Ich muss mir gerade mal ein bisschen Luft über mein aktuelles Buch machen.
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Klappentext
Der Schönheitssalon - das ist der Ort, an dem die Frauen wrklich frei sind, hier verdienen sie an einem Tag mehr als ihre Männer in einem halben Jahr, hier ist die Geburtsstätte der Emanzipation im streng islamischen Afghanistan. Das hat die Amerikanerin Deborah Rodriguez erkannt und in Kabul eine Kosmetikschule eröffnet. Mit großen erzählerischen Charme berichtet sie in Kabuls Schule der schönen Frauen von der Gründung dieses Entwicklungshilfeprojekts, von den Widrigkeiten, mit denen sie es in dieser männerdominierten Gesellschaft aufnehmen muss - und natürlich von den Frauen, die hier ihre ersten Schritte in die Freiheit tun.
Bisherige Meinung
Seit "Drachenläufer" wollte ich mehr über Afghanistan lesen, aber wie es scheint, habe ich mir vielleicht nicht unbedingt die richtige Lektüre herausgesucht. An sich ist es ja schon sehr interessant, was Deborah Rodriguez zu erzählen hat, aber:
Ich bin jetzt nicht ganz bei der Hälfte und hatte mir schon erhofft, ein bisschen mehr über die Frauen und den Friseursalon zu erfahren. Viel Raum nimmt Deborah Rodriguez selbst ein, mit ihrem persönlichen Hintergrund, aber leider werden diese Informationen mehr im Telegrammstil vermittelt. Viele ihrer früheren Entscheidungen sind für mich nicht nachvollziehbar, z.B. wenn sie plötzlich vom Partyhuhn zum Entwicklungshelfer wird, für 1 Monat nach Indien geht und dort praktisch sofort (!) einen Wanderprediger heiratet. (Der dann auch prompt gewalttätig wird.) Auf mich wirkt das schon arg naiv. Gerade schlittert sie übrigens auf die nächste Heirat, diesmal mit einem Afghanen, zu.
Ich will ihr ja gar nicht absprechen, dass das alles zu seiner Zeit plausibel war, aber ich finde, wenn sie das in das Buch hineinbringt, müsste sie es für den Leser auch nachvollziehbar machen. Für mich ist es das nicht. Außerdem hat die Frau zwei kleine Kinder, da würde mich schon interessieren, wie das ist, wenn die Mutter plötzlich nach Afghanistan geht. Darüber wird jedoch leider kein Wort verloren.
Was mich jedoch wirklich stört, ist, dass für mich eine gewisse Arroganz, oder zumindest Überheblichkeit den afghanischen Frauen gegenüber zu spüren ist.
ZitatNach dem anfänglichen Desaster mit meinem Unterricht war ich außerdem zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre, afghanische Friseurinnen zu Lehrerinnen auszubilden, anstatt Ausländerinnen herzuholen, die wieder vor dem Problem stehen würden, alles übersetzen zu lassen und häufig Dinge erklären zu müssen, für die es in Dari gar keine entsprechenden Ausdrücke gab. Immerhin hatte ich die Erfahrung gemacht, dass afghanische Friseurinnen durchaus in der Lage waren, den anderen Schülerinnen den Unterrichtsstoff so zu erklären, dass sie ihn verstanden.
Ach? Das hätte ich nie bezweifelt. Die Frauen sind ja nicht dumm, sie hatten nur nie die Möglichkeiten...
Ebenso beweist sie für für mich zu Beginn der Arbeit wenig Einfühlungsvermögen - ich würde auch verärgert reagieren, wenn da eine Amerikanerin von der anderen Seite der Welt kommt und mir erklären will, was ich in meiner zwanzigjährigen Friseurlaufbahn alles falsch gemacht habe.
Von der Schleichwerbung für diverse Kosmetikprodukte mal abgesehen. Eine Erwähnung am Anfang hätte ich mir ja gereicht.
Ich weiß, ich habe schon wieder Romane geschrieben, aber das musste jetzt raus.