Noch ein veganes Kochbuch?? Eigentlich möchte man denken, der Markt wäre langsam gesättigt in dieser Sparte. Trotzdem hat das Buch „So geht vegan!“ von Patrick Bolk durchaus seine Berechtigung und stellt meiner Meinung nach ein ideales Begleitbuch für interessierte Laien und Einsteiger in die vegane Lebensweise dar. Für bereits langjährige Veganer bietet das Buch sicher nicht viel Neues, außer natürlich gute alltagstaugliche Rezepte – und davon kann man ja nie genug haben
Das Kochbuch ist als 10-Punkte-Programm aufgebaut. Im Einführungsteil wird zunächst aufgeräumt mit den üblichen Vegan-Mythen (vegan ist Verzicht, ungesund, kompliziert...), man erhält einen Überblick über die wichtigsten Nährstoffe, vor allem auch auf für Veganer kritische Nährstoffe (B12) wird hingewiesen. Auf die Einführung folgen 9 Kapitel mit Rezepten, die jeweils mit einem kurzen informativen Theorieteil beginnen. Hier wird zB erklärt, warum man auf Fleisch/Eier/Milch.. verzichten sollte, weitere Mythen werden ausgeräumt („Man braucht Milch wegen des Kalziums“), Alternativen werden erklärt und man bekommt einen Einkaufszettel an die Hand.
Die Kapitel im Einzelnen:
1. Genuss ohne Fleisch und Fisch: dieses Kapitel arbeitet mit Fleischersatz wie Seitan, texturiertes Soja usw, die Rezepte sind klassische Fleischrezepte, die mit veganen Alternativen hergestellt werden (zB Chili sin Carne, Zürcher Geschnetzeltes, Schnitzel...)
2. Ohne Milch und Milchprodukte: von der Herstellung eigener Pflanzenmilch (ein guter Mixer ist empfehlenswert!) über Mac and Cheese, Käsespätzle, Schokoladentrüffel (sehr lecker!!)...
3. Kochen und Backen ohne Eier: Grundrezepte wie Mayonnaise und Remoulade, Spaghetti Carbonara, eine legendäre Schokomousse...
4. Kreative vegane Küche: dieses Kapitel kommt ohne Ersatzprodukte aus und stellt quasi die „fortgeschrittene“ vegane Kochkunst dar. Hier gibt es zB eine herrliche Weisse-Bohnen-Grünkohlsuppe, eine Mais-Kokos-Suppe, die ich unbedingt noch testen muss, einen Rote-Bete-Eintopf mit Polentatalern uvm.
5. Getränke ohne Tierisches: Smoothie Rezepte, vegane Cocktails und „Milch“-Getränke
6. Vegan unterwegs: für alle, die glauben, vegan ginge nur in den eigenen vier Wänden - Snackideen für unterwegs, Tipps für Seminare und Geschäftsessen und Rezepte für das Lunch im Büro
7. Besondere Gelegenheiten: vegan Essen in Gesellschaft, auch das ist möglich! Grillideen, Brunchrezepte, ein Vorschlag für ein Candle-Light-Dinner (mit Hinweis, wo man den geeigneten (veganen) Partner fürs Dinner finden kann ;)) und ein Weihnachtsmenü
8. Vegan mit Kindern: mit den Klassikern für Kinder wie Köttbullar, Spaghetti Bolo, Waffeln mit Sahne und Kirschen...
9. Vegan für Profis: Superfoods & Rohkost – die großen Trends in der veganen Szene werden auch behandelt und mit leckeren Rezepten belegt. Hier gibt es Chiapudding, Superfoods-Riegel und einen Rohen Erdbeer-Käsekuchen (der noch ausprobiert werden muss!)
Das 10. Kapitel „Über den Tellerrand: Vegan leben“ beschäftigt sich mit den weiteren Lebensbereichen wie Kosmetik, Putzmitteln, Klamotten. Es wird aufgeklärt, wo sich überall tierische Inhaltsstoffe verstecken können und wie man diese vermeiden kann. Außerdem fehlt auch nicht der Hinweis, dass man natürlich nicht nur fair für Tiere, sondern auch fair für Menschen einkaufen und auf die FairTrade- und GOTS-Siegel achten sollte.
Im Anhang des Buches findet man noch eine Auflistung des „veganen Vorratsschrankes“, die vor allem die Vielfalt der veganen Ernährung zeigt; eine gute Übersicht, in welchen Lebensmitteln welche Nährstoffe enthalten sind; eine Austauschtabelle für Fleisch, Milchprodukte, Eierprodukte sowie Gelatine, Honig, Milcheis... . Außerdem gibt es noch eine ausführliche Auflistung von Infoseiten und Blogs, um sich weiter zu informieren und vegan zu shoppen.
Ich habe im Rahmen der Kochbuch-Leserunde einige Rezepte selbst ausprobiert und vor allem auch von den anderen TeilnehmerInnen (die meist selbst Omnivoren sind) gehört, dass die Rezepte sehr alltagstauglich sind und einfach gelingen. Und das Wichtigste – sie haben immer geschmeckt (sogar den wohl mehr als kritischen und im Vorfeld eher unwilligen Ehemännern mancher Teilnehmerinnen :)). Die Zutaten sind fast immer gut zu bekommen, bei einige Spezialzutaten kann man zumindest in gut ausgestatteten Bioläden fündig werden.
Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Rezeptregister. Dieses ist, wie üblich, alphabetisch aufgebaut. Da aber die Rezepte im Buch nicht der üblichen Aufteilung (Salate, Suppen, Vorspeisen, Pasta, Hauptgerichte mit „Fleisch“, Nachspeisen..) folgen, tut man sich etwas schwer diese wieder zu finden, wenn man sich nicht den genauen Titel des Rezeptes gemerkt hat. Ich habe zB die Grünkohlsuppe ewig gesucht, welche unter „W“ wie „Weisse-Bohnen-Grünkohlsuppe“ und im Buch unter „Kreative vegane Küche“ eingeordnet ist.
Abgesehen davon finde ich das Kochbuch perfekt für Einsteiger, die nicht nur auf der Suche nach veganen Rezepten sind, sondern sich auch über den Hintergrund der veganen Lebensweise informieren wollen. Man findet als Neuling hier alles, was man für den Einstieg braucht und ist schnell davon überzeugt, dass vegan eben nicht kompliziert ist oder Verzicht bedeutet