufgedrängt, über die ich noch nicht ganz klar bin.
    Was ist der Unterschied zwischen América, Der Samurai von Savannah (die mir sehr gefallen haben) und Wassermusik ??
    Ich bin wie gesagt noch nicht fertig mit der Sache, aber mein gegegenwärtiger Eindruck ist, daß der irreale Zusammenhang hier deutlicher ist als in den beiden ersten Büchern, schwarzer Humor und Ironie usw. gut und schön, hier denke ich, da könnte ich ja gleich Terry Pratchett lesen.
    Die ersten beiden spielen in einer nachvollziehbaren Realität und ufern dann etwas aus, Wassermusik spielt in einem Zusammenhang, den ich schon sehr bald nicht mehr ernst nehmen konnte.
    Es geht um die Entdeckungsreisen des Schotten Mungo Park in Afrika und parallel um die Abenteuer eines gewissen Ned in der Kneipen- und Unterwelt von London, wie das zusammengeht, entzieht sich mir noch.
    In einer drallen und saftigen Sprache werden die Leiden und Abenteuer von beiden Protagonisten geschildert, darin liegt schon ein gewisser Unterhaltungswert.
    Zitat: "Rise erwacht mit Kopfschmerzen. Er hat Gin getrunken - alias Zieht-dir-die-Hosen-aus, blauer Ruin, Wacholderfluch - Entkräfter und Endstation der niederen Klassen, klar wie Säuferurin und beißend wie der Saft des Wacholders..."
    Ähnlich gehts mit den Leiden des Mungo Park in Afrika, der von den Mauren gepeinigt wird und doch nur davon träumt den Niger zu finden.
    Drastische Sprache, unwahrscheinliche Erlebnisse, etc.... wie gesagt.


    So habs ichs gesehen. Fände andere Meinungen interessant.


    Gruß KHW :urlaub:

    Hallo, jetzt sind sie aber alle am schwärmen. Schön so, am Samurai von Savannah "arbeite" ich gerade.


    Bartlebooth, wg.Stichwort Loser: klar ist Mossbacher kein Loser in dem Sinne, es kam mir nur die Parallele zwischen Candido, dem Mexikaner und Hiro, dem Japaner, so Typen, die abseits stehen, "du hast keine Chance, deshalb nutze sie", zeichnet er meisterhaft.
    Du hast recht, am Ende von América übertreibt er, seine Fabuliersucht geht mit ihm durch und es wird surrealistisch.
    Aber was ihm trotzdem gelingt und was ich wertvoll finde, ist, man leidet mit, man ist in der Geschichte drin, und das macht doch ein gutes Buch aus.


    Beim Samurai geht es mir gerade schon mal so.


    Mal sehen, wie ich es am Ende sehe.


    Wassermusik habe ich mir auch schon geangelt, offenbar infiziert.


    gruß KHW

    Hallo, vielen Dank für die Reaktionen, es ist schon spannend, wie man so einen Schriftsteller und seine Schreibe entdeckt.
    Hab jetzt den Samurai von Savannah in Arbeit und bin gespannt welche unwahrscheinliche Kapriolen Boyle sich hier ausdenkt.


    Bis dann mal.
    KHW

    T.C.Boyle-América
    Stelle fest, dass hier keiner T.C. Boyle liest, habe ihn gerade entdeckt.


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    Wertung :
    Ein bedrückendes und doch unterhaltsames Buch. Es ist irre, wie Boyle diese Mischung hinbekommt. (Obwohl es da ja noch andere gibt: Mankell z.B. mit seinen Afrika-Büchern, etc.)
    Handlung:
    Zwei Paare, wie sie unterschiedlicher nicht leben könnten, das eine auf der Sonnenseite des Lebens, das andere im tiefsten Chaos und Elend von Illegalen, leben in räumlicher Nähe in Kalifornien. Ihre Lebenswege kreuzen sich mehrfach in tragikomischer Verstrickung. Tragisch, wenn man die realen Hintergründe dieser Existenzen erlebt, komisch, weil am Ende doch stark überzeichnet wird.
    Bedrückend aber auch die Erosion und Doppelbödigkeit der bürgerlich liberalen Einstellungen, die im Handlungsverlauf in rassistische Hysterie abzugleiten drohen.
    Stil:
    Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und eigen, wenn er z.B. formuliert „der Tag sank in ihre Adern wie ein Elixier“, oder „worauf der Tag um sie herum in Stücke fiel“. Weitere Leseprobe: „...und er war glücklich, so glücklich, wie er noch nie gewesen war, bis zu dem Augenblick, als der Wind das Feuer aus seinem Kohlenbett riss und mit einem Fauchen, das lauter klang als alle Öfen der Hölle, die Glut durch die Baumwipfel tanzen ließ“. Ich finde das meisterlich, wie er da aus dem Glück heraus das Inferno konstruiert.
    Für mich ist Boyle eine erfreuliche Entdeckung. Werde mehr von ihm lesen.
    :elch:
    Gruß KHW

    Also gut, gebe dir ja recht, ein bekannter Kritiker würde sagen: keine große Literatur. Aber unterhaltsam und noch hoch aktuell.
    Daß frühere Grisham's besser sein sollen, werde ich testen.
    Gruß KHW

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    Hier liegt eine irre Geschichte in einem genauso irren amerikanischen Justizsystem vor. Es geht um Sammelklagen, die gigantische Ausmaße annehmen und unfassbare Millionensummen einbringen können. Man hört hier ja oft vom amerikanischen Verbraucherschutzrecht, das seltsame Blüten treibt. Hier schwindelt es dem Leser beim Vorgehen der geschilderten Anwälte, bei der moralische Grundsätze schnell baden gehen. Da, wo sie dann wieder zurückkehren, müssen sie von der Pleite befördert werden. Aufstieg und Pleite des eigentlich sympathischen, aber getriebenen jungen Anwaltes sind gleichermaßen gigantisch und schwindelerregend.
    Wenn man sich vorstellt, dass der Roman nicht allzu weit von der amerikanischen Realität entfernt ist – wird’s mir grad wieder schwindlig. Armes Amerika.
    Aber – zum Roman zurück – Grisham versteht es eine enorme Spannung und Geschwindigkeit der Handlung zu erzeugen, man wird selbst ganz atemlos dabei.
    Der junge Anwalt wird aus dem alltäglichen Kleinkrieg als unterbezahlter und überlasteter Pflichtverteidiger von Kriminellen in wenigen Wochen und Monaten in die Creme der Staranwälte und Spitzenverdiener gespült. Atemberaubende (wie gesagt) Prozesse werden mit nicht ganz legalen Mitteln angestrengt, gewonnen und später wieder verloren. Die Mandanten der Anwälte werden zu ihren Opfern und zu ausgepressten Fällen.
    Durchaus lesenswerter Roman, Kritiker würden anmerken, keine große Literatur, aber sehr unterhaltsam.


    [size=9px]Edit: John Grisham ist nun eindeutig ein Autor von Thrillern. KHW, wenn du dir unsicher über die Kategorie bist, dann sieh doch bitte auf Amazon.de nach. Dort ist zu alllen Büchern die entsprechende Kategorie aufgeführt. Galadriel[/size]

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    Der Geisterseher, Kai Meyer


    Erstaunliche, furiose Mischung von fantastischem Kriminal-Roman auf einem historisierenden Hintergrund. Die Stroy verblüfft schon am Anfang: die Gebrüder Grimm erhalten von dem sterbenden Schiller ein geheimnisvolles Manuskript, das sie zu Goethe bringen sollen. Es wird ihnen geraubt, und um dieses Mauskript rankt sich die ganze etwas verwirrende Handlung, die mit einigen Fantasmen angereichert, am Ende eine spannende Actiongeschichte mit vielen Toten, Mysterien und einem unverhofften Ausgang wird.
    Erstaunlich auch der echte historische Hintergrund der Entstehung der ganzen Geschichte. Sie basiert auf der Erzählung „Der Geisterseher“ von Schiller. Wenn man sie vorher gelesen hat, hat das ganze einen eigenen Reiz. Die Fortsetzung dieser unvollendeten Erzählung wird nämlich in dem ominösen Manuskript vermutet, das hier Gegenstand des Romans ist. In ihr soll der Stein der Weisen enthalten sein, die sagenhafte Legende, wie Gold und ewiges Leben hergestellt und erreicht werden können. Gleichzeitig tauchen aber handelnde Figuren, vor allem der Oberbösewicht „Der Armenier“ auch hier in der Geschichte auf. Der Mysterien nicht genug, wirken auch noch die Rosenkreuzer und die Illuminaten-Bruderschaften mit.


    Der Schreibstil des Autors ist in meinen Augen uneinheitlich – manchmal zieht sich die Handlung – am Ende gewinnt sie druckvollen Actioncharakter, bevor sie am Ende ein wenig versandet; alle Geheimnisse sind aufgelöst, ein Happy-End will nicht gelingen, eine der zentralen Figuren stürzt sich in die Tiefe, der Leser kann sich mit einem „Uff“ entspannen.


    Gut zu lesen im Krankenschein, an langen Herbstabenden oder so ...


    Edit: Ich habe den Beitrag hierher verschoben, denn in Weltliteratur und Klassik hatte er nun wirklich nichts verloren. Galadriel
    Und ich habe einen Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

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    Hallo!
    Geschafft – und es ist doch noch gut geworden. Sogar echt gut.

    Zitat von "Spoiler"

    Wenn man erschreckt, wenn plötzlich in der Handlung einer der Protagonisten erschossen wird, hat der Autor ja zumindest erreicht, dass man die Figur akzeptiert hat, oder sich mit ihr identifiziert hat und dass man irgendwie im Buch angekommen ist. Wenn man dann froh ist, dass das Opfer überlebt, noch mal o.k.


    Vorher, in der ganzen ersten Hälfte des Romans war es noch nicht so weit, Edwardson hat mich genervt, mit seitenlangen Reflektionen, Selbstgesprächen und Rumphilosophieren, eine Zeit lang ist das ja o.k., vor allem wenn’s zum Typ passt (hier der Inspektor Winter – eine Konkurrenz zu Wallander) , aber wenn man darüber den Fortgang der Handlung aus dem Auge verliert, hört bei mir der Spaß auf, ich verliere dann den Faden.
    In der zweiten Hälfte nimmt er Fahrt auf, die Handlung nimmt wieder greifbare Formen an und ich bin nach Unterbrechungen wieder gern zum Buch geeilt.
    Ich verstehe auch so bisschen seinen Stil, ist mir beim ersten gar nicht so aufgefallen, er webt an Mythen, Geheimnisse pflastern seinen Weg, er lässt so manchen Gedanken in der Luft hängen, wie gesagt, eine Zeitlang ist das super...
    Meisterlich verknotet er zwei verschiedene Handlungsstränge, hier sind es zwei Fälle, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
    Atmosphäre schaffen sollen wohl die Themen Jazz und Whisky, Winter liebt Coltrane & Co. Und am Ende schwebt der Geschmack von Single Malt Whisky zwischen den Seiten, es spielt ja auch alles zwischen Schweden und Schottland.
    Schönes Beispiel für „sperrige Bücher“.
    So habe ich es gesehen.


    Grüße KHW
    :elch:


    [size=9px]Edit: Ich habe das Thema in Krimis verschoben, weil es nicht unter die allgemeine Diskussion über Bücher gehört. Galadriel43 [/size] :smile:

    Hallo, ich mache mit beim Vargas-Fanclub. Habe fast alles gelesen oder werde jedenfalls alles lesen, was ich kriege. Das letzte war jetzt "der untröstliche Witwer". Der Titel ist ja nicht so treffend, aber das nur nebenbei. Stil und Stories der Vargas sind immer so verrückt, magisch bis skurril, die ist einzigartig in dem Genre.
    Noch besser war ja "Fliehe weit..", da war ich total begeistert.


    :elch:
    Gruß KHW

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    Eine ergreifende Familiengeschichte um ein Pflegekind, das einem jungen Paar unverhofft zufällt, glaubhaft und spannend erzählt.
    Erstaunlich, daß Familendynamik, soziales und pädagogisches Denken und Handeln spannend erzählt werden kann. Amelie Fried kanns.
    Sie kann sich in alle beteiligten Figuren gut einfühlen, ihr Handeln und Fühlen gut schildern und der Leser ist mittendrin.


    Werde mehr von Amelie Fried lesen.

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    Bin sehr erstaunt, dass ich eine Erzählung von Schiller gefunden habe, die phasenweise durchaus als Fantasy- oder Horror.Geschichte durchgeht.
    Eine in heutigen Augen etwas konfuse und verworrene Geschichte aus dem Leben eines Prinzen im 18. Jhd. Der Hintergrund ist die dekadente Lebensweise der adligen High-Society dieser Zeit in Venedig.
    Der Fantasy- und Horror-Charakter bezieht sich eher auf die erste Hälfte, wo es sich um verwickelte Geisterbeschörungen, vermeintliche oder echte, geht. In der 2. Hälfte kippt die Erzählung eher in ein Liebesdrama und endet auch irgendwie tragisch und unerwartet. Der rote Faden ist das Treiben eines rätselhaften Armeniers, welcher der Gegenspieler des Prinzen ist.
    Alle Namen und Daten sind ausge-xt, was den Charakter eines Tatsachenberichtes erhöhen mag.
    Die Sprache ist halt die Sprache Schillers, heute altmodisch, geschraubt wirkend aber klassisch und kunstvoll.


    Die Geschichte hat Längen, durchaus aber großen Reiz, auch Spannung, hat mir gut gefallen, wie gesagt, vor allem weil man sich wundert, dass Schiller, „so was“ schrieb.


    Jetzt habe ich herausgefunden, dass Kai Meyer das Thema aufgegriffen hat und eine moderne Fassung geschaffen hat. Lese ich demnächst. Vergleich ist sicher spannend.