Beiträge von bernhard01

    guten morgen, holden.....
    ja, ich finde, man sollte alles können. als ich aufwuchs war zum beispiel das fernsehen noch in weiter ferne, vom internet konnte man nur träumen. trotzdem oder gerade deshalb hatte ich eine gute, total altmodische kindheit. aber, leben ist veränderung, stillstand bedeutet grabesnähe. wer nicht auf den zug aufspringt, degeneriert zum antigeschichtlichen lebewesen, wie etwa günter grass.


    so hatte ich im sinne dieser prämisse auch alles, was es jeweils gab.... von schreibmaschinen angefangen, - auch tausende von büchern, die ich liebevoll betrachtete. doch die zeit lief vorbei, nahm mich mit.


    wo sind all diese bücher heute.....ich weiss es nicht. statt ihrer habe ich drei tabletts, zwei reader, zwei pcs - tja. warten tue ich auf die hausroboter, auf deren AI. und draussen schneit es schon wieder. der "klimawandel" schlägt brutal zu. lach.

    guten morgen, liebe nimue....nein, das mit der computermaus war im höheren sinne metaphorisch gemeint...dieses gerät stand für vieles in der neuen welt, - am tablett hab ich natürlich keine maus zum lesen. und für kinderbücher sind tabs ja geradezu ideal, da kleine kinder haptisch veranlagt sind und sowieso gerne wischen und mit den fingern arbeiten....


    sicherlich gibt es das alles irgendwo immer noch:
    gänsekiele, papyrus, schreib-maschinen, uralte pcs, vinyl schallplatten, theater, opernhäuser, leih-bibliotheken, reformhäuser, stadtbüchereien, buchhandlungen, die post, - kinos....und martin walser schreibt seine romane immer noch mit der hand......aber: das sind zunehmend rand-erscheinungen, so wie es sie immer gab, der trend läuft weit und relativ schnell an ihnen vorbei.....

    Ja, du bringst das Stichwort nimue....Sinnlichkeit. Und für mich gibt es - (nach dem realen zuzweit-erleben natürlich) - nichts Sinnlicheres als die Computermaus. Ich umschliesse sie mit meiner Hand und sie öffnet mir auf dem Screen den Weg in ungeahnte, unbekannte Wirklichkeiten. da kommt kein noch so bücherhaft riechendes taschenbuch mit. Und die Maus in Verbindung mit einem E-Buch von Lee Child, ist einfach umwerfend. Da gibts nichts Stärkeres.

    Die Marketing-Gedanken kommen wohl fast eher von Deiner Seite, Sandhofer, denn Du scheinst das Buch als einen materiellen, sozusagen ewigen, Besitz zu betrachten, willst es eventuell sogar als solchen weiter verkaufen. Mir zum Beispiel ist der Besitzgedanke völlig fremd. Bücher als reale Objekte sind für mich Wegwerfware. Mir kommt es nur auf den - immateriellen - Text an. Und den finde und lese ich besser auf der E-Book-Schiene. Ob dann nach dem Lesen der Text verschwindet, sich in eine Cloud auflöst, ist mir unwichtig. Nichts ist für die Ewigkeit, das sieht man mehr und mehr ein, je länger man lebt.

    Liebe Mrs. Brandon, Selbiges habe ich auch - seit meiner Studentenzeit - vielleicht 48einhalb mal gemacht. Es waren fast alles Taschenbücher - (hatte kein Geld für gebundene) - aber mit viel Gewicht trotzdem. Alle diese Werke habe ich nie wieder angeschaut, nicht noch einmal gelesen. Sie standen nur da an der Wand und verstaubten mehr und mehr. Wieviel mehr Leben ist doch auf einem Bildschirm. Der ist täglich neu und spannend und auffregend, vergreist nie, setzt innerlich keinen Staub an. Ich liebe Bildschirme.

    Liebe Mrs. Brandon, diese Höhle wird Dich weniger froh machen, wenn Du ihre Stofflichkeit einmal spüren wirst, etwa, wenn Feuer ausbricht, ein Erdbeben....oder schlicht und einfach - ein Umzug, die Möbelpacker lassen grüssen. Höhlen sind immanenter Bestandteil der Kindheit, ihnen auch danach - allein - noch anzuhängen, deutet auf einige psychische Eigenheiten hin.

    Nun aber einmal zu etwas ganz Anderem (Monty Pythons):
    Hat sich einmal ein User Gedanken gemacht über die Verschiedenheit des eigentlichen Leseprozesses ... konventionelles Buch -- E-Book?


    Ich habe zum Beispiel den gleichen Roman (Thriller) als Buch und als E-Book. Ich nehme mein Trekstor Ventos 8 Tab und fange an zu lesen. Vor mir habe ich eine etwas grössere Buch-Seite, schön von hinten beleuchtet, mit glasklarer, präzise konturierter, Schrift.


    Nun nehme ich den gleichen Text als Buch in die Hand. Gedruckt auf Umwelt-Papier, gebunden und mit Einband, ist er deutlicher schwerer, ich muss die Knie hoch ziehen und das Druckwerk abstützen.


    Zudem ist die Druckschrift auf den leicht gräulichen Papierseiten lange nicht so deutlich, scharf, klar und kontrastreich wie auf dem Trekstor Tab.


    Nun muss ich mich entscheiden... lese ich weiter nach Urväter Art, oder wende ich mich den kommenden Jahrhunderten zu.


    Ich habe gewählt. Ich lege das schwere Buch aus der Hand, stelle es wieder ins Regal und erfreue mich am lesen und lesen und lesen bis der Akku glüht - auf dem Tablett. Spüre dabei den unbezwingbaren Windhauch aus der Zukunft.

    Die (technische) Entwicklung hin zum E-Book ähnelt in gewisser Weise der, die die Schrift und ihr Druck einst nahmen. Am Anfang war nach der Keilschrift, den Papyrusrollen, der Federkiel, - kurz die Handschrift. Schon der Buchdruck des Herrn Gutenberg wurde bereits als Teufelszeug verunglimpft, noch mehr die Schreib-Maschinen des 19. und 20. Jahrhunderts. Inzwischen sind diese von einem nostalgischen Flair umgeben, als Zurückgelassene des aufkommenden Computerzeitalters. Ähnlich wird es den gedruckten Büchern ergehen. In 50 Jahren wird man sie nur noch in speziellen Buch-Museen bestaunen und abstauben können. Wer wird sich dann noch mit zentnerweise gedrucktem Papier belasten, seine Wände voll stellen, oder gar mit diesem von Ort zu Ort umziehen wollen, wo er doch alles jemals ersonnene Schriftliche stets im handlichen Taschenformat dabei haben wird.

    Diesem Roman fehlt zweierlei: Ein guter Plot und Glaubwürdigkeit. Ein guter Plot fehlt deshalb, weil die zwingende innere Notwendigkeit, den Leichnam 2000 Kilometer durch die Hitze zu transportieren, gar nicht gegeben ist.


    Dem letzten Willen des Opas hätte es genauso entsprochen, wenn, statt dem ganzen Body, seine Asche nach Lecce befördert worden wäre, zum feierlichen Begräbnis im Kreis der Familie.


    Dass ein mehr und mehr verwesender Leichnam durch vier heisse Länder geschleppt werden muss, entspringt also einzig und allein dem Willen des Autors. Und das ist zu wenig, zumal man Holger Montag vorwerfen kann, im Vorfeld nicht genügend recherchiert zu haben. Hätte er das getan, so wäre "Reisen mit Pippo" (in dieser Form) nie entstanden.


    Denn, es ist einfach - von der harten Realität her - nicht möglich und nicht denkbar, den Verwesungsprozess (etwa durch ein paar lächerliche Kühlakkus) aufzuhalten. Dieser Prozess beginnt im Sommer bereits nach 2 Tagen, wodurch sich eklige Flüssigkeiten aus dem toten Körper ergiessen und dieser mehr und mehr beginnt, zu verfaulen, wobei er immer bestialischer, fast atemberaubender, stinkt, - was wiederum Unmengen von Insekten anzieht...


    Alle die im Roman geschilderten Leichen-Manipulationen und damit verbundenen "Abenteuer" sind demnach in der harten Wirklichkeit undenkbar und undurchführbar, - sie sind pure realitätsferne Fantasie, die fast unverantwortliche Verniedlichung und Verhübschung einer grausamen Realität. Real möglich wären diese geschilderten Verwicklungen und grenzwertigen Geschehnisse nur mit einer gut einbalsamierten Leiche. Davon ist hier aber nicht die Rede.


    Insofern ist der ganzen Sache und dem aufmerksamen Leser von vornherein schon der Boden entzogen, schwebt die Handlung frei in der Luft, ist aber auch kein Märchen, soll sogar, von Form und Inhalt her, eine Art möglichen Tatsachenbericht darstellen. Einen Bericht, der in seiner Detailtreue und Genauigkeit nur - als blinden Fleck - den fortschreitenden Verwesungszustand des toten Körpers völlig ausseracht lässt.


    Ich kann Holger Montag nur raten, dieses Werk einstampfen zu lassen und das Thema völlig neu und vorher gut recherchiert(!) anzugehen. Denn schreiben kann er ja, und das sehr gut.