Beiträge von Ulrike Günkel-Kohl

    Es mag auch Neugier sein, was aus den anderen geworden ist. Wie ist es ihnen in der langen Zeit ergangen? Gibt es die alte Verbundenheit noch? Wahrscheinlich spielt auch ein wenig der Wunsch mit, sich im vielleicht gemeinsamen Schwelgen in Erinnerungen wieder ein kleines Stückchen Jugend zurück zu holen.


    Ich hingegen tendiere zu der Vermutung, dass Alain es nur fair findet, sein Wissen um die unfreiwillig verpasste Chance, sprich den so spät angekommenen, damals sehnsüchtig erwarteten Brief zu teilen.
    Ob man sich damals so verbunden war, bezweifle ich ein wenig, denn man hätte ja ohne Weiteres den Kontakt über die Jahre hinweg aufrecht erhalten können. Aber das ist nicht geschehen.
    Ob Alains Entscheidung die richtige ist? Man wird sehen....


    Aber diese Rosarot-Brille habe ich wahrscheinlich ebenfalls auf. Und das ist auch gut so denn ich hatte ja eine tolle Kindheit.


    Natürlich ist das gut so! Die Kindheit ist ( wenn man Glück hat! ) tatsächlich das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann, im Rückblick....


    Alain trauert wegen einer verpassten Chance, aber ob sie jetzt lange um einen Plattenvertrag gekämpft haben, wissen wir ja im Grunde nicht. Es könnte ja sein dass sie es ein paar Jahre lang versucht hatten. Ein Zeitraum wurde doch nicht erwähnt, oder habe ich da was überlesen?


    Das ist richtig: wir haben keine Ahnung, wie lange die Hologrammes zusammen waren. Es könnte durchaus länger gewesen sein - und ich kann mir nicht erklären, wieso bei mir der Eindruck aufkam, sie wären höchstens ein Jahr zusammengewesen.... :confused:


    Momentan ist es für mich ein Buch über die persönliche Entfremdung im Gegensatz zu Idealismus und Energie vergangener Jahre.


    Ich habe eher den Verdacht, dass da nie viel Idealismus oder gar Energie vorhanden gewesen sind! Um ihre Band, die heute noch von Alain in verklärenden Farben gesehen wird, haben sie jedenfalls nicht gekämpft!
    Und zumindest JBMs große Zeit begann, nachdem die Band sang- und klanglos aufgegeben wurde.


    Hier wirkt bis jetzt noch keiner wirklich zufrieden mit seinem Leben. So als wäre es deterministisch vorgegeben, dass jeder in der Mitte seines Lebens vor dem Scherbenhaufen seiner Träume steht. Sich die Waagschale eindeutig zum Negativen neigt und man all die Jahre dazwischen mit Nichtigkeiten vergeudet hat. Ganz ehrlich, diese pessimistische Sichtweise gefällt mir nicht.


    Sie kommen mir alle lasch und lau und frei von jeder fröhlichen Energie vor. Aber vielleicht waren sie nie anders!? Sehr engagiert waren sie jedenfalls nicht damals, als sie mit ihrer Band unbedingt einen Plattenvertrag wollten, an Durchhaltevermögen hat es ihnen anscheinend damals schon gemangelt.
    Doch kommt mir Lejeune aus Thailand nicht unzufrieden vor. Auch Vaugan nicht. Der scheint sich gefunden zu haben, fühlt sich wohl in seinem Zirkel, den er sich aufgebaut hat.
    Von Midlife-Crisis merke ich eigentlich bei keinem etwas, denn keiner versucht, irgendetwas zu verändern...
    Ach, wie ich doch hoffe, dass der schlaffe Alain zumindest endlich aufwachen möge! Dass er sein Instrument hinten aus dem Schrank herausholt und sich mal wieder daran versucht.... Ein wenig Pep könnte weder ihm noch dem Roman im Allgemeinen schaden!

    Nach und nach erfährt man mehr über die Mitglieder der Band, die nie eine wurde, - sofern sie denn greifbar oder noch am Leben sind.
    Und auch die Nebenfiguren, wie die uninteressante Veronique, kommen zu Wort.
    Apropos Nebenfiguren! Gibt es denn, außer im Moment JBM, überhaupt Hauptcharaktere? Ich ging davon aus, dass zumindest Alain, der Empfänger des verspäteten Briefes der Plattenfirma, einer wäre, eine Art Sympathiefigur im Zentrum des Romans...
    Aber so ist das nicht. Bisher - und das ist immerhin nach der Hälfte des Romans - steht er eher am Rande, und jemand, den man spontan mag, ist er auch nicht. Mich jedenfalls lässt er gleichgültig, ich finde ihn unbedeutend und langweilig, genauso übrigens wie seinen Ex-Kumpel Lejeune aus Thailand, genauso wie seine ihn betrügende Ehefrau Veronique, genauso wie den komischen Künstler Lepelle.


    JBM macht mich ein kleines bisschen neugieriger, aber nicht sehr. Seine Ehefrau Blanche möchte ihn offensichtlich in den Elysee-Palast katapultieren - wobei ich nicht den Eindruck habe, dass er selber sonderlich erpicht darauf ist! Warum also geht er darauf ein und, Gipfel der Genüsse, tut sich diese nervige Person Domitile an?
    Er ist doch, wenn man sich seine allem Anschein nach geradlinige Laufbahn in den vergangenen dreißig Jahren ansieht, niemand, der sich von anderen seinen Weg vorschreiben ließe. Oder ist das höchste Amt in der Politik gleichzeitig auch sein höchstes Ziel? Einen Reim kann ich mir aus ihm nicht machen...


    Die einzige Person, die mir näher kam als der ganze Rest, ist tot: JBMs Bruder!
    Er, vielleicht der Klügste und Erfolgversprechendste der Truppe ist vom Weg abgewichen, ist gestolpert, gestrauchelt, hat sich Schritt für Schritt verloren, bis er dann seinen Tod auf so makabre Art inszenierte. Er scheint grenzenlos einsam gewesen zu sein...
    Wo war denn JBM in der Zeit seines langen Niedergangs? Hatte er keinen Kontakt zu Pierre, dem hoffnungsvollen älteren Bruder mit den vielen Talenten?


    Zum Schluss gibt es noch Vaugan, der zum Rechtsextremen mutiert ist oder es immer schon war, der Alain aber wenigstens noch wahrnimmt, obwohl man von Kontakt nicht reden kann. Dem werden wir wohl im dritten Abschnitt begegnen, denn Alain hat sich ja mit ihm verabredet...


    Was soll ich sagen nach der Hälfte des Buches!? Es ist nicht einmal so, dass ich es nicht mag. Es lässt mich schlicht und einfach unberührt. Ich könnte es genausogut lesen wie nicht lesen, das würde keinen Unterschied machen, denn so wenig interessiert es mich mittlerweile, so wenig kommt Laurains Art zu schreiben an mich heran.
    Alles verplätschert irgendwie. Wenn sich das in der letzten Hälfte nicht gravierend ändert, muss ich den Roman für mich in die Kategorie der Flops einreihen...

    "Universitäten sind bis heute Ziel für Geheimdienste aller Couleur, aber Cambridge hat dabei immer eine besondere Rolle gespielt"
    So wird im Klappentext die Autorin Hannah Coler zitiert und besser kann man den Roman nicht in einem Satz zusammenfassen!
    Genau darum geht es in der Geschichte - um Spionage damals und heute in einer altehrwürdigen englischen Universitätsstadt, die gleichzeitig auf eine lange Tradition als Brutstätte von Geheimagenten zurückblickt.
    Und so verläuft die Handlung des Romans auch auf unterschiedlichen Zeitebenen. Er beginnt in der Gegenwart und zentriert sich dort auf den charismatischen, doch zynischen Geschichtsprofessor Hunt, der sich vom Revolutionär und Gegner des Establishments in den frühen 70er Jahren zum, wenn auch widerwilligen, Mitglied eben dieses Establishments entwickelt hat. Ein, wie unzählige Beispiele nicht nur in Großbritannien belegen, ganz und gar nicht untypischer Werdegang!
    Die zweite Handlungsebene wird durch die junge deutsche Doktorantin Wera geschaffen, deren Dissertation von Hunt persönlich betreut wird. Wera hat sich vorgenommen, über Kim Philby zu promovieren, einen der fünf Spione, die zusammen als "Cambridge 5" bezeichnet werden, und der der wohl bekannteste, schillerndste, ruchloseste Spion war, den England je hervorgebracht hat. Gleichzeitig jedoch spionierte jener Philby über Jahrzehnte bis zu seiner finalen Enttarnung für den russischen KGB!
    Hunt steht Weras wagemutigem Unterfangen zunächst skeptisch gegenüber, doch lässt er sich nach und nach faszinieren von den Ergebnissen ihrer Recherchen, die sich verweben mit seiner eigenen Vergangenheit und der seiner ehemaligen Kommilitonen aus der gemeinsamen Studienzeit in Cambridge, von denen er sich jedoch längst weitgehend distanziert hat.
    Als einer von ihnen eines gewaltsamen Todes stirbt, und dies ausgerechnet in Hunts Arbeitszimmer, sieht letzterer sich unversehens als Hauptverdächtiger - und die Geschichte entwickelt sich zu einem spannenden Krimi, der überraschende Geheimnisse aufdeckt und an dessen Ende dem Leser klar wird, dass Spionage nach dem Ende des Kalten Krieges keineswegs der Vergangenheit angehört sondern weiter gedeiht, wenn sich auch die Schwerpunkte verlagert haben....


    Die Autorin, eine bekannte Historikerin, die unter dem Pseudonym Hannah Coler schreibt, erweist sich als profunde Kennerin des Themas, dessen sie sich in dem Roman angenommen hat. Sie erzählt eine verzwickte, nur schwer durchschaubare Geschichte auf unterschiedlichen Ebenen geschickt und flüssig, versteht es hervorragend, den Leser gefangen zu nehmen und eintauchen zu lassen in eine dem Laien weitgehend unbekannte, gefährliche und schillernd-faszinierende Welt, die vielen nur aus den Romanen eines John le Carre, eines Graham Greene oder eines Ian Fleming, dem geistigen Vater des unverwüstlichen James Bond, bekannt sein dürfte. Und die, so mag der erstaunte Leser am Schluss feststellen, die Fiktion sogar noch übertrifft.


    Darüberhinaus gibt Hannah Coler auch noch einen ebenso aufschlussreichen wie kritischen Einblick in Alltag und System einer elitären und ehrfurchtgebietenden Universität wie Cambridge und die Mechanismen, die hinter den Kulissen wirksam werden, um das System aufrechtzuerhalten, und die ein Bild werfen auf die britische Gesellschaft von heute, die sich, und das überrascht, seit dem Jahr 1934, als Philby & Co. ihre Geheimdiensttätigkeiten begonnen haben, und das auch den Beginn der zweiten Handlungsebene des Romans darstellt, kaum verändert hat!


    Alles in allem haben wir es mit "Cambridge 5" mit einem anspruchsvollen, ob der komplexen Thematik nicht leicht und gewiss nicht nebenbei zu lesenden, jedoch vorzüglich geschriebenen und recherchierten Roman zu tun, für den ich eine klare Leseempfehlung ausspreche!


    5ratten

    Heute Morgen hat mir der Paketdienst eine Verlagsauslieferung ohne Rechnung, ohne irgendeinen Begleitschein vorbeigebracht - aber als ich das Päckchen öffnete, fand ich statt der erwarteten "Die Mutter meiner Mutter" einen Roman namens "Ehemänner" vor! :err:
    Da ich weder Bestellung noch sonstwas am Laufen habe, nehme ich an, dass mir dieses Buch versehentlich geschickt wurde ( also anstatt S.Rennefanz ) - kann das sein?
    Habt ihr anderen euer Leseexemplar schon?


    Schöne Grüße
    Ulrike


    Zurück zu den Hologrammes - ich überlege mir die ganze Zeit, wie ein einziger - nicht angekommener -Brief so zukunftsentscheidend sein konnte. Eine junge Band kann sich doch nicht auflösen, nur weil sie nicht sofort einen Plattenvertrag bekommen, oder? Ich glaube, vor einer Karriere stehen viele, viele Absagen! Als Musiker mussten sie damit rechnen. Was ist also passiert, dass sich die Hologrammes aufgelöst haben? Die anderen Bandmitglieder waren ja auch in allen möglichen Bereichen erfolgreich und bis jetzt ist niemand dabei, der bei der Musik geblieben ist. Nur von der Sängerin wissen wir noch nichts genaueres... Aber eigentlich war keiner der anderen der Musik so leidenschaftlich verbunden, dass sie weiter gekämpft und gearbeitet hätten!


    Das ist schon sehr verwunderlich! Und genau wie du komme ich zu dem Ergebnis, dass die Musik für niemanden der Gruppe so wichtig gewesen wäre, dass sie es unverdrossen weiterprobiert hätten. Wer ein echter Musikbesessener ist, der lässt sich doch von ein paar Absagen nicht gleich ins Bockshorn jagen! Und warum haben sie es nicht hartnäckiger probiert? Ihre Bemühungen, wenn man sie so nennen kann, waren weniger als halbherzig.
    Wenn ich das richtig überschlagen habe, war die Band nicht mehr als ein Jahr oder so zusammen...
    Nun, vielleicht war es ja gerade Alain, dem die Band, die Musik mehr bedeutet hatte, als allen anderen!? Der ihr deshalb noch immer irgendwie nachtrauert....


    Auf mich wirken die 80er wie ein unschuldiges Jahrzehnt. Das kann natürlich daran liegen, dass ich damals ein Kind war und meine eigene Arglosigkeit auf ein ganzes Jahrzehnt projeziere.


    Wahrscheinlich liegt es daran! Denn so unschuldig waren die 80er Jahre beileibe nicht! Politisch hat sich unheimlich viel getan, die Grünen kamen auf, brachten die Friedenscamps und die Demonstrationen gegen Atomkraft mit sich, erste starke Reaktionen gegen Atomkraftwerke manifestierten sich... Und in Russland hielten allmählich Glasnost und Perestroika Einzug... Und schließlich 1989: die Wiedervereinigung! Das Wahnsinnsereignis! Ich habe das, weil ich in ehemaliger Grenznähe lebe, hautnah mitbekommen! ( und meine Kinder, von denen die meisten in den 80ern geboren wurden, können sich noch heute an die Meilensteine dieser Jahre erinnern, denn natürlich habe ich sie zu den Friedenscamps und den Demos "mitgeschleift" - so nennen sie das... )


    Ich weiß genau was du meinst. Ich glaube aber das liegt an der Art wie Franzosen Geschichten erzählen, nicht an der Übersetzung. An den Stil muss man sich gewöhnen, in ein paar Kapitel fällt das gar nicht mehr auf.
    Ich weiß auch nicht wie man dieses "Missfallen" beschreiben könnte, ich weiß nur dass es mir immer nur bei französischen Schriftstellern passiert. Bei allen französischen Schriftstellern.


    Interessant, dass du die gleichen Empfindungen in Bezug auf die französischen Schriftsteller hast! Wenn du dich aber im Laufe eines solchen Romans an diesen Stil gewöhnst, bist du im Vorteil, - bei mir verstärkt sich das Missfallen nur noch! Dennoch - ich bin entschlossen, dass es mir mit Laurains Buch nicht so geht...


    Jetzt zu den Figuren. Dieser Alain kann einem nur Leid tun. Ich an seiner Stelle hätte lieber gehabt dass ich nie was von diesem Brief erfahren hätte. Jetzt muss er ja ständig darüber nachdenken was hätte sein können. Seine Erinnerungen gefielen mir. Auch die Überlegungen was uns eigentlich aus den Achtzigern geblieben ist. Und dass das eigentlich eine ziemlich coole Zeit war. nicht nur wegen der Musik.


    Die Zeit war cool! Aber cooler noch waren die 70er Jahre, - die waren meine wilden Jahre, unglaublich engagiert und mit Weltverbessererambitionen waren so viele von uns. Nichts ließ uns kalt, nächtelang wurde diskutiert, wurde gegen eingefahrene, verstaubte Meinungen gekämpft... Und die Musik erst! Uriah Heep, Deep Purple, Led Zeppelin, AC/DC, Who, Police, Aerosmith... Höre ich heute noch!


    Und was Alain betrifft - es kann ihm nicht schaden, sein sattes, langweiliges Leben ein wenig in Frage zu stellen. Das könnte ihn aufrütteln und dazu bringen, etwas zu ändern...


    Anmerken möchte ich zuerst, dass ich mich wirklich schon sehr auf diese Leserunde gefreut habe. Ich hab vorher noch nie etwas von Herrn Laurain gelesen habe, wohl aber die fast durchwegs positiven Kritiken seiner anderen Bestseller!


    Und jetzt? Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig enttäuscht. Sein Schreibstil liegt mir nicht so ganz


    Wirklich überzeugt hat mich dieser erste Abschnitt noch nicht - aber das kann sich ja noch ändern. Auf alle Fälle bin ich neugierig, wie es Euch mit dieser Geschichte geht!


    Es ging mir ähnlich wie dir, Ysa, - auch ich habe mich auf diese Leserunde gefreut, auch ich habe noch nichts von Laurain gelesen... Aber nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich durchaus Erwartungen! Die bis jetzt, aber es sind ja erst sechzig Seiten, noch nicht erfüllt wurden.
    Richtig kennengelernt haben wir noch niemanden. Alain vielleicht ein wenig mehr - aber ich finde den ausgesprochen langweilig und nichtssagend! Da macht man sich wirklich Gedanken, wie er sich denn entwickelt hätte, wäre sein Leben in anderen Bahnen verlaufen...
    Der Schreibstil? Typisch französisch, möchte ich ihn nennen! Diese Art zu schreiben findet man tatsächlich häufig bei französischen Autoren, irgendwie lapidar, geht mir nicht tief.
    Dennoch sollte man die Hoffnung noch nicht aufgeben...

    Einen schönen guten Abend an alle Mitdiskutierenden!


    Ein auf dem Postamt hinter ein Regal gerutschter Brief erreicht seine Bestimmung mit einer Verspätung von dreißig Jahren! Sofort habe ich ein Bild im Kopf von einem düsteren, staubigen Büro, in dem man es mit dem Saubermachen weniger als genau nimmt...
    Wäre der Brief angekommen, würden alle, für die er bestimmt war, heute wahrscheinlich ein ganz anderes Leben führen als das, in dem sie festsitzen - ob glücklich oder nicht werden wir, so ist anzunehmen, im Laufe der Lektüre erfahren.
    Zumindest der Adressat Alain scheint auf eingefahrenen Gleisen müde dahinzurollen. Überlegt er sich, wie sein Leben heute wohl aussehen würde, wenn seine Band den Plattenvertrag, auf den wohl wirklich gute Aussichten bestanden, bekommen hätte? Trauert er möglichen verpassten Chancen nach? Ich bin mir noch nicht so sicher. Jedenfalls versucht er, die Mitglieder von Hologramme aufzustöbern, um ihnen von der Antwort der Plattenfirma zu erzählen.
    Eine richtige Entscheidung? Nun, manchmal sollte man schlafende Hunde ruhen lassen...


    Werden nun alle Bandmitglieder der Reihe nach vorgestellt? Es sieht so aus. Aber es sind ja nicht nur sie, die wir kennenlernen, sondern, wie im Falle JBMs, der eigentlich nur der Geldgeber war, derjenige, der eine Lokalität für die Aufnahme der vier Lieder zur Verfügung gestellt hat, jemanden der nicht direkt zur Gruppe gehörte - und seine Frau und seine effiziente Sekretärin auch nicht.
    Im Moment sehe ich noch nicht wirklich, in welche Richtung sich der Roman bewegt.


    JBM - das Wunderkind, dem alles gelingt, der möglicherweise der nächste Präsident der Republik wird, der ein so unglaubliches Gespür für Entwicklungen auf allen Ebenen des Weltmarktes besitzt, dass einem ganz schwindelig wird! Und dabei wird er als komplett bedürfnis- und anspruchslos geschildert.
    Das macht ihn mir sympathisch, unterscheidet ihn gravierend von all den Erfolgreichen, all den Reichen und Schönen, von denen man in Hochglanzmagazinen aller Art liest. Ob er immer schon so war? Wie war er denn zu Band-Zeiten? Man liest mal, dass er mit der Sängerin der Gruppe zusammen war...


    Noch tappe ich hier in dem Roman herum, sehe noch keine klare Linie, keinen eigentlichen Erzählstrang. Auf jeden Fall aber lässt sich die Geschichte ganz anders an, als ich es mir nach der Lektüre des Klappentextes ausgemalt habe! Charmant und humoristisch finde ich sie noch nicht...


    Doch bin ich neugierig auf den Fortgang der noch nicht ersichtlichen Handlung. Schon das Zitat von Henri de Regnier, das dem Buch vorangestellt ist, berührte etwas in mir. Und als Alain sich an die Musik der 80er Jahre, die New Wave und Cold Wave erinnert, kamen auch mir, die ich in den 80ern noch jung genug war, Melodien in den Kopf...
    "Le Mots Bleu" von Christophe aus den 70er Jahren sprach aber wohl eher die französischen Teenager an; jedenfalls war es mir, nachdem ich es gleich angehört hatte, unbekannt... Vielmehr kann ich in meiner Generation den Effekt, den Christophe auf Alain hatte, eher Jacques Brel zuschreiben, auch Aznavour und Adamo, um nur bei den französischen Interpreten zu bleiben...