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Zum Inhalt
Mrs. Curren, weiß, in Kapstadt wohnend, erfährt von ihrem Arzt, dass sie nun in der Endphase ihrer Krebserkrankung angekommen ist. Zuhause entdeckt sie einen Obdachlosen, der sich auf ihrem Grundstück breit gemacht hat. Da er sich nicht vertreiben lässt, akzeptiert sie seine Anwesenheit unter gewissen Auflagen.
An diesem Tag beginnt sie eine Art Tagebuch für ihre Tochter, die in Amerika lebt, zu schreiben. Ihre Tochter weiß nichts vom Zustand ihrer Mutter. Soll sie auch nicht. Denn sie hat geschworen, sie würde erst wieder kommen, wenn sich die Zustände in diesem Land geändert hätten. Ihre Mutter schreibt über ihr Leben, das der mit dem Haushalt verbundenen Menschen, über ihre Gefühle und ihre Einstellung zur Politik der Apartheid.
Mrs. Curren ergreift aus einem ihr eigenen Anstandsgefühl heraus die Partei der schwarzen Bevölkerung. Einem Polizisten gegenüber sagt sie, ihr Krebs wäre die Folge ihres Ekel vor der südafrikanischen Politik. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund.
Ihre Hausangestellte, Florence, die zeitweise auch ihren ältesten Sohn bei sich hat, lebt mit zwei Mädchen bei Mrs. Curren.
Bheki, Florence Sohn, und seine Freunde haben sich einer Widerstandsgruppe angeschlossen. Florence ist stolz auf ihn, denn er ist eisern. Er wird sich nicht klein machen. Er und seinesgleichen werden tun, wozu Generationen davor nicht fähig waren. Im Gegensatz zu Florence verurteilt Mrs. Curren das Verhalten der jungen Leute. Sie sind unhöflich, brutal, lassen sich nichts sagen und - sie sind zu jung für den Krieg. Zu jung zum Sterben.
Aber sie hilft wo sie kann, wenn auch mit einer eher mürrischen Einstellung, da sie glaubt helfen zu müssen, obwohl das Jetzt und Hier nicht ihrem Einverständnis entspricht.
Während sie ihren eigenen Kampf gegen die Apartheid führt, muss sie sich auch noch um Mr. Vercueil, den Obdachlosen, "kümmern". In den Augen der Schwarzen ist er in Nichtsnutz und so behandeln sie ihn auch. Mehrmals muss Mrs. Curren ihn gegen Florence, Bheki oder seinen Freunden in Schutz nehmen. Es gibt kein unnützes Leben, sagt sie.
Mr. Vercueil wird noch gebraucht. Er soll für sie etwas erledigen, nach ihrem Tod. Er soll der Bote sein.
Und auch jetzt braucht sie ihn. Ihm beginnt sie ihre Gedanken anzuvertrauen, besonders seit sie ganz allein ist. Er ist die einzige Hilfe, die sie noch hat. Und sie ist neugierig. Wer ist dieser Mann? Warum lebt er so?
Und trotz ihrer Schmerzen schreibt sie ständig an dem Tagebuch für ihre Tochter. Es ist nicht nur ein Bericht, es ist auch
eine (An)Klage. Und nicht nur über die Apartheid.
Meine Meinung
Die Schreibstil hat mir gut gefallen, sowie auch einige der Formulierungen.
Welchen Sinn hat Nächstenliebe,wenn sie nicht von Herz zu Herzen geht?
Stück für Stück ändern sich die Tagebucheinträge. Je mehr ihre Krankheit fortschreitet, desto mehr bröckelt auch ihre Einstellung. Anfangs wollte sie nur eine Art Erbe hinterlassen, später tut sie, was sie keinesfalls wollte - sich beklagen.
Das Zerkauen ihrer Ansichten und Gefühle, die ständige Wiederholung, nervte mich teilweise. Das kreide ich jedoch nicht dem Autor an, sondern sehe es als das, was es ist. Die Eigenheit einer alten, einsamen Frau. Zerfressen von Schmerz und Einsamkeit. Und das wurde gut dargestellt.
Ihr hilfloser Kampf gegen die Missstände. Hilflos, weil ungewollt und unbeachtet. Sie kämpft an so vielen Fronten...
Zwei Formulierungen auf der Rückseite des TBs haben mich gestört. Zum einen:
..., ergreift aus einem gewissermaßen altmodischen Gefühl für Anstand heraus die Partei der unterdrückten Schwarzen.
Ich kann an ihren Beweggründen nichts altmodisches feststellen. Für mich sind das gleichbleibende Werte. Es kommt vielleicht eher auf den Blickwinkel an.
Zum anderen:
In einer seltsamen Schicksalsgemeinschaft mit einem Obdachlosen gelingt ihr die Überwindung scheinbar unüberwindlicher sozialer und politischer Gegensätze.
M. M. n. hat sie diese Gegensätze , in Bezug auf den Obdachlosen, nicht aktiv überwunden, sondern wurde durch ihre immer fortschreitendere Hilflosigkeit und ihre damit einhergehende Hilfsbedürftigkeit seinem Status angeglichen. Überwunden hätte sie es meiner Ansicht nach, wenn beide ihren Status behalten hätten und es trotzdem zu einer Annäherung gekommen wäre.
Und politische Gegensätze mussten eigentlich gar nicht überwunden werden. Ihre Einstellung zur Apartheid stand zu Beginn des Romans bereits fest.
Gerade hier musste sie doch eigentlich eine Niederlage einstecken, weil die Schwarzen ihren Standpunkt weder echt zur Kenntnis nahmen noch ihre Einstellung begrüßten. Man hat sie bis zum Schluß abgewehrt.
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