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„Der Schlaf der Toten“ ist ein typisch viktorianischer Krimi, da das Buch mal wieder im Winter spielt. Ich frage mich, ob ich mir das nur einbilde oder ob es in viktorianischen Roman tatsächlich meistens kalt ist.
Die Hauptfigur Thomas Shields hat seinen ersten Job nach einer erfolglosen Liebe hingeworfen, hat sich freiwillig zum Krieg gemeldet, wurde verwundet und ist danach mit dem ganzen Leben nicht mehr klar gekommen. Nun hat er eine Stelle als Hilfslehrer und ist sich seiner untergeordneten Stellung und Abhängigkeit durchaus bewusst. Mehr oder weiniger zufällig und da die entsprechenden Schüler ihn mögen, wird er häufiger als Begleitung von den Freunden Charles Frant und Edgar Allan (Poe) für Fahrten nach Hause eingesetzt, was zu seiner tieferen Verwicklung rund um die Geschehnisse im Hause Frant führt. Ein Finanzskandal ruiniert die Frants und Shields verbringt den Winter in Begleitung der Jungen auf dem Landsitz eines Verwandten. Dort verdichten sich die Ereignisse verabreichen Shields den nächsten Schicksalsschlag.
„Der Schlaf der Toten“ trägt im Original den Titel „The American Boy“ was zumindest etwas passender ist, aber auch direkt zu meiner Kritik führt. Der amerikanische Junge ist Edgar Allan Poe und um diesen als eine zentrale Figur sollte sich laut Planung auch die Handlung drehen. Nun fungiert der junge Poe zwar durchaus als Katalysator, dies aber eigentlich nur durch seine bloße Existenz und dadurch, dass er halt ein etwas zehnjähriger Junge ist. Seine Zukunft als Schriftsteller kündigt sich durch kein besonderes Verhalten an, so dass es sich meiner Meinung nach um Etikettenschwindel handelt, wenn man das Buch als Roman über Poes Kindheit beschreibt. Es hätte genauso gut bzw. schlecht mit jedem anderen Kind funktioniert. Schlecht- denn ich war eher enttäuscht vom Romanverlauf. Die Hauptfigur Thomas Shields stolpert durch die Geschehnisse und ist selten mehr als eine Schachfigur. Dabei ist er zwar nicht unsympathisch, aber manchmal so fernab des Lebens, dass man ihn nehmen und tüchtig durchschütteln möchte, damit er endlich einmal seinen Verstand einsetzt. Das Buch litt unter dieser Passivität, denn selbst wenn eine Leiche gefunden wurde, blieb bei mir immer der Eindruck, dass nichts passiert. Die Hintergründe werden dann auch nicht durch aktiv aufgedeckt, sondern per Geständnis eines Beteiligten erläutert. Die dichte viktorianisch-winterliche Atmosphäre konnte das Buch dann noch knapp vor dem Urteil „total langweilig“ retten, eine echte Spannung kommt bei der Lektüre nämlich nie auf.