Ich habe zwar bisher erst 200 Seiten gelesen, kann dieser Aussage aber schon vehement widersprechen.
Ich habe mich an manchen Stellen scheckig gelacht (also nix nur düster). Die Beschreibung der Kette von "Vitamin B" ist großartig. Sie zeigt, wie der Ossi sich zu helfen wußte (nix nur negativ). Und das Personal ist nicht nur das Bildungsbürgertum. Bis zu dieser Stelle traten schon Klinikpersonal, Angehörige der Streitkräfte, Schüler und Lehrkörper und noch einige andere auf.
Das Buch gefällt mir von Seite zu Seite besser, und mir tut jeder Wessi von Herzen Leid, da er nie in die Tiefen dieses Buches wird eintauchen können.
Ich meinte mit dem düster, dass das Leben negativ dargestellt wird. Ständig das Nachdenken über das, was man sagen darf oder nicht. Die soziale Kontrolle untereinander, die negative Wahrnehmung des Staates... "meine" Quelle berichtet, dass er das Leben so nicht erlebt und wahrgenommen hat. Ihn hat es so gut wie gar nicht tangiert, in welchem Staat er gelebt hat. Er hat nie darüber nachgedacht, was er zu wem sagen darf; er hatte nie Kontakt zur Stasi etc. und kannte auch keinen, der Probleme gehabt hat. Das alltägliche Leben sei schön und heiter gewesen. Sein Leben sei nicht ständig durch die Existenz der Partei beeinflusst worden. Nur durch das eingeschränkte Angebot war natürlich der Alltag verändert zu einer Konsumgesellschaft.
Und klar konnte der Ossi sich gut helfen - ich erlebe sie noch immer als gute Netzwerker. Aber ich habe bei Tellkamp die amüsante, heitere Seite vermisst. Bei mir kam eine große Schwere an bzgl. des alltäglichen Lebens. Und dieses ständige Beugen und die Angst vor dem Staat - diese Allmacht und ständige Bespitzelung. Es fehlte mir die Darstellung der positiven angenehmen Seiten des Lebens in einem Staat, in dem es genügend Essen gibt, einen Job und eine Wohnung für jeden - keine Existenzängste.
Aber vielleicht habe ich nur den versteckten Humor nicht wahrgenommen...