Holly Lisle - Drachensaat

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.011 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Liafu.

  • Irgendwie hatte ich mir eingebildet, es gebe hierzu schon einen Thread... :gruebel:


    [Originaltitel: Vincalis the Agitator]


    Klappentext:


    Seit vielen Jahrhunderten erblüht das Reich der Zauberer in unermesslichem Wohlstand. Doch die Pracht gründet sich auf einer grausamen Lüge, denn die magischen Kräfte der Drachenmagier speisen sich aus dem Schmerz ermordeter Sklaven. Wraith, ein Junge aus den Sklavenvierteln, und Solander, der Sohn eines Zauberers, sind fest entschlossen, dem grausamen Treiben ein Ende zu setzen. Ihr tollkühner und beinahe aussichtsloser Plan, ist eine Rebellion gegen die herrschende Magiergilde...



    Meine Meinung:


    Ich bin noch längst nicht durch, aber da ich das Buch eh für den Sub-Wettbewerb rezensieren und mir dafür Notizen machen muss, kann ich meine Meinung ja auch Stückweise direkt ins Forum schreiben.


    Vorweg: Das Buch ist eine Art Vorgeschichte zur Trilogie "Der Magische Spiegel", man kann es aber problemlos lesen, ohne diese zu kennen.


    Ich habe jetzt die ersten 150 Seiten von gelesen und bin im Moment noch nicht ganz überzeugt. Zum einen habe ich leichte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil - ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, vielleicht kann ich mittlerweile einfach keine Übersetzungen englischsprachiger Bücher mehr lesen, ohne ständig zu überlegen, wie dies wohl im Original formuliert war, ob jenes vielleicht zu wörtlich übersetzt ist, etc.
    Davon abgesehen befürchte ich, dass ich langsam zu alt bin für Bücher, deren Hauptcharaktere Kinder sind - wobei mich gar nicht so sehr das Alter stört, sondern dass Gefühl, dass sie... irgendwie zu sehr von den Handlungen anderer abhängig sind und nicht so sehr selbst die Initiative übernehmen, die Handlunge bestimmen... Außerdem ist mir, außer vielleicht Velyn (Cousine von Solander), noch keiner der Hauptcharaktere wirklich sympathisch. Auch dass sich zwischen Wraith und Velyn gleich Liebe auf den ersten Blick andeutet, nervt mich, ich hoffe sehr, dass sich die Beziehung der beiden doch noch in eine andere Richtung entwickelt.
    Auch mit der Schilderung der Welt kann ich mich noch nicht so ganz anfreunden, vielleicht, weil es ein bisschen zu sehr in Richtung SF geht, aber auf jeden Fall finde ich die Parallelen zu zwischen den Problemen Hars Ticlarims und unserer Welt (u.a., aber nicht nur, Energiegewinnung) ein bisschen Dick aufgetragen.
    Im übrigen frage ich mich, wieso Wraith eigentlich so gut sprechen und kommunizieren kann? Er ist doch zwischen lauter völlig Passiven Drogenabhängigen aufgewachsen?*


    Das klingt jetzt so, als fände ich das Buch ganz furchtbar. Dem ist nicht so, es liest sich schon ganz unterhaltsam, aber ich habe auch keine Probleme, es beiseite zu legen und mich mit etwas anderem zu beschäftigen. Nunja, mal abwarten, nachdem die Charaktere jetzt ein paar Jahre älter sind, verspricht die Sache schon interessanter zu werden, Wraith und Solander wirken schon etwas sympathischer und die Story kommt langsam in die Gänge. (Jess (Eine Freundin von Wraith) dagegen nervt, aber dass sie mit ihrer Eifersucht noch Probleme machen würde, war ja klar.)


    *(Wraith und Jess stammen beide aus dem Sklavenvirtel, den sogenannten Kavernen, wo die Menschen durch eine Art Droge in einer Art Schlafzustand gehalten werden, so dass sie zwar Befehle ausführen, die ihnen den ganzen Tag über über sogenannte Gebetslampen eingetrichtert werden, sonst aber völlig passiv dahinvegetieren.)


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  • Mittlerweile bin ich bei Seite 300 und somit dem Ende des „Zweiten Buches" angelangt:


    Erstmal vielleicht noch etwas mehr zur Handlung, damit das hier nicht zu konfus wird. Die Welt Hars Ticlarim ist vom Stand der Technik eine Mischung aus Fantasy und ein wenig Science Fiction, wobei für den Betrieb der an SF erinnernden Elemente, wie z. B. Fluggeräte, jedoch Magie benötigt wird. Für das Wirken dieser Magie wiederum braucht man Energie und die Gewinnung selbiger ist Teil des Zentralen Konflikts der Geschichte. Denn während die meisten Einwohner Hars Ticlarims glauben, sie werde aus Quellen Wie Sonnen- und Windenergie gespeist, sterben dafür in Wirklichkeit Menschen, doch selbst das ist, angesichts des steigenden Energiebedarfs, den der Fortschritt mit sich bringt, noch nicht genug... (Und das wäre dann auch der erste Ansatz von nicht gerade unauffällig verpackter Gesellschaftskritik.) Die Reichen und Mächtigen, große, einflussreiche Familienclans, leben in dieser Welt im „Oben“ in einer Luxuriösen, schwebenden Stadt. Angehöriger geringerer Schichten leben im „Unten“ also auf dem Erdboden und dann gibt es noch die schon erwähnten Kavernen, wo der „Brennstoff“ gelagert und gemästet wird. Wraith ist als Kavernenbewohner geboren, doch er ist etwas Besonderes. Nein, nicht weil er irgendeine besondere magische Begabung hat, sondern weil über keinerlei magische Begabung verfügt, ihm im Gegenzug aber auch die Magie nichts antun kann. Und nur deswegen ist es ihm auch möglich, ins „Oben“ zu gelangen um dort Essen zu stehlen, mit dem er seine Freunde, die er aus dem Drogenbedingten „Schlaf“ gerettet hat zu versorgen. Auf einem dieser Versorgungsgänge, lernt er Solander kennen, Sohn eines reichen, einflussreichen Zauberers (eines sogenannten „Drachen“), der Wraith als interessantes Forschungsobjekt betrachtet. Und so beginnt Wraiths neues Leben...


    Neben dem Thema Energieversorgung, spielt auch Kritik an bestimmten Gesellschafts- oder besser, (totalitären) Regierungsformen eine immer größere Rolle, die Abghängigmachung und Manipulierung der Bevölkerung. Mir drängt sich vor allem bei einer Szene der Vergleich zum 3. Reich auf. Allerdings finde ich dieses Thema besser verpackt, als das Energieproblem im ersten Abschnitt.


    Auf jeden Fall gefällt mir dieser zweite Abschnitt schon ein ganzes Stück besser, als der erste. Mit dem Stil habe ich mich etwas besser angefreundet, auch wenn ich jedes Mal leicht genervt bin, wenn ich irgendwo „Master“, „Masterin“ oder „Großmaster“ lese. Wieso wurde das nicht einfach mit „Meister“ übersetzt?


    Die Charaktere werden erwachsener und somit auch interessanter und manches (Wraith/Velyn) verläuft nicht so klischeehaft, wie anfangs befürchtet. Velyn ist bisher weiterhin die Figur, die mir am besten gefällt, auch wenn man mittlerweile nicht mehr unbedingt von völliger Sympathie sprechen kann. Aber sie erscheint mir bisher am besten ausgearbeitet. Aber auch die anderen erhalten weitere Facetten und ihre Leben entwickeln sich weiter und in unterschiedliche Richtungen. (Aber Jess nervt immer noch.)


    Wraith, teilweise unterstützt durch Solander, ist natürlich weiterhin darauf aus, den Kavernenbewohnern zu helfen und etwas gegen diese abartige Art und Weise der Magiegewinnung zu unternehmen. An dieser Stelle würde man vermutlich einen bewaffneten Aufstand vermuten. Doch nichts dergleichen. Wraith sucht, zumindest bisher, andere Wege, denn seine Talente liegen eher im schriftstellerischen Bereich. Überhaupt hat im ganzen Buch bisher noch kein Kampf stattgefunden. (Was nicht heißt, dass es keine Toten gegeben hätte, aber das war ein Unfall.)

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()

  • Mittlerweile bin ich durch un so skeptisch ich auch anfangs war, im großen und ganzen hat mir Drachensaat dann doch noch ziemlich gut gefallen.


    Der Stil hat mich zwar weiterhin nicht direkt begeistert, aber ich kam nach einer gewissen Einlese-Phase doch noch ganz gut damit zurecht und ich denke, das Problem liegt zu größten Teil wirklich darin, dass ich die ständigen Überlegungen zur Übersetzung einfach nicht mehr 100%ig abschalten kann.


    Die Anspielungen auf reale Probleme welcher Art auch immer bleiben über das ganze Buch hinweg sehr deutlich. Die Menschen werden durch die Medien manipuliert, durch eine geheime Organisation überwacht, die Regierung ist in erster Linie daran interessiert, sich selbst und den aktuellen Stand der Dinge zu erhalten, die Angst vor den Rebellen wird geschürt, damit sich die Menschen gegenseitig misstrauen und denunzieren....


    Wie gesagt, etwas weniger wäre da vielleicht mehr gewesen, aber es hat mich insgesamt, von ein oder zwei Ausnahmen abgesehen, nicht mehr gestört, zumal diese Thematik gleichzeitig auch den Unterschied dieses Romans zu anderen Büchern dieses Genres ausmacht.


    Denn hier prallen nicht Armeen und Völker aufeinander, sondern eine handvoll Personen versucht, von innen heraus Widerstand zu leisten und den Menschen dieser Welt bewusst zu machen, was der wirkliche Preis für ihr bequemes und luxuriöses Leben und ihre Macht ist. Dass das nicht so einfach ist, viel Zeit braucht und auch gewaltig schief gehen kann, wenn einem die herrschenden „Drachen“ auf die Schliche kommen, versteht sich von selbst...


    Die „Bösen“ unter den Hauptcharakteren dieses Buches sind eigentlich alle extremst unsympathische Arschlöcher und trotzdem entsteht keine völlige Schwarz-Weiß-Malerei. Sie haben ihre Gründe, was immer man von diesen Gründen halten mag.


    Auch, Wraith, Solander, Velyn und Jess sind keine strahlenden Helden, sie sind keine unzertrennliche Heldentruppe, sondern leben ihre eigenen Leben, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln, sind nicht immer vertrauenswürdig und zweifeln an dem was sie begonnen haben und irgendwann nicht mehr aufhalten können. (Und wer die vorher geschriebene, aber später spielende Trilogie „Der magische Spiegel“ gelesen hat, weiß sowieso, dass man nicht mit einem Friede-Freude-Eierkuchen-Ende rechnen sollte.)


    Insgesamt trotz einiger Kritikpunkte sehr spannend und mal was anderes, auch wenn es für mich nicht an die Vorgänger- bzw. Nachfolger-Trilogie herankommt.