Beiträge von Elsie

    Wie auch bei meiner Lektüre von "Krabat" versuche ich mich auch bei der von "Kaltblütig" häppchenweise an Eindrucks-Schilderungen. Es ist ja doch ein recht dickes Buch mit 533 Seiten und dazu sehr ausführlich geschrieben, sodass ich es nicht ganz so schnell durchkriege. Aber es macht irre Spaß, das zu lesen, auch wenn sich manche Passagen ziehen.


    Gerade lese ich fairys Beitrag und erschrecke mich etwas - gestern noch fragte ich mich, was die beiden Mörder zu ihrer Tat bewogen hat (weil das ja so ganz klar nicht wird, zumindest nicht bis Seite 163, auf der ich mich gerade befinde) und was es ihnen denn jetzt "gebracht hat"... Ich dachte, da wär noch was anderes.
    40$. Auch wenn sie was anderes vor hatten, mehr wollten.
    Aber dass es darauf hinaus läuft, passt ja zu dem, wie Capote das schildert. Unfassbar. Ich meine damit jetzt natürlich nicht den kleinen Betrag, ein solches Verbrechen wird durch nichts gerechtfertigt, ich meine das Paradoxe daran, das irgendwie von Beginn an die Geschichte bestimmt.


    Capotes Werk ist eine Mischung aus Rekonstruktion, Indiziensammlung, Interview und reportagenhaften Erzählstil.


    - Ich für meinen Teil habe so was noch nie gelesen. Darin begründet sich auch die Wirkung, die ich meine. Zum Beispiel - und das finde ich besonders gelungen - bekommt man als Leser detailgenau und chronologisch die Ermittlungen und auch die Reaktionen der Freunde, Bekannten und Nachbarn mit, gleichzeitig lässt Capote uns auch daran teilhaben, was in genau diesen Momenten die Mörder tun und das hat gar nicht mit der Tat zu tun, zumindest nicht direkt, sie unterhalten sich über dies und das, ihnen geht das eine oder andere durch den Kopf. Dabei verkörpert vor allem Perry, wie im Thread oft erwähnt, eigentlich einen Sympathieträger. Doch man weiß ja, der ist ein Mörder! Die gerade vier Menschen brutal hingerichtet haben, verspeisen im nächsten Moment leichten Gemüts ein Mittagessen oder schlafen sich erstmal gründlich aus....


    [...] vor allem zu Anfang erfährt der Leser viel über die Opfer und ihre letzten Stunden. Über das angesehene Ehepaar Herbert und Bonnie Clutter, den 15-jährigen Kenyon Clutter und die 16-jährige Nancy Clutter, die einen festen Freund hat, mit ihrer Freundin Susan Pläne für die Zukunft schmiedet, der Nachbarstochter beim Kuchenbacken hilft und ihr Lieblingskleid für den nächsten Tag rauslegt, obwohl wir genau wissen, dass sie es nie tragen wird.


    - Mir war die Familie, wie andere User bereits schrieben, auch zu perfekt. Eigentlich mag ich so was gar nicht; also dieses "Und die Tochter ist ja so bildhübsch und so intelligent und beliebt und dazu auch noch gar nicht eingebildet" und "der Sohn kann dieses und jenes ja so toll, repariert alles selber, hat die besten Noten, etc." und dann noch der Vater. .... Zuerst störte es mich sehr, dann habe ich mich daran gewöhnt. Wären sie nicht so perfekt gewesen, hätte ich es besser gefunden, für die Geschichte einfach, aber durch die genauen Schilderungen hatte ich dann doch so sehr das Gefühl, irgendwie bei ihnen gewesen zu sein und fand auch hier und da Macken und schwelende Konflikte, dass ich mich doch mit ihnen identifiziert habe irgendwie.



    Da ist der grausame und brutale Mord an vier hilflosen, unschuldigen Menschen, da ist der schüchterne Perry mit seiner Gitarre.


    Das trifft es sehr gut! Zusätzlich würde ich hinsichtlich Perrys Charakter noch ergänzen, dass man fortwährend versucht, ihn für sich fassbar zu machen. Sicher ist er schüchtern, aber z. B. seine Träume von dem Tauchen nach Schätzen etc. und seine vielen Fantasien sowie die Freundschaft zu diesem Willie-Jay, dass er irgendwie immer auf mehr hofft, verstanden zu werden, und gleichzeitig, was Dick an einer Stelle über ihn sagt bzgl. seiner Kaltblütigkeit, dass er, Dick, ihn braucht, um das durchzuziehen und auf diesen Charakterzug von Perry baut und ihm deshalb vorspielt, auch von Schätzesuchereien zu träumen, das macht ihn irgendwie ... erschreckend real, weil unfassbar.



    Da sind blutbespritzte Wände und da ist jemand, der nach der Urteilsverkündung in seiner Zelle weint. Da sind aufgebrachte und geschockte Bewohner einer Kleinstadt und da ist ein Gericht voller voreingenommener Richter und Geschworener, die allesamt die Opfer persönlich kennen, so dass man sich fragt, ob sich das „kaltblütig“ auf die Mörder oder auf die Verhänger der Todesstrafe bezieht.


    Darauf bin ich ja noch gespannt.



    Man versucht, Perry zu verstehen und Erklärungen für sein schreckliches Handeln zu finden, doch das letztes Stück fehlt, das letzte Bisschen, dass einen überzeugt und einen verstehen lässt fehlt und die Zerrissenheit schmerzt, wie sie wohl auch Truman Capote geschmerzt haben muss, der schon fast wie ein Verrückter jeden einzelnen befragte, der auch nur im entferntesten irgendetwas über die Familie und den Fall wusste.
    Aber die hilfloseste Erklärung liefert wohl Perry Smith selbst: „I think there must be something wrong with us. To do what we did. Deep down, I never thought I could do it. Anything like that.”


    Ihn zu verstehen, versuch ich erst gar nicht, aber ja: Erklärungen zu finden. Ich bin ja noch nicht so weit, aber ich kann mir schon vorstellen, wenn es so weitergeht, dass sich da ein Bild dieses Menschen aufbauen wird, das immer mehr in die Richtung wie bisher geht: Einerseits das Sympathische, Nachvollziehbare, fast schon in der Art, dass man ihn irgendwie trösten will, dann die andere Seite, der Kontrast, der sich einem komplett verschließt, so unverhältnismäßig, man will es sich eigentlich gar nicht vorstellen.
    Und ja, es schmerzt schon irgendwie, wenn man das liest. Dass man nicht dahinter kommt, es sich nicht erklären kann, vielleicht weil man es sich gar nicht verstehen will. Gerade dass Capote aber, ohne zu urteilen (wie auch?) hinter allem, was irgendwie Erklärungen liefern könnte, her ist, dass er sich da so rein hängt, macht das Buch besonders.
    In dem, was Perry da sagt, zeigt sich auch allgemein ganz gut seine Authentizität. Er ist nicht das typische Schlitzohr, das man sich unter so einem Menschen vorstellt, er jagt hoffnungslosen Träumen hinterher, liest gerne und viel, korrigiert anderer Grammatik, sucht Freunde, die es ehrlich mit ihm meinen, singt .... das passt halt nicht zusammen.


    [...] das „Wie“ noch das „Warum“. Die zwei spannendsten Fragen spart sich der Autor geschickt für das letzte Drittel des Buches auf. [..]


    Während des jahrelangen Wartens im Todestrakt lernen Dick und Perry andere Todeskandidaten kennen, deren Mordfälle ebenfalls kurz geschildert werden. Auch bei ihnen ist absolut kein Motiv zu erkennen. Das Problem ist nicht sichtbar, sondern viel tiefer verwurzelt.


    Bin gespannt, da mehr Einblicke zu erhalten... und hoffe, dass das mit den schlimmen Kindheiten meinen bisherigen Fünf-Ratten-Eindruck nicht zerstört. Keine Gründe zu liefern ist manchmal besser, gerade weil manche Taten nicht erklärbar sind.




    [...] Das ganze Buch ist ein Plädoyer für das genaue Hinschauen, für das Verstehenwollen, welches nicht mit Entschuldigen einhergehen muss, darf. [...]


    Es unter den Aspekten zu lesen, macht es wirklich interessant, das denke ich auch. Darin besteht m. E. die Qualität des Buches.

    01.12. bin ich dabei. ^^


    Bin gerade noch als relativ langsame Leserin bei "Kaltblütig", aber das krieg ich bis bis Dezember auf jeden Fall gelesen.
    Und auf "Dracula" habe ich schon jetzt Lust. :)


    Da ich auch relativ neu dabei bin und zwar das Thema gestartet, aber nicht so viel Ahnung von einer Leserunden-Organisation habe - wäre es möglich, dass jemand mit mehr Erfahrung die Kalender-Eintragung der Leserunde macht und die Aufteilung der Kapitel und so?


    Ich freu mich jedenfalls.

    Gestern Nacht habe ich das Buch nun ausgelesen.


    Insgesamt gibt es von mir:


    5ratten :tipp:


    weil es mich einfach in seinen Bann gezogen hat und etwas Besonderes ist.


    Ich habe mir später noch Gedanken gemacht wegen der Fragen, die, im Vorposting erwähnt, aufkamen.
    Ich glaube, dass Preußler das Buch so geschrieben hat, wie es am besten ist; mehr Magie rein, mehr Erklärungen und Details braucht es nicht. Besonders gelungen fand ich den Verlauf, wie am Ende die scheinbare Übermacht von etwas ohne künstlichen Zauber geschlagen wurde.

    Weiß nicht, inwiefern es etwas ungewöhnlich ist, auf einem Thread, der keine Leserunde ist, ohne Diskussion sozusagen, zu einem Buch in mehreren Teilen etwas zu schreiben. Bei mir ist es so: Wenn ich mir Anmerkungen mache und versuche, das durchzuziehen, bin ich immer ziemlich rigoros, auch wenn das länger dauern kann und so wollte ich meine Anmerkungen zu diesem Buch noch vervollständigen.


    Bis zum zweiten Jahr. Dann kommt noch das dritte... Es zieht sich ein wenig und ich würde gerne weiterlesen, aber so mache ich das nun einfach mal, da es irgendwie auch toll ist, ein wenig zu analysieren.
    Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte jetzt allerdings nicht weiterlesen, da es sich nicht vermeiden lässt, manches Inhaltliche zu verraten.


    Eine Frage habe ich mir notiert, und zwar: Was reizt die Jungen an der Magie, diese zu erlernen, wo nehmen sie den Eifer her, wenn sie ja doch wissen, dass sie unfrei sind und die Magie also gar nicht für ein selbstbestimmtes Leben nutzen können? Das war irgendwie einfach mal so grundsätzlich. Wobei es die Geschichte ja sonst nicht gäbe...


    Und warum, wenn sie sowieso nicht fliehen können, bringt der Meister ihnen schwarze Magie bei? Er müsste das ja nicht tun.


    Vielleicht klärt sich diese Frage noch, aber: Was nutzt auch dem Meister die Magie, wenn er sich ja doch "nur" als Müller verdingt? Ich bin zwar nicht so ein über-rationaler Mensch, der für alles eine "vernünftige" (wenn man davon bei so eine Thema sprechen kann) Erklärung braucht, aber Magie nur der Magie wegen?


    @ Gringo: Okay, interessant, das zu wissen. Ich lese eigentlich nicht so Fanfiktion, aber trotzdem.
    Mittlerweile finde ich auch, dass vieles bzgl. der Charaktere im Kopf des Lesers passiert. Man mag nicht alles über sie erzählt bekommen, aber es wird doch so viel als Anstoß gegeben, dass man sich ein eigenes Bild von ihnen fantasiert. Und das gehört für mich zu einem guten Buch auch dazu. Klar könnte man, wenn man wollte, noch mehr rein bringen, aber das ist auch eine Frage des jeweiligen Stils. Was der Autor rüber bringen wollte, das kam, glaub ich, an. Gerade auch die Bande, die sich zwischen den Jungen entwickeln.


    Außerdem wird ein sehr wichtiges Motiv der Jungen, "mitzumachen" bei dem Ganzen, recht gut rüber gebracht: Schabernack und zumindest die Aussicht darauf, mit der Magie ein sorgloses Leben führen zu können.


    Im Verlauf des Buches wurde mir auch klar, dass es wirklich rund ist und man dem Ende entgegen fiebert. Es ist dramaturgisch rund, atmosphärisch und auch thematisch. Alles passt. Vor allem gelungen finde ich, wie das Thema Freundschaft sich in die Geschichte fügt, wie die Jungen zusammenhalten, um ihr Schicksal wissen, es in Kauf nehmen, eingebaut in eben diese düstere Atmosphäre, der niemand entschlüpfen kann, deren Unausweichlichkeit immer deutlicher wird, sich steigert, z. B. durch die wiederkehrenden Jahreszeiten, in denen immer dasselbe passiert. Man weiß als Leser ja irgendwann, was als nächstes passieren müsste und wartet geradezu darauf, dass jemand das durchbricht! Die Atmosphäre kommt umso besser rüber, je weniger über das, was tatsächlich vor sich geht, geredet wird, je mehr es einfach passiert und sich manifestiert, spürbar ist in wütender Stimmung, Wortkargheit der Gesellen. Die Fragen, die sich in Krabat aufstauen, stellt sich der Leser selbst auch.


    Während des Lesens habe ich mich auch gefragt, ob das Hinnehmen, die Passivität der Gesellen eine Gesellschaftskritik darstellt. Zu dulden, zuzulassen, dass sich Gleichgültigkeit entwickelt.


    Krabats Reife wird einem im zweiten Jahr auf jeden Fall sehr deutlich, auch wie smart er ist, seine Beobachtungs- und Auffassungsgabe, seine Empathie. Es wird auch erst im zweiten Jahr richtig merklich, was das Thema der Geschichte ist, finde ich, bzw. macht man sich da erst darüber Gedanken, zumindest ging es mir so, da wurde mir auch mal wieder bewusst, wie wichtig die Themen Beziehungen und Entwicklung in Büchern sind.
    Im zweiten Jahr ist es auch, dass der Meister immer mehr Interesse an Krabat zeigt, der aus der Gruppe der Mühlknappen heraus sticht. Ich fand aber gar nicht, dass Krabat sich von der Macht, über die der Meister verfügt, blenden lässt, zumindest bis jetzt noch nicht. Ich hatte mir irgendwie eher vorgestellt, dass Krabat von der Macht verführt wird, kann noch kommen, oder ist schon drin, ohne dass ich es so merklich empfinde.


    Preußler ist wirklich ein unheimlich guter Erzähler. Er schreibt, ohne dass er zu viel umschreibt, er lässt es einen erleben. Auch wenn sich Magie mit rein mischt, z. B. beim Aus-Sich-Hinaus-Gehen, ist das, als könnt es wirklich so sein und als wäre man hautnah dabei. Das ist aber sicher auch, weil die magischen Elemente sich ganz leicht nur untermischen, so in das Alltagsgeschehen. Das gefällt mir sehr gut. :)


    Am Ende der zweiten Jahres fiel mir auf, dass es nicht mehr so viele Geheimnisse gibt wie zu Beginn, ist ja irgendwie auch klar, dass alles aber doch sehr spannungsvoll weitergeht, gerade durch die Atmosphäre, die Bande, den Reifungsprozess - das Thema der Geschichte rückt in den Vordergrund, das Machtgefälle, das durchbrochen werden will.

    @ HoldenCaulfield: Danke für die Erklärung. Heißt das, ich muss, wenn ich mehrere ältere Beiträge zitieren möchte (in einem Beitrag) diese in einem Dokument zwischenspeichern (also die Formatierung, die sich dahinter verbirgt), weil ich ja das Schreibfenster nicht parallel offen haben kann? Oder ich öffne einen zweiten Tab, wo ich das Zitat dann raus kopier... Ich probier's mal.



    [...] Ich fand schon damals das es irgendwie ein Winterabendbuch ist *g* [...]


    - Es ist zwar noch nicht ganz Winter, aber ich finde auch, dass es sehr gut in die etwas dunkleren Jahreszeiten passt. Ich lese es übrigens auch nur am Abend. Mag daran liegen, dass ich generell lieber abends lese, aber tagsüber würde ich da nicht so mitgehen können wie abends. Da fühlt es sich toller an. ^^



    Danke, falls du hier noch online bist und das liest, ;) für diese Hinweise. Ich wusste das gar nicht so und mir das alles anzulesen über iwelche Wikis und so, dazu komme ich meist (leider) nicht.


    [...]
    In diesem Buch geht es auch um das Erwachsenwerden. Krabat fängt als Kind in der Mühle an zu lernen und wird im Lauf seiner Lehrzeit erwachsen, was hier heißt: Alternativen abwägen, eigene Werte herausbilden und zu ihnen stehen, Mut entwickeln und anderen Menschen zu vertrauen. [...]


    - Ich bin gerade im dritten Kapitel des zweiten Jahres angelangt und finde auch, dass Krabats Veränderung, die sicher noch deutlicher wird im Lauf der Geschichte, sich allmählich zeigt. Es bahnt sich das, was du so schön beschreibst, langsam an: dass er anfängt, eigene Werte herauszubilden, tiefe Empfindungen hegt und irgendwie, weil er eben auch Freundschaft erfährt - so schön hier:



    sich deren Wert bewusst wird.



    [...]
    Außerdem ist es eine großartige Metapher auf Despotismus und den Widerstand gegen die Verführung durch Macht, die überzeitlich ist.
    [...]


    Es als Metapher zu sehen. Das ist eine interessante Betrachtung. Und es stimmt: Diese ganze Geschichte, ihr Aufbau, die Figuren, Entwicklungen... so in sich geschlossen und thematisch stringent... wenn man genau liest, kann man, denke ich, viele Szenen finden, die man so deuten kann. Außerdem kann ich mich irgendwie auch gut mit der Thematik identifizieren, obwohl ja Zeit und Ort und Lebensbedingungen etc. andere sind.



    Hmm... Avilas Sicht kann ich schon auch verstehen. Gerade zu Beginn dachte ich, man würde die Gesellen, jeden einzeln, etwas besser kennenlernen. Ich bin zwar noch nicht fertig, aber das zweite Jahr ist schon beschritten und von den meisten ist das Bild recht vage geblieben. Wobei ich mich auch kaluma anschließe: Es sind viele Personen und, das finde ich, muss man auch berücksichtigen, es ist eben ein Jugendbuch und auch eher handlungsgetrieben, auf die einzelnen Personen im Detail einzugehen, ist nicht das Ziel. Und Krabat ist für mich ein starke Charakter, genauso wie auch Tonda. Beim Meister schließe ich mich kaluma an: Er verkörpert ja neben dem Bösen auch den Reiz der Macht genauso wie die Magie eine ambivalente Rolle inne hat. Es gibt Szenen, da sorgt die Magie für Heiterkeit und auch welche, da wird klar, was man mit ihr anstellen kann, und es gibt die andere Seite der Medaille. Das macht ja auch den Reiz der Geschichte aus. :)


    Wenn ich ein Stück weiter bin, melde ich mich wieder, wahrscheinlich habe ich sie dann ausgelesen, mit meinem Gesamteindruck. ;)

    Krabat wollte ich schon länger lesen und nun komme ich endlich dazu.
    Ich bin noch nicht ganz so weit mit dem Buch, da ich mir beim Lesen ein paar Anmerkungen mache.


    Bis jetzt mag ich es ganz gern.


    Ein paar der Anmerkungen möchte ich mal hier lassen.


    Es wird, finde ich, sehr handlungsgetrieben erzählt, man ist gleich im Geschehen. Da ich in letzter Zeit eher gefühliges gelesen habe, passte das. ^^
    Insgesamt gefällt mir zudem bzw. bewundere ich die sehr einfache und trotzdem niveauvolle Sprache des Buches. Es ist kein Wort zu viel und gerade auch, wie ein User schon erwähnte, die mündlichen Reden sind toll, wirken natürlich.
    Die Erzählung, ihr Aufbau, lebt, zumindest ist das mein Eindruck bis jetzt, viel von Andeutungen. Es wird Spannung aufgebaut, indem der Leser nach und nach, wie Krabat selbst, mehr erfährt vom Unheimlichen. Mir persönlich gefällt das, denn ich mag so Verdachtsmomente, wenn ich selber etwas rum spinne und fantasiere und dann alles, was dazu kommt, mehr dazu beiträgt. Das schafft dieses Buch grandios!



    Es werden viele Fragen aufgeworfen. Was hat es mit dieser Mühle auf sich? Wer ist der Meister? Welches Geheimnis birgt die Mühle?


    Die Charaktere werden mir super vor Augen geführt, ohne dass alles im Detail beschrieben und ausgeführt wird. Krabat ist ein wunderbarer Protagonist: einerseits ein normaler Junge, ein Streuner, der nicht weiß, wo er am Abend schlafen soll, andererseits fasziniert von diesem "anderen", was der Meister ihn zu lehren verspricht.


    Ich mag sehr diese schwelende, nicht ganz offensichtliche Magie und auch die feinen Beobachtungen zwischendurch, die mit Magie zu tun haben.



    Anders als in anderen Geschichten fand ich in dieser die Gefahr irgendwie auch immer präsent. Auch wenn nichts, zumindest bis zu der Stelle, wo ich nun bin, Brutales geschah, im Sinne von physischer Gewalt, war sie immer irgendwie da, fassbar. Das hat, denke ich, damit zu tun, dass



    Nach und nach fügt sich das ein Geheimnis ins nächste.


    Es sind viele märchenhafte Elemente vorhanden, wie zum Beispiel die sprechenden Tiere, und, wie auch schon andere User bemerkten, Kreisförmigkeiten, Wiederholungen, Rituale, die immer wieder beschritten werden. Auch das sorgt für die nötige Düsternis.


    Bis jetzt mochte ich das Kapitel "Mal der Bruderschaft" am meisten.



    So viel bis jetzt. Ich freue mich auf den Fortgang der Geschichte. :)


    Und fand auch die Anregungen im Thread, u. a. zu ASP, den Filmen und anderen Büchern gut.


    Leider weiß ich nicht, wie man die ganz alten Beiträge zitieren kann, denn die werden unter meinem Schreib-Fenster nicht angezeigt, nur bis 2010. Ich kopiere sie aus einem anderen Tab das nächste Mal.

    @ Doris, Gytha und Avila: Danke für eure Tipps. Hab jetzt mal noch nicht in die vorigen Dracula-Leserunden geschaut. Ich lass mich da einfach mal überraschen, in ein paar andere Leserunden habe ich einen Blick geworfen.


    Stimmt, der Dezember scheint genau die richtige Zeit für den düsteren Grafen und alle anderen faszinierenden Gestalten.



    Das ist ja witzig - ich hab mir letztens gedacht, dass ich endlich mal Dracula lesen sollte. :breitgrins:
    Vielleicht würde ich also einfach zu eurer Leserunde dazu stoßen?!


    - Das wäre toll. :)

    @ Gytha: Es ist auf jeden Fall empfehlenswert. Meines Erachtens nach wurde eine schöne Balladen-Auswahl von einer Vielzahl an Dichtern getroffen und außerdem sind die Illustrationen wirklich schön. Mein Problem mit Gedichte-Sammlungen ist immer ein wenig, dass sie zwar wunder-, wunderschön zu lesen sind, aber ich auch über sie nachdenken und mich nicht mir ihnen zudröhnen will. Deshalb lese ich auch oft nur ein paar Gedichte daraus, nach Lust und Laune, und lasse mich in bestimmte Stimmungen versetzen. Aber eines ist sicher: Ich liebe es, sie bei mir zu haben, zu wissen, ich kann jederzeit draus lesen und wenn ich Lust habe, danach greifen. So ist es auch bei dem Rilke-Gedichtband, Oscar Wildes Kurzgeschichten, den unheimlichen Geschichten von Edgar Allan Poe und dem Kurzgeschichtenband von Tolstoi. Ich hab sie einfach und das macht mich froh. ^^

    Danke, Saltanah, für die Links. Lustig, dass scheinbar alle paar Jahre im Forum das Bedürfnis entsteht, Dracula zu lesen. ^^
    Dann ist es 2014 wirklich Zeit für eine vierte.


    Ob es empfehlenswert ist, sich die Runden durchzulesen? Vielleicht für mich als Newbie, aber grundsätzlich schmälert das vielleicht die Spannung, wenn man Leseeindrücke anderer liest - wobei es ja auch interessant wäre, zu vergleichen, wie die Leserunden sich unterscheiden von den Diskussionen, Themen her. Hmmm...

    Cool, dass du auch dabei bist. ^^


    Dann wird es wahrscheinlich auf Dezember hinaus laufen mir der Leserunde, denke ich, weil einige das als den idealsten Starttermin angegeben haben, und ich gehe davon aus, dass der Rest zeitlich flexibel ist bzw. zumindest nichts gegen den Termin hat, sonst hätte es ja Einwände gegeben.


    Wollen wir dann Dezember als Starttermin für Dracula in den Kalender eintragen?


    [...] Von den vielen Interpretationsmöglichkeiten die das Buch anscheinend zu bieten hat bin ich absolut unbeeinflusst geblieben [...]
    Für mich war "Der Sandmann" ein kleiner Schauerroman, der mMn irgendwie perfekt in den Herbst passt. :breitgrins:
    [...]


    Irgendwie krame ich gerade in den alten Beiträgen des Forums, aber eigentlich ist es ja egal, denn, anders als in anderen Bereichen, ist das Thema Literatur, sind Geschichten, ja zeitlos. Ich habe das Buch vor kurzem gelesen bzw. ein paar Monate ist es schon her. Ich wusste nicht, worauf ich mich gefasst machen sollte, auf was Gruseliges, Seltsames, Paradoxes vom Hörensagen, und dachte, okay, sehr cool, immer her damit. Erstaunt war ich dann über die Kürze, aber hat ja bekanntlich nichts zu bedeuten. Dann hab ich es in einem Zug gelesen. Ohne eine Ahnung zu haben von allen Interpretationsansätzen, s. Beitrag o. (mir ging es genauso) ^^ fand ich es ... na, ich würde mehr sagen als "klein", es war schon mächtig.


    Sicher, was sollte das Ganze jetzt eigentlich? Nach den ersten Seiten, wobei die echt richtig, richtig gut waren, dachte ich mir schon irgendwie, das ist ja schon ganz schön abstrus und fesselnd, aber worauf soll das hinaus laufen? Und um ehrlich zu sein, klärte sich das für mich auch nicht eindeutig im Verlauf. Auch wenn ich, ohne genau die Interpretationen zu kennen, natürlich schon einen Riecher entwickelte für die Art und die Natur der Geschichte, ihre Eigenheit, dass Vorstellung, Wahn verschwimmen mit dem, was wirklich geschieht, dass sich ein Bild zusammensetzt aus den verschiedenen Sichtweisen, Briefen, den Schilderungen der Vorfälle, das aber Widersprüche beinhaltet, unvollständig ist - und ohne das Hintergrundwissen auch, dass eben immer wieder Augen als Motiv vorkommen, auch die Alchemie eine Rolle spielt, der Begriff der Maschine... Aber auch wenn ich versuchte, mir einen Reim daraus zu machen, wirkte es abstrus, besonders als auch noch diese abstoßende Olimpia ins Spiel kam, wo ich mir auch nicht erklären konnte, was Nathanael an ihr anzog. Zum Ende hin wurde die Verworrenheit eigentlich nur noch größer und manchmal dachte ich ehrlich gesagt auch, dass es keine wirkliche Lösung gibt, dass es einfach ein Spiel des Autors ist mit den Entwicklungen der Zeit, in der er lebte (gut, zwischendrin habe ich auf Wikipedia geguckt und auch vor diesem Hintergrund gelesen). Mir war es auch gar nicht so wichtig, was da jetzt wirklich geschehen, was Einbildung war, ob Nathanael gestört ist oder die anderen es sind, letztlich fand ich das Verwirrspiel einfach bombastisch und der Wandlung Nathanaels zu folgen. Ich mag es, wenn (Alp)traumhaftes und Realität verschmelzen, denn irgendwie kommt das dem wirklichen Leben so nah...

    Cool, dass sich einige gemeldet haben.
    Ich bin zeitlich flexibel, würde mich der Mehrheit anschließen.


    Würde mich einfach freuen, wenn die LR zustande kommt.


    Hmm... Das Original lesen? Hat seinen Reiz, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das damalige Englisch mit vielen Begriffen gespickt ist, dir ich nachschlagen müsste. Schon auf Deutsch wird die Sprache bestimmt etwas sperrig sein. Das Buch ist noch nicht gekauft.... Muss mir noch überlegen wegen der Sprache.

    Taschenbuch: 544 Seiten
    Verlag: Insel Verlag; Auflage: 10 (6. September 1988)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 345832786X
    ISBN-13: 978-3458327868


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ich werde das Buch wahrscheinlich morgen oder am Montag kaufen und finde den Klappentext auf Amazon nicht so gut, deshalb nehme ich nun den auf der Perlentaucher-Seite genannten (http://www.perlentaucher.de/bu…stoker/dracula-roman.html)


    Man muss sich einmal vorzustellen versuchen, wie dieser Urvater aller Blutsaugerromane 1897 auf ein Publikum gewirkt hat, das noch nie einen Vampirroman gelesen, noch nie einen Vampirfilm gesehen und nie gehört hatte von Untoten wie Dracula, Nosferatu oder Edward Cullen. "Keine Lektüre für Schwachnervige" kündigt die Werbung für die deutsche Übersetzung von 1908 an, und das ist nicht übertrieben. Das schaurige Geschehen entrollt sich wie ein Tatsachenbericht Stück für Stück in Tagebuchaufzeichnungen, Gesprächsnotizen, Briefen, Telegrammen und Zeitungsartikeln, und ganz allmählich erst kommt der Leser dahinter, welch fürchterliche Bedrohung sich hinter den rätselhaften Ereignissen verbirgt, deren Zeuge die Protagonisten werden. Die Handlung führt von Budapest durch die nächtlichen Karpaten nach Siebenbürgen (heute dank dieses Romans als Transsylvanien bekannt) auf das Schloss des Grafen Dracula, nach Whitby an der englischen Ostküste und nach London, bevor es nach einer langen Verfolgungsjagd wieder in der Nähe des Schlosses zum großen Showdown kommt. Nicht wenige der Beteiligten lassen unterwegs ihr Blut.


    Ich bin noch neu hier im Forum, habe noch keinen SUB angelegt ^^, aber eine lange Liste von noch ungelesenen Büchern, zu denen dieses gehört. Gestern bin ich über den Thread zu diesem Buch gestolpert (https://literaturschock.de/lit…ex.php?thread/5318.0.html) und da ich das Buch wirklich schon lange mal lesen wollte, es aber auch zu jenen Büchern zähle, über die man sich gerne austauschen würde, kam mir eine Leserunde in den Sinn.


    Würde sich jemand anschließen? In dem erwähnten Thread hatte sich Jari interessiert gezeigt.


    Würde mich freuen, wenn sich ein paar Mitleser finden. :)


    Schauerliche Grüße
    Elsie


    Wer liest mit?
    Elsie
    dodo
    Gytha
    Jari
    Zara
    yanni
    dreizehn
    Elizabeth Abbot

    Danke, Valentine.


    Eigentlich habe ich noch nicht so viel gepostet und noch nicht so viele Erfahrungen im Forum gesammelt.
    Aber nach der spontanen Idee der Dracula-Leserunden und Jaris schneller Reaktion darauf, denke ich, könnte ich ja trotzdem mal den Vorschlag in diesem Unterforum unterbreiten.


    Ich mache das nun einfach mal. ^^

    @ Jari: Super! ^^
    Wie verfährt man hier denn am geschicktesten, um eine Leserunde zu starten bzw. Teilnehmer zu suchen?
    Macht es Sinn, direkt einen Vorschlag im Leserunden-Thread zu bringen oder ist es besser, erstmal zu schauen, wer sich hier zurückmeldet?


    Wenn sich sonst niemand meldet, könnten wir uns ja auch auf dem spontanen Leserunden-Thread (so einer besteht ja auch, hab ich gesehen) einfach so darüber austauschen.


    Wann würdest du denn damit anfangen wollen? Hast du das Buch schon?

    Das Buch werde ich mir auf jeden Fall auch zulegen, da ich subtile Grusel-Literatur sehr mag und es als Klassiker natürlich auch mal gelesen haben möchte. Euren Beiträgen entnehme ich, dass eine Übersetzung, die sich sehr gut lesen lässt, von Karl Bruno Leder stammt. Danke für diesen Tipp, denn eine schlechte Übersetzung kann einem das Lese-Vergnügen bekanntlich versauen.


    Ich habe mal eine etwas doofe Frage. Und zwar kann ich im Leserunden-Archiv nicht eure damalige Dracula-Leserunde finden. Ich habe auf dem Leserundenarchiv S-Z geschaut. Kann mir jemand den Link schreiben, einfach um mal einen Blick darauf werfen zu können? Ich habe noch nie an einer teilgenommen, bin neu hier.


    Aus euren Kommentaren zum Buch kann ich mir schon ein vages Bild machen. Von seinen Schwächen und Stärken. Ich weiß noch nicht, eigentlich wollte ich erstmal wieder leichtere Kost, aber Dracula reizt mich schon sehr. Hmm... - vielleicht in einer neuen Leserunde zu diesem Buch, um die Eindrücke besser zu verdauen und zu reflektieren? Geht es jemandem aktuell ähnlich wie mir und hätte darauf Lust/die Motivation?


    Eigentlich müsste man die Geschichten, nachdem man sie beendet hat, mit dem Wissen um die komplette Story noch mal von vorne lesen. Da würde man sicher einiges ganz anders verstehen und deuten.


    Das wäre sicher interessant. Auch von dem Aspekt her, Munros raffinierten Stil bewusster zu betrachten. Ich glaub, sie schreibt keinen Satz "einfach so". Gleichzeitig wäre es interessant zu beobachten, ob die Lesewirkung dieselbe ist, sprich dieser, in jeder Geschichte steckende Überraschungseffekt. Und ich glaub, das ist der Haken. Ihre klare Sprache ist schön und lohnenswert, mehrmals gelesen zu werden - auch das Munro-Phänomen ein Stück weit zu entschlüsseln zu versuchen. Aber das Faszinierende des ersten Lesens und nicht Wissens, was als nächstes passiert und welchen Ausgang die Geschichte in all ihren Verwicklungen findet, wäre bei mir glaub weg.



    [...] Munros Talent erkennt man erst während des Lesens, bzw. vielleicht sogar erst später, wenn man das Gelesene verdaut hat und mit anderem Blick auf die Geschichten zurückblicken kann.


    - Auf jeden Fall. Das Coole ist auch, dass ihre Schreibe so was an sich hat, dass man sich mitnehmen lässt und gar nicht so viel darüber nachdenkt, dass die das absichtlich macht (ich mein, klar, man weiß es zwar, sie ist ja Profi), aber sie schreibt das, wie auch schon erwähnt wurde, im Thread, ohne lästige Verschnörkelungen und so, nicht so aufgesetzt. Mir macht es immer am meisten Spaß, wenn ich gar nicht merke, dass jemand mich da gerade mit seinem Können beeindrucken will, sondern erst nach dem Lesen denke: Boah, das war ja der Hammer.



    [...] Die Situationen sind so speziell und ausserhalb unseres Alltages (finde ich zumindest), dass ich keineswegs einfach sagen könnte, in der und der Szene hätte ich so und so gehandelt.


    - Das ist eine sehr gute Bemerkung, die du machst. Mir ging es auch so. In manchen Geschichten sind die Situationen so ungewohnt, wie du schon schreibst, und eigentlich müsste man deshalb auch die Perspektive wechseln irgendwie, was man auch tut und weswegen man auch nicht urteilt, sondern mitgeht, gleichzeitig wirken die Situationen natürlich. Munro schreibt davon nicht irgendwie abgehoben oder so, sondern von ... manchmal ja auch kranken, kriminellen Menschen ... wie ganz normalen. Also, klar, das sind ja auch Menschen, aber sie schafft es, dass man sie wertfrei sieht. Ich weiß gar nicht, es entsteht nicht unbedingt Nähe, auch keine Identifikation, aber trotzdem wirkten auf mich die Handlungen, waren sie auch noch so freaky oft, eigentlich normal.


    Ihr Zwei ^^ danke für die Diskussion so zwischendrin mal, es ist irgendwie interessant, sich darüber auszutauschen, gerade weil Munros Stil was hat und es ist cool, Meinungen zu erfahren und warum das alles so ist. Aber auch einfach was anderen auffällt.

    Danke für deine Antwort, Jari. Total spannend!


    Dass Munro von Anfang an auf einen bestimmten Moment hin zielt und den Text so aufbaut, dass das Ziel nicht klar wird, wie du es ausdrückst (ich krieg grade die Zitat-Funktion nicht hin) ist wahrscheinlich einer der Gründe für den Preis. Dass man das einfach nicht zu durchschauen vermag, in keiner Geschichte, und es, zumindest in den meisten ihrer Texte, trotzdem nicht erzwungen wirkt, im Gegenteil: irgendwie ergibt eins das andere, gleichzeitig schleicht sich in die Zusammenhänge auch Widersprüchliches oder Paradoxes. Eben wie im normalen Leben, wenn man an blöde Zufälle denkt oder auf lange Sicht an Entwicklungen ...


    Du schreibst, dass uns die Autorin die Augen öffnet für alles, was hinter dem direkt Ersichtlichen liegt.
    - Was mir an ihrem Schreibstil auch gefallen hat und zu diesem Punkt zählt, war dass sie nie geurteilt hat, nie bewertet, das war manchmal auch schwierig, da man als Leser so selber öfter nicht wusste, wie man etwas, ob nun ein Verhalten oder ein Gefühl einer Figur, einschätzen sollte, aber es hat eben, ja, die Augen geöffnet irgendwie, bewirkt, dann man selbst nicht urteilte, sondern mehr ... was eigentlich? mitbeobachtete vielleicht, sich einfach darauf einließ. Das ist eine hohe Kunst jedenfalls.

    So, die Beiträge in diesem Thread sind schon etwas älter, aber weil ich gerade selber einen Gedichteband lese, dachte ich, greife ich ihn mal wieder auf.


    Habe mir ein paar der genannten Gedichte notiert, einerseits weil ich mich von Schwärmerei für Lyrik gerne anstecken lasse, noch mehr, da ich momentan Rilke lese, andererseits weil mir ein paar Namen etwas sagen und das macht mich immer neugierig. ^^


    Karoline von Günderrode, Erich Fried, Mascha Kaleko, William Blake, Anne Sexton, Robert Frost, Emily Dickinson, Else Lasker Schüler, Ernst Jandl - was ihr über die erzählt habt, klang aufregend. Irgendwann komme ich dazu, die zu lesen! :)


    Hach ja ...


    Walt Whitman wurde in dem Film "Kill your Darlings" erwähnt. ;) Das ist ja auch ein Film über Dichter und er ist wirklich hervorragend, ich finde sogar inspirierend. Nur so am Rande... Da schnappt man auch das eine oder andere auf. Es geht um die Beat Generation, ihren Initiatoren, der Geschichte dahinter - und natürlich darum wie aufregend Poesie sein kann, finde ich, das vergisst man oft.


    Also, in dem Rilke-Band bin ich noch nicht so weit, aber ich habe schon ein paar Lieblingsgedichte. Mir gefallen besonders die, in denen die Atmosphäre eingefangen wird. Darf man hier auch komplette Gedichte zitieren? So ist ein Beispiel:


    Die Fenster glühten an dem stillen Haus,
    der ganze Garten war voll Rosendüften.
    Hoch spannte über weißen Wolkenklüften
    der Abend in den unbewegten Lüften
    die Schwingen aus.


    Ein Glockenton ergoss sich auf die Au ...
    Lind wie ein Ruf aus himmlischen Bezirken.
    Und heimlich über flüstervollen Birken
    sah ich die Nacht die ersten Sterne wirken
    ins blasse Blau.


    Das Gedicht ist so melodiös und diese Stimmung hat etwas so Vertrautes.


    Aber es gibt noch viele mehr, die mich sehr bewegen.


    Ein Gedichts-Genre (kann man das sagen), das mir sehr gefällt, sind die Balladen:


    Das hier ist toll!


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Das große Balladenbuch


    EDIT: Link in Amazonbildchen geändert. LG, Saltanah

    Wie einige meiner Vorposter griff auch ich zu Alice Munro, um die Literaturnobelpreisträgerin mal kennen zu lernen.



    [...] Munro arbeitet vor allem mit der dunklen Seite des Glücks. Gewalt, Verlust, Einsamkeit, Krankheit, Anderssein. Während der Lektüre wartet man ständig auf die grosse Katastrophe. [...] Das kann doch nicht das ganze Leben sein? Ist es nicht, doch meistens beschäftigt sich die "hohe/höhere Literatur" gerne mit diesen Themen. Deshalb ist es gut, dass es auch andere Bücher gibt. [...]


    - Definitiv! Deiner Erfahrung, Jari, schließe ich mich an. Es scheinen irgendwie die dunklen Seiten des Lebens, der Psyche des Menschen, der Beziehungen zwischen Menschen zu sein, denen sich solche Literatur oft widmet. Durch die Frankfurter Buchmesse 2012 mit dem Ehrengast Neuseeland bin ich an die Autorin Katherine Mansfield geraten, die auch Kurzgeschichten geschrieben hat, auch einige wirklich gute, aber die fand ich teilweise auch umso niederschmetternder, je näher sie den dunklen Seiten kamen. Das macht sie wohl so ungemein gut, aber auch so ... ja ... grausig.


    Vor allem für Lesekreise ist Munro ein Tipp, denn über die Geschichten kann man stundenlang diskutieren.


    - Oh ja. Ich hätte auch gerne an einem Munro-Lesekreis teilgenommen, denn jede einzelne Geschichte bietet einfach so viel Stoff! Fast hinter jedem Satz verbirgt sich eine Welt. Und wie du schon schreibst, Jari, drückt sie mit so wenigen Worten so viel aus. Manches ist dann schon fast zu gezwungen, aber besonders die Geschichten "Dimensionen", "Erzählungen", "Der Grat von Wenlock", "Gesicht" und "Kinderspiel" fand ich von der Sicht echt genial. Und es sind ja nicht nur die Sätze, sondern es ist der Aufbau. Gerade in "Dimensionen", "Der Grat von Wenlock" und "Kinderspiel" schafft sie es, wie ich finde, anhand von ein paar nicht chronologischen Szenen, die oft auch nur Banales zum Thema haben, Komplexes rüber zu bringen. Die Szenen sind wie Puzzlestücke, wobei man als Leser, so ging es zumindest mir, in den meisten Fällen keine Ahnung hat, was als nächstes geschieht und worauf alles hinaus läuft, wobei mit der Zeit des Lesen eine gewisse Tendenz klar wird, was ich irgendwann negativ fand, also bezüglich der Ausgänge der Geschichten.


    die Autorin beschreibt das alles so wunderbar leise, eindringlich und irgendwie liebevoll, dass ich das Buch trotz eher melancholischen Grundtons gerne gelesen habe.


    - Ich finde auch, dass die Art, wie Munro schreibt, das inhaltlich oftmals doch recht Traurige wieder wett macht. Das war auch der Grund, weswegen ich immer weiter gelesen habe, obwohl es auch Ausreißer gab...
    Ergänzen würde ich noch, dass die Charaktere, obwohl natürlich "nur" Kurzgeschichten-Charaktere oft so authentisch gezeichnet sind, dass ich mich in den meisten Geschichten wohl gefühlt habe.


    Wie Jari schon schreibt, wurden auch mir manche Motive der Figuren oder eigentlich ein Großteil nicht klar. Aber gerade in diesem Nicht Nachvollziehbaren spiegelt sich etwas Realistisches. Ist man sich selbst nicht auch oft ein Geheimnis? In seinen Bedürfnissen, seiner Unzufriedenheit, dem, was man tut, nicht tut?


    Wie Valentine werde auch ich nicht gleich wieder ein weiteres Munro-Buch lesen, aber in Zukunft bestimmt wieder, wenn ich für so was wieder empfänglicher bin und das kommt wieder. ^^ Die Faszination der menschlichen Abgründe ist zu groß. ;)
    Ich fände es auch toll dann, es in einer Leserunde zu lesen, da mich oft während des Lesens der Drang befällt, drüber zu diskutieren.


    Seltsamerweise, wobei - das macht wahrscheinlich die Faszination aus - konnte ich Geschichte für Geschichte lesen und hatte danach trotzdem immer den Eindruck, gerade irgendwie keine "richtige Geschichte" gelesen zu haben, es war so unfassbar. Was war da gerade vor sich gegangen? Wem war ich begegnet? Ich wusste nur, es war gut gewesen und ich hätte es gern durchschaut.
    ... Seltsam.