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„Das leere Haus“ ( Suhrkamp „Phantastische Bibliothek“) enthält vier phantastische Erzählungen des britischen Autoren Algernon Blackwood (1869-1951). Das ausgerechnet die erste Erzählung, die dem Band den Titel gibt, eine äußerst schwache Geschichte ist, die sich ausschließlich nur einigen Klisches des Genres bedient (ein Haus, in dem es spukt) und sonst einfallslos bleibt, soll dem Leser nicht entmutigen, denn die anderen Geschichten dieses Bandes lohnen sich, insbesondere „Der Wendigo“ und „Die Weiden“, Geschichten in denen Menschen in unberührter Natur dem Grauen begegnet.
H.P. Lovecraft hält „Die Weiden“ für Blackwoods beste Erzählung. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Geschichte lebt von expressiven Beschreibungen einer sumpfigen Donaulandschaft und von einer allmählich anschwellendem Unheimlichkeit, die schließlich in unerhörtem Grauen auswuchert. Zwei Freunde unternehmen eine Kanufahrt auf der Donau und rasten hinter Preßburg auf einer Donauinsel. Geschildert wird das Eindringen der Menschen in unberührte Natur, infolgedessen das Grauen anschwillt. Die Weiden, die auf dieser Insel stehen, entwickeln ein beängstigendes Eigenleben. Blackwood entfaltet halluzinatorische Bilder. Meiner Ansicht nach, ist Blackwood hier ein prosaistischer Geniestreich gelungen. Den Lesern, die das Genre der Phantastischer Literatur eher meiden, sei besonders diese Erzählung empfohlen. Man könnte ja sonst was verpasst haben. In „Der Wendigo“ werden Elchjäger in einsamer kanadischer Landschaft von einem Wesen bedroht, welches einer indianischen Legende entstammt.
Algernon Blackwoods Können, das Rätselhafte, das Unerklärbare, Geheimnisvolle in seinen Schilderungen durchscheinen zu lassen, davon lebt auch die Erzählung „...à cause du sommeil et à cause des chats“, in der ein Reisender in ein französisches Städtchen kommt und merkwürdiges erlebt, dass er kaum in Worte fassen kann. Grundsätzlich kann man sagen, das Blackwood auf schockartig gräßliche Momente verzichtet. In seiner stimmungsvollen Art zu Schreiben fängt er aber seine Leser ein, sich auf Spuren des Unerklärlichen zu begeben. In dem Städtchen fühlt man sich gleich in eine andere Zeit versetzt, andauernd ist der Reisende, der Herr Venzin, Beobachtungen von Mitmenschen ausgesetzt, die sich katzengleich sanft durch die Gassen schleichen. Am Schluss der Geschichte gibt es zwar eine Lösung des Unerklärlichen, aber das ist weit weniger interessant, als die unfassbare Stimmung in dem Städtchen, die Algernon Blackwood gekonnt in Worte kleidet.
Algernon erweist sich als hervorragender Stilist des Phantastischen und des subtilen Horrors.
("Die Weiden" sind natürlich )
Liebe Grüße
mombour
PS: Der Suhrkamp-Verlag ordnet diese Erzählungen zur Phantastischen Literatur ein (Untertitel "Phantastische Geschichten"). Natürlich kann man sich darüber streiten, ob "Der Wendigo" nicht eher Horror ist, da er im weitesten Sinne an die Manier H. P. Lovecrafts (Cthullu-Mythos) anlehnt.