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Inhalt: Die beiden Teile sind unabhängig voneinander und werden immer abwechselnd weitererzählt. In Wilde Palmen geht es um Charlotte Rittenmeyer, eine verheiratete Frau, die in ihrer Ehe mit Francis Rittenmeyer nicht besonders glücklich ist. Eines Tages macht sie sich – mit Einwilligung ihres Gatten – mit dem Fast-Arzt Harry Wilbourne, dem nur noch wenige Wochen an seiner Assistenzarztzeit zum endgültigen Abschluß fehlen und der in Sachen Liebe und Beziehung trotz seiner knapp 30 Jahre völlig unerfahren ist, „aus dem Staub“. Die beiden verbringen zunächst einige Zeit in Chikago, wo Charlotte ein bißchen Anfängerglück mit ihren künstlerischen Ambitionen hat, aber schon bald wird das Geld knapp. Die beiden wenden sich nach Utah, wo Harry als Bergwerksarzt arbeiten soll, was sich als ähnliche Pleite entpuppt. Dort nimmt er aber an der Frau des Verwalters eine Abtreibung vor, die auch gelingt. Als auch Charlotte schwanger wird, verlangt sie von Harry den gleichen Dienst ... Der Strom ist natürlich der Mississippi, und das in seiner gewaltigsten Form einer Überschwemmung. Etliche Sträflinge werden abkommandiert, um in Ruderbooten über die Bayous und überfluteten Baumwollfelder zu fahren und Menschen von Dächern einzusammeln. Einer der Sträflinge kentert mit seinem Boot und wird für tot erklärt. Er hat jedoch überlebt, findet auch die hochschwangere Frau, die er holen sollte, kommt aber gegen den Fluß kaum an. Eine Odyssee beginnt, die seitens des Sträflings gar nicht das Ziel hat, die Freiheit zu erlangen – er will einfach nur zurück.
Meine Meinung: Um es kurz zu sagen: gräßlich. Die beiden Erzählungen haben ganz am Ende eine konkrete inhaltliche Verbindung, die aber derartig schwach und zufällig ist, daß man sie auch hätte weglassen können. Auf einer abstrakteren inhaltlichen Ebene findet sich erst recht keine Verbindung, wenn man davon absieht, daß alle Protagonisten Getriebene sind, die ihrem Schicksal keinen echten eigenen Willen entgegensetzen wollen oder können. Den Sträfling konnte ich bis zu einem gewissen Grade sogar noch verstehen, seine Motive für die Rückkehr waren zumindest nachvollziehbar. Aber Charlotte und Harry sind mir ziemlich auf die Nerven gefallen: beide eher lebensuntüchtig, reißen sie sich gegenseitig in den Abgrund, den jeder normale Mensch sehenden Auges umgangen hätte. Nein, so was muß ich eigentlich nicht lesen.
Es gibt eine Art „Vorwort“ von Faulkner, worin zu lesen ist, daß die abwechselnde Erzählform dem Text etwas kontrapunktisches verleihen soll. Vielleicht bin ich dafür zu unmusikalisch, vielleicht eignet sich dieses musikalische Konzept aber auch einfach nicht für einen Roman (jedenfalls nicht so, wie Faulkner es hier getan hat). Ich hatte eher den Eindruck, der Verleger habe einen Roman haben wollen, Faulkner aber nur Ideen für zwei Erzählungen, und deshalb hat er sie an nahezu beliebigen Stellen auseinandergeschnitten und abwechselnd wieder zusammengesetzt. Man könnte, da bin ich mir ziemlich sicher, das ganze auch beim Lesen wieder richtig zusammensetzen und würde keinen besonders „künstlerischen“ Effekt verpassen.
Erschwerend kam hinzu, daß mich die sprachliche Gestaltung genervt hat. Da folgten z. B. mehr als einmal Sätze bzw. Abschnitte aufeinander, die bar jeder Konjunktionen der Zeit einfach nicht zusammenpassen. Nach dem dritten oder vierten Lesen hatte ich die Einzelteile dann endlich soweit sortiert, daß mir die Reihenfolge klar war. Und richtig albern fand ich die Angewohnheit, grundsätzlich bei zwei möglichen „Er“ an einem Ort (ob nun Harry und ein anderer Mann in einem Raum oder der Sträfling und der Strom) hinter jedem er in Klammern anzugeben, wer dieser er denn nun war. Entweder es ergibt sich nicht aus dem Zusammenhang, dann kann man aber statt er sofort Harry, oder der Sträfling oder was auch immer schreiben, oder es ergibt sich aus dem Kontext, dann fühle ich mich bestenfalls veralbert, eher für dumm erklärt. Weder das eine noch das andere halte ich für besonders schmeichelhaft und schätze es daher auch nicht besonders. So bleibt als einziger Vorteil dieses sog. Romans (abgesehen davon, daß ich einen weiteren Literaturnobelpreisträger auf meiner Liste „abhaken“ kann), daß ich einen weiteren Faulkner-Roman gleich mit von meinem SuB schmeiße. Ich habe kurzfristig ganz sicher (und auch mittel- bis langfristig wohl eher) kein Bedürfnis, mir diesen Autor noch einmal zuzumuten.
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Schönen Gruß,
Aldawen