Bernice Rubens - The Elected Member

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.820 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Yklamyley.

  • Bernice Rubens - "The Elected Member"


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    Inhalt: (amazon)
    Norman is the clever one of a close-knit Jewish family in the East End of London. Infant prodigy; brilliant barrister; the apple of his parents' eyes...until at forty-one he becomes a drug addict, confined to his bedroom, at the mercy of his hallucinations and paranoia. For Norman, his committal to a mental hospital represents the ultimate act of betrayal. For Rabbi Zweck, Norman's father, his son's deterioration is a bitter reminder of his own guilt and failure.


    Meine Meinung:
    :anbet: Im Zuge meiner Booker Prize Liste bin ich auf dieses Buch gestoßen. Und sollten jetzt nur mehr Flops folgen, allein für dieses Buch hätte es sich schon ausgezahlt... Der Leser lernt eine amerikanische jüdische Familie kennen: Der Vater, Rabbi Zweck, kommt nach Amerika und lernt dort seine Frau kennen, Sarah, die zum Zeitpunkt der Handlung jedoch bereits vor längerem gestorben ist. Rabbi Zweck selbst ist ein alter Mann um die 70, ein Rabbi im Ruhestand, der mit seiner ältesten Tochter Bella, die nie ganz erwachsen werden und sich aus der Familie loslösen konnte, und seinem Sohn Norman, der einst erfolgreicher Anwalt war und nun ein Drogensüchtiger mit Halluzinationen (Silberfischchen!) ist, in der Wohnung über ihrem Laden wohnt. Die jüngste, Esther, wurde noch von der Mutter verstoßen, hatte sie doch einen Nichtjuden geheiratet. Jede der Figuren ist auf ihre eigene tragikomische Weise liebenswert. Rabbi Zweck, dessen Rede durch jiddische Ausdrücke gewürzt wird, Bella, die immer noch ihre Kleinmädchensocken trägt (Wobei ich nicht weiß, warum nur kleine Mädchen diese "socks" tragen und ältere dann "stockings". Ist das eine jüdische Tradition, die ich nicht kenne?) und natürlich Norman, der durch die Pillen (Amphetamine) immer und überall Silberfischchen sieht und sich in seinem Zimmer verschanzt, der mit seinen 41 Jahren von Vater und Schwester gepflegt werden muss, und dabei doch als junger Mann so genial war. Wir erfahren später die Gründe für seinen Drogenmissbrauch

    und wir merken auch (und werden zu dieser Erkenntnis natürlich hingetrieben), dass nicht nur er selbst dafür verantwortlich ist, sondern dass ihn seine Familie zum Sündenbock macht.
    Es ist wirklich ein starkes Stück, dieses Buch, für mich auch wahrlich nicht leicht zu verdauen. Die Szenen im Irrenhaus, Normans Sicht auf die Welt, die Schuldgefühle des Vaters und eine Geschichte, die bis zum Schluss hin immer mehr an Dichte gewinnt. Sie lässt einen nicht los, sie bringt den Leser zum Nachdenken und man schafft es kaum, sie aus der Hand zu legen. Ein gelungenes Werk, für mich eine Neuentdeckung und ein Geheimtipp, daher vergebe ich
    5ratten
    Das ist doch mal ein echter :tipp:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Norman Zweck liegt im geerbten Ehebett seiner Eltern und spürt, dass SIE wieder da sind - die Silberfischchen, die sich quälend stets in seiner Nähe herumtreiben und die sich nur mit Hilfe der kleinen weißen Pillen verscheuchen lassen, die er insgeheim unterm Bett aufbewahrt.


    Normans Vater, Rabbi Zweck, und seine Schwester Bella, mit 40 Jahren unattraktiv, unverheiratet und nach wie vor mit den kindlichen weißen Söckchen ihrer Jugendzeit bekleidet, wissen nur noch einen Ausweg, als Norman wegen der Viecher, die nur er sehen kann, austickt: den psychiatrischen Notdienst, der Norman sofort einliefern lässt.


    Rabbi Zweck leidet sehr darunter, dass er seinen Sohn quasi verraten hat. Normans Einweisung in die Psychiatrie ist jedoch nicht das erste Ereignis, das ihn an seinen Vaterqualitäten hat zweifeln lassen ...


    Zunächst kommt das Buch etwas wirr daher, bis man begreift, dass der Anfang ein Einblick in Normans verstörte Psyche ist. Man erlebt hautnah aus seiner Sicht mit, wie er denkt und fühlt und wie seine verdrehte Welt funktioniert, in die er sich durch seine Tablettensucht selbst befördert hat. Dabei war er ein kluges Kind und später ein vielversprechender junger Anwalt ...


    Den Vater belastet das alles sehr, während Bella stets versucht, das, was von ihrer Familie noch übrig ist, zusammenzuhalten. Nach und nach zeichnet sich in Rückblenden und Gesprächen ab, was in der Vergangenheit dieser respektablen jüdischen Familie in London geschehen ist. Dabei ist es Bernice Rubens gelungen, mich immer und immer wieder mit einer neuen Wendung zu überraschen, obwohl ich zunächst ein wenig skeptisch war, ob mir das Buch überhaupt zusagt. Doch es hat sich bis zum Ende kontinuierlich gesteigert und findet einen in meinen Augen sehr passenden Abschluss.


    Für diesen eher schmalen Roman bekam Rubens 1970 den Booker-Preis, von mir bekommt das Buch 4ratten


    Yklamyley: noch mal zu den Socken - ich glaube, Bella trägt so richtige Kleine-Mädchen-Söckchen, die mal oben umschlägt, so wie das vor allem früher üblich war (das Buch ist ja schon etwas älter). Die "stockings" sind hier wohl richtige seidene Damenstrümpfe.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Yklamyley: noch mal zu den Socken - ich glaube, Bella trägt so richtige Kleine-Mädchen-Söckchen, die mal oben umschlägt, so wie das vor allem früher üblich war (das Buch ist ja schon etwas älter). Die "stockings" sind hier wohl richtige seidene Damenstrümpfe.


    :winken: Valentine!
    Danke für die Erklärung. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was du meinst, aber es hat mich beim Lesen doch verwirrt.
    Schön, dass dir das Buch gefallen hat! :smile:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried