Diesem Roman fehlt zweierlei: Ein guter Plot und Glaubwürdigkeit. Ein guter Plot fehlt deshalb, weil die zwingende innere Notwendigkeit, den Leichnam 2000 Kilometer durch die Hitze zu transportieren, gar nicht gegeben ist.
Dem letzten Willen des Opas hätte es genauso entsprochen, wenn, statt dem ganzen Body, seine Asche nach Lecce befördert worden wäre, zum feierlichen Begräbnis im Kreis der Familie.
Dass ein mehr und mehr verwesender Leichnam durch vier heisse Länder geschleppt werden muss, entspringt also einzig und allein dem Willen des Autors. Und das ist zu wenig, zumal man Holger Montag vorwerfen kann, im Vorfeld nicht genügend recherchiert zu haben. Hätte er das getan, so wäre "Reisen mit Pippo" (in dieser Form) nie entstanden.
Denn, es ist einfach - von der harten Realität her - nicht möglich und nicht denkbar, den Verwesungsprozess (etwa durch ein paar lächerliche Kühlakkus) aufzuhalten. Dieser Prozess beginnt im Sommer bereits nach 2 Tagen, wodurch sich eklige Flüssigkeiten aus dem toten Körper ergiessen und dieser mehr und mehr beginnt, zu verfaulen, wobei er immer bestialischer, fast atemberaubender, stinkt, - was wiederum Unmengen von Insekten anzieht...
Alle die im Roman geschilderten Leichen-Manipulationen und damit verbundenen "Abenteuer" sind demnach in der harten Wirklichkeit undenkbar und undurchführbar, - sie sind pure realitätsferne Fantasie, die fast unverantwortliche Verniedlichung und Verhübschung einer grausamen Realität. Real möglich wären diese geschilderten Verwicklungen und grenzwertigen Geschehnisse nur mit einer gut einbalsamierten Leiche. Davon ist hier aber nicht die Rede.
Insofern ist der ganzen Sache und dem aufmerksamen Leser von vornherein schon der Boden entzogen, schwebt die Handlung frei in der Luft, ist aber auch kein Märchen, soll sogar, von Form und Inhalt her, eine Art möglichen Tatsachenbericht darstellen. Einen Bericht, der in seiner Detailtreue und Genauigkeit nur - als blinden Fleck - den fortschreitenden Verwesungszustand des toten Körpers völlig ausseracht lässt.
Ich kann Holger Montag nur raten, dieses Werk einstampfen zu lassen und das Thema völlig neu und vorher gut recherchiert(!) anzugehen. Denn schreiben kann er ja, und das sehr gut.