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"No matter how dark the tapestry God weaves for us, there's always a thread of grace" (jüdisches Sprichwort)
September 1943, Italien hat kapituliert. Die vierzehnjährige, belgische Jüdin Claudette Blum und ihr Vater flüchten aus dem, für Juden bislang recht ungefährlichen, italienisch besetzten Teil Frankreichs über die Alpen nach Italien, um den deutschen Truppen zu entkommen. Ein sizilianischer Soldat, ebenfalls auf dem Weg nach Italien, unterstützt sie bei der strapaziösen Alpenüberquerung, die ihnen und den vielen anderen flüchtenden Juden alles abverlangt. Auf der anderen Seite der Berge gelingt es ihnen in einem Dorf Unterkunft zu finden, nun gilt es die deutsche Besatzung zu überleben.
Das Geschehen in Italien, während die Deutschen die Macht übernehmen, wird in der zweiten Handlungsschiene beschrieben. Der andere Erzählstrang beschäftigt sich unter anderem mit zwei Männern, die Schuld am Tode anderer Menschen haben und ihren Versuchen mit dieser Schuld umzugehen. Der SS-Arzt Schramm hat bisher Dienst in der Selektion eines KZs geleistet und auch wenn er aus persönlichen Gründen das nationalsozialistische Ziel der „Volksgesundheit“ immer noch unterstützt, war dieses massenhafte Fällen von Todesurteilen zu viel. Schuld fühlt auch Renzo Leoni, ein italienischer Jude, der als Mitglied der italienischen Luftwaffe an einem Bombenmassaker in Nordafrika beteiligt war. Er wird zu einem wichtigen Mitglied des italienischen Widerstands, an dem sich auch andere, katholische wie jüdische Italiener beteiligen.
Das Schicksal all dieser Menschen verfolgt Mary Doria Russell über die folgenden zwei Jahre bis zur deutschen Kapitulation.
Ich habe für dieses Buch sehr lange gebraucht und gerade am Anfang nur selten den Elan zum Weiterlesen gefunden. Durch den sehr breit gefächerten Ansatz, mit unzähligen Einzelschicksalen, deren Verbindungen sich erst später ergeben, konnte „A Thread of Grace“ zunächst nicht wirklich mein Interesse wecken. Es gab für meinen Geschmack deutlich zu viele Personen und die Orientierung wurde durch Pseudonyme und Decknamen einiger von ihnen nicht gerade einfacher. Als die Verbindungen offenbar wurden und sich ein Netz aus verflochtenen Geschehnissen ergab, wurde es deutlich interessanter. Allerdings hatte ich, obwohl einige Familien stärker betrachtete wurden als andere, stets den Eindruck, dass praktisch alle Personen nicht um ihrer selbst beschrieben wurden, sondern vielmehr als Symbol einer gewissen Gruppe dienten. So blieben sie einem immer ein bisschen fremd und auch bedrohliche Situationen konnten mich nicht mitreißen. Man konnte nicht wirklich mitfühlen, sondern hatte viel mehr das Gefühl einen Bericht zu lesen.
Bis zum Ende war ich somit nur mäßig mit meiner Lektüre zufrieden, das Ende, die kurze Zeit nach der deutschen Kapitulation, die noch beschrieben wurde, hatte es dann aber in sich. Wenn Unschuldige von den Nazis getötet werden, dann kann man sie als Opfer und die Deutschen als die Mörder ansehen, man kann Gut und Böse eindeutig differenzieren. Wenn aber Menschen sterben müssen, wenn eigentlich alle Gefahr vorbei ist, nur weil sie ihr Doppelleben zu gut versteckt haben, ist es einfach nur tragisch. Diese Tragik, wenn die Trauer um all die zerstörten Leben, all die unnützen Toten, die Freude über das Ende des Krieges überwiegt, macht das Buch zu etwas Besonderem. Und so konnte Mary Doria Russell mit ihrer Geschichte letztlich doch noch Gefühle in mir wecken.