Balzac: Cousin Pons oder Die beiden Musiker. Diogenes, 431 Seiten.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
(Lustigerweise steht auf dem abgebildeten Umschlag "Vetter", aber der Originalumschlag enthält den Titel korrekt mit "Cousin")
Inhalt (Text von hinterer Umschlagseite):
Der Musiker Pons ist besessen von seiner Sammelleidenschaft. Verarmt, weil seine bescheidene Rente für die kostbaren Gemälde, Miniaturen und Gläser nicht ausreicht, und gedemütigt von der Familie, gerät er an den Rand seiner Existenz und findet sich, als man den Wert seiner Sammlung erkennt, plötzlich in mehrere Intrigen verstrickt.
Meine Meinung:
Ein Buch über einen Sammler. Viel habe ich mir davon versprochen, da ich Sammelleidenschaft auch selber kenne. Das Sammeln wird jedoch kaum thematisiert, vielmehr stehen die Intrigen verschiedener Personen im Umfeld von Pons im Vordergrund, wie man sich die wertvolle Sammlung unter den Nagel reißen kann. Dabei geht es darum, den Tod von Pons abzuwarten (oder will man gar nachhelfen?), wobei man zuvor möglichst Einfluss auf das Testament nehmen möchte. Diese Erbschleichergeschichte lässt kein Klischee aus, ist am Ende vielleicht etwas zu dick aufgetragen. Die Geschichte beginnt zunächst recht schleppend, bis zur Seite 300 ist keine rechte Spannung aufgekommen. Balzac führt m.E. zu viele Figuren ein, ohne dass jede einzelne wirklich zum Leben erwacht. Dies mag daran liegen, dass Balzac einen vielbändigen Zyklus geschrieben hat und mir bisher nur ein weiterer Band bekannt ist.
Seine Figuren lässt er viel in wörtlicher Rede sprechen, im Nachwort ist erläutert, dass ein besonderer Klang der Sprache sie charakterisiert. In der deutschen Übersetzung und zudem hat das Buch 160 Jahre hinter sich bemerke ich dies jedoch kaum. Störend finde ich vor allem zu Beginn, dass sich Balzac immer wieder als allwissender Autor einschaltet und seine Figuren kommentieren muss. Er überlässt die Interpretation also nicht dem Leser, sondern kommentiert überdeutlich, manchmal spricht er Dinge aus, die ohnehin aus den Figuren deutlich hervortreten. Das macht ein Versinken in der Geschichte zunächst schwierig. Die letzten 130 Seiten gefielen mir hingegen deutlich besser, das Buch gewinnt an Fahrt und macht Spaß zu Lesen.
Wesentlich besser gefallen hat mir Balzacs Werk "Verlorene Illusionen".
Gruß, Thomas