G.E. Lessing - Miss Sara Sampson

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    Inhalt


    Miss Sara Sampson ist mit ihrem Geliebten Mellefont durchgebrannt, da ihr Vater eine Beziehung verboten hat. Nun warten sie in einem Gasthaus auf ein Erbe Mellefonts, dass ihnen helfen soll, das Land zu verlassen und zu heiraten. Sara macht sich jedoch unentwegt Vorwürfe, weil sie ihren armen, alten Vater alleine gelassen und gegen sein Gebot verstoßen hat. Dieser trifft inzwischen heimlich im Gasthaus ein und mietet das Zimmer neben seiner Tochter. Er ist gewillt, ihr zu verzeihen, will aber erst testen, ob sie Reue zeigt und es würdig ist, wieder aufgenommen zu werden. Gleichzeitig tritt Marwood auf den Plan, die ehemalige Geliebte Mellefonts, die ihn zurückhaben will. Es kommt zu einem Treffen zwischen Mellefont und Marwood, doch trotz aller möglichen Inszenierungen Marwoods weigert er sich, Sara zu verlassen. Marwood besteht daraufhin auf ein Treffen mit Sara, um ihre Konkurrentin mit eigenen Augen sehen zu können. Ein Treffen wird eingefädelt, in dem sie vorgibt, eine Verwandte Mellefonts zu sein. Soweit geht alles gut, Sara durchschaut das Spiel nicht und Marwood gibt ihre Identität nicht preis. Kurz nach dem Gespräch erhält Sara von ihrem Vater einen Brief, in dem er ihr schreibt, dass er ihr verzeiht und sie zusammen mit ihrem Geliebten zurückkehren soll/kann. Sara ist überglücklich, doch Mellefont scheint von der Aussicht, bald heiraten zu können, nicht besonders begeistert. Und da kejrt auf einmal auch Marwood zurück. ...


    Meine Meinung
    Dieses Drama von Lessing gehört sicher nicht zu seinen bekanntesten (wie "Emilia Galotti", "Minna von Barnhelm",...) und ich weiß auch, warum! :zwinker:
    An sich ist das Drama nicht schlecht. Es war das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel und Lessing hat es in sechs Wochen runtergeschrieben, um "alte Weiber zum Heulen zu bringen". Und dafür ist dieses Stück auch geschrieben. Die Hauptfigur Sara weint die ganze Zeit und jammert über ihr Schicksal (was sie, um das mal dazu zu sagen, selbst bestimmt hat), was wirklich irgendwann sehr nervt.
    Gelungen finde ich allerdings die Wendung im vierten Akt. Alles könnte so schön sein und gut ausgehen, wenn ... ja, wenn? Marwood wird von Anfang an als die hinterhältige Ex-Geliebte dargestellt, allerdings wird dies alles nur aus der Sicht des Mellefont beschrieben! im Laufe des Dramas wird immer wieder angedeutet, dass Mellefont nicht der tolle Geliebte ist, für den er sich ausgibt. Er hat sein ganzes Geld (und das war nicht wenig) verzockt und lebt nun in eher bescheidenen Verhältnissen. Die Geschichte von dem "Erbe" hat er Marwood seinerzeit auch schon erzählt genauso wie das Versprechen der Heirat ... mittlerweile hat er Marwood mit einem Kind sitzen lassen. Achja, das darf man ihm ja nicht ankreiden, weil er nimmt ihr das Kind weg und versteckt es in einem Internat! ^^
    Mellefont ist also nicht der unschuldige Mensch, als der er zu Beginn des Dramas dargestellt wird. Dies ist schon von Anfang an an kleinen Hinweisen zu erkennen, doch auch der unaufmerksame Leser erhält schließlich Aufklärung ... mehr oder weniger!
    Das Stück ist manchmal etwas verwirrend und wirkt teilweise lächerlich! Ich habe den Schluss gelesen und mir erstmal gedacht:" Wars das jetzt?? SO gehts aus?" Der Schluss ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, soll aber hier jetzt nicht verraten werden.


    Fazit


    Wer eine "Bildungslücke" schließen und das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel lesen möchte, kann das gerne tun. Es ist bestimmt keine verschwendete Zeit, aber ansonsten kann man sich ruhig lieber Lessings "Emilia Galotti" zuwenden.


    2ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • [size=3]Gotthold Ephraim Lessing – Miß Sara Sampson [/size]
    Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen


    Der Autor
    Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) war einer der wichtigsten Dichter der deutschen Aufklärung. Mit seinen Werken war er richtungweisend in der Entwicklung des Theaters und hat die öffentliche Wirkung von Literatur nachhaltig beeinflusst. Sein Werk umfasst zahlreiche Gedichte, Dramen, Fabeln, Briefe sowie philosophische und kritische Schriften.


    Das Drama
    Miß Sara Sampson ist ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen, das 1755 erschien und uraufgeführt wurde. Es ist das erste Drama dieser Art der neueren deutschen Literatur.


    Inhalt
    Auch nicht anders als oben von mondy beschrieben.


    Mein Eindruck
    In diesem Stück steht die Bereitschaft zur Vergebung, sei es nun aus ehrlichen oder unlauteren Absichten, im Mittelpunkt. Um seine Tochter nicht zu verlieren, ist Sir William bereit, ihre Flucht mit dem Geliebten zu verzeihen, um sie wieder in seinem Haus aufnehmen zu können. Sara ihrerseits vergibt nicht nur Mellefont, der sie über ganz wesentliche Ereignisse seiner Vergangenheit im Unklaren ließ, sondern auch ihrer Rivalin Marwood. Auch Schuldgefühle spielen eine wesentliche Rolle. Vor allem Sara empfindet sie gegenüber ihrem Vater, als sie dieser in einem Brief, der von seinem Diener Waitwell erst nach einem eindringlichen Dialog an Sara übergeben wird, um Vergebung bittet. So weit verläuft die Handlung wie in wahrscheinlich einigen anderen Stücken auch. Die Dramatik stellt sich allerdings schlagartig ein, als Marwood, die durch ihren intriganten Winkelzug bei Sara keinen Erfolg verzeichnen kann, zu einem letzten Mittel greift.


    Mellefont erscheint als die labilste Figur der Handlung. Nicht nur, dass er eine Frau für eine andere verlässt – wobei es der tugendhaften Sara fern liegt, deswegen weniger Vertrauen zu ihm zu haben –, er scheint auch wenig Ambitionen zu einer Heirat zu haben, denn als sein vorgeschobener Grund mit der Erbschaft ausgeräumt ist, bleiben seine Zweifel, ob er sich nun wirklich in den Stand der Ehe begeben möchte. Rehabilitiert wird er jedoch durch seine Tat im letzten Akt, die die Aufrichtigkeit und Tiefe seiner Gefühle unterstreicht.


    Sara erscheint auch sehr empfindsam, was aber bei einer jungen Frau in dieser wahrscheinlich ersten ernsthaften Liebe gut nachzuvollziehen ist, doch nicht erst am Schluss des Trauerspiels lässt sie ihre Stärke und Menschlichkeit erkennen. In dem Gespräch mit Marwood, die ihr an Alter und Erfahrung einiges voraus hat, zeigt sie Haltung und Willensstärke und durchschaut das Spiel der anderen und vergibt ihr am Schluss sogar.


    Mir hat das Stück gut gefallen, wenn auch weniger gut als Emilia Galotti. Um kurz auf mondys Beitrag oben einzugehen: Vielleicht kann man es besser genießen, wenn man es weniger aus der Sicht des heutigen Lesers sieht sondern eher mit den Augen eines Lesers aus der Zeit, da dieses Stück erschien. Den Schluss fand ich gar nicht so abwegig, die Wendung im 5. Aufzug dagegen, als Marwoods letzter Schachzug offenbart wird, schon eher. Das ist es allerdings, was dieses Drama erst zu einem Trauerspiel macht.


    4ratten

  • Von einer anderen Seite betrachtet:


    Die Miss ist ein gänzlich theaterfremdes Stück. Habt Ihr mal geschaut, was für Textpassagen die Schauspieler hier erlernen müssen? Halbe, ganze Textseiten, ohne Unterbrechung - ein großer Monolog jagt den anderen. Abgesehen von der Aufgabe für den Sprechenden: was macht eigentlich die übrige Personenstaffage unterdessen, außer herumstehen und zuhören? Theater ist das nicht; und Lessing selbst hat das später wohl auch eingesehen, siehe Emilia Galotti, die da schon wesentlich beweglicher wirkt, freilich ohne die Rasanz der Dialoge bei einem Heinrich von Kleist.


    Auch deshalb nur 2ratten,
    denn die Geschichte wird so in einer ungeeigneten Form erzählt.

  • Mir hat das Stück ganz gut gefallen. Ich habe es sehr gern gelesen, aber Lessing mag ich ja sowieso. Abwegig fand ich nur den zu gutmütigen Vater. Und das Drama hatte meiner Meinung nach ein etwas abruptes Ende. Ansonsten finde ich es lesenswert.


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    4ratten

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels

    Einmal editiert, zuletzt von Nicole89 ()