Irmgard Keun: Gilgi - eine von uns

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  • Die Autorin Irmgard Keun hatte ihre ersten Erfolge in den dreißiger Jahren. Für die Nazis war sie ein unbequemer Geist, ihre Bücher wurden verboten. 1936 emigrierte sie, kam aber 1940 nach Deutschland zurück, wo sie bis 1945 im Untergrund lebte.


    Die Titelheldin ihres Romans „Gilgi – eine von uns“ ist ebenfalls eine eigenwillige, unabhängige Frau. Sie ist entschlossen, durch Bildung aus den einfachen Verhältnissen ihrer Jugend herauszukommen. An ihrem Ehrgeiz ändert sich auch nichts, als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde, und ihre echte Mutter aus reichem Haus stammt. Aus der Bahn geworfen wird sie allerdings, als sie den Lebenskünstler Martin kennenlernt und sich in ihn verliebt. Sie zieht bei ihm ein, gibt ihre Weiterbildung auf, wird entlassen und lebt von der Fürsorge. Obwohl sie mit dieser Situation unglücklich ist, schafft sie es nicht, sich von Martin zu trennen, auch nicht, als sie schwanger wird. Dass es so nicht weitergehen kann, merkt sie erst, als ein alter Freund von ihr sie in einer Notlage um Hilfe bittet und sie versagt…


    Ingeborg Keun hatte einen für ihre Zeit ungewohnten Schreibstil; durch die teils kurzen abgehackten Sätze und die Assoziationsketten hat man das Gefühl, direkt die Gedanken der Hauptperson mitzulesen. Die schwierige Situation der arbeitenden Bevölkerung, die jederzeit ihre Lebensgrundlage verlieren und ins Elend rutschen konnte, beschreibt sie eindrücklich.


    Für heutige Leser macht das Buch einen etwas angestaubten Eindruck, ist aber dennoch interessant zu lesen.


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    [size=1]EDIT: Autorennamen im Betreff geändert. LG, Saltanah[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Köln, Karnevalszeit 1930. Gilgi, 21 Jahre alt und äußerst zielstrebig, lernt den Lebemann Martin kennen und verliebt sich in ihn. Plötzlich gerät ihre Lebensplanung aus den Fugen.


    Die Wirtschaftskrise und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit und Armut sind ebenso Thema wie ungeplante Schwangerschaften – alles Dinge, über denen Gilgi zu stehen glaubt: Wer fleißig seinen Weg geht, dem gelingt auch alles, glaubt sie. Dass sie selbst nicht unfehlbar ist und alle Probleme, derer sie sich annimmt lösen kann, muss sie in dieser Geschichte lernen.


    Das Buch besteht zu großen Teilen aus inneren Dialogen, Gilgi kommentiert in Gedanken ihr Handeln und Fühlen. So etwas zieht mich immer extrem schnell durch ein Buch, etwas was mir in diesem Fall nicht sonderlich gut gefiel.


    Es ist kein Wunder dass das Buch während der NS-Zeit in der Bücherverbrennung landete, Gilgi mit ihrer Selbstständigkeit entspricht in keiner Weise dem von den Nationalsozialisten propagierten Mutterbild – und auch nicht dem generellen Menschenbild, der angestrebten Unterordnung der eigenen Wünsche für ein „großes Ganzes“. Die Modernität Gilgis fand ich ziemlich interessant und das erklärt auch ein wenig die „Wiederentdeckung“ der Autorin (gerade in feministischen Kreisen) in den 1970er Jahren


    Ein Buch, welches ich eher aufgrund seines Zeitbezugs als lesenswert empfunden habe, als durch sich selbst.


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