Als junges Mädchen wurde Auraya aufgrund ihrer magischen Fähigkeiten für eine Priesterinnenausbildung ausgewählt, und nun, zehn Jahre später, wird ihr die höchste Ehre zuteil, die es in ihrer Welt Ithania gibt: sie wird in den Kreis der "Weißen" berufen, die beinahe unsterblich sind und mit den fünf Gottheiten Ithanias direkt in Verbindung treten können.
Die Weißen haben sich viel vorgenommen: sie wollen den ganzen Norden Ithanias in einer Allianz vereinen, und schon bald reist Auraya in ihrem Auftrag in die verschiedenen Ländern des Kontinents, um deren Bewohner von den Vorteilen der Allianz zu überzeugen. Besonders fasziniert ist sie von den zierlichen fliegenden Siyee, deren Herzen sie im Sturm erobert, obwohl das Volk "Landgehern" sonst eher skeptisch gegenübersteht. Und sie versucht den anderen Weißen klarzumachen, dass die heilkundigen und telepathisch begabten "Traumweber" zu Unrecht geächtet sind und wertvolle Verbündete sein könnten.
Währenddessen braut sich Unheil über Ithania zusammen. Schwarz gekleidete Magier tauchen auf, die dem Kult der Pentadrianer anhängen und Götter verehren, die es gar nicht gibt. Umso vehementer wollen sie ihren Glauben durchsetzen und greifen dabei zu dunkler Magie, auch gefährliche abgerichtete Tiere kommen zum Einsatz. Nur wenn sich die Völker Ithanias zusammentun, haben sie eine Chance, dieser Bedrohung zu widerstehen.
Und dann ist da noch Emerahl, eine alte Zauberin, die letzte der "Wilden", Anhänger der alten Götterwelt aus der Zeit, bevor es die Weißen und die Fünf Götter gab ...
Nach der wunderbaren Trilogie über Sonea und die "Gilde der schwarzen Magier" hatte ich mich auf den Auftakt eines neuen fesselnden Fantasy-Epos gefreut, aber Trudi Canavan macht es dem Leser in diesem Buch gar nicht leicht, sich in die Geschichte hineinzufinden. Es gibt zwar eine Landkarte im Umschlag sowie ein Glossar, doch dieses erläutert eher unwichtigere Begriffe, schweigt sich aber eisern über Personen, Götter und politische Zusammenhänge aus, weshalb es sehr lang dauert, bis man sich in der Welt Ithanias überhaupt zurechtfindet.
Die Welt der Weißen erscheint abgehoben, Aurayas Kollegen sind nicht direkt sympathisch, und die Orientierungsphase, in der immer mehr Handlungsstränge aufgemacht werden, sich aber noch nichts erklärend zusammenfügt, ist mit 200 von gut 800 Seiten deutlich zu lang. Mehrmals hätte ich das Buch beinahe beiseitegelegt.
Irgendwann hat mich die Geschichte dann doch noch gefesselt. Sie enthält viele originelle Einfälle und Figuren wie die fliegenden Siyee oder Aurayas putziges sprechendes Haustier, eine Art Meerkatze. Das Motiv der existentiellen Bedrohung für das ganze Land ist hingegen natürlich nicht wirklich neu, aber nach den Startschwierigkeiten gut umgesetzt. Auch an inneren Konflikten und kleinen Romanzen fehlt es nicht.
Aufgrund des sehr schleppenden und verwirrenden Anfangs leider kein rundum gelungener Start der Trilogie.
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