Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Klappentext:
Ein unwirtlicher Landstrich an der Küste von Nova Scotia zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hier kommt Dora Rare zur Welt, nach fünf Generationen das erste Mädchen der Sippe. Sie wird mit einer Glückshaube geboren, und alle sagen, sie verfüge über besondere Kräfte. Tatsächlich kennt Dora sich wie selbstverständlich aus mit Kräutern und Heilpflanzen und hat die fast magische Gabe, Menschen zu trösten und zu beruhigen. Es wundert keinen als sie Hebamme wird. Dora hilft bei ausbleibender oder ungewollter Schwangerschaft, sie hat ein Kraut, das jähzornige Ehemänner besänftigt und eines, das die Liebe neu erweckt. Kein Wunder, dass sie von vielen verehrt wird und von nicht wenigen gefürchtet. So bleibt die junge Frau eine Außenseiterin in Scots Bay. Als auch noch die moderne Wissenschaft in Gestalt eines jungen, unerfahrenen Arztes Einzug hält, ist Dora bald als Hexe verschrien und in höchster Gefahr. Sind die besonderen Gaben der jungen Frau nicht nur Geschenk, sondern auch Fluch?
Meine Meinung:
Wie so oft fragte ich mich nach der Lektüre des Buches, ob der/die Verfasser/in des Klappentextes das Buch selber gelesen hat.
Dora Rare ist seit Generationen das erste Rare-Mädchen, das geboren wird. Allein das würde sie schon zu einer Besonderheit machen, aber sie unterscheidet sich auch durch ihr Aussehen von den anderen Familienmitgliedern. Bei ihr bricht das alte Indianererbe durch. Sie hat schwarzes Haar und dunkle Haut. Zu allem Überfluß wird sie auch noch mit einer Glückshaube geboren. Diese ermögliche ihr, zumindest im Glauben der Talbewohner, mit Tieren zu sprechen, Geister zu hören und so einiges mehr. Da an der Treue ihrer Mutter nicht zu zweifeln ist und war, gab es nur eine Möglichkeit für die abergläubische Bevölkerung. Ein vertauschtes Feenkind. Somit nimmt Dora von Kindesbeinen an eine Sonderstellung ein.
Das Wissen über Heilkräuter und die Arbeit einer Hebamme erlernt sie von Marie Babineau, die ebenfalls eine Außenseiterstellung einnimmt.
(Ich kann mich beim besten Willen an kein Kraut gegen jähzornige Männer erinnern.)
"In Mondnächten" wird der harte Überlebenskampf der Menschen in Scots Bay an der Küste Neuschottlands geschildert. Die Männer müssen ihre Familien mit Fischfang, Tierhaltung und etwas Landwirtschaft am Leben erhalten. Die Frauen leben wie schon Generationen vor ihnen. Ami McKay schildert den Alltag dieser Menschen sehr anschaulich. Die einzelnen Charaktere sind gut beschrieben.
Die Ich-Erzählerin Dora Rare lebt im Geburtshaus, so auch der Name des Original-Titels, und blickt mit dem Leser zurück auf ihr bisheriges Leben. Unsentimental berichtet sie über die Menschen und die großen und kleinen Ereignisse in ihren Leben. Wie überall gibt es auch in Scots Bay Grüppchen und krasse Außenseiter, die sehr überzeugend dargestellt werden.
Der 1. Weltkrieg wirft seine Schatten auch in diese Ecke Neuschottlands. Das ist aber nicht das einzige, was in die Gemeinschaft eindringt. Der Fortschritt in Gestalt von Dr. Thomas versucht Fuß zu fassen. Er arbeitet für eine Geburtsklinik, in der die Frauen der Landwirte, sofern sie in Besitz einer Aktie sind, ihre Kinder in hygienischer Umgebung und unter ärztlicher Aufsicht zur Welt bringen können. Und so steht Alt gegen Neu, (Aber-)Glaube und das Wissen der Kräuterfrauen gegen den Fortschritt. Zwei vermeintlich unterschiedliche Parteien mit dem gleichen Ziel.
Die Geschichte wird durch Briefe, Zeitungsberichte und Anzeigen für moderne Geräte und Behandlungsmethoden aufgelockert. Besonders letztere (sie bezogen sich meistens auf Frauen) hätten mich staunend zurück gelassen, wenn ich nicht schon öfter darüber gelesen hätte. Durch diese Einschübe erhält man interessante Details über den neuesten Fortschritt bzw Erkenntnisse der damaligen Zeit.
Literatur spielt für Dora Rare eine große Rolle. Sie liest gerne Jane Austen, ebenso wie Fachliteratur der damaligen Zeit. Ihr Tante setzt viel daran um sie von diesem Laster zu befreien, das, wie behauptet wird, der Auslöser für unkeusche Gedanken und Müßiggang sei. Wenn es nicht sogar zu Geistesgestörtheit führe!
An anderer Stelle ist von „Watch-and-Ward-Zensur“ zu lesen, die Bücher wie „Tess of the d’Urberville“ verbot. Ob sich der Name von dem gleichnamigen Buch von Henry James, der ebenfalls verboten war, herleitet, konnte ich nicht herausfinden. Allerdings habe ich gelesen, dass „Banned in Boston“, Boston war der Sitz der Watch-and-Ward-Society, sich auf die jeweiligen Bücher verkaufsfördernd auswirkte.
Abgerundet wird das Ganze durch die Notizen aus dem Weidenbuch, das Erbe Marie Babineaus.
+