John Updike: Der Sonntagsmonat

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    Der Roman spielt z.Zt. der Watergate Affäre und erschien in den USA im Jahre 1975. In dem Roman „Der Sonntagsmonat“ geht es um Reverend Marshfield, der den Vornamen des ungläubigen Thomas trägt, und zahlreiche Affären mit Frauen pflegt. Natürlich geht es Updike um mehr als das. Es handelt sich um einen burleskhaften Roman, der sich gegen den bigotten amerikanischen Puritanismus wendet.Thomas Marshfield tritt darin als tragischkomische Figur auf, ein Zweifler Gottes, der in Sonntagspredigten blasphemische Gedanken streut.
    Für einen Monat schickt der Bischof ihn in die Wüste, in eine Art Sanatorium für abtrünnige Priester. Dort wird Marshfield mit genügend leeren Bögen Papier umsorgt auf dem er seine Lebensbeichte aufschreiben soll, als Therapie sozusagen. Und der Roman ist eben das Tagebuch welches der Reverend in der Einöde in 31 Kapiteln, einschließlich vier Predigten, verfasst.


    Am dritten Tag seines Aufenthalts schreibt er über seinen Vater, der auch ein Geistlicher war, mit nun siebenundsibzig Jahren senil in einem Altenheim seinen Lebensabend verbringt. Der Vater gehört zur strengen verbissenen Sorte von Theologen:


    „Er war weder ein weiser noch, insofern als sein öffentliches Bestreben, Vorbild zu sein, für die Familie gedämpfte Tyrannei mit sich brachte, ein gütiger Mann...“ ...„Ich verwechselte meinen Vater nicht mit Gott.“

    In einem sehr viel späteren Kapitel wird gesagt, Thomas sprach seinen Vater, nie mit „Vater“ an, weil dieses Vokabular nur für Gott dem HERRN verwendet wurde. Sehr humorvoll ja, doch hier steckt noch mehr dahinter, dass sich nämlich der der alte Theologe zu Hause mit puritanischer Strenge verhalten haben muss, erzkonservativ mit tyrannischer Strenge und als seniler Herr doch sehr erotisch vokabuliert (dann konnte er sich das offenbar erlauben).


    Als Geistlicher durfte er sich so etwas nicht erlauben. Sein Sohn Thomas, in den Stiefeln seines Vaters wandelnd, predigt aber für den Ehebruch und richtet sich gegen die Ehe als Sakrament. Das Marshfield sogar hier bibelfest argumentiert, ist sehr spitzfindig und macht diese Predigt zu einer der Perlen des Romans.


    Updike müsste man auch auf diesen Roman eine Plakette „Meister erotischer Fabulierkunst“ verleihen, anders kann ich das nicht ausdrücken. Er kann dies mit wichtigen Inhalten des Romans verbinden, z.B. hier:


    „Aber diese Barriere, die mich hinderte, sie zu befriedigen, war in der Endphase meiner Distriktion das einzige Lebendige in mir. Ich weinte mit ihr, ihr ungefickter Schoß wurde eine Klagemauer, ihre verzeihenden Hände streichelten meinen Nacken, und ich hieß meine Impotenz als den noch in mir lebenden Teil des Glaubens willkommen, als ein Stück Reinheit inmitten all dieser relativistischen Begehrlichkeit, dieser Kustoffmodernität, dieser Ehebruchsindustrie, dieses animierten Todes.“


    Auch wenn der Reverend, der ungläubige Thomas, blasphemische Predigten hält, hat er meine Sympathie, weil der Glaube an Gott /bzw. Nichtglaube ihn zum Nachdenken bringt. Solch ein Hinterfragen seines Glaubens halte ich für natürlich. Jeder gläubige Christ wird sich wie der Zweifler Marshfield auch mal gefragt haben, ob nach dem Leben doch nur Verwesung und Knochen übrig bleiben. Man kann Marshfields Verzweiflung in dieser Überlegung erspüren.


    Eine von Marshfields begerhten Damen ist Frankie Harlow. Übrigens, den Namen Harlow, so verrät der Klappentext der DEA, hat sich Updike von Samuel Richardsons Roman "Clarissa" ausgeliehen, die den Nachnamen Harlowe trägt und ebenso zwischen gesellschaftlicher Konvention und individueller Neigung schwankt.


    5ratten


    Liebe Grüße


    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()