Beiträge von Iris

    Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    wie gesagt: Mir gefiel das Kapitel von Nurias Aufzeichnungen ausgesprochen gut :)


    Zugegeben, es ist vermutlich ein bißchen Korinthenkackerei meinerseits, aber wenn etwas als "Aufzeichnungen" einer Figur bezeichnet wird, dann erwarte ich eigentlich, daß innerhalb dieses Teils die Perspektive dieser Figur beibehalten wird und nicht zwischen dieser und z.B. einer auktorialen hin- und herspringt.
    Das mag daran liegen, daß ich bei meiner eigenen Arbeit sehr viel Wert auf Stimmigkeit in der Erzählweise lege.
    Aber möglicherweise ist es gar nicht Zafóns "Schuld", denn leider habe auch ich schon die Erfahrung gemacht, daß verlagsseitigen Textbearbeitern diese Stimmigkeit zwar im Vorfeld enorm wichtig ist, sie sie aber während des Lektorats oder in einer Textredaktion bedenkenlos opfern -- meist mit Argumenten wie "Das ist nicht wichtig" oder gar "Unsere Leser ..." Deshalb bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das Zafón anlasten soll.
    Und wenn das bei ihm der Fall gewesen sein sollte, dann wünsche ich ihm, daß er sich von Buch zu Buch mehr durchsetzt! :)


    Zitat

    Die Leserunde war für mich sehr schön, auch wenn ich doch sehr hinterherhinken musste.


    Ich fand es auch sehr aufschlußreich. Dank an alle, die hier gepostet haben.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Leia!


    Historische Romane mit tollen Heldinnen und starken Frauen sind nun so gar nicht mein Ding ... Das artet meiner Ansicht nach immer in "historic fantasy" oder "historic romance" aus: Die dargestellten weiblichen Hauptfiguren sind nahezu ausnahmslos Personen des 20.Jh. in bunter, möglichst schrecklicher Kulisse ... Eine der wenigen Ausnahmen, die ich kenne, ist Die Wanderhure von Iny Lorentz.


    Aber Lesevorlieben sind Geschmackssache, und ich gebe unumwunden zu, daß die Erwähnung einer "starken Frau" im Klappentext mich grundsätzlich dazu bewegt, das Buch im Laden zu lassen.
    Deshalb bieten meine eigenen Romane keine solchen "starken Frauen" ... und ich tu mich dann natürlich sehr schwer mit Empfehlungen ...


    Ich wünsche dir viel Spaß hier und viele neue Empfehlungen, um deine Lesemanie hegen und pflegen zu können!
    Liebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Zitat von "finsbury"

    Ich denke, da der Autor bei einigen Personen sehr genau ist (z.B.Fermín) und bei anderen nicht, zeigt das nicht das Leben, sondern dass er nicht völlig sorgfältig gearbeitet hat.
    Das heißt aber nicht, dass dieses Buch keine anderen Qualitäten hat, wie ich ja auch mehrfach betont habe.


    Dem kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen!


    Zafón hat aufgrund der erzählerischen Qualitäten, die er zweifelsfrei hat, sicherlich eine zweite Chance bei mir, und ich werde zumindest die Seiten bis zu Nuria Montforts Bericht nochmal lesen.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Hmm...ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass der Autor sich selbst spoilert, wenn er über Daniel schreibt "In einer Woche sollte ich tot sein". Mal davon abgesehen, dass es mir nicht gefällt, dass Daniel sterben soll: Ich hätte das Überraschungsmoment vorgezogen!


    Das ist ein grundsätzlicher Zug bei diesem Buch: Jedesmal, wenn er eine Person in einem Dialog oder in der Handlung indirekt einführt (z.B. wenn andere über diese Person reden), schickt er eine Art Kurzcharakterisierung voraus.
    Ich muß zugeben, daß da meine Finger nach dem "Rotstift" zucken ...


    Zitat

    Und immer wieder die Lutschbonbons :breitgrins:


    Komisch, in Murakamis Mr Aufziehvogel kommt es auch dauernd vor: Zitronenbonbons -- Zufall oder ein direkter Bezug?
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Mir geht es wie den meisten MitleserInnen hier. :winken:
    Nach einem stimmungsvollen Einstieg, der langsamen Einbeziehung der Geschichte des spanischen Bürgerkriegs wird anhand der verschiedenen Figuren (Fermín - m.E. die beste Figur des Romans -, Fumero, Julián, Don Fernando, Jorge) die Verwicklungen in diesen Krieg und die Zerrissenheit der spanischen Gesellschaft, die wie ein Schatten über Barcelona liegt, geschildert. Und das auf eine wunderbare, an den Figuren orientierten Weise, die eine ganz eigentümliche, geradezu traumhafte Atmosphäre schafft.


    Aber mit dem Abschnitt, der Nurias Aufzeichnungen umfaßt (Nuria Montfort: Bericht über Erscheinungen / 1933-1955) fällt der Roman dramatisch ab. Neben unmotivierten Perspektivensprüngen und ebenso unmnotivierten Wechseln zwischen narrativer und szenischer Erzählweise werden nun auch noch die zuvor aufgebauten Rätsel und Verwicklungen regelrecht ungefragt aufgedröselt. Was wohl eigentlich eine Darstellung der Ereignisse aus einer anderen Perspektive sein sollte, gerät zu einem auktorialen Bericht.
    Konsequenterweise muß dann die Handlung aus dem Phantastisch-Traumhaften in eine fiktive "Realität" wechseln, die krasse Züge eines Actionfilms aufweist. Der Showdown gehört zum schlechtesten und enttäuschendsten was ich je in diesem Genre gelesen habe: Es wird wirklich keine noch so krude Wendung ausgelassen. Spannend ist etwas anderes ...
    Und der Ausreißer zurück ins Phantastisch-Traumhafte, die Nahtoderfahrung, die überflüssigerweise zu einer Art Auferstehung von den Toten stilisiert wird, hat mir diesen Teil vollends verdorben.


    Schade. Sehr schade. Es fing wirklich so gut an, es war auf 390 eine solche Lesefreude, daß mir der Rest geradezu gallig aufstieß!


    Zafón kann definitiv sehr gut erzählen und schreiben, und seine Charaktere sind von einer bemerkenswerten Lebendigkeit. Aber was die Plotentwicklung angeht, sollte er dringend von überkandidelten Hollywoodelementen Abschied nehmen. In ein stimmungsvolles Drama gehören halt nicht die platten Mittel eines Actionreißers.


    Trotzdem: Allein schon wegen der Art, wie Zafón erzählt und wegen seines Stils werde ich es sicherlich wieder zur Hand nehmen und lesen -- nur eben das letzte Drittel nicht ...
    Liebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Er bezieht sich da wohl auf den Weg der sieben Künste nach Paracelsus:


    Vermutlich hast du recht. Fermín hat sowieso sehr krause Ansichten - schwankend zwischen gesundem Menschenverstand, einer absonderlichen Bildung und aus beidem kombinierte merkwürdige Vorstellungen ... Hinzukommt noch das Trauma, das ihn umtreibt ...
    In meinen Augen ist Fermín die gelungenste Figur des Romans! :)


    Zitat

    Diese Welt wird nicht von der Atombombe zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem einen Witz macht, einen schlechten noch dazu. (Seite 122 auf 123)


    Das erinnert mich an Neil Postmans Buch Wir amüsieren uns zu Tode (s.u.)


    Zitat

    Ein Buch, sich darin zu verlieren....


    Stimmt. :)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Finsbury!


    Zitat von "finsbury"

    Da habe ich wohl schlampig gelesen.


    Darum beneide ich dich! Wenn Bücher solche Mängel aufweisen, kann mir das die Freude ziemlich versauen.


    Zitat

    Mein Exemplar (auch Club) ist allerdings in der alten RS verfasst, deins nicht?? Oder meinst du, dass die NRS die Lektoren so verunsichert?


    Genau das -- kann mich wieder mal nicht richtig ausdrücken ... Es gibt Vermischungen ...


    Zitat

    Mir geht vor allem jedes Mal das Messer in der Tasche auf, wenn sich Verlage, die sog. "gehobene Literatur" ver-treiben, kein ordentliches Lektorat leisten: Mein allzeit schlimmstes Beispiel ist der Insel Taschenbuch-Verlag. Das ist zum Teil so Text entstellend, dass es einen beim Weiterlesen beeinträchtigt.


    Wie? Heutzutage hat doch jeder Verlag seine eigene RS-Variante? :breitgrins:


    Zitat

    Wie gesagt, bei mir alte RS, da müssen diese Kommata ja stehen!


    Auch die alte Kommasetzung kannte optionale Kommata, wenn auch weitaus weniger.
    (Ich kapier sowieso nicht, warum man so vieles auf "optional" umgestellt hat. Wenn ich gelegentlich Zeitungsartikel lese, habe ich -- insbesondere bei Kommentaren! -- gelegentlich völlig die Bezüge im Satz verloren. :grmpf:


    Zitat

    Ich bin auch vom Fach, nur versuche ich, unserem Nachwuchs die korrekte RS zu vermitteln, und da wird vermutlich die Fehlertoleranz etwas größer. Allerdings sind für mich Bezugsfehler und besonders Groß-/Kleinschreibungsmängel, eben wegen der Bezüge, auch ein rotes Tuch. :grmpf:


    Ich habe die "alte" sehr gut drin, beherrsche aber auch die Neue, soweit das bei einigen doch eher sinnfreien Regelungen möglich ist. :breitgrins:
    Bezugsfehler gab 's auch ein paarmal, wie als Possessivpronomen besser "dessen" (aufs nähere Bezugswort verweisend) als "seine" hätte verwendet werden sollen. Aber mit "dessen" ist es wie mit "welche(r/s)": Manche Textbearbeiter hegen gegen diese Wörter regelrechte Phobien ... :breitgrins:


    Zitat

    Ich bin jetzt auf Seite 463 der Club-Ausgabe ("Bericht über Erscheinungen 11) und muss sagen, dass mir das ständige Brechen der Erzählperspektive ein bisschen auf den Geist geht. Entweder ich durchschaue das Kompositionsprinzip nicht, oder es ist tatsächlich so, dass Ruiz Zafón die Perspektive im zweiten Teil gerade so wechselt, wie es ihm behagt. Da ist der Haupterzähler Daniel, dann Núria und im Núria-Kapitel Miquel, das gefällt mir nicht so sehr gut.


    Ich stimme dir zu: Seit Núrias Aufzeichnungen haben wir Kraut&Rüben! :grmpf: Das kommt dermaßen gedrängt und plakativ daher wie eine Räuberpistole - und man gewinnt den Eindruck, daß es hier bessere Erzähltechniken gegeben hätte (Dialoge! Reflexionen!) als ein ewig langer Einschub in Form eines "quasi-Briefromans". Ich habe mich immer wieder gefragt, welcher Idiot hier wieder herumgekürzt haben könnte ... :breitgrins:
    Da Zafón eigentlich Drehbuchautor ist, fürchte ich, ihm ist die Technik des Films in die Quere gekommen: Er schreibt hier keinen Roman, sondern einen Film -- da würde das funktionieren (abgesehen von den Perspektivwechseln zu Miquel). auch die Figur Fumero hätte eine intensivere Auseinandersetzung verdient.


    Zitat

    Übrigens, trotz allen Mäkelns: Ein Buch, das sich sehr zu lesen lohnt!


    Volle Zustimmung. Auch wenn ich gelegentlich stöhne -- das kann mir sogar bei Klassikern passieren ... :breitgrins:
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Ist es sehr schlimm, wenn ich hinterherhinke?


    Wieso sollte das schlimm sein? Die Postings verflüchtigen sich doch nicht. ;)


    Zitat

    Ich habe mir dann überlegt, dass ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann, wie jemand früher ein Buch schreiben konnte - so ganz ohne Computer. Dies erforderte so ein hohes Maß an Sorgfalt (sowohl von der Geschichte als auch vom Schriftbild her)!


    Als Teenager habe ich zwei Manuskripte per Hand geschrieben, weil mir Schreibmaschine zu umständlich war. In den 1970ern gab es noch keine PCs! ;)
    Eigentlich ist es eine reine Gewohnheitsfrage. Elektronische Textverarbeitungssysteme haben den Vorteil, daß man leichter überarbeiten kann -- andererseits gehen alls früheren Fassungen leichter verloren ... was wiederum ein Nachteil ist.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Finsbury!


    Zitat von "finsbury"

    Wo siehst du die Grammatik- und Bezugsfehler? Ich habe bisher nur Verstöße gegen die Großschreibung der Anredepronomen gefunden.


    Da ich keine "Fähnchen gesetzt" habe, müßte ich leider suchen, wozu mir gerade die Zeit fehlt.
    Ein paarmal stand bei zwei Bezugsmöglichkeiten das normale Possessivpronomen ("sein[e/r/s]"statt dem direkten "dessen") - heutzutage ein häufiger Fehler. Es gibt Fehler in der Zusammen/Getrennt-Schreibung und der Groß/Klein-Schreibung (NDR halt, inzwischen gibt es noch viel mehr Ausnahmen von der sogenannten "Regel" als bei der "alten" RS). Es traten mehrere Kasusfehler auf (Dativ statt Akkusativ bei Verben, die doppelten Akk. nach sich ziehen u.ä.). Die RS-Fehler bei der Anrede sind mir auch aufgestoßen.
    Diese Fehler sind allerdings nicht auf den spanischen Urtext zurückzuführen, sondern auf die Übersetzung -- und das ist ohnehin ein Thema für sich ... :grmpf:
    Gut ist, daß die Übersetzung die optionalen Kommata setzt, das verbessert das Leseverständnis.


    Ich arbeite selbst im Bereich Intensivlektorat, Textredaktion und Korrektorat, deshalb kann ich keinen Text lesen, ohne gedanklich sämtliche Hilfsmittel neben mir liegen zu haben ... :roll:


    Bin ansonsten sehr angetan von Zafóns Buch. Er erzählt ruhig, sehr plastisch, schleicht sich allmählich aus dem "Realismus" in die Phantastik", das Ganze wohldosiert. Es geht um Literatur, um das Erschaffen von Realität durch das (fiktionale) Erzählen.


    Eigentlich finde nur ein einziges Manko: Zafón neigt gelegentlich dazu, Dinge oder Personen nicht im Rahmen der Handlung einzuführen, sondern indem er als Autor einen Kommentar voranstellt. Z.B. (Club/Donauland-Ausgabe S. 277, i.e. Stadt der Schatten 16:(

    Zitat

    <...> Die armseligen Gestalten beobachteten uns noch immer mit neugierigen, ängstlichen und in einem Fall sogar habgierigen Blicken.
    "Sehen Sie sich vor, da gibt es einige, die, wenn Sie Ihnen das Blut asusaugen könnten, um noch einmal jung zu sein, sich Ihnen an den Hals werfen würden", sagte Fermin <...>


    Das schmeckt nach "Telepathie" ist aber sicher nicht so gemeint. ;)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Ich bin jetzt bis S. 274 (Club-/Donaulandausgabe!), d.h. Stadt der Schatten einschl. 15.


    Erst Clara, dann Bea -- was ich wirklich interessant finde, ist, dass Daniel sich beide Male in ein/e Frau/Mädchen verliebt, die ihm zunächst Angst einflößt.
    Die Parallelen und Verknüpfungen zwischen Daniels und Carax' Leben nehmen immer mehr zu. Langsam schwant mir etwas, und ich bin gespannt, ob mein Verdacht richtig ist ...


    Es ist und bleibt ein sehr schönes Buch, in einem wundervollen Stil abgefaßt. Die einzelnen Ausreißer kann ich nur auf eine etwas nachlässige Textredaktion nach der Übersetzung zurückführen.
    Zafón schafft es, wunderbar melancholische Stimmungen aufzubauen, wobei die Schilderungen des Wetters und der Himmelfarben gelegentlich etwas zuviel des Guten sind ... allerdings kenne ich mich in Barcelona jetzt schon ganz gut aus, und alles passt mit meinen doch recht dürftigen Erinnerungen an einen Kurzbesuch dort zusammen.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    ... und schon der nächste Teil löste das "Rätsel" -- armer Daniel! Das sind die Erfahrungen, die man beim Schwärmen macht.


    So ein bisschen Phantastik will schon sein. Gut gelöst, weil es ein Junge ist, dem das widerfährt. Da erscheinen die Grenzen zwischen Realität und Phantasie fließend (womit ich nicht sagen will, dass Kinder ständig zwischen Traum und Wachen springen, aber in unserer Kultur werden Kindheit und Jugend nun einmal in eine besondere Nähe zu diesen beiden Zuständen bzw. diesen beiden "Welten" gebracht).


    Sprachlich sehr angemessen. Schmeckt nach richtig guter Literatur. :) Bleibt zu hoffen, dass es nicht ebeso schnall in Vergessenheit gerät wie Julián Carax! ;)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Sandra!


    Zitat von "Sandra (Gast)"

    Die Sache mit Clara kam mir auch so vor. Ich denke aber dass die Sache noch nicht gegessen ist und sie später irgendwie wieder in das Geschehen reinrutscht.


    Schon klar, niemand baut eine Figur so auf, um sie dann nach knapp 50 Seiten für alle Zeit verschwinden zu lassen -- Clara wird sicher mindestens im Hintergrund ein ständiger Wegbegleiter bleiben.
    Ich will ja gar nicht meckern, es ist kein echter Kritikpunkt, nur aufgefallen ist es mir. :)
    Herzliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Habe gestern abend die ersten 50 Seiten gelesen. Schön geschrieben, Zafón lässt es ruhig angehen, was ich sehr mag. :)
    Ich mag seine sauberen psychologischen Figurenzeichnungen, ohne ins Detail gehende äußere Beschreibungen - die gehen mir nämlich bloß auf den Geist. ;) Dass sich die Charaktere wunderbar aus ihren Handlungen erschließen, ist ebenfalls ein Pluspunkt.
    Gelegentlich deutet mir Zafón etwas zuviel vor, aber das ist eben sein Stil. Er übertreibt es ja auch nicht.
    Und ... endlich mal wieder ein Autor, der Sätze mit mehr als 11 Wörtern schreiben kann! :)


    Leider gibt es einzelne Grammatik- und Bezugsfehler, aber das liegt garantiert an der Übersetzung (Übersetzer kriegen halt einen Hungerlohn, und die abschließende Textredaktion wird aus demselben Grund oft nachlässig gehandhabt).


    Barceló finde ich witzig, er könnte ebensogut einem Roman von Eco entsprungen sein! Das Verhältnis zwischen Daniel und Clara hätte ich gerne noch etwas vertieft - es bricht am Ende des Abschnitts fast abrupt weg. Da fehlte mir ein wenig die Motivation für Daniels Entscheidung, und es traf sich zu gut.


    Wie geht's euch beim Lesen?
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Bin am Freitag morgen erst aus dem Urlaub gekommen, musste erst irre viel Wäsche erledigen, Wohnung wieder in Ordnung bringen, ausschlafen, Leserunde betreuen ... ab heute abend gehts los: Das Buch liegt schon auf dem Nachtkästchen. :)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Historiker!


    Zitat von "Historiker"

    Punkto Kritik muß man immer vorsichtig sein.


    Mondfeuer und sein Nachfolger Mondschatten sind sauber erzählte, tw. sehr langatmige Fantasy-Romane, die historische Eckdaten als "Rahmen" nutzen. Das Ganze steht in der Tradition der historic fantasy à la Marion Zimmer Bradley und Diana Paxson.
    Diese AutorInnen sind sehr stark religiös und weltanschaulich motiviert -- die Intention ist, für eine konstruierte Religion (Wicca), die sich auf archäologische Zeugnisse beruft, für die abseits jeder wissenschaftlichen Überprüfung eine feministische Deutung vehement verfochten wird. Diana Paxson ist allerdings keine Wicca, sondern Asatrú, speziell eine Anhängerin des Seidhr (an. seiðr), das ebenfalls ein modernes Gemisch aus Bachofens Theorie von einer "Großen Mutter" und feministischen Ideen à la Elizabeth Gould Davis (Am Anfang war die Frau).
    Auch Donna Gillespie hängt solchen Vorstellungen an, wie ihre Quellenangaben auf ihrer Website bereits zeigen. Gillespie kostruiert eine mächtige weibliche Priesterschaft, für die wir weder literarisch noch archäologisch noch in den oral traditions irgendeinen Beleg haben, und behauptet, das sei historisch.


    Auch ihre Beschreibungen des römischen Stadtlebens zeugen leider von wenig Kenntnissen der antiken Materialkultur. Pergament und Papyros wurden nicht als Briefmaterial verwendet. Das Patriziat war zu Zeiten der flavischen Kaiser politisch längst völlig bedeutungslos, was zählte, war, ob eine Familie in männlicher Linie (incl. Adoption) senatorische Vorfahren vorweisen konnte. Stahl ist eine metallurgische Weiterentwicklung der Damaszener Schmiedetechnik - nicht vor dem Hochmittelalter nachweisbar! Historisch hätte die Herkunft des Erzes eine Rolle spielen können d.h. die Verhüttung von echtem Eisenerz aus dem Tagebau z.B. im Noricum und Illyricum anstelle von einheimischem Rasenerz --- bloß dass diese Erzvorkommen sich schon damals in römischem Herrschaftsgebiet befanden. Außerdem kann rechtsrheinisch nur für wenigen Regionen die Verhüttung von Eisenerz anstelle von Rasenerz nachgewiesen werden, und dann auch nur Jahrhunderte jünger.
    Römische Schwerter sind keine Hieb-, sondern Stichwaffen, Kampftechniken und -taktiken sind völlig falsch beschrieben. Irgendwo kommt mal ein Steigbügel vor (erst seit den Hunnen nachweisbar, erste umfangreiche Darstellung auf dem Teppich von Bayeux), und was die Verantwortlichkeiten militärischer Ränge angeht --- gut, da mag die Übersetzung ein übriges getan haben: Bei Gladiator wurde ja auch aus einem neutralen general, der typischen englischen Ersetzung für lat. legatus, ein "Tribun", der rangmäßig unter diesem steht und eher einem Oberst oder Stabsfeldwebel entspricht.


    Hinzukommt, dass die in vielen Rezensionen so gelobten "Weltanschauungen" und "Denkungsweisen" mit der damaligen Zeit absolut überhaupt nichts zu tun haben -- es sind völlig überholte moderne Vorstellungen von "antiker Geisteshaltung" bzw. der "Geisteshaltung des frühen (= prähistorischen) Menschen". Das alles stammt im Falle von Zimmer Bradley, Pxson und GIllespie weitgehend aus Edward Gibbons Decline of the Roman Empire, dessen über eine Anekdotensammlung hinausgehender historischer Wert längst widerlegt ist. Auch Gibbons hatte vor allem anderen eine weltanschauliche Intention: zu zeigen, dass der Sieg des Christentums und sein langer Opfergang Teil eines göttlichen Plans zur Überwindung des Bösen (= des Heidentums!) sei. Bei Gillespie - wie bei Zimmer Bradley und Paxson, soll eine solche weltanschauliche Unterfütterung beweisen, dass es eine von Frauen dominierte friedfertige, stolze, freiheitliche, individualistisch Weltanschauung gegeben habe, die von grausamen patriarchalischen Gesellschaften unterdrückt und beseitigt worden seien.


    Sorry, aber das ist eine feministische Urgeschichts-Wahnvorstellung, die sich aus einer ziemlich undifferenzierten Rezeption von J.J. Bachofens Mutterrecht speist (btw: Bachofen war selbst ein ziemlicher "Chauvi" :breitgrins:). Ich habe dem selbst lange nachgeforscht: Es gibt definitiv keine Zeugnisse, nur einen Berg moderner Theorien und Sachbücher (!) ohne jeglichen wissenschaftlichen Beleg! Und das Fehlen solcher Belege liegt längst nicht mehr daran, dass die Männer - böse, grausam und feige :breitgrins: - sämtliche Zeugnisse vernichtet oder versteckt hätten, sondern daran, dass es sie schlicht und einfach nicht gibt. Einer der Gründe ist z.B., dass heute nicht mehr jeder Gegenstand, dessen mögliche Funktion auf den ersten Blick nicht erkennbar erscheint, sofort als "kultisch" gedeutet wird -- wie z.B. das römische strigulum, von dem man längst weiß, dass es kein heiliger Haken zur Aufhängung von geweihten Lampen oder Opfertieren ist, sondern ein Gerät, um das Fett-Schweiß-Gemisch vor dem Baden vom Körper zu schaben ...


    Nichtsdestotrotz sind Gillespies Romane ordentlich erzählte Fantasy-Romane, an denen man durchaus seinen Spaß haben kann und die ebenso durchaus zu Interesse am Mitteleuropa der Römerzeit wecken kann. Aber für bare Münze nehmen sollte man darin bitte möglichst gar nichts! :winken:
    Herzliche Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Resca!


    Zitat von "resca"

    wann hättest du denn Lust anzufangen? Wir könnten ja noch einige Tage abwarten, vielleicht findet sich noch jemand der Lust am mitlesen hat. Ich würde nächstes Wochenende vorschlagen! Bin aber auch bereit eher anzufangen.


    Entweder so bald als möglich oder mit einiger Verzögerung --- ich bin vom 22.07.-6.08. im Urlaub und werde sicher kein Hardcover mitschleppen können -- ich muss ja schon den Laptop mitnehmen ... :roll:
    Wenn wir ab August lesen, finden wir sicher noch Mitleser ... was denkst du?
    Herzliche Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Capesider!


    Zitat von "Capesider"

    Neville ist aber kein Halbblut!!


    Dem könnte man entgegenhalten: Pater semper incertus. :breitgrins:


    Zitat

    da muss ich aber jetzt erstmal überlegen, wen Du wohl meinst! :entsetzt:


    Wenn du noch einen Tip brauchst, kann ich fast gleich petzen --- aber auf diese Weise macht 's mehr Spaß, weil ich dann auch noch mal in die Bücher reinschauen kann. :)
    Herzliche Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo Capesider!


    Zitat von "Capesider"

    Iris, darf ich denn fragen, wer Dein Favorit für den HBP ist?? Ich bin doch so neugierig!!! :sonne:


    Dürfen schon, ich gebe dir aber nur einen Hinweis: :breitgrins:
    Ein Freund von Dean Thomas, bei dem der Hut eine ganze Weile brauchte, ehe er sich für Gryffindor entschied.
    Zu Beginn des letzten Schuljahr geriet er mit Harry aneinander ...


    Ist nur so 'ne Idee, das Schema würde halt passen. ;)
    Herzliche Grüße, :blume:
    Iris :sonne: