Beiträge von Sagota

    Sandy Taylor - Du und ich und das Meer


    Das Début von Sandy Taylor "Du und ich und das Meer" im (Original:"The Girls from the See Saw Lane")ist 2016 bei HarperCollins Germany, tb broschiert, erschienen. Das Cover mit dem Mädchen aus den "60ies" des letzten Jahrhunderts, in dem die Beatles und die Rolling Stones ihre ersten Erfolge feierten und sich die Nachkriegswelt im Umbruch befand, ist mit dem Pier im Hintergrund - Symbol für das Seebad Brighton - sehr gelungen und passt zum Inhalt des Romans, der 414 Seiten und 41 Kapitel umfasst und eine Prolog sowie einen Epilog beinhaltet.


    Das Lesen dieses Romans ist wie ein Ausflug in die 60er Jahre nach Brighton, England: Dort lernen wir die beiden Hauptprotagonistinnen Dottie Perks und ihre Familie sowie Mary Pickles kennen. Dottie ist Asthmatikerin, eher unscheinbar, in der Schule Opfer von Hänseleien, jedoch stets zu allen freundlich; sie freundet sich mit Mary Pickles an, die als hübsch, aufgeweckt und intelligent beschrieben wird. Beide wachsen in der See Saw Lane auf und werden - trotz oder gerade ob ihrer Unterschiedlichkeit - von Kindestagen an beste Freundinnen, kommen in die Pubertät und während sie in Kindertagen Süßigkeiten tauschten und zusammen ins Kino gingen, gehen sie erstmals im Alter von 17 in einen Club, da sie sich in zwei Bandmitglieder verliebt haben. Mary verliebt sich in den charismatischen, coolen Elton und Dottie in den ruhigen, weniger aufregenden Ralph Bennett, mit denen die Mädels einst die Schulbank drückten.


    Die Lebensträume von Dottie und Mary sind unterschiedlich; während Dottie mit einem liebevollen Mann und der Gründung einer Familie zufrieden wäre, schwebt Mary vor, auf einer Kunstakademie in Paris zu studieren und Brighton für immer hinter sich zu lassen....


    Die Tagebucheintragungen von Mary brachten mich des öfteren zum Schmunzeln; auch der eingängige und leicht zu lesende Stil der Autorin passt zur Geschichte der beiden: Zuweilen denkt man, dem Geplauder von Teenagern zuzuhören und eigene Bilder, die sich durchaus überschneiden konnten in meinem Falle (Kino, Süßigkeiten tauschen; meine beste Freundin war halbe Engländerin mit englischer Mutter ;) haben mir sehr gut gefallen. Die Unbedarftheit, Unbekümmertheit der Pubertät ist sehr gut eingefangen und mit einem zwinkernden Auge humorvoll umgesetzt. Kennt man die Zeit, entstehen stets eigene, witzige und nostalgische Bilder, während man die Freundschaft und erste Liebesbeziehung von Dottie und Mary verfolgt: Während Mary sich in ihrer Zuneigung für Elton auf unsicherem Eis bewegt, wird die Beziehung zwischen Dottie und Ralph immer enger, beide scheinen gut zueinander zu passen. Letztere bewegen sich erstmals Anfang 1964 aus dem Schatten von Mary und Elton heraus und erste dunkle Wolken ziehen auf.....


    Nach einem Ereignis, das alles verändert, muss sich Dottie ihren Weg ins eigene Leben bahnen; Mary hingegen ist über ihre Situation deprimiert und ständig müde....


    Musste ich mich anfangs erst einmal in den Stil der Autorin 'einlesen', so gefiel mir der Roman, dem es an einer gewissen Leichtigkeit und gleichzeitigem Tiefgang nicht fehlt, gewürzt mit einer Prise des von mir geliebten trockenen britischen Humors, immer besser: Die letzten Romankapitel gehen sehr zu Herzen und haben mich tief berührt - genau wie die nie endende Freundschaft zwischen Dottie (die ich besonders toll fand, ebenso wie ihre Mutter) und Mary, die beiden durch diese schwere Zeit hilft und alles ist, was im Leben wirklich zählt.


    Mit Dottie und Mary konnte ich mich recht schnell anfreunden, die Familie Perks fand ich stellenweise köstlich und die Mutter sehr empathisch. Alle Figuren waren sehr detailreich beschrieben und gut ausgeleuchtet, so dass man sie sich plastisch vorstellen konnte; ebenso die Sozialsiedlung im Brighton der 60er Jahre, die sehr gut beschrieben wird. Auch das Meer spielt eine Hauptrolle, daher ist der deutsche Titel ebenfalls gut gewählt.


    Fazit:


    Eine wundervolle, warmherzige und berührende Erzählung über eine tiefe Freundschaft, die auch Krisen überdauert und fein skizziert, wie aus zwei wundervollen Mädchen Frauen wurden, die loyal zueinander stehen und die nichts trennen kann. Ein sehr ehrlicher und authentischer Roman mit sympathischen Figuren, was auch für die 'Nebenrollen' gilt: Ich würde mich sehr freuen, wenn der zweite Teil auch bei HarperCollins Germany erscheint und zähle mit Sicherheit zu den Lesern! Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!


    4ratten plus eine Maus :)

    Auch ich bedanke mich ganz herzlich bei Literaturschock, beim Verlag Harper Collins Germany (auch bei Miriam für den netten Zettel ;) und freue mich sehr, dass ich diesen Roman hier lesen durfte.


    Meine Rezensionen:


    im Großen Bücherforum:
    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/42907.0.html


    Literaturschock HS (Sagota):
    http://literaturschock.de/lite…r-du-und-ich-und-das-meer



    bei Lovelybooks (SigiLovesbooks):
    https://www.lovelybooks.de/aut…6-w/rezension/1358172431/


    bei was-liest-du (Brocéliande):
    http://wasliestdu.de/rezension…ever-aus-der-see-saw-lane


    bei amazon (Sagota):
    https://www.amazon.de/review/R…66412761_cm_rv_eml_rv0_rv


    bei Lesejury (SigiLovesBooks):
    https://www.lesejury.de/sandy-…nd-das-meer/9783959670746


    bei HarperCollins Germany (Sagota):
    https://www.harpercollins.de/b…as-meer#product-info-tab4
    (Kurzrezension/Fazit)

    ... und ich freue mich gerade sehr, als ich gelesen habe, dass ich "Mein Sommer mit Mémé" lesen darf :smile:
    Vielen Dank vorab an Literaturschock und an HarperCollins Germany (aus diesem Verlag las ich gerade ein anderes Rezensionsexpl., von dem ich ebenfalls begeistert war, Rezi folgt morgen).
    Freue mich sehr, da ich die Autorin und deren Schreibstil sehr mag!

    Das Grusel und Grauen bestand bei mir gestern eher im Zubereiten von Lauch- und Zwiebelkuchen (joke, ganz so schlimm war's nich :zwinker:) Allerdings hielt die ganze Chose mächtig auf (Hefe) und ich kam irgendwie überhaupt nicht zum Lesen. Gegen Abend schrieb ich dann noch einige Bewerbungen und der Sonntag war gelaufen....


    Hoffe, morgen mal in "Das Turmzimmer" reinlesen zu können! Zumindest war der Sonntag sehr sonnig und frühlingshaft mild, so soll es im SW bis Mi auch bleiben: Hab nix dagegen :breitgrins: !!

    O - hier geht's um eines meiner Lieblingsbücher von einer meiner Lieblingsautorinnen (Claudia Ziegler); da füge ich auch gerne noch meine Rezi ein (vom 04.08.2013 auf der Histo-Couch):


    Claire Winter - Die Schwestern von Sherwood


    Ich habe es sehr genossen, dieses wunderbare Buch zu lesen: Entspringt ihm doch sehr viel Wärme in der Erzählweise und Menschlichkeit!
    Es geht um eine Familiensaga, die auf verschiedenen Zeitebenen spielt (Ende des 19. Jhd. und 3 Jhr. nach Kriegsende, 1948) und in Südengland/im Dartmoor und auch im Nachkriegsberlin verortet ist.
    Die Geschichte "entrollt" sich wie ein wunderschöner, zauberhafter Teppich und beinhaltet verschiedene Erzählebenen der (Haupt)-Protagonisten. Stilistisch ist es flüssig und bildhaft beschrieben, die Moorlandschaft entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers; es hat trotz der Einfachheit der Sprache für mich nichts triviales.
    Die Hauptfiguren des Romans werden sehr "filigran" und facettenreich beschrieben - was sie mit besagter Schachfigur, die eine wichtige Rolle spielt, gemeinsam haben. Eine große Rolle spielt die sehr tiefe, ja symbiotische Beziehung der beiden Sherwood-Schwestern, von denen die Jüngere nach einer Erkrankung im Kindesalter im weiteren Leben mit Taubheit leben muss. Hier werden die Möglichkeiten der Kommunikation von der Autorin sehr gut beschrieben, die es unter tauben Menschen gibt und sehr sensibel wird die Welt "ohne jegliche Geräusche und Sprache" dargestellt sowie die Konsequenz, dass dadurch andere Sinneswahrnehmungen geschärft werden können. Die Unbezwingbarkeit und der starke Charakter von Amalia fesseln den Leser und lassen ihn beeindruckt zurück. Aufgerollt wird die Familiengeschichte durch eine junge Journalistin aus Berlin, die sich auf "Spurensuche" begibt, um die damaligen Ereignisse herauszufinden und wahrhaft dramatisches entdeckt. Ein Satz hat mich zutiefst berührt, der von der Gouvernante aus Kindertagen der beiden Schwestern stammt:
    "Ohne Frage konnte das Leben in Wirklichkeit oft weit dramatischer und grausamer sein, als es die kühnste Dichtung zu erzählen vermochte" (dachte sie bei sich), S. 359


    Fazit:


    An Dramatik, Spannung und Tiefgang ist dieser wunderschöne Roman kaum zu überbieten, daher von mir : 100 Punkte!


    Ich hoffe, die Autorin (Claudia Ziegler, Pseudonym Claire Winter) wird auf jeden Fall noch viele weitere solcher toller Bücher schreiben!


    5ratten

    @bine:
    Viel Erfolg beim Lernen!!
    @Firiel:
    Ich hoffe, Ctulhu-Geistergeschichten vom Meister werden Dir gefallen; ich hab das Buch vor seeehr langer Zeit gelesen und finde es bis heute unübertroffen (in diesem Genre). "Der Schatten aus der Zeit" und "Das Ding auf der Schwelle" sind in meiner kleinen, aber feinen BR-Rubrik "Phantastische Bibliothek" (lila Suhrkamp-Reihe, 1977) - Ctulhu leider nicht, hatte ich sicher ausgeliehen... (war aber das erste für mich von Lovecraft)


    Gruseliges Weiterlesen jedenfalls @all!

    Hallo zusammen, hier nun auch meine Rezension (die nicht ganz so gut ausfällt wie die von Ninasan); dennoch ein netter und unterhaltsamer Frauen- und Liebesroman:


    "Das Café der guten Wünsche" von Marie Adams erschien 2016 (tb) bei Blanvalet. Cover und Titel ergänzen sich und harmonieren; die bunten Tassen um den Romantitel sind ein farbenfroher Blickfang und machen das "Café Juliette", um das dieser Liebesroman kreist, zum Hauptort der Handlung.


    Buchbeschreibung/Inhalt:


    "Julia führt mit ihren Freundinnen Laura und Bernadette ein kleines Café mit einem ganz besonders charmanten Konzept: Jedem Gast wird heimlich ein guter Wunsch hinterhergeschickt. Julia wundert sich nicht, dass alle Gäste das Café glücklicher verlassen, schließlich glaubt sie an die Macht der guten Gedanken - die auch ihre große Liebe Jean zurückbringen soll. Alle anderen Männer hält sie deshalb auf Abstand - bis Robert sich mit (anfangs) unlauteren Mitteln in ihr Herz schleicht. Ist es seine Schuld, dass auf einmal manches schiefläuft? Oder braucht sie nicht nur Glück, sondern auch eine große Portion Mut, um sich wirklich auf die Liebe einzulassen?"
    (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:


    Wir lernen die Hauptprotagonisten Julia, ihren Bruder Nick, ihre Freundinnen Bernadette und Laura kennen: Das Café ist der Lebensinhalt von Julia, die es von ihrer Großmutter mitsamt einem "Glücksbüchlein" erbte. Sie glaubt an die Kraft guter Gedanken und wird etwas naiver und gutgläubiger dargestellt, als sie es tatsächlich ist; Laura, deren Misstrauen auf schlechte Erfahrungen mit Männern beruht und Bernadette, die als Einzige hervorragend Französisch spricht und die Chance eines Stipendiums in Frankreich ergreift...
    Jean, ein Franzose, den Julia vor Jahren kennenlernte, dessen Bild sie seither vor Augen hat, ihn wiedersehen möchte und sich die große Liebe mit ihm vorstellt, spielt ebenfalls eine Rolle in diesem Roman. Julias Bruder, ein BWL-Student, möchte sich als ewige "no. 2" in der Familie Heller endlich etwas Eigenes aufbauen, Julia an Erfolg noch übertrumpfen und neigt zu Skrupellosigkeit und Prunksucht, die seine Schwester und auch das Café in den finanziellen Ruin treiben könnten....
    Nick ist mit Robert befreundet, ein Journalist in einem Provinzblatt, eher mürrisch, mit diesem Schicksal hadernd, Macho mit einem Hang zum Zynismus. Als er Julia kennenlernt und beide eine WG auf Zeit beschließen, geht in Robert eine wundersame Wandlung vor und es entwickelt sich eine zarte, aber nicht unverletzbare erste Freundschaft zwischen ihnen. Sowohl Julia als auch Robert wie auch Jean müssen sich letztendlich ihren wahren Gefühlen stellen, die ihre Zukunft verändern sollten.....


    Die Hauptthemen dieses Liebesromans, vor allem für Frauen geeignet, zeigen sich in den "Regeln des Glücks", die von den 3 Freundinnen nochmals bekräftigt und manifestiert werden: Es geht um die Macht und auch die Kraft guter, positiver Gedanken, die die Welt besser machen könnten.
    Eine sehr schöne Grundidee, wie ich finde, aus der man noch mehr hätte machen können; auch in puncto Humor. Weitere Themen sind Dankbarkeit, Loslassen und auch, um etwas oder jemanden zu kämpfen, das oder der einem wichtig ist. Die Geschichte ist sehr unterhaltsam zu lesen, jedoch finden sich leider einige Klischees in der Handlung. Auch die Nebenfiguren bleiben recht flach und oberflächlich. Gut gefallen hat mir hingegen die Beschreibung wahrer Freundschaft am Beispiel von Robert und Carsten. Der Stil der Autorin, die hier unter Pseudonym scheibt und bereits einige Romane veröffentlichte, ist eingängig, flüssig und klar zu lesen. Auch an einer passenden Emotionalität fehlt es durchaus nicht.


    Fazit:


    Ein Liebesroman mit hohem Unterhaltungsfaktor, sympathischen Figuren, einer schönen Grundidee, der allerdings zuweilen nach einem Geschmack etwas zu trivial und klischeebehaftet ist. Daher konnte er mich nicht ganz überzeugen, für die Handlung, die in sich stimmig ist und den hohen Unterhaltungswert vergebe ich gerne 3,5 Sterne und bin überzeugt, dass es sicher noch 'Luft nach oben' gibt!

    Bei dieser Autorin (Élaine Briag ist das Pseudonym von Bettina Storks, die unter diesem Namen z.B. "Das Haus am Himmelsrand" geschrieben hat sowie einen weiteren Roman, die ich beide mit Begeisterung gelesen habe) muss ich mich einfach bewerben - auf dem 'Leseradarmodus' ist sie schon länger:
    Toll, dass es hier eine Testleser-Aktion gibt, bei der ich sehr gerne dabei wäre!


    Meine Rezensionen gibt es hier im Forum, auf der LitSchock HS, bei amazon, bei WLD, bei Lovelybooks, Lesejury und - sofern möglich, auf der Verlagsseite HarperCollins Germany.

    Vielen Dank, dass ich diesen, wie ich finde, wirklich schönen Roman testlesen durfte!


    Hier meine Rezensionslinks:


    https://literaturschock.de/lit…42761.msg934487#msg934487


    Literaturschock Hauptseite (Sagota)
    (wird noch freigeschaltet/Gast) 19.10.2016


    update 21.10.16: Es erscheint lediglich "Sie haben bereits einen Eintrag eingestellt." Dieser erscheint jedoch noch immer nicht, wollte gerade verlinken....


    Lesejury (SigiLovesBooks)
    https://www.lesejury.de/christ…1&tab=reviews&s=2#reviews


    amazon (Sagota)
    https://www.amazon.de/review/R…nodeID=299956&store=books


    was liest du (Brocéliande)
    http://wasliestdu.de/rezension…eine-hommage-an-das-leben


    Lovelybooks (SigiLovesBooks)
    https://www.lovelybooks.de/aut…3-w/rezension/1352981686/


    Belletristik-Couch (gelistet, aber leider noch nicht in die Datenbank aufgenommen)....

    Ich danke dem Bücherforum/Literaturschock und dem Pendo Verlag; mir hat der Roman wirklich gut gefallen.


    Meine Rezension nachfolgend:


    Eine zauberhafte, feinsinnige Geschichte um Verlust und Neubeginn - eine Hommage an das Leben selbst und an die Resilienz des Menschen....


    Der Roman "Der Engel von Paris" von Christel Noir erschien (HC) im Pendo-Verlag in der Piper Verlag, GmbH 2016: Das Cover symbolisiert meiner Meinung nach die Leichtigkeit, in der dieses Buch sprachlich behaftet ist und steht natürlich auch für den deutschen Titel - es könnte auch eine Anspielung darauf sein, dass selbst Engel zuweilen "ein paar Federn lassen müssen" :). Im französischen Originaltitel heißt der Roman geheimnisvoll "La Porte du Secret" - übersetzt wurde er von Bernd Stratthaus ins Deutsche.


    Buchbeschreibung/Inhalt:


    "Marie ist mit ihrem Leben eigentlich zufrieden. Sie führt im Pariser Stadtteil Montmartre einen kleinen Buchladen, den sie von ihrem Großvater geerbt hat und kümmert sich um den kauzigen Émile und die vorlaute Schülerin Noémie. Doch dann taucht plötzlich Éloise auf - am frühen Morgen, mitten in ihrem Zimmer. Und Éloise behauptet, Maries Schutzengel zu sein. Aber Engel gibt es doch gar nicht, oder?" (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:


    Die Protagonisten werden sehr einfühlsam und detailreich beschrieben: In emotionaler, wohlklingender und sensibler Sprache, die mir sehr gefiel, begegnen wir Marie, die in Paris den Buchladen ihres Großvaters Samuel erbte, ihren Beruf liebt und das Lesen. Sie hat Noémie, die Tochter eines zerstrittenen Ehepaars aus dem Haus, 'adoptiert' ebenso wie Émile, den kauzigen Freund Samuels, der jedes Buch aus dem Laden lesen will und 'Worte verzehrt', selbst jedoch nie spricht.


    Auf einem Geburtstagsfest in der Normandie bei Margaux, der Freundin von Marie, kreuzen sich die Wege von Marie und Josh zum ersten Mal: Während Marie die Fähigkeit zu lieben tief in sich irgendwo begraben hat, kann Josh durch einen großen Verlust keinerlei Gefühle zulassen und ist in seiner Trauer lange innerlich gefangen. Eines Morgens taucht Éloise auf, der Schutzengel, die innere Stimme, Maries Intuition... und nach anfänglichem Zögern geht Éloise mit der 'Körperlichen', Marie eine Art Ausbildungsverhältnis ein: In einem nun einsetzenden stetigen Prozess begibt sich Marie auf die Such nach sich selbst und Éloise lernt ihren Menschen zu verstehen, indem sie sich (mit den Sinnen Maries) entwickeln, anreichern muss, um letztlich 'geboren zu werden'.


    Josh, seines Zeichens Drehbuchautor, erhält von seinem besten Freund einen Job in L.A. mit dem Versuch, Josh endlich Abstand von dem Schicksalsschlag zu geben, der ihn vor Jahren ereilt hat. Die Dialoge, sehr freundschaftlicher und offener Natur, öffnet Josh nach und nach die Augen, dass er loslassen muss, um endlich wieder zurück ins Leben zu finden.
    Währenddessen arbeitet auch Marie unter 'fachlicher Anleitung' und Aufsicht von Éloise daran, die lange Zeit aus ihrem Leben verbannte Liebe wieder zuzulassen. Éloises Erklärungen haben eine solche sprachliche Dichte, dass man einige Sätze mehrmals lesen muss; auch gibt es im Roman interessante Wortschöpfungen, die ich so nicht kannte:


    "Erinnerungszimmer; Geisteswächter; Schwellenwächter; Lebensgepäck"


    Ebenso wie die sympathischen Nebenfiguren Noémie und Émile lernen auch Josh und Marie, sich nach und nach zu öffnen und aus sich herauszugehen: Der Roman ist ein Appell, Entscheidungen zu treffen, seine Wünsche zu leben, an sich und auch an andere zu glauben, Vertrauen zu haben (in sich selbst und anderen Menschen) und vor allem, aus einer psychischen Starre wieder herauszutreten: An seiner eigenen Resilienz zu arbeiten, die jeder Mensch in sich trägt. Diese Aspekte haben mir an diesem Roman am besten gefallen.


    Es handelt sich um eine wunderschöne Geschichte, in der es um das Leben selbst geht, den Zugang zu sich selbst, die Intuition, die Hoffnung, die Liebe, den Verlust, den Tod, das Loslassen - und das Wiederaufstehen, die Resilienz. Auch ist er eine literarische Aufforderung, die eigenen Wünsche zu erkennen, ihnen Raum zu geben statt sie zu begraben und sie in die Realität umzusetzen.


    Das Romanende mit dem Abschied einer sympathischen Figur ist stimmig und alles fügt sich zusammen. Auch Éloise erhält ihren 'Wegeplan' und hat ihre Ausbildungszeit erfolgreich beendet; sie gibt ihrem Schützling noch zwei sehr schöne (und auch wahre) Sätze in diesem Roman mit auf den weiteren Weg:


    "(.....) du wirst sehen, wie reich an Möglichkeiten das Leben ist." (Zitat)


    "..... jeder muss die Türen aufstoßen, die ihn daran hindern, seinen eigenen Weg fortzusetzen" (Zitat)


    Fazit:


    Ein mit federleichter und beschwingter Hand geschriebener wunderschöner Roman, der einfühlsam, emotional und sehr feinsinnig die Gefühlswelten der Protagonisten beschreibt, wie sie sich aus ihren Kokons befreien und langsam zueinander finden, Liebe (wieder) zulassen....
    Die Gefühlswelten von Marie und Josh, die sich von falschem 'Lebensgepäck' befreien, die Bürde der Trauer hinter sich lassen bzw. daraus herauswachsen, sind psychologisch fundiert, zuweilen etwas philosophisch, oft mit einem Augenzwinkern, in teils klaren, teils poetischen Worten und Zusammenhängen beschrieben. Christel Noir ist es m.E. gelungen, Menschen in literarischer Form zu helfen, ihre (aus verschiedenartigen Gründen) verschlossenen Herzen zu öffnen oder aus einer Gefühlsstarre zu erwachen. Ich verstehe den Roman als den Versuch, Menschen zu ermutigen, "die reichen Möglichkeiten, die das Leben bietet", zu entdecken! Dafür vergebe ich gerne 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung; besonders an die LeserInnen, die sich eine Veränderung in ihrem Leben wünschen.


    4ratten und eine Maus :zwinker:

    Ich kenne die Autorin noch nicht, aber diese Geschichte aus St. Peter Ording würde ich sehr gerne testlesen!! Ich mag die Nordsee und die Beschreibung hört sich toll an (besonders für den von mir ungeliebten November...) wäre gerne dabei:


    Rezensieren würde ich hier im Großen Forum, HS Literaturschock, WLD, Lovelybooks, Lesejury, amazon und (wenn möglich) auf der Belletristik-Couch und im Mira-Verlag.

    Das Buch über die schönsten Bibliotheken der Welt steht schon länger auf meiner Liste *hachjaaaa*
    Meine Favoriten der hier vorgestellten sind Prag, Paris und Helsinki, die gefallen mir besonders gut (ich finde die Atmosphäre in einer Bibliothek sehr wichtig, je besser die ist, desto wohler fühle ich mich :breitgrins:)...

    Für mich ist Bob Dylan in allererster Linie ein (genialer) Singer/Songwriter und ich kann nicht beurteilen, ob ihm aufgrund seiner Texte der Literaturnobelpreis zusteht (das überlasse ich dann gerne anderen). Allerdings denke ich, dass AutorInnen wirklicher literarischer "Perlen" vermutlich so gut wie nie diese Auszeichnung bekommen...


    Ich hab's auch nicht so mit amerikanischen AutorInnen (obwohl, es gibt mitunter Ausnahmen ;) und der amerikanischen Literatur; ganz besonders wenig liegt mir übrigens südamerikanische Literatur - da empfinde ich den kulturellen Unterschied zuweilen oft krass - aber jedem das Seine :zwinker:


    Schade finde ich, dass im Falle Bob Dylan eigentlich sein Rénomée auch dadurch nicht mehr steigen konnte (wiewohl er auch das Geld für den Preis wohl eher nicht dringend benötigt) - durch seine Musik ist er ja bereits schon lange sozusagen 'unsterblich'... Bin mit dieser Musik aufgewachsen und mag die Inhalte und seinen Ausdruck, aber zu meinen persönlichen absoluten Favoriten gehörte er eher weniger, das wird auch der Literaturnobelpreis nicht ändern (Wolfgang Niedecken aber hat's gefreut - wurde er doch von ihm und seiner Musik sehr inspiriert :breitgrins:)