Ich habe erst vor kurzem Jane Austens "Die Abtei von Northanger" gelesen, weil ich in dieser Runde unbedingt McDermids Interpretation mit der literarischen Vorlage vergleichen wollte. Bis jetzt finde ich ihren Versuch, das Geschehen in die Jetztzeit zu versetzen, halbwegs zurfriedenstellend. Sie hält sich inhaltlich eng an das Original und konnte alle wichtigen Szenen glaubwürdig einbauen.
Ja die Nähe zum Original ist mir auch aufgefallen, was ich auch ganz gut finde.
Weniger gefällt mir der Stil. Eine moderne Fassung ist das eine - inflationäres Verwenden der Ausdrücke cool und total das andere. Wie meine geschätzte Deutschlehrerin schon vor vielen Jahren in meiner Schulzeit meinte: "Das Wort total ist gänzlich unnötig." Etwas weniger Jargon würde mein Lesevergnügen erheblich steigern, wobei ich natürlich nicht weiß, ob hier die Übersetzerin Doris Styron über das Ziel schießt oder McDermid zu sehr auf Dialoge in übertriebener Jugendsprache setzt.
Trotzdem finde ich merkt man, dass bei den Personen auch Abstufungen gemacht werden, so benutzt Bella mehr Jargon/Jugendslang als Cat und die Erwachsenen (wie die Allens) nehmen fast schon eine etwas arg hochgestochene Sprache.
Wirklich? Ist dir Bella nicht zu oberflächlich?
mir kommt sie auch zu oberflächlich vor, sie ist zwar zu Bella nett, aber auch nur, weil diese James Schwester ist. Gerade wie sie immer predigt, sie wäre eine so gute Freundin und würde sich um ihre Freundinnen kümmern und sorgen. Aber sobald James auch nur etwas bittet, lässt Bella Cat alleine sitzen.
Ich frage mich allerdings, ob man die Geschichte nicht doch mit Befangenheit liest, wenn man das Original oder doch zumindest einen Film nach dem Original kennt. Wenn man weiß oder doch zumindest ahnt, wo die Geschichte hingeht, schaut man sich die Personen doch mit ganz anderen Augen an. Da ist jemand, dem die Geschichte GANZ neu ist, doch unvoreingenommener, oder?
Ja das habe ich mir auch schon gedacht, die Frage ist, ob es besser ist schon ein Vorwissen zu haben und vergleichen zu können oder ohne Wissen neu in die Geschichte zu starten. Auf alle Fälle geht man da sicher mit ganz anderen Augen ran.
Der Sprachstil ist tatsächlich etwas zu sehr jugendlich gefärbt. Auch die Selfies auf dem Ball - ist das notwendig? Muss unbedingt ein Bezug zur heutigen Zeit hergestellt werden?
Ich denke schon, dass der Bezug wichtig ist, ansonsten unterscheidet sich die Story ja nicht von Jane Austens Original?? Es ist natürlich schwierig so ein Werk in die Moderne zu integrieren, allerdings finde ich die Sprache nicht sonderlich störend, dadurch merkt man eben, dass es ein modernes Northanger ist.
Das denke ich auch - Adaptation oder Persiflage. Man merkt es ja auch an den Formulierungen: Cat und Henry siezen sich. Würden sie doch in der Gegenwart nie tun - vor allem nicht über die ganze Zeit. Für mich eine Anlehnung an das Vorbild und vor allem ein Herausstellen dieser Beziehung als etwas Besonderes.
Das ist doch aber sicher der Übersetzung geschuldet oder? Im Englischen kann man das Siezen ja nicht ausdrücken? Und ich hasse es, wenn Personen in der Gegenwart sich siezen, zwischen denen aber schon viiieeel mehr gelaufen ist.. wie bei der Mentalist Serie oder bei den Vampire Acedemy Büchern. Das liegt aber ebenfalls in erster Linie an der Übersetzung.