T.C. Boyle - Wassermusik

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.499 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Hallo zusammen,


    eine Lanze für Wassermusik. Konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen, auch wenn mir klar war, dass das wohl zu einem guten Teil daraus resultiert, dass T.C. Boyle "nur" sauber sein Handwerk beherrscht und ein Buch geschrieben hat, über das jeder Creativ-Writing-Dozent jubeln würde...
    Aber das sei auch mal gebilligt. Mehrere Handlungsstränge, die - wie könnte es denn anders sein - am Schluss ganz nett zusammenfinden und ein gut lesbarer Stil machen das ganze Buch zu einem netten Lesevergnügen, auch wenn es sicher nicht die höchste Literatur ist...


    Habe letztens das engl. Riven Rock für ziemlich günstig irgendwo gekauft, werd mich vielleicht Weihnachten mal dranmachen...


    Viele Grüße, Konstantin

    La vérité, dit-on, sortait d&#39;un puits. <br />La Muse, si vous le permettez, sortira d&#39;un tonneau.

  • Da bi ich wieder :smile:,


    Ich habe doch tatsächlich "Wassermusik" vergessen!!!
    Das find ich ebenfalls sehr genial.
    Vor allem die Hauptperson finde ich echt super, aber da gibt es schon auch einige Übertreibungen, aber auf jeden Fall empfehlenswert.


    Wie konnte ich dieses fesselnde Buch nur vergessen!?


    LG, Ragle

  • Hallo, Boyle-Leser, ich muß gestehen, daß ich ein Problem habe. Ich bin aus Wassermusik rausgefallen. Also nix mit "infiziert"...
    Zitat:"Aber das ist doch hanebüchenster Quatsch...völlig verzerrt und erlogen...S. 164"
    Also ganz so ist es nicht, ein Drittel hab ich mir angetan, dann hat sich mir aber schon eine gewisse Sinnfrage aufgedrängt, über die ich noch nicht ganz klar bin.
    Was ist der Unterschied zwischen América, Der Samurai von Savannah (die mir sehr gefallen haben) und Wassermusik ??
    Ich bin wie gesagt noch nicht fertig mit der Sache, aber mein gegegenwärtiger Eindruck ist, daß der irreale Zusammenhang hier deutlicher ist als in den beiden ersten Büchern, schwarzer Humor und Ironie usw. gut und schön, hier denke ich, da könnte ich ja gleich Terry Pratchett lesen.
    Die ersten beiden spielen in einer nachvollziehbaren Realität und ufern dann etwas aus, Wassermusik spielt in einem Zusammenhang, den ich schon sehr bald nicht mehr ernst nehmen konnte.
    Es geht um die Entdeckungsreisen des Schotten Mungo Park in Afrika und parallel um die Abenteuer eines gewissen Ned in der Kneipen- und Unterwelt von London, wie das zusammengeht, entzieht sich mir noch.
    In einer drallen und saftigen Sprache werden die Leiden und Abenteuer von beiden Protagonisten geschildert, darin liegt schon ein gewisser Unterhaltungswert.
    Zitat: "Rise erwacht mit Kopfschmerzen. Er hat Gin getrunken - alias Zieht-dir-die-Hosen-aus, blauer Ruin, Wacholderfluch - Entkräfter und Endstation der niederen Klassen, klar wie Säuferurin und beißend wie der Saft des Wacholders..."
    Ähnlich gehts mit den Leiden des Mungo Park in Afrika, der von den Mauren gepeinigt wird und doch nur davon träumt den Niger zu finden.
    Drastische Sprache, unwahrscheinliche Erlebnisse, etc.... wie gesagt.


    So habs ichs gesehen. Fände andere Meinungen interessant.


    Gruß KHW :urlaub:

  • Hey KHW,


    Zitat von "KHW"


    Ich bin wie gesagt noch nicht fertig mit der Sache, aber mein gegegenwärtiger Eindruck ist, daß der irreale Zusammenhang hier deutlicher ist als in den beiden ersten Büchern, schwarzer Humor und Ironie usw. gut und schön, hier denke ich, da könnte ich ja gleich Terry Pratchett lesen.


    Das mit dem ireaelen Zusammenhang stimmt meiner Meinung nach, aber das ganze ist schon etwas anders als Pratchett. Ich meine Pratchett ist wirklich lustig und "Wassermusik" ist echt böse...
    Also mir hat's echt gut gefallen, aber zugegeben es ist ein Buch, dass übertrieben zu Übertreibungen neigt. Da gibts eine bestimmte Stelle, die mir auf Anhieb einfiele, aber ich weiß nicht ob du da schon bist...


    LG,


    Ragle

  • gelesen im Rahmen des SUB-Wettbewerbs und generell für GUT befunden.


    180x: Mungo Park sucht den Niger, Ned Rise sucht genügend Geld um die allgegenwärtige Armut hinter sich zu lassen und Ailie wartet.


    Es dauert fast 2/3 der 700 Seiten bis eine Verbindung zwischen den bis dahin parallel erzählten Geschichten von Mungo Park dem Entdeckungsreisenden und Ned Rise dem Dieb, Betrüger und Überlebenskünstler. Doch das trübt den Spass bis dahin nicht, da beider Geschichten, ebenso wie die von Mungos Verlobter/Frau Ailie interessant und spannend geschildert werden. TC Boyle malt ein spannendes und sehr lebendiges Bild sowohl der englischen Gesellschaft als auch der Abenteuer in Afrika. Während die Geschichte von Ned in London eher lebensnah wirkt, hat man bei Mungos Afrika-Erlebnissen häufig das Gefühl einer Slapstick-Komödie zuzusehen, so abstrus wirkt das Geschehen.
    Eine Besonderheit im Gegensatz zu sonstigen historischen Romanen ist der tatsächlich allwissende Erzähler, denn ab und zu blitzen Kenntnisse und Begriffe des 20. Jahrhunderts auf, die aus der Geschichte hervorstechen und auf mich teilweise den Eindruck machten als wolle der Autor sagen“ Hey, nimm das nicht alles so ernst“


    Ein Buch welches denen die sich darauf einlassen eine Menge Spass bereiten kann.


    4ratten

  • Wassermusik ist mein »Lieblings-Boyle«! Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, war ich froh über die Abschnittsüberschriften, die mich ab und zu innehalten ließen, sonst hätte ich es in einem Rutsch durchlesen müssen. Diese Sprache kann einen besoffen machen :breitgrins:
    Die historischen Ungenauigkeiten und Verfälschungen, die Boyle sich hier zugunsten seiner Story erlaubt hat, sehe ich im daher – und weil er es selber zugibt – ausnahmsweise als schriftstellerische Freiheit gerne nach. Wie die Stränge und Personen zueinanderlaufen würden, wurde mir etwa zu Beginn des letzten Drittels deutlich, nahm der Geschichte aber nichts von ihrem Reiz.


    Weil ich dieses Buch so mag, habe ich es jetzt als Hörspiel gehört:


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    Damit ist der größte Kritikpunkt auch schon genannt: Es ist ein HörSPIEL und kein HörBUCH. Die Umsetzung mit verschiedenen Sprechern und Geräuschkulisse ist nicht einmal insgesamt schlecht, eher im Gegenteil, aber manches Mal sind die Sprecher so leise, daß sie über den übrigen Geräuschen bzw. der Musik kaum noch zu hören sind – jedenfalls nicht in einem Auto auf der Autobahn. Ich hatte auch den Eindruck, daß die Bearbeitung eher dezent war, ich habe keine wesentlichen Punkte vermißt. Dafür haben aber einige der brutaleren Szenen so gehört sehr viel größere (Schock-)Wirkung entfaltet als gelesen, ich bin halt doch eher der auditive Typ :breitgrins:


    Für das Buch gibt's 5ratten
    Für diese Hörspielfassung einen kleinen Abzug und deshalb 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

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    Ich habe „Wassermusik“ in der obigen Ausgabe gelesen. Der Anfang dieses Buches hat mich regelrecht begeistert. Der erste Satz macht auf das weitere Geschehen sehr neugierig und ist beim zweiten Lesen ist mir dann auch die Zweideutigkeit aufgefallen. Der Humor von Boyle, der vielleicht manchmal ziemlich speziell sein kann, hat mir sehr zugesagt, so dass ich mich königlich amüsiert habe. Vor allem das Rezept für ein gebackenes Kamel hat mich zum Grinsen gebracht. :breitgrins:


    Die drei Erzählstränge um den Afrikareisenden Mungo Park, den Londoner Trickbetrüger Ned Rise und Mungos Verlobte Ailie Anderson haben mir gleichermaßen gefallen, auch wenn sich die Verbindung zwischen der Geschichte von Mungo Park und Ned Rise erst ziemlich spät herausstellt.


    Aber schon während des ersten Teils haben sich bei mir Ermüdungserscheinungen eingestellt. Vielleicht habe ich mich schnell an den schwarzen Humor Boyles gewöhnt, auf jeden Fall fand ich das Buch auf den letzten zwei Dritteln gar nicht mehr lustig. Auch einige Wiederholungen (z.B. dass Mungo Park und Ned Rise immer wieder in Schwierigkeiten geraten und trotzdem wieder entkommen) haben dazu geführt, dass die Handlung teilweise ziemlich vorhersehbar war.


    Die Nebencharaktere und Ned Rise waren sehr lebendig und farbig gestaltet, wohingegen Mungo Park etwas blass bleibt. Aus seiner Vergangenheit erfahren wir so gut wie gar nichts. Was mich aber am meisten geärgert hat, ist dass der Charakter von Ailie Anderson einige krasse Veränderungen durchgemacht hat, die ich so einfach nicht nachvollziehen konnte. Am Anfang ist sie noch eine unabhängige und moderne Frau, doch nach ihrer Hochzeit mit Mungo tritt sie fast nur noch als Geburtsmaschine oder keifende Ehefrau auf. Da hätte sich Boyle meiner Meinung nach bei der Charakterbeschreibung mehr Mühe geben – oder den Handlungsstrang mit Ailie gleich weglassen können.


    Ich habe den Roman zwar noch ganz gerne zu Ende gelesen, aber begeistern konnte er mich nicht mehr.


    Das Thema an sich fand ich allerdings sehr interessant und ich habe inzwischen einiges bei Wikipedia nachgelesen, weil ich neugierig darauf war, inwiefern sich Boyle Freiheiten bei der Gestaltung seiner Geschichte genommen hat. So gebe ich dann noch guten Willens


    3ratten vor allem für den tollen Anfang

  • T.C. Boyle – Wassermusik

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    OA:1980
    OT:Water Music
    576 Seiten
    ISBN: 978-3423144124


    Klappentext:
    Mungo Park, Afrikaforscher aus Schottland, begibt sich Ende des achtzehnten Jahrhunderts wie viele Europäer vor ihm auf die Suche nach dem Niger. Johnson, ein Afrikaner, den ein wechselvolles Schicksal zeitweilig in Londons beste Gesellschaft verschlug, bis er infolge eines Duells zurück nach Afrika verbannt wurde, steht ihm als Dolmetscher zur Seite. Eine verwegene Reise beginnt, ein Abenteuer, das durch die Begegnung mit Ned Rise, einem Pechvogel und Trunkenbold, eine schicksalhafte Wendung nimmt. Mit dabei auf dieser Tour de Force: Huren, Schläger, Kannibalen, Stammesfürsten, Glücksritter.


    Eigene Meinung:
    Ich wurde kein begeisterter Anhänger von Boyle und werde demzufolge auch kein Buch mehr von ihm lesen.
    Ich habe mich ziemlich durchgequält. Woran das lag? Nun ja, da gibt es verschiedene Aspekte.
    Zum einen muss ich sagen, dass Boyle mit Sicherheit kein schlechter Schriftsteller ist, nur gefällt mir persönlich nicht seine Art zu schreiben. Er ist mir stellenweise einfach zu direkt und zu detailreich, wenn es um widerwärtige Dinge und all deren Aspekte geht. Ich muss nicht jede Seite immer wieder erneut lesen, wie abstoßend und ekelerregend Gerüche, Orte oder Menschen sind. Ich muss nicht immer wieder lesen in welchem Dreck und welchem Gestank sich die Protagonisten aufhalten. Das ging mir irgendwann auf die Nerven. Ebenso die immer wiederkehrenden Gefahren und deren dramatische Wendungen bis hin zur Errettung in letzter Sekunde. Das hat irgendwann gelangweilt, weil man schon so daran gewöhnt war, so dass es nicht mehr aufregend war.
    Natürlich waren es zu diesen Zeiten in Afrika keine angenehmen Bedingungen zu reisen und zu erforschen, aber um dies zu beschreiben, wäre weniger mehr gewesen.
    Alles in allem war mir der Schreibstil zu plump, zu direkt und zu aufdringlich. Ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll. Stellenweise hat mich dieses Buch abgestoßen und mit sehr großer Erleichterung widme ich jetzt einem anderen Buch.

  • 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Mungo Park, der große Afrikareisende, der unbedingt den Verlauf des Nigers erkunden wollte, ist die Hauptperson in diesem historischen Abenteuerroman. Daneben sind Ned Rise, ein schlitzohriger Überlebenskünstler aus London, der immer wieder aufs Neue um seine Existenz kämpft und Ailie, die künftige Frau Mungo Parks, die beiden anderen Protagonisten in diesem Buch. Erzählt werden immer wieder abwechselnd aller drei Leben, beginnend zum Zeitpunkt der ersten Afrikareise Parks.
    Boyle hält sich an das Grundgerüst der Informationen, die hauptsächlich durch Mungo Parks eigenes Buch 'Travels in the Interior of Africa' bekannt wurden. Darüber hinaus aber lässt er seiner Phantasie freien Lauf, was diesen Reisebericht zu einer opulenten und außergewöhnlich fesselnden Leküre macht. Boyles schreibt unglaublich bildhaft, sodass man nicht nur Afrikas Gerüche, Städte und Wildnis vor Augen hat, sondern ebenso das dreckige, verwahrloste London der damaligen Zeit. Ein kleines Beispiel: "...Da kommen abrupte Abhänge, Hügel und Täler, Grate und Rinnen, Ciboa-Haine sind dunkle Flecken in den Tälern, und mächtige Tabbas, mit Stämmen so dick wie Big Ben, wachen still auf den Gipfeln. Unter ihren Füßen welkes Guineagras und Ginstergestrüpp voller Kletten und Dornen. Überall lauern Schlangen, Skorpione, Spinnen so groß wie Omelettes...". Boyle übertreibt und dramatisiert, aber es passt zu dieser Zeit und diesen Geschehnissen, wo wohl vieles ins Extreme abglitt.
    Wer phantasievolle, ausufernde Literatur liebt, wird mit diesem Buch sicherlich viel Freude haben. AbenteuerliebhaberInnen, die lieber realitätsgetreue Lektüren mögen, sind vermutlich nicht so begeistert.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  • Meine Meinung

    Ich habe letztes Jahr von Mungo Park Travels in the interior of Africa gelesen, deshalb war Wassermusik eine schöne Ergänzung.


    Es zeigt die nicht so glorreiche Seite des Expeditionslebens: die Frau, die daheim mehr oder weniger geduldig auf den Helden wartet und die Gefahren durch Natur und Mensch. Auch die durch die eigene Dummheit oder besser gesagt, Arroganz. Trotzdem konnte ich Mungo Parks Gründe verstehen, wieder nach Afrika zurückkehren zu wollen.


    Seine Geschichte und die von Ned liefen anfangs nebeneinander her und ich war gespannt, wann und wo sich die Beiden begegnen würden. Denn ich war mir nicht immer sicher, ob es wirklich passieren würde.


    Ich hatte meine Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu kommen, aber als sie mich erst einmal gepackt hatte, hat sie mich nicht mehr losgelassen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.