Henry James - Bildnis einer Dame (LR 2009)

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 9.973 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von stefanie_j_h.

  • Weit bin ich heute wieder nicht gekommen, aber ich habe herausgefunden, dass Isabel 23 Jahre ist.


    Außerdem wird es spannend. Im 24./25. Kapitel betätigt sich Madame Merle als Heiratsvermittlerin und sorgt dafür, dass Isabel Mr. Osmond kennen lernt. Welche Absichten verfolgt sie nur damit? So selbstlos ist sie nicht, das bringen ihre Gedankengänge deutlich zum Ausdruck. An Isabel, die sie erst kennen gelernt hat, kann es nicht liegen, somit bleibt also nur die Verbindung zu Osmond.


    Osmond ist mit seiner Zurückhaltung und Verschlossenheit übrigens wirklich ein Spiegelbild seines Hauses. Gefühle stehen bei ihm nicht an erster Stelle, er sieht da eher das Materielle, Äußere und Unbescholtene als wichtig an. Das Einzige, woran ihm wirklich liegt, ist seine Tochter.


    Isabel wiederum findet Osmond interessant und sympathisch. Er erzählt ihr schon sehr bald einiges aus seinem Leben und seiner Gefühlswelt, doch das, was sie gerne hören möchte, spart er aus. In ihren Gedanken fantasiert sie sich das Wünschenswerte einfach dazu, was nicht der beste Anfang ist und keine gute Basis darstellt. Vielleicht steht Isabel unbewusst zu sehr unter dem Einfluss des Hochgefühls, das die beiden früheren Werber um ihre Hand hinterlassen haben. Welcher Frau schmeichelt das nicht? Sie sollte nicht vergessen, dass Goodwood und Lord Warburton um sie angehalten haben, bevor sie die Erbschaft gemacht hatte. Bei ihnen handelte es sich wirklich um ehrliche Gefühle gehandelt haben, während Osmond die Ehe unter ganz anderen Gesichtspunkten anstrebt.

  • Ich bin jetzt auch beim 25.Kapitel angekommen und mache mir Sorgen um Isabel. Ich halte ja schon die ganze Zeit nach der angekündigten Intrige ausschau und da die Hälfte des Buches lang nichts in die Richtung gekommen ist, denke ich, dass es bald geschehen muss.. Ich nehme an James wird Isabel als verheirateten Frau auch noch eine Menge an Seiten widmen...
    Madame Merle hat mich überrascht. Anfangs fand ich sie sehr nett und sympathisch, aber ab seit sie von Isabels Erbschaft erfahren hat benimmt sie sich komisch. Wie sie reagiert hat als Mrs. Touchett es ihr gesagt hat.. fast schon eifersüchtig, als würde sie Isabel unterstellen, sie hätte sie sich das geld irgendwie erschlichen. Und das Gespräch zwischen Madame Merle und Osmond, als sie über Isabel reden ist mir auch suspekt.. Wieso möchte sie Osmond mit Isabel verheiraten? Das ist mir auch ganz unklar, so als würde für sie etwas dabei herausspringen? Als würde sie dann etwas von Isabels vermögen abbekommen? Dabei halte ich sie eigentlich nicht für so berechnend, sie wird ja immer als tugendhafter Mensch dargestellt. Diese Person verwirrt mich.


    Zur Mr. Osmonds Tochter möchte ich auch etwas sagen. Sie scheint Madame Merle nicht zu mögen und ich denke daran könnte man sich als Leser orientieren. James zufolge ist sie ein tadelloses Geschöpf und es könnte sein, dass sie eine kindliche Reinheit besitzt, die es ihr ermöglicht instinktiv eine Abneigung gegen Böses zu empfinden.
    Es wird zwar immer behauptet Mr. Osmond liebe seine Tochte, aber ich sehe das bis jetzt nicht. Er ist sich nicht mal sicher, ob er sie bei sich behalten will, wenn der Sommer vorbei ist und er hat sie auch nicht aus Rom abgeholt. Er zeigt auch sonst keine überschwenglichen Gefühle..naja


    Zurück zu meinen Sorgen um Isabel. Ich hoffe inständig, dass sie sich nicht in Mr. Osmond verliebt. Er ist zu alt, und zu verschlossen, zu träge und berechnend.


    Noch eine Bemerkung zum Thema Geld. Es wird in dem Buch oft erwähnt, dass jemand arm ist, wie Mr. Osmond beispielsweise. Aber er lebt doch ganz schön in seinem Apartment mit den Kostbarkeiten. In meinen Begriffen ist er ein reicher Mann, wenn er sich Trägheit erlauben kann. Wirkliche Armut wird von James nicht erähnt, zumindest hab ich nichts davon mitbekommen. Es handelt sich hier immer um Armut innerhalb der gehobenen Gesellschaft. Wo sind die Bettler, Tagelöhner, Arbeiter, Handwerker, die Masse?
    James bewegt sich in höheren Klassen und es ist etwas ironisch wenn das Wort Armut in den Mund von Charakteren legt, die sich keine Sorgen machen müssen, dass sie verhungern.

    :leserin:


  • Zurück zu meinen Sorgen um Isabel. Ich hoffe inständig, dass sie sich nicht in Mr. Osmond verliebt. Er ist zu alt, und zu verschlossen, zu träge und berechnend.


    Ich teile Deine Sorge um Isabel, schätze aber, dass Mr. Osmond der Auserwählte sein wird. Aus Liebe wird es jedoch nicht passieren, da hätte der Funke schon längst überspringen müssen. Entweder redet sie ihn sich schön oder sie wird von anderen in die Ehe getrieben. Madame Merle wird schon plausible Gründe finden. Lang kann es nicht mehr dauern, bis die Hochzeitsglocken läuten, sonst müsste der Rest der Geschichte im Eiltempo abgehandelt werden.



    Zur Mr. Osmonds Tochter möchte ich auch etwas sagen. [...] Es wird zwar immer behauptet Mr. Osmond liebe seine Tochte, aber ich sehe das bis jetzt nicht. Er ist sich nicht mal sicher, ob er sie bei sich behalten will, wenn der Sommer vorbei ist und er hat sie auch nicht aus Rom abgeholt. Er zeigt auch sonst keine überschwenglichen Gefühle..naja


    Vielleicht schickt er sie gerade deshalb weg, weil er ihr emotional nicht das bieten kann, was sie braucht; zumindest kann er es nicht richtig zum Ausdruck bringen. Selbst Nonnen sind als weibliche Ansprechpartner in Kindheit und Jugend noch besser als gar keine Frau. Damit will ich die Leistung der Nonnen nicht schmälern, aber in gewissen Bereichen können sie keine Lehren erteilen. Möglich ist auch, dass er sie außerhalt der Reichweite seiner Schwester und Madame Merles wissen möchte.



    Noch eine Bemerkung zum Thema Geld. Es wird in dem Buch oft erwähnt, dass jemand arm ist, wie Mr. Osmond beispielsweise. Aber er lebt doch ganz schön in seinem Apartment mit den Kostbarkeiten.


    Hat nicht Isabel in einem Gespräch mit Osmond genau das etwas ironisch erwähnt?

  • Endlich kann ich mich auch mal wieder melden. Ich bin sehr froh, dass ihr nicht so durch das Buch "stürmt", sondern euch auch etwas Zeit lasst, sonst würde ich ja gar nicht hinterherkommen. Ich habe momentan zwar nicht wenig Zeit zum Lesen, aber meistens nur eine halbe Stunde zwischendurch. Da ich dieses Buch aber im Original lese, brauche ich immer eine gewisse Zeit um mich wieder auf die Sprache konzentrieren zu können. Wenn man dann nur eine halbe Stunde Zeit hat lohnt es sich eigentlich gar nicht...


    Immerhin habe ich es bis Kapitel 17 geschafft. Endlich passiert auch mal etwas mehr. Dass Isabel innerhalb kürzester Zeit zwei Heiratsanträge ablehnt wusste ich schon aus dem Klappentext, aber auch ohne diesen schien sie mir nicht die Frau zu sein, die sich sofort in eine Ehe stürzt nur weil sich die Gelegenheit bietet.


    Miss Stackpole hat sich da ja auch ganz schön eingemischt, das macht sie nicht gerade sympathisch und sie und Isabel gehen jetzt glücklicherweise erst mal getrennte Wege.


    Was mir gut gefällt sind diese "dezenten" Hinweise und Seitenhiebe der Amerikaner gegen die Engländer und umgekehrt. Das ist meist ganz witzig, auch wenn es oft ja nur Vorurteile sind.

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  • Im 32. Kapitel taucht Goodwood wieder auf. Ist seine Liebe so groß, hat er so wenig Stolz, oder warum bleibt er so hartnäckig, selbst als Isabel ihm ganz klar sagt, dass sie ihn lieber nicht gesehen hätte? Gleichzeitig bezeichnet sie ihm gegenüber Osmond als "Nichts und Niemand", als "perfekte Null", will ihn aber trotzdem heiraten. Insgesamt springt sie nicht sehr feinfühlig mit Goodwood um, auch das Gespräch bringt nicht viel außer erstaunliche Äußerungen über ihren künftigen Ehemann. Ein ziemlich seltsames und unübliches Gebaren, sich gegenüber einem fast Fremden in so negativer Weise offen zu äußern. Als Goodwood schließlich geht, bricht Isabel in Tränen aus. Warum? Weil sie ihn verletzt hat oder weil er die Wahrheit in Bezug auf ihre Absichten mit Osmond sagt? Um das erklären zu können, fehlen die Beweggründe für ihre Heiratsabsichten.


    Der letzte Satz Isabels zur Gräfin Gemini im 35. Kapitel gibt auch Anlass zum Nachdenken: "Ich möchte lieber nichts hören, was nicht für Pansys Ohren bestimmt ist." Die Gräfin hatte ja schon vorher Bedenken wegen der Verbindung ihres Bruders zu Isabel geäußert, war aber bisher taktvoll genug, sich zurückzuhalten. Wahrscheinlich könnte sie Licht in die Angelegenheit bringen.


    Das Kapitel 36 führt die Geschichte nach einigen Jahren weiter. Über die Ehe zwischen Isabel und Osmond erfährt man nur aus zweiter Hand, da hält sich James ähnlich bedeckt wie bei Isabels Motiven für die Heirat. Liebe als Hauptgrund schließe ich aus - Schmetterlinge hatte Isabel ja nicht gerade im Bauch. Es ist kein Geheimnis, dass die Ehe nicht gerade angenehm verläuft, aber von einer Frau, die "zu zerbrechen droht" (Klappentext), kann man nicht gerade sprechen.


    Derzeit stecke ich im 40. Kapitel, wo Isabel ihren Mann soeben mit Madame Merle in unerwartet vertrauter Zweisamkeit ertappt. Es war schon vorher offensichtlich, dass die beiden etwas verbergen, aber die Spannung steigt langsam weiter, was es denn nun letztendlich ist. Ich vermute, es hat mit Pansy zu tun.

  • Ich bin auch heute nicht sehr weit gekommen, gerade mal ins 42. Kapitel, das ich auch noch mittendrin abbrechen musste. Aber es war sehr interessant und aufschlussreich.


    Im 41. Kapitel verlangt Osmond von Isabel, dass sie Warburton veranlassen soll, schnellstens um Pansys Hand anzuhalten. Ähnlich wie bei seiner eigenen Ehe ist für ihn der finanzielle Aspekt ausschlaggebend, weswegen Warburton den am besten geeigneten Kandidaten darstellt. Wenn ich nicht durch den Klappentext wüsste, dass Isabel diejenige sein wird, die in ihrer Ehe zu zerbrechen droht, würde ich vermuten, es handelte sich um Pansy, die viel empfindsamer ist als Isabel. Letztere macht nicht den Eindruck, als sei ihre Ehe eine Belastung.


    Im 42. Kapitel bekommen wir erstmals einen tieferen Einblick in Isabels Gefühlswelt und ihre Einstellung zu ihrer Ehe. Sie fühlt sich schuldig, weil sie Osmond vermeintlich getäuscht hat, da sie sich ihm beim Kennenlernen nicht gänzlich geöffnet, sondern nur Teile von sich offenbart hat, ihm also quasi schon am Anfang der Beziehung das Vertrauen verweigerte. Osmond wiederum erwartet nicht mehr als äußere Schönheit von seiner Frau. Was für eine Basis für eine Ehe! Mittlerweile hat sie so weit resigniert, dass sie bereit ist, ihre eigene Meinung zugunsten der Ehe zu opfern und sich Osmonds Erwartungen anzupassen, gibt also ihre Individualität auf.


    Auch ihre Beweggründe für diese Beziehung werden endlich offenbart: Sie hatte ihn für den "ersten Gentleman Europas" gehalten - erschreckend wenig, wenn das wirklich alles gewesen sein sollte, was ihn für sie attraktiv machte. Seine wahre Einstellung hat sich im Lauf der Ehe enthüllt: Er hat für alle Welt nur Verachtung übrig. Da sie sich jedoch aufrichtig für ihre Mitmenschen interessiert, kann diese Verbindung nicht zufriedenstellend sein. Was sie für Gleichgültigkeit gehalten hat - schlimm genug! - ist vielmehr Geringschätzung. Isabel war für ihn nur wegen ihrer Mitgift und ihres ansprechenden Äußeren interessant, von aufrichtigen Gefühlen keine Spur. Osmond kommt mir jetzt so vor wie eine Spinne, die geduldig am Rand ihres Netzes auf Opfer lauert.


    Ich fiebere darauf, weiterzulesen. :smile:

  • Ich bin jetzt beim 45.kapitel angelangt.


    Ich bin erschüttert, dass Isabel Osmond geheiratet hat, das finde ich schrecklich. Er ist wirklich wie eine Spinne, er scheint alles zu dominieren und über seiner Frau und Tochter seinen Willen aufdrücken zu wollen. Die beiden müssen parieren und nach seinen Wünschen leben, seine Ansichten haben und dürfen keine Individualität und schon garnicht eigene Ideen aufweisen. Mir missfällt Isabels Gefügigkeit, sie sollte sich gegen ihn Auflehnen und sich nicht die Schuld geben ihn getäuscht zu haben. Diese Ehe würde in unerer Zeit sicher mit einer Scheidung enden ! Ich glaube das Schlimmste für sie ist die Tatsache, dass er sie zu hassen scheint. Sie scheint sich in der Bemühung um seine Liebe selbst zu verleugnen. Sie bemüht sich zumindest, ich habe das Gefühl so ganz kann sie ihre Ansichten doch nicht aufgeben.


    Pansy ist inzwischen zu einer sehr reizenden jungen Dame geworden. Sie hängt sehr an Isabel, aber es wird auch öfter erwähnt, dass sie noch viel mehr an ihrem Vater hängt, und sich ihm niemals widersetzen würde, auch wenn das ihr eigenes Glück gefährdet. Pansy


    Madame Merle ist immer noch komisch und ich komm nicht drauf was für eine Rolle sie spielt ... Irgendwie scheint sie eng mit Osmond vertraut zu sein, obwohl dieser sie anscheinend nicht mehr schätzt... sehr mysteriös...


    Mittlerweile tauchen auch langsam wieder alle Personen auf, die vor der Heirat für Isabel eine große Rolle gespielt haben: Ralph, caspar goodwood, henrietta, die gräfin gemini, warburton, rosier... alle scheinen sich in Rom zu versammeln, fehlt nurnoch Mrs Touchett, wer weiß vielleicht kommt sie noch :) das wird auf jedenfall interessant !

    :leserin:

  • Ich bin bin mit dem Buch gerade fertig geworden :klatschen:
    Das Ende gefällt mir überhaupt nicht !

    :leserin:

  • Huch, naru, war es so spannend oder so schlecht, dass Du es schnell hinter Dich bringen wolltest? Nun sitzt mir die Neugier im Genick, aber es wird sicher noch drei Tage dauern, bis ich fertig werde.


    45. Kapitel: Isabel versucht, die Gefühle von Pansy genauer auszuloten, die bei Warburton schon durchblicken ließ, dass sie an ihm als Ehemann nicht interessiert ist. Ihre Schilderung, wie sie ihn abgewiesen hat, hat etwas von rührend kindlicher Naivität. Isabel sieht sich in einem Gewissenskonflikt zwischen ihrem Mann und Pansy, aber ihre Loyalität liegt mehr auf Pansys Seite, die diese Unterstützung sicher nötiger hat.


    Im 46. Kapitel kommt es zu einem Streit, als Osmond seiner Frau mangelndes Vertrauen vorwirft und sie bezichtigt, einen Brief von Warburton, in dem er sich Pansy erklärt, abgefangen zu haben. Mit diesem Vorwurf trifft er ihre Selbstvorwürfe, schon am Anfang zu wenig Vertrauen zu ihm gehabt zu haben, genau im Kern. Isabel behauptet ihre Position und beteuert ihre Unschuld, aber das scheint sehr nach einem Wendepunkt in ihrer Beziehung zu Osmond auszusehen.


    Inzwischen beschleicht Isabel auch endlich das Gefühl, dass Madame Merle möglicherweise doch gefährlich sein könnte.

  • 48. Kapitel Die Gräfin Gemini nimmt zusehends mehr Platz in der Handlung ein. Ähnlich wie ihr Bruder hat sie eine allgemeine negative Einstellung und unterstellt Isabel Berechnung in Bezug auf Warburton. Alle sehen Isabel mittlerweile als Ursache für die geplatze Verbindung zwischen ihm und Pansy an, aber dass das Mädchen selbst seinen Willen zum Ausdruck gebracht hat, traut ihr keiner zu, da sie jeder nur als von ihrem Vater instrumentalisiert kennt. Insgeheim reift sie aber, macht eine Entwicklung durch, die ihr hoffentlich dabei hilft, sich von dem übermächtigen Einfluss ihres Vaters zu befreien.


    49. Kapitel Isabel wird nun endlich klar, dass ihre Ehe von Madame Merle eingefädelt und nicht von ihr selbst aus Liebe eingegangen wurde, wie sie sich bisher eingeredet hat. Damit gerät diese ohnehin schon fragile Verbindung deutlich ins Wanken.


    In Kapitel 50 ist von einer Lösung Pansys von ihrem Vater nicht viel zu spüren. Er hat entschieden, dass sie für eine Weile ins Kloster gehen soll, um dort nachzudenken. Es sieht jedoch mehr danach aus, dass er sie vorerst aus dem Verkehr ziehen möchte, um möglichen Kurzschlusshandlungen mit ihrem Angebeteten (der Name fehlt mir gerade) zuvorzukommen. Vielleicht wird er sich auch gleichzeitig auf die Suche nach weiteren akzeptablen Heiratskandidaten machen.
    Obwohl ich Pansy, gemessen an heutigen jungen Leuten im gleichen Alter, als sehr kindlich und logischerweise unerfahren empfinde, gefällt mir ihre Charakterstudie sehr. Sie könnte gerne noch mehr Raum einnehmen. Andererseits kann man auf diese Weise noch viel in die Figur hineininterpretieren.


    In meiner Insel-Ausgabe wird bei manchen Dialogen keine neue Zeile angefangen, wenn eine neue Person spricht. Das ist manchmal ziemlich irreführend und stört mich zunehmend. Ich frage mich, wofür das gut sein soll - für die optische Einteilung der Kapitel jedenfalls nicht.

  • Hallo,


    nach langer Pause habe ich an dem vergangenen Wochenende meine James-Lektüre fortgesetzt. Naru und Doris haben mich ja nun schon weit überholt.
    Seit Isabell verheiratet ist, gefällt mir der Roman nicht mehr so gut: Ich kann nicht so recht nachempfinden, was sie an diesen Mann so stark bindet, dass sie sich seine Demütigungen gefallen lässt. Genau wie er als Person passt auch ihre Reaktionsweise auf sein Handeln nicht zu dem, was vorher über ihren Charakter ausgeführt wurde. Es kann doch nicht sein, dass sie aus reinem Stolz, um sich und anderen ihr Scheitern nicht einzugestehen, bei ihm bleibt? Und am Geld scheint sie doch nicht so zu hängen, dass sie aus diesem Grunde in ihrer Lage verbleibt. Wobei ich vom italienischen Eherecht (wenn es denn für Amerikaner galt)im 19. Jahrhundert bezüglich des Vermögens der Frau keine Ahnung habe.
    Pansy finde ich ziemlich farblos. Irgendwann im 46. oder 47. wird von ihr gesagt, dass sie etwas Puppenhaftes an sich habe, und das empfinde ich auch ganz stark so.
    Nun stecke ich im 47. Kapitel: Anscheinend kommt es bald zu einer neuerlichen Begegnung mit Caspar Goodwood.


    HG
    finsbury

  • Endlich habe ich auch den ersten Teil gelesen, bin also bis Kapitel 27 gekommen.


    Madame Merle war am Anfang wirklich sehr sympathisch, aber nach und nach hat sich herausgestellt, dass sie einfach zu perfekt wirkt und sicher etwas zu verbergen hat. Was sie wohl für einen Nutzen an einer Heirat zwischen Isabel und Mr. Osmond hat?



    Zur Mr. Osmonds Tochter möchte ich auch etwas sagen. Sie scheint Madame Merle nicht zu mögen und ich denke daran könnte man sich als Leser orientieren. James zufolge ist sie ein tadelloses Geschöpf und es könnte sein, dass sie eine kindliche Reinheit besitzt, die es ihr ermöglicht instinktiv eine Abneigung gegen Böses zu empfinden.


    Genau den Gedanken hatte ich auch! Pansys Abneigung gegen Madame Merle hat sicher etwas zu bedeuten, denn gerade so ein unschuldiges Geschöpf könnte es spüren, wenn mit einer Person etwas nicht stimmt...


    Aus meinem Klappentext weiß ich ja schon, dass die Hochzeit mit Osmond stattfinden wird und die Ehe nicht gerade glücklich für Isabel wird. Da bin ich schon gespannt, denn bisher scheint Osmond zwar nicht der ideale Mann für eine junge Frau wie Isabel, da er etwas alt und verschlossen wirkt, aber einen schlechten Charakter scheint er nicht zu haben.


    Als Warburton wieder auftaucht und Isabel in Rom trifft, war ich richtig traurig. Von den ganzen Anwärtern ist er für mich der sympathischste und es tut mir richtig leid, dass Isabel das nicht so sieht. Mit ihm könnte sie glücklicher werden und die große Liebe scheint Osmond ja auch nicht zu sein... :rollen:

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  • Ich bin heute bis zum 52. Kapitel gekommen und bringe für Isabel zunehmend weniger Verständnis auf. Gräfin Gemini hat sie mittlerweile darüber aufgeklärt, dass



    Das hatte ich früher schon vermutet. Erstaunlich, dass Isabel nicht selbst schon darauf gekommen ist und noch erstaunlicher, dass sie anscheinend nicht vorhat, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Es hat sich schon an mehreren Stellen gezeigt, dass die Vertrauensfrage ein wesentlicher Punkt zwischen den Eheleuten Osmond ist. Deshalb hätte Isabel erwarten können, dass ihr Mann sie über eine solche Angelegenheit nicht im Unklaren lässt. Eigentlich musste er ohnehin damit rechnen, dass Isabel irgendwann die Wahrheit erfährt.


    Inzwischen liegt Ralph im Sterben und Osmond möchte nicht, dass Isabel zu ihm nach England fährt. Zwischen den Zeilen ist die leise Drohung zu lesen, dass es das Ende ihrer Ehe bedeuten würde, aber Isabel beschließt nach einigem Zögern, doch zu fahren. Ist das nun die Befreiung aus dieser Verbindung? Immerhin könnte sie dort Warburton wieder treffen, der sowohl aus ihrer wie auch Osmonds Sicht eine Art Bedrohung darstellen könnte.


    Wie es sich damals mit der Mitgift im Falle einer Trennung verhielt, weiß ich ebenfalls nicht, aber die Isabel, die man zu Beginn dieser Geschichte kennen lernte, machte nicht den Eindruck, als sei ihr Geld das Wichtigste auf der Welt. Gerade mit den Erfahrungen, die sie in den letzten Jahren zweifellos gesammelt hat, sollte man meinen, dass sie die Prioritäten anders setzt.


    Pansy finde ich ziemlich farblos. Irgendwann im 46. oder 47. wird von ihr gesagt, dass sie etwas Puppenhaftes an sich habe, und das empfinde ich auch ganz stark so.


    Inwiefern puppenhaft? Wenn man das mit marionettenhaft gleichsetzen könnte, würde ich es unterschreiben. Papa zieht die Strippen und sie tanzt danach. Unter puppenhaft verstehe ich mehr das makellose Äußere, das sie ja auch aufzuweisen hat. James hat sie als Gegenpol zu den ansonsten sehr charakterstarken Frauen gezeichnet. Sie ist ihrem Vater ausgeliefert und weiß das sicherlich auch, kann aber wegen ihrer Erziehung nicht dagegen ankämpfen. Selbst als ihre einzige Unterstützung in Form von Isabel ihr Hilfe anbietet, kann sie sich nicht von ihm lösen.

  • Gestern Abend habe ich dann noch bis Kapitel 34 gelesen. Ich glaube, ich bin jetzt endlich so richtig im Buch drin, jetzt geht es mit dem Lesen auch schneller.


    Ich fand es ein bisschen schade, dass wir nicht erfahren, wie genau Isabel und Osmond beschlossen haben zu heiraten. Das wird aber einfach übersprungen und wir erfahren die Verlobung nur dadurch, dass Isabel mit Mrs. Touchett und Ralph redet.


    Ich kann da auch beide Seiten irgendwie verstehen, Mrs. Touchett und Ralph sehen als Außenstehende ein, dass Osmond nicht der richtige für Isabel ist, Isabel will sich aber andererseits nicht reinreden lassen und kann nicht nachvollziehen, was die beiden an Osmond stört.


    Da kommen wohl noch einige Konflikte auf Isabel zu. Vor allem auch, wenn sie einsieht, dass Madame Merle es auch nicht nur gut mit ihr meint...

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  • Hallo liebe Mitlesende,


    ich habe mich auch für die Leserunde angemeldet, habe momentan aber viel zu viel zu tun und leider keine Zeit (und zum Teil auch keine Lust) zum Lesen. Es tut mir wirklich leid, denn das Buch habe ich angelesen und es scheint vielversprechend zu sein. Nur leider wird jetzt doch nichts damit.


    Ich wünsche Euch noch schöne Lesestunden mit Isabel & Co. :winken:


    Herzliche Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

  • Ciao, nikki! :winken:


    Ich bin heute fertig geworden und noch etwas betäubt von dem abrupten Ende der Geschichte. Eigentlich hatte ich noch etwa zwanzig Seiten vor mir und erwartete deshalb noch einiges an Überraschungen oder Abschlüssen, doch diese letzten Seiten entpuppten sich als Nachwort, und deshalb war ich tatsächlich wie vor den Kopf geschlagen,


    Es gibt einigen Anlass für Spekulationen, so vor allem Pansys Situation. Wird sie im Kloster bleiben oder abwarten, bis ihr Vater ihr einen neuen Ehemann präsentiert? Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich dem Einfluss ihres Vaters entziehen kann, es sei denn, sie erhält Unterstützung von jemandem, der es wirklich ehrlich mit ihr meint. Sie ist der Typ Mensch, der an dieser Unterjochung zugrunde geht, ohne jemals auch nur den Wunsch zu verspüren, sich davon zu befreien. Ihr ganzes Denken ist darauf ausgerichtet, ihrem Vater zu gefallen. Ich hatte gehofft, dass sie die Kurve noch kratzt.


    Isabels Handeln kann ich nicht nachvollziehen.


    Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn die Geschichte eher unheilvoll ist und über der Handlung immer ein Hauch Bitterkeit schwebte. Die Charakterstudien der einzelnen Figuren waren sehr ausführlich, ließen aber trotzdem Überraschungen zu. Nur schade, dass zuletzt fast alle Protagonisten etwas verloren haben, ihr Leben, ihre Liebe, ihre Unabhängigkeit, Illusionen und Überzeugungen. Wenn das Ende auch überraschend war, passte es doch zur Handlung.

  • Hallo,


    auch ich bin heute Nacht mit dem Roman fertig geworden und genauso wie Doris erstaunt über das abrupte Ende, das nur in der Andeutung von Henrietta Stackpole noch ein wenig Hoffnung, eine Perspektive offen lässt.


    Henry James' Schreibstil, soweit er sich in der Übersetzung erahnen lässt, hat mir sehr gut gefallen, auch die Beschreibung von Landschaften und Räumen. Mit seinen Personen konnte ich nur teilweise etwas anfangen: Alle Touchetts, Henrietta, die Gräfin Gemini, Gilbert Osmond und Mme Merle hatten für mich nachvollziehbare Charaktere, mit Isabella und Pansy konnte ich dagegen wenig anfangen, ihre Erdulderei ging mir gegen den Strich, und im Falle Isabellas fand ich auch die Persönlichkeitsentwicklung nicht kohärent.


    Ich werde es aber doch noch mit weiteren Werken von James versuchen, denn sein Stil gefällt mir wie gesagt sehr gut und auch seine humorvollen Seitenhiebe auf europäische und amerikanische Befindlichkeiten finde ich sehr amüsant.


    Vielleicht lesen wir uns einmal wieder bei einem James-Buch!


    HG
    finsbury

  • Inzwischen bin ich bis Kapitel 49 gekommen. Es geht also langsam aufs Ende zu, aber ich befürchte das schlimmste, da ihr alle schreibt, dass das Ende so abrupt war.


    Ich habe sehr gehofft, dass Pansy und Warburton nicht heiraten, Warburton hatte ja augenscheinlich kein Interesse an Pansy, sondern nur an Isabel. Da hätte mir die kleine Pansy wirklich leid getan. Warburton hätte sie zwar sicherlich besser behandelt, als Osmond Isabel behandelt, aber trotzdem wünsche ich ihr, dass sie ihren Mr. Rosier heiraten darf. Große Hoffnung habe ich dafür aber nicht.


    Ich finde es schön, dass alle Personen, die wir von früher kennen, jetzt nochmal auftauchen. Mit Goodwood habe ich auch gar nicht mehr gerechnet und ich fand es schön, dass Isabel ihm am Ende doch angedeutet hat, dass sie nicht glücklich ist.


    Allgemein fand ich das Kapitel 42 und die Stellen, in denen man mehr über Isabels Gefühle und Gedanken erfährt sehr gelungen. Seit sie verheiratet ist musste man sich ja vieles eher selbst zusammenreimen und jetzt weiß man endlich wieder, wie es Isabel geht.


    Ich werde das Buch hoffentlich am Wochenende beenden, dann kann ich auch endlich alle eure Beiträge lesen und einen abschließenden Kommentar schreiben.


    :winken:

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  • Mit seinen Personen konnte ich nur teilweise etwas anfangen [...] mit Isabella und Pansy konnte ich dagegen wenig anfangen, ihre Erdulderei ging mir gegen den Strich, und im Falle Isabellas fand ich auch die Persönlichkeitsentwicklung nicht kohärent.


    Ich habe das ähnlich empfunden. Pansy kann ich noch einigermaßen verstehen, denn sie kennt von jeher nichts anderes. Ihr fehlen eigene Erfahrungen und das nötige Selbstbewusstsein, um sich gegen ihren Vater zu behaupten. Isabel passte nach ihrer Heirat nicht mehr zu dem Bild, das ich mir nach der anfänglichen Beschreibung von ihr gemacht hatte. Irgendwann machte ihre Persönlichkeit eine Kehrtwendung, aber die Beweggründe bleiben in der Fantasie des Autors verborgen.


    Spannend fand ich diese beiden Figuren trotzdem, auch wenn mir sie mir vom Wesen her nicht so liegen. Manchmal sind gerade die etwas unrunden Charaktere interessant, weil sie einen Ausgleich zu den braven und stimmigen Personen darstellen. Ansonsten wäre es doch schnell langweilig :zwinker:.

  • Ich habe das Buch nun auch beendet und fand das Ende ganz gelungen. Vor allem fand ich es gut, dass vieles offen bliebt. Man weiß zwar, dass Isabel nach Rom zurückkehrt, wie es allerdings dort mit ihr und Osmond weitergeht und wie Pansys weiteres Schicksal aussieht bleibt offen.


    Ich kann Isabels Veränderung zwar nicht ganz nachvollziehen, dass diese neugierige, selbstständige jungen Frau zu einer passiven, unterwürfigen Ehefrau wurde ist sehr überraschend und erklärt sich auch nicht unbedingt durch das Buch. Mir hat es nach Isabels Hochzeit nicht mehr so gut gefallen, da man vieles nicht wirklich erfahren hat, sondern nur durch Veränderungen der Personen, oder ihrer Gedanken sich selbst erschließen musste.


    Insgesamt hat mir das Buch aber schon gefallen, ich mag den Stil von Henry James auch sehr gerne, vor allem, dass er alle Personen und Charaktereigenschaften so genau beschreibt und sogar die Häuser. Da kann man sich von allem ein Bild machen und ist richtig mittendrin.

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