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Klappentext: In den Vereinigten Staaten von Afrika herrscht der Fortschritt. Afrikanische Finanzmärkte geben den Takt vor, bezahlt wird weltweit mit der AfriCard. Afrikanische Universitäten bilden die Elite der Wissenschaft aus. Die Einzigen, die vielleicht nicht gleichgültig gegenüber den Millionen von Elendsflüchtlingen aus dem Norden sind, die verzweifelt an ihrer Grenze auflaufen oder halbtot an den Stränden von Djerba und Algier aufgegriffen werden, sind die Künstler.
Auch die junge Malerin Maya hat sich der Parole „Eine andere Welt ist möglich“ verschrieben. In der Normandie geboren und von einem gutmeinenden Paar aus Asmara adoptiert, begibt sie sich nach dem Tod ihrer Adoptivmutter auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln ...
Zum Autor: Abdourahman A. Waberi wurde 1965 in Dschibuti geboren. Nach seinem Studium der englischen Literatur lehrt er heute als Professor am Wellesley-College bei Boston; von 2006-2007 war er Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin. Waberi gilt als Nationalschriftsteller Dschibutis. Sein Kurzgeschichtenband Cahier nomade wurde mit dem „Grand prix littéraire d'Afrique Noire“ ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien von Waberi bisher Die Legende von der Nomadensonne (1998). Waberis Werke wurden in mehr als acht Sprachen übersetzt und die Zeitschrift „Lire“ zählt ihn zu den 50 wichtigsten und einflussreichsten zeitgenössischen Autoren.
Meine Meinung: Ich habe ausnahmsweise mal keine eigene Inhaltsangabe geschrieben, weil sie im Prinzip nichts anderes als der Klappentext hätte enthalten können und damit ist einerseits sehr viel, andererseits fast nichts über das Buch gesagt.
Obwohl es sich um eine Satire handelt, ist es keine leichte Kost. Das liegt zum einen natürlich daran, daß die Situation, die durch die völlige Umkehrung der Vorzeichen aufs Korn genommen wird, schon häßlich ist. Wenn hier von auf Schlepperwegen umgekommenen Flüchtlingen, großflächigen Hungersnöten, Elendskrankheiten usw. die Rede ist, sehen wir nun mal typischerweise keine weißen Menschen in unseren Köpfen. Diese Verdrehung muß man sich aber immer wieder klar machen. Waberi unterstützt dabei, indem er die uns aus der Berichterstattung gerade in Zusammenhang mit Afrika geläufigen Begriffe einfach auf Europa anwendet, so heißt es z. B. von Mayas leiblicher Mutter, sie stamme „aus einer französischen Ethnie, sehr wahrscheinlich normannischen Ursprungs“. Die Situationen, in die er Maya gerade bei ihrer Suche in Europa schlittern läßt, bringen auf ihrer Seite genau die Arroganz zum Vorschein, die in umgekehrter Richtung hier und heute Alltag ist.
Zum anderen läßt Waberi hier eine beträchtliche Anzahl an Größen aus afrikanischer und afro-amerikanischer Kultur, Wissenschaft, Politik auftreten, vermischt mit fiktiven Personen und „afrikanisierten“ Namen zur Verfremdung von Produkten, Orten usw. Daraus ergibt sich ein zwar nicht uninteressantes Puzzlespiel, das aber zu seiner Auflösung doch einiges an Kenntnissen voraussetzt. Trotzdem sind gerade die damit spielenden Abschnitte von einem vordergründigen Witz – bis einem bei kurzem Nachdenken oft das Lachen im Hals steckenbleibt.
Schwerer erträglich fand ich die um Mayas Gefühlsleben und Künstlertum kreisenden Betrachtungen. Auch hier wird zwar mit den umgekehrten Vorzeichen gespielt sowie die Verantwortung und Möglichkeiten eines Künstlers betrachtet, aber begeistert hat es mich nicht und leider führt es auch zu einer niedrigeren Bewertung, als ich sie sonst wohl gewählt hätte. Dafür ist das Nachwort der Übersetzerin informativ und vermittelt auch einen kleinen Einblick in die Probleme speziell dieser Übersetzung. Ein Glossar hilft dabei, die echten Personen, Orte und Bezeichnungen von den fiktiven zu trennen.
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Schönen Gruß,
Aldawen