H. Püstow/T. Schachner - Jack the Ripper. Anatomie einer Legende

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.293 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Liafu.

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    Es ist der nieselige, kalte Herbst des Jahres 1888, Londoner East End. Whitechapel. Seit geraumer Zeit treibt ein Serienkiller sein Unwesen im Londoner Armenviertel. Er hat es dabei vornehmlich auf Prostituierte abgesehen, die der Killer grausam abschlachtet und dann irgendwo liegen lässt.


    Die Londoner Polizei steht vor einem Rätsel, es gelingt ihr einfach nicht, den Mörder zu fangen. In der Bevölkerung regieren Angst und Schrecken. Doch nach fünf bestialischen Morden ist plötzlich Schluss. Das Morden hat ein Ende – doch wer war dieser Unbekannte, der sich schon bald einen Spaß daraus machte, die Polizei an der Nase herumzuführen und dem man den Spitznamen „Jack the Ripper“ gegeben hat?


    Püstow und Schachner liefern mit ihrem Sachbuch ein umfangreiches Kompendium zu dem Fall. Sie geben einen Überblick über das Leben und die sozialen Umstände in Whitechapel am Ende des 19. Jahrhunderts, so dass sich der Leser ein Bild über die Stimmung der damaligen Zeit machen kann. Danach werden die „kanonischen Fünf“ dargelegt. Es handelt sich dabei um die fünf Opfer des Rippers, die eindeutig ihm zugerechnet werden. Man erfährt alles über ihren Lebenswandel, die Vorgehensweise der Polizei, mögliche Spuren und Hinweise. Belegt wird dies durch eine große Masse zeitgenössischer Zeitungs- und Polizeiberichte und Zeugenaussagen.


    Abgerundet wird das Werk durch eine Darstellung der meistverdächtigen Männer der damaligen Zeit. Schachner und Püstow weisen darauf hin, dass man sich selbst eine Meinung bilden möge. Sie zählen die Fakten auf, geben eine Übersicht, was für und was gegen eine tatsächliche Täterschaft sprechen könnte.


    Alles in allem ein sehr interessantes Buch, wertneutral, gut zu lesen und mit vielen Quellen belegt. Einige Bilder sind auch vorhanden, jedoch für jemanden, der sich bereits etwas in die Thematik eingelesen hat, nichts noch nie Dagewesenes. Eine sicher gute Einstiegslektüre, die angenehm unreißerisch daherkommt.
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    Gebundene Ausgabe: 287 Seiten
    Verlag: Militzke; Auflage: 2 (März 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3861897539
    ISBN-13: 978-3861897538


    4ratten

  • Dieses Buch muss ich wohl glatt übersehen haben. Jack the Ripper lässt mich irgendwie nicht so recht los. Ich glaube das liegt wirklich daran das man einfach nicht nachweisen kann wer es nun tatsächlich war. Die Grausamkeit der Morde tut ihr Übriges... Ich habe ja sogar ein Heft in dem man einen Jack the Ripper Walk durch London machen kann. :breitgrins:

  • Oh, den Thread hatte ich bisher auch völlig übersehen, danke für's hoch holen, Holden. Das klingt doch mal nach einer etwas seriöseren Lektüre zum Thema. *Auf Wunschliste setz*

  • Das Buch präsentiert die Ripper-Morde in chronologischer Reihenfolge, wobei jedes seiner Opfer sein eigenes Kapitel erhält, sodass man das Buch auch gut als Nachschlagewerk nutzen kann und nicht zwangsläufig von vorn nach hinten durchlesen muss. Auch das Personenregister im Anhang ist hier sicher hilfreich. Nach den Opfern wird eine Reihe möglicher Verdächtiger vorgestellt, ebenfalls in Form in sich abgeschlossener Kapitel, die jeweils mit einer Pro- und Kontra-Liste abschließen, was die Darstellung sehr ausgewogen wirken lässt. Auch ein Literaturverzeichnis ist enthalten, was ich immer sehr praktisch finde, für den Fall, das man sich mit den Thema weiter beschäftigen will. eine weitere gute Idee die Karte von Whitechapel am Anfang des Buches.


    Allerdings sollte man für dieses Buch ein bisschen Konzentration mitbringen, sonst kann man schnell den Überblick über die Geschehnisse verlieren. Der Stil ist eher trocken und teils holprig, was das Lesen etwas anstrengend machen kann. Ebenfalls ein wenig holprig fand ich an manchen Stellen die Übersetzungen aus dem Englischen, z. B. bei Zeugenaussagen o. ä. (Ich bin da aber generell sehr empfindlich.)


    Einige Hinweise zum viktorianischen Zeitalter allgemein wirkten auf mich oberflächlich, aber das fällt vermutlich nur auf, wenn man sich mit dem Thema schon mal näher beschäftigt hat. Der Text ist mit sher vielen Fußnoten zu versehen. Auf der einen Seite ist das natürlich positiv, da hier für alles und jedes Quellen angegeben werden, aber dazu kommen eben auch Anmerkungen zum Text, für die man dann ständig nach hinten Blättern muss. Das hätte man vielleicht anders lösen können.


    Ebenfalls anders lösen können hätte man den Umgang mit den Fotos der ermordeten Frauen. Natürlich haben diese in so einem Buch ihre Berechtigung und natürlich weiß ich, dass ich mit unappetitlichen Bildern rechnen muss, wenn ich ein Buch über so ein Thema lese. Aber was spricht dagegen, diese Fotos im Anhang zu sammeln, sodass man sich überlegen kann, ob man sie angucken will und nicht plötzlich beim Lesen darüber stolpert (und sie erst mal abdecken muss, ehe man weiter lesen kann)? Und wieso werden von den ersten, weniger grausam verletzten Opfern ausschließlich Bilder vom Gesicht gezeigt, von der stark entstellten Catherine Eddowes dagegen ein Ganzkörperfoto und eine Nahaufnahme vom Gesicht und von den Überresten der Mary Jane Kelly ein wirklich, wirklich widerliches Tatortfoto? Ich finde nicht, dass mir das irgendwelchen Informationsgewinn bringt. Es wirkt auf mich eher, als wollte man hier den Ekelfaktor erhöhen.


    Ach ja, und dann ist mir noch eine Falsche Zahlenangabe aufgefallen. Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit und kann mal passieren, aber da der Fehler sowohl aus dem Kontext als auch durch das dazugehörige Foto sehr offensichtlich ist, frage ich mich halt schon, ob sowas nicht noch öfter vorkommt.


    Fazit:
    Obwohl ich doch einiges zu bekritteln habe, finde ich das Buch keineswegs schlecht. Die Autoren wollten ein Buch schreiben, das die Geschehnisse detailliert wiedergibt und dabei nicht versucht, einen bestimmten Verdächtigen als Täter zu präsentieren. Und das ist ihnen gelungen. Wer zum Thema Jack the Ripper also einen einigermaßen ausführlichen und neutralen Überblick in deutscher Sprache sucht, liegt mit diesem Buch sicher nicht falsch.

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()