Stephen King - Das Mädchen

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  • Stephen King


    Das Mädchen


    The Girl who loved Tom Gordon


    Die neunjährige Trisha bricht mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Pete zu einer Wanderung auf. Die Kinder haben eigentlich keine Lust, aber die frisch geschiedene Mutter hat es sich in den Kopf gesetzt, jedes Wochenende etwas Lehrreiches, Interessantes mit den Kindern zu unternehmen. Sie wollen einige Stunden auf dem Appalachian Trail wandern. Wie so oft geraten Mutter und Pete in einen Streit, so dass sie nicht mitbekommen, dass Trisha für eine kleine Pinkelpause in die Büsche verschwindet. Dann beschließt Trisha, eine Abkürzung zu nehmen. Eine schwere Fehlentscheidung, wie sich herausstellt. Sie verirrt sich und findet den Weg nicht mehr. Die 9jährige irrt allein durch den riesigen Wald, schlecht ausgerüstet und mit nur einem Lunchpaket ausgestattet…


    Es handelt sich hier wohl um eine Art Abenteuerroman ohne Fantasy- oder Horroranteil. Aber auch damit kann Herr King mich wieder spielend und ohne Längen unterhalten.


    Die Hörbuchversion wird gelesen von der wunderbaren Franziska Pigulla und Joachim Kerzel.


    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Wer Übersinnliches oder Blutorgien erwartet, wird von Stephen Kings "Das Mädchen" enttäuscht sein. Auf den knapp 300 schildert King den Überlebenskampf der 9jährigen Trisha, die sich in einem riesigen amerikanischen Waldgebiet verlaufen hat.


    Analog zu den 9 Innings eines Baseballspiels ist die Handlung in 9 Durchgängen aufgeteilt, die Trisha auf ihrem einsamen Weg durch den großen Wald begleiten. Ihr einziger Trost sind die abendlichen Baseballspiele der Sox, die sie sich auf ihrem Walkman anhört. Sie sind der Grund, warum sie angesichts von Mückenschwärmen, Wespenangriffen, undurchdringlichen Mooren und dem namenlosen Etwas, das sie beobachtet und ihr folgt, nicht aufgibt.


    Eigentlich passiert nicht viel und trotzdem ist die Handlung sehr dicht. King transportiert glaubwürdig den Horror, die Angst und die dazwischen aufflackernden Hoffnungsschimmer, die Trisha auf ihrer Reise durch den Wald begleiten. Sie gerät in Panik, macht Fehler und handelt dazwischen unglaublich überlegt. Wer jetzt glaubt, dass der Inhalt unrealistisch ist, der irrt. King nimmt sich die Mühe und erklärt in Rückblenden, wie Trisha zu dem Mädchen wurde, das sie ist. Wie sie zum Beispiel auf die Idee kommt, einem Flußlauf zu folgen oder warum sie so manches als essbar erkennt und anderes wiederum lieber stehen lässt.



    Ich war von Anfang an völlig fasziniert, wie Stephen King es schafft, das Grauen in diesem Buch perfekt aufzubauen. Ich habe - in exakt gleichem Maße wie Trisha - erst gedacht, so schlimm kann es nicht werden. Doch je mehr passiert und je mehr das Mädchen mitmacht, umso mehr schwindet die Hoffnung und umso mehr fürchtet man sich.


    Darin kann ich Wendy nur zustimmen. Je länger der Roman dauerte, desto weniger konnte ich ihn aus der Hand legen. Es ging einfach nicht anders, als sich um Trisha zu bangen und immer mehr zu befürchten, dass es nicht gut für sie ausgeht.


    Es ist schon sehr lange her, dass ich meinen letzten King gelesen habe. Ich hatte im Hinterkopf, dass er teilweise zäh zu lesen ist und einige seiner Romane zu Längen neigen. Aber mit diesem hier konnte er mich definitiv überzeugen.

  • dodo: teilst du die Altersempfehlung?


    Ich kann mich an das Ende nicht mehr erinnern. Aber einige Szenen sind mir heute, auch jahre später, noch in Erinnerung.

  • Ich denke schon, dass man das Buch einem 12jährigen Teenager lesen lassen kann. Es gibt ein paar ungustiöse Szenen (die gerissenen Hirsche zum Beispiel), aber die halten sich im Rahmen. Der eigentliche Horror spielt sich im Kopf ab. Mich würden die Mückenschwärme verrückt werden lassen. Trisha kommt damit erstaunlich gut klar, obwohl jedes freie Stückchen Haut zerstochen ist. Man kann sich gut vorstellen, was in ihrem Kopf vorgeht. Wenn sie durch das Moor watet und keine Ahnung hat, worauf sie tritt, ob sie irgendwann auf Treibsand trifft und ob sie irgendwann einmal da wieder heraus kommt (in diesem Moment nur einmal aus dem Moor und nicht aus dem Wald), dann kann man ihr Grauen nachvollziehen, aber direkt zum Fürchten ist es nicht.


    Die enge Einschränkung 12-13 verstehe ich allerdings nicht.