Wolf Wieland - Die Schicksalsmaschine

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.908 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolf Wieland.

  • Ich habe mir gedacht: Das muß ich einfach mal verbreiten. Ein bisher völlig unbekannter Autor, Verlag BoD, grad erst auf dem Markt. Ich bin von einer Freundin, die mit dem Autor bekannt ist, am 3. Januar dazu gedrängt worden :grmpf:, dieses Buch anzulesen. Dann bin ich 2 Tage daran kleben geblieben und habe die Zeit vergessen... so etwas dicht Erzähltes, so etwas auf jeder Seite neu Überraschendes... bis ich gemerkt habe, auf was das Ganze eigentlich hinausläuft, war ich auf der letzten Seite angelangt.


    Ein neuer Autor möchte sein Buch vermarkten, doch einen Verlag findet er nicht. Da setzt er sich die fixe Idee in den Kopf, ganz direkt einen Lektor für sich zu gewinnen. Er wählt sich einen Verlage aus nach der Methode "Schiffe versenken" und steigt dem zuständigen Lektor nach. Doch dabei entdeckt er, daß dieser Mann mehr als eine Identität besitzt. Warum? Ein reputierlicher Beruf, ein harmloses Umfeld, was steckt dahinter? Kaum gesteht ihm der Lektor, daß er sogar noch eine dritte Identität besitzt, wird Lessing (dieser Autor) nach Ägypten entführt und dort peinlichen Befragungen ausgesetzt. Schließlich erfährt er, daß er geschnappt wurde, weil "man" Weilanders (der Lektor) nicht habhaft wurde, ihn aber mit ihm gesehen hatte. Hinter der ganzen Aktion stecken "die Amerikaner", konkret die NASA, die um den weiteren Erfolg ihres Weltraumprogramms fürchten muß, wenn Weilander auspackt. Was hätte denn Weilander zu erzählen? Lessing erfährt nur von einem Betrug, einer Täuschung, bei der Weilander in Verbindung mit Poulenc, einem hochrangigen NASA-Mitarbeiter, beteiligt gewesen sein soll. Es geht um eine gewisse Entdeckung amerikanischer Sonden auf dem Mars...


    Weilander selbst ist krank. Traumatische Erlebnisse in seiner Ehe haben ihn veranlaßt, in Fiktionen zu flüchten, die allerdings kein gutes Ende nahmen, sondern darin gipfelten, daß er, der gelernte Ägyptologe, aus dem Wiener institut für Ägyptologie gefeuert wurde. In Ägypten, wo sich immer mal wieder Expeditionskorps der NASA tummeln, gerät er in den Sog Poulencs.


    An dieser Stelle kann ich gewisse Pointen nicht vorweg nehmen, ohne das Lesevergnügen zu schmälern.


    Fazit: Die Dinge sind nicht so, als wie sie sich darstellen. Und mit jedem Kapitel, mit jeder Seite fast, changieren die Tatsachen in einer neuen Farbe, wie bei einem Chamäleon vor unruhigem Hintergrund. Was ist wahr, was Fiktion? Fragt sich der Leser bis vierzig Seiten vor Schluß. Dann scheint alles durchleuchtet zu sein. Sieben verschiedene Erzählstränge winden sich mit einem Mal immer dichter zusammen. Man fragt sich unwillkürlich, was kann nach dieser atemlosen Offroadfahrt eigentlich noch geboten werden? Das letzte Kapitel, die "Himmelfahrt", läßt nichts an Unklarheit übrig: Der Autor, der Lektor, der Staatsanwalt, der "Freund", Arseniu, der Dunkle aus Rumänien, Poulenc, alle geben ihre Standpunkte, ihre Geschichte, die sie bis hier hin geführt hat, preis. Und dennoch: Es geschieht ein Wunder - alles Banale wird überhöht und einem neuen Sinn untergeordnet. Lessing schließlich hat eine neue Geschichte, er hat Erfolg und er besitzt eine neue Liebe.


    Eine spannende Story, atemlos erzählt, zwingend, nervenaufreibend. Aber auch ein Kaleidoskop menschlicher Irrungen und Wirrungen, eine Bestandsaufnahme seelischer Defekte und krampfhafter Lösungsstrategien - je nachdem, wie man es liest.


    Ich gestehe, jetzt lese ich gerade den Roman zum zweiten Mal - mit ganz anderen Augen. Die Erzählweise von Wolf Wieland ist fulminant. Man merkt ihm an, daß er wohl keine "Schreibschule" besucht hat. Keine zentnerschweren Bedeutungsgewichte an jedem Satz. Aber ein klarer und geschlossener Satzaufbau, sparsam verwendete Adjektive, plastische Bilder, die jeglichen Wunsch nach deutlicherer Visualisierung gegenstandslos machen, eine Sprache, die je nach Romansituation in Leichtigkeit zwischen zurückhaltend und drastisch wechselt, so daß man es kaum merkt. Man gleitet wie auf Kufen über dem Eis über die Verständlichkeit und Eingängigkeit seiner Schilderungen und freut sich ganz einfach.


    Wieso, zum Teufel, erscheint so etwas nicht in einem der renommierten Verlage? Nichtsdestotrotz, wenn man es nicht von der Freundin des Autors :zwinker: bekommt, kann man sicher das 316 seitige Paperback bei http://www.bod.de direkt oder beim Buchhandel (libri.de) oder bei Amazon bestellen. Die Möglichkeiten habe ich zumindest abgechekt. Jemandem, der nicht darüber erschrickt, nach der Leküre eines packenden Romans plötzlich vor einem Buch mit nicht zuvor geahnter Tiefe zu stehen, kann ich "Die Schicksalsmaschine" von Wolf Wieland wirklich ansd Herz legen. Oder hat ihn schon jemand anderes gelesen? Bin gespannt auf eure Urteile!

  • Lessing hat sein erstes Buch geschrieben und sucht einen Verleger. Dabei läuft er dem Lektor Benno Weilander über den Weg. Der interessiert zwar nicht für sein Buch, doch bekommt Lessing mit, dass Weilander unter verschiedenen Identitäten auftritt. Kaum macht Lessing diese Entdeckung, wird er nach Ägypten entführt und peinlichen Befragungen ausgesetzt. Weilander soll durch "Betrug" das Weltraumfahrtprogramm der Amerikaner in Gefahr gebracht haben. Ein irrwitziger Vorwurf, besonders, da Weilander ursprünglich Ägyptologe war. Später stellt sich heraus, dass die Sache keinesfalls abwegig und sehr brisant ist. Es geht um gewisse Entdeckungen auf dem Mars. Lessing sieht sich schließlich im Verein mit sechs weiteren Protagonisten, die sich alle an das Geheimnis vorkämpfen. Jeder mit unterschiedlichen Motiven und mit anderen Erwartungen. Die Schicksalsstränge dieser sieben Menschen schlingen sich allmählich zusammen und finden ihre Lösung in einem gemeinsamen, befreienden Abenteuer, das nur Lessing überlebt.


    Meine Meinung:


    Die Geschichte beginnt betulich, steigert sich aber nach wenigen Seiten zu einer atemlosen Offroadfahrt. Im Mittelpunkt steht Benno Weilander mit seinen drei Identitäten. Er flieht aus einem Leben ins nächste, steigert sich dauernd zu Höchstleistungen und verliert dennoch wieder alles - wobei er nie "schuld" daran ist. "Sollten wir Marionetten sein - aber wer zieht die Fäden?" ist seine Frage. Natürlich zieht niemand die Fäden -jedenfalls nicht in dieser Geschichte. Aber es werden Muster sichtbar, aus eigenen Verstrickungen, Schuld, Mißverständnissen... Sehr spannend dargestellt, wie es Weilander eigentlich nicht gelingt, einen wirklich neuen Anfang zu machen, obwohl sich seine Bedingungen grundsätzlich ändern. Äußerst unterhaltsam sind auch die Schilderungen der Entdeckungen auf dem Mars (keine Science fiction!) und der Wettlauf um die Verhinderung deren Publizierung, der in Mord und Totschlag ausartet. Lessing, der Ich-Erzähler, ist bei alledem der Chronist, der , wie gesagt, letztlich allein überlebt.


    Das Buch hat 316 Seiten. Es ist derzeit nur beim Autor selbst zu beziehen als Privatdruck. Der Autor, Wolf Wieland, ist noch auf der Suche nach einem Verlag für seinen Roman. Es wäre ihm zu gönnen, dass er einen finde würde, meine ich. Mein Geheimtiopp: Die Autorenseite von Wolf Wieland, http://www.zeitenferne.de. Dort kann man das Buch auch ordern. Mir hat es mal wieder gezeigt, dass man abseits des Mainstreams durchaus wahre Perlen finden kann.

  • Hallo svenhedin,


    du hattest wohl vergessen, dass du diesen "Geheimtipp" :rollen: hier schon mal vorgestellt hattest. Das ist jetzt aber genug Reklame für das Buch, nicht wahr?
    Die beiden Threads habe ich zusammengeführt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Schade, dass Du als Autor nicht mal zu Deinem Buch ehrlich stehen kannst - was soll man dann als Leser davon halten? Mich reizt das Buch so jedenfalls überhaupt nicht mehr, wenn ich sehe, dass Lobpreisungen unter einem Pseudonym stattfinden müssen :rollen:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Einen wunderschönen Tag wünsche ich! Es tut mir leid, wenn ich mit meinen Postings unverkennbar Unmut auf mich ziehe. Was soll ich denn tun, um irgendjemanden dazu zu bringen, sich mit der "Schicksalsmaschine" auseinander zu setzen? Ich kann mich ja schlecht auf den Marktplatz stellen und mit den Ohren wackeln. Es ist ein verdammt übles Gefühl, mit Feuereifer an seinem zweiten Roman zu schreiben, während der erste schon von diversen Verlagen abgelehnt wird. Und wenn ich mich dann über Leseproben von neuen Romanen hermache, und entdecke, dass mein Schreibstil bildhafter, meine Geschichte von Beginn an packender ist, die Anderen aber offensichtlich ihre Leser haben, dann frage ich mich, was mache ich falsch?


    Schaut Euch vielleicht mal meine Website http://www.zeitenferne.de an. Ich versuche dort mit nicht unerheblichem Aufwand, Appetit auf mein "Erzeugnis" zu machen. Alles verkehrt? Wie bringe ich einen Leser dazu, das Buch in die Hand zu nehmen, um am Ende vielleicht eine Rezension darüber zu schreiben? Ich wäre dankbar für Hinweise, mit deren Beachtung ich nicht Mißfallen oder Häme auslöse, sondern zur Abwechslung mal eine Spur Anerkennung.

  • Hallo,


    wir fragen uns hier im Forum immer wieder: Wie kann ein Autor Anerkennung fordern dafür, dass er sein eigenes Buch in den höchsten Tonen mit einem anonymen Account lobt?


    Annerkennung hier im Forum bringen die Mitglieder gerne entgegen, aber ausschließlich für ehrliche Vorstellungen. Wir finden es toll, wenn sie hier Autoren anmelden, ihre Bücher vorstellen und zur Diskussion einladen - aber wenn der Autor selbst sein größer Fan ist, hinterlässt das einen faden Beigeschmack. Als Autor Geld verdienen zu können, indem er seine Bücher an den Leser bringt, hat meiner Meinung nach auch viel mit Glück zu tun - und mit guten Literaturagenten. Am allerwenigsten mit Selbstbeweihräucherung und Selbstmitleid.


    Vielleicht wirfst Du mal einen Blick auf unser Projekt http://www.leserunden.de - dort ist Werbung für das eigene Buch (unter dem Autorennamen) sogar noch mehr erwünscht als hier.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Herzlichen Dank, nimue, für die Anregungen, die ich gern befolgen werde. Das Selbstmitleid hält sich eigentlich in Grenzen. Es ist mehr so ein Gefühl der absoluten Machtlosigkeit. Bei zwei Literaturagenturen habe ich übrigens bereits angeklopft, doch sie hatten "derzeit keine Kapazitäten für neue Projekte". Das einzige, wo ich gut herausgekommen bin, waren zwei Lesungen in München, eine davon im "Literarischen Wohnzimmer". Dummerweise hatte ich die "Schicksalsmaschine" damals noch nicht in gedruckter Form zur Hand, sonst hätte ich einige an den Mann gebracht. Offenbar gibt es das "Literarische Wohnzimmer" heute nicht mehr. Es scheint sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden zu sein. Weißt Du darüber etwas?

  • Ich googel manchmal nach meinem Namen. Heute war ich - dank eines Eintrags ins "Literaturschock" - wieder mal ganz oben. Die Freude daran ist mir aber schnell vergangen. Ich möchte eines klar stellen: Ich bin nicht svenhedin. Ich habe, nachdem mir diese Buchbesprechung vom letzten Jahr sehr hilfreich gewesen ist, bis heute nicht herausgefunden, wem ich das eigentlich zu verdanken habe. Jetzt weiß ich es allerdings.

    Ich habe absolut keine Probleme bezüglich der Akzeptanz meines literarischen Schaffens. Hier öffentlich herum zu jammern, dabei sich in meinen Duktus einzuschleichen, und die wirklich langmütigen Admins in dem Glauben zu wiegen "Erwischt, ich bin's, der Autor selbst" geht zu weit. Ich fürchte, das "chamäleonhafte" in der Schicksalsmaschine hat Dir nicht unbedingt gut getan.


    Bitte dieses "Spiel" nicht fortsetzen, sonst werde ich deutlicher. Vielen Dank!

  • Guten Morgen, nimue,


    das wäre sehr freundlich, ja.